Die Schöpfungsordnung Gottes (1. Korinther 11,1-16)
Konsequenzen der Rangordnung (Vers 4-10)
Der Übergang zu Vers 4 ist folgender: Die Rangordnung Gottes in der Schöpfung von Vers 3 wird jetzt in äußeren Dingen offenbar. Das, was die Gedanken Gottes sind, zeigt sich in Äußerlichkeiten. Und ich wähle ganz bewusst dieses Wort, weil oft gesagt wird: „Das sind doch nur nebensächliche, äußere Dinge. Das ist doch völlig egal, ob das so oder so gehandhabt wird.“ Nein, in äußeren Handlungen werden Grundsätze Gottes offenbart. Das müssen wir auch lernen. Ich gebe dazu zwei Beispiele:
- In 1. Korinther 10 meinten die Korinther, die Freiheit zu haben, am Tisch der Dämonen teilhaben zu können. Sie wollten sich nicht eins machen mit den Dämonen, wollten keine Gemeinschaft mit ihnen haben. Und doch ist durch ihre äußere Teilnahme an deren Tisch genau das eingetreten, was sie nicht wollten.
- In 2. Johannes 10.11 steht: Wer einen Irrlehrer grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken. Ein ganz normaler Gruß einem Irrlehrer gegenüber bringt mich in innere Gemeinschaft mit der bösen Lehre, die dieser Mann vertritt, ob ich das wahrhaben will oder nicht, genau das ist die Folge.
Also, äußere Handlungen zeigen innere Grundsätze. Das ist hier auch so. Und das beginnt mit einer Belehrung über das Beten von Mann und Frau. Je nachdem, wie sich ein Mann oder eine Frau beim Beten verhält, wird der Grundsatz der Schöpfungsordnung offenbar oder nicht. Nun ist es ein herrliches Vorrecht, beten zu dürfen. Frauen und Männer dürfen beten. Das zeigt uns jetzt dieser Abschnitt. Wollen wir dieses Vorrecht nicht mehr in Anspruch nehmen? Aber wir müssen weiter klären, um welch eine Art von Gebet es sich hier handelt. Das ist ganz wichtig zum Verständnis des Abschnittes. Wenn wir das nicht verstehen, verstehen wir den ganzen Abschnitt nicht.
Der Herr stellt hier Beten und Weissagen auf eine Stufe. Ich beginne mal mit dem Letzteren. Was ist „weissagen“? Weissagen bedeutet nicht, zukünftige Dinge voraussagen. Diese Art des Prophetendienstes gab es im Alten Testament. Die gibt es heute nicht mehr. Heute sagt kein Bruder und auch keine Schwester zukünftige Dinge voraus. Nein, „Wer weissagt“, steht in 1. Korinther 14,3, „redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Das bedeutet, dass jemand (Mann oder Frau) von dem Herrn benutzt wird, um aus der Gegenwart Gottes kommend (aus der Gemeinschaft mit ihm) andere zu belehren bzw. ihnen etwas zu sagen mit dem Ziel, sie zu erbauen, zu ermahnen oder zu trösten. Jemand, der weissagt, bringt die Gedanken Gottes den Zuhörern nahe und erreicht sie in ihren momentanen Bedürfnissen. Er redet das, was der Zuhörer in diesem Augenblick von Gott bekommen soll, was seiner momentanen Lage dienlich ist. Das ist prophetischer Dienst, Dienst der Weissagung in unserer Zeit. Diesen Dienst kann man nur tun, indem man sich laut vor anderen äußert. Mit geschlossenem Mund kann keine Weissagung ausgesprochen werden. Wenn du, lieber Bruder, mir, von dem Herrn benutzt, dienen willst, musst du mir etwas sagen, sonst kannst du nicht den Dienst der Weissagung an mir tun. Und das Beten wird mit diesem Dienst auf eine Stufe gestellt. Es geht also jetzt hier um ein lautes, öffentliches Gebet vor anderen. Es geht hier nicht darum, dass eine Schwester oder auch ein Bruder im Stillen, in Gedanken betet, es geht nur um ein lautes, öffentliches Gebet vor anderen. Und wenn ein Bruder so betet oder weissagt, dann, so steht es hier, soll er nichts auf dem Haupt, d. h. keine Kopfbedeckung haben. Wenn er mit Kopfbedeckung betet, dann entehrt er sein Haupt, dann entehrt er Christus.
Wenn ein Mann in der Öffentlichkeit betend auftritt vor anderen, dann zeigt er mit unbedecktem Haupt, dass er Gott in der Öffentlichkeit repräsentiert. Er ist entweder der Mund Gottes den Zuhörern gegenüber, das ist Weissagen, oder er ist der Mund der Anwesenden zu Gott, das ist Beten. Und er ist, so haben wir in Vers 7 gelesen, das Bild Gottes, d. h., der Mann ist die Darstellung Gottes auf dieser Erde, deshalb betet er mit unbedecktem Haupt. Er hat in der sichtbaren Schöpfung kein Haupt über sich. Und weil er Gott repräsentiert als sein Bild, betet er unbedeckt. Wenn er mit bedecktem Haupt beten würde, dann würde das bedeuten, dass er sich in der sichtbaren Schöpfung noch einem anderen Haupt außer Christus unterstellen würde. Dann nimmt er erstens die Stellung einer Frau ein, und zweitens stellt er ein anderes Haupt neben Christus. Deshalb wird sein Haupt, das ist Christus, entehrt, wenn er mit bedecktem Haupt betet. Es gibt neben Christus kein anderes Haupt. Die Einzigartigkeit des Hauptes Christi würde in Zweifel gezogen, wenn der Mann sich unter eine andere Autorität in der sichtbaren Schöpfung stellen würde. „Entehrt sein Haupt“ meint nicht seinen Kopf, sondern meint Christus, der, wie es in Vers 3 gesagt wird, das Haupt des Mannes ist. Darum noch einmal: Es geht nicht um ein stilles Gebet in Gedanken. Wenn ein Mann ganz allein für sich in der Stille betet, dann kann er das auch mit bedecktem Haupt tun, weil er von niemandem in der Schöpfung beobachtet wird. Bruder Brockhaus hat einmal von sich selbst gesagt, dass er mehr mit Hut auf dem Kopf als ohne Hut gebetet hat.
Nun zu den Frauen in Vers 5. „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt“. Wenn aber eine Frau in der Öffentlichkeit laut vor anderen betet, dann dokumentiert sie mit bedecktem Haupt, dass sie in der sichtbaren Schöpfung ein Haupt über sich hat, das ist der Mann. Das muss nicht der eigene Mann sein, sondern einfach der Mann, als Geschöpf. Wenn sie das mit unbedecktem Haupt tut, dann entehrt sie ihr Haupt, wiederum nicht ihren Kopf, sondern den Mann. Dann zeigt sie in ihrem Verhalten, ob sie das will oder nicht, ich will Mann sein. Sie nimmt in diesem Augenblick die Stellung eines Mannes ein, der sehr wohl mit unbedecktem Haupt beten soll. Aber die Frau ist dankbar dafür, dass sie Frau ist und zeigt durch das Bedecken beim öffentlichen Gebet einer sichtbaren Schöpfung, den Menschen, und einer unsichtbaren Schöpfung, der Engelwelt, ihre untergeordnete Stellung. Es geht also auch hier nicht darum, dass eine Schwester sich bedecken muss, wenn sie ganz allein für sich in der Stille betet. Liebe Schwester, wenn du nachts nicht schlafen kannst und nutzt die Zeit zum Gebet, dann musst du nicht neben deinem Bett ein Kopftuch liegen haben und dich während der Zeit, in der du betest, bedecken. Wenn eine Schwester das aus Gottesfurcht tut, soll sie es tun, aber es ist nicht die Belehrung von 1. Korinther 11.
Ebenfalls ist es nicht die Belehrung von 1. Korinther 11, dass Schwestern sich bedecken, wenn Brüder beten. Wenn der Mann in der Familie zu Hause betet, muss die Schwester sich nicht bedecken. Wenn sie es aus Gottesfurcht tut, soll sie es tun, ich will es ihr nicht nehmen, aber es geht hier nicht darum. Es gibt aber sehr wohl Situationen, wo Schwestern in der Öffentlichkeit beten, z. B. ohne Beisein des Mannes mit den Kindern am Mittagstisch. Jetzt dankt sie für die Speisen und betet laut vor anderen. Liebe Schwester, bedeckst du dich dann? Ich wünschte, du würdest es tun. Wenn du bisher darüber unbelehrt warst, hat der Herr Geduld, aber wenn du die Dinge kennst und tust sie nicht, dann ist es Ungehorsam. Und wie Gott über Ungehorsam denkt, muss ich nicht weiter auslegen. Außerdem wird später gesagt, dass es schändlich ist, wenn man sich nicht bedeckt. Eine andere Gelegenheit wäre, wenn du einige andere Frauen zum Frühstück einlädst. Frauenfrühstück kann gut sein, kann aber auch nicht gut sein. Wenn es genutzt wird, um über andere Geschwister zu sprechen, dann sollte man es nicht durchführen. Aber wenn ihr zusammenkommt, um zu beten, dann ist es gut. Wenn du dann betest vor anderen, dann bedecke dein Haupt. Oder du machst einen Krankenbesuch bei einer kranken Schwester und willst mit ihr beten. Ein wertvoller Dienst – nur, bedecke dein Haupt, wenn du betest. Genau das ist die Zielrichtung von 1. Korinther 11, und wir fragen uns zu Recht: Warum geschieht das so wenig?
Eine Schwester kann auch weissagen. Die Töchter des Philippus weissagten in Apostelgeschichte 21. Und in Apostelgeschichte 2 wird Joel 2 zitiert: „Eure Söhne und eure Töchter werden weissagen.“ Da wird Bezug genommen auf eine zukünftige Zeit im Tausendjährigen Reich. Frauen können sehr wohl auch weissagen, aber nicht in der Versammlung, natürlich nicht, denn das sagt 1. Korinther 14,34. In der Versammlung beten Frauen auch nicht, jedenfalls nicht im Sinn von 1. Korinther 11. Wenn eine Frau in der Versammlung still sitzt und gedanklich betet, dann äußert sie sich nicht laut vor anderen. Genau das darf sie nämlich nicht. Das steht in 1. Korinther 14,34. In der Versammlung soll sie schweigen, aber gedanklich darf sie beten. Eine Frau muss sich also in der Versammlung nicht deshalb bedecken, weil sie dort betet, dafür gibt es andere Gründe, auf die ich später noch eingehe. Wenn eine Frau aber laut vor anderen betet oder z. B. im Haus weissagt, als Lehrerin des Guten, um jüngere Frauen in ihren Aufgabengebieten zu unterweisen (Titus 2), dann soll sie ihr Haupt bedecken. Darum geht es in unserem Vers, und ich hoffe und wünsche, dass wir das etwas verstanden haben. Würde sich eine Schwester nicht entrüsten, wenn ein Mann mit Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit beten würde? Ich denke, das würde ihre Entrüstung hervorrufen. Und wenn sie selbst unbedeckt betet, müsste das ebenso Entrüstung hervorrufen.
Konsequenzen der Missachtung
Jetzt wollen wir uns einmal anschauen, wie der Herr es beurteilt, wenn diese Dinge unbeachtet bleiben. Im Nachsatz von Vers 5 heißt es, dass, wenn eine Frau mit unbedecktem Haupt betet, es ein und dasselbe ist, wie wenn sie geschoren wäre. Gott sagt zu der Frau: Wenn du unbedeckt betest, dann sehe ich das genauso an, als wenn du geschoren wärst. Geschoren meint, das Haar glatt bis auf die Haut abrasiert zu haben. Das geschorene Haar war im Alten Testament immer der Ausdruck einer Schande für den Betreffenden. In 4. Mose 5,11ff wird z.B. davon gesprochen, dass eine Frau ausschweift und Untreue gegenüber ihrem Mann begeht. Und eine Frau, die so beschrieben wird, von ihr wird in Vers 18 gesagt, dass ihr Haupt entblößt werden soll. Dann war sie eine Geschorene. So beurteilt Gott das Beten mit unbedecktem Haupt. Damit vergleicht er es.
In 1. Chronika 19,4 lesen wir: „Da nahm Hanun die Knechte Davids und ließ sie scheren“ und in Vers 5: „…denn die Männer schämten sich sehr.“ Diese Stelle zeigt, wie entehrend und abscheulich sie jetzt in den Augen anderer waren. Die Anmerkung sagt, sie waren sehr beschämt. Eine weitere Stelle noch aus Micha 1,16: „Mache dich kahl und schere dich um der Kinder deiner Wonne willen, mache deine Glatze breit wie die des Geiers; denn sie sind von dir hinweggeführt.“ Auch diese Stelle zeigt, dass sowohl das Kahlscheren als auch das abgeschnittene Haar ein Ausdruck der Schande war. Will eine Frau sich so von Gott beurteilen lassen?
Dann heißt es weiter in Vers 6: „Wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so lasse sie sich auch das Haar abschneiden.“ Der Apostel Paulus sagt gleichsam zu einer Frau: Wenn du dich nicht schämst, mit unbedecktem Haupt zu beten, dann dokumentiere es doch gleich, indem du dir das Haar ganz abschneidest, denn dann zeigst du wirklich in der Öffentlichkeit, wie du zu der Schöpfungsordnung Gottes stehst. Das ist die Schlussfolgerung. Es ist ein ernstes Wort, aber es sind die Gedanken Gottes. Dann wird fortgesetzt: „Wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lass sie sich bedecken.“ Dieser Vers sagt eindeutig, dass es für eine Frau eine Schande ist, wenn sie geschorene oder abgeschnittene Haare hat. Diesen beiden Ausdrücken wollen wir einmal nachgehen.
Wir müssen jetzt lernen, diese beiden Ausdrücke voneinander zu unterscheiden. Es sind zwei Ausdrücke im Grundtext im Alten und Neuen Testament für „scheren“ und für „abschneiden“, die klar machen, dass es um folgende Dinge geht: „Scheren“ ist das Kahlscheren mit einem Rasiermesser bis auf die Haut. „Abschneiden“ ist das Kurzschneiden der Haare mit einer Schere. Es bedeutet an dieser Stelle nicht das Abschneiden der Haarspitzen, obwohl jedes Wegschneiden der Haare nicht von Gott gewollt ist. Der Herr will nicht, liebe Schwester, dass du von deinem Haar etwas wegnimmst. Aber jetzt erkläre ich die beiden Worte, die hier stehen: Es ist schändlich für eine Frau, wenn sie sich schert (oder geschoren wird) und wenn sie das Haar kurz schneidet, wie es ein Mann tut. Genauso schändlich ist es auch, wenn sie mit unbedecktem Haupt betet, so das Urteil des Herrn.
Wenn wir jetzt noch darüber nachdenken, was schändlich ist und Vergleiche anstellen zu anderen Schriftstellen, dann müssten wir eigentlich erschrecken. In 1. Korinther 14 wird z.B. gesagt, dass es schändlich ist, wenn eine Frau in der Versammlung redet. Und wisst ihr, was auch noch als schändlich bezeichnet wird? Gleichgeschlechtliche Liebe in Römer 1,26. Sie wird dort als schändliche Leidenschaft beschrieben. Damit stellt der Herr diese Dinge auf eine Stufe. Ist das nicht abschreckend genug? Wir wollen natürlich nicht abschreckende Mittel benutzen, um unseren Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber zu wecken. Das wäre nicht der gute Weg. Der gute Weg ist, die Liebe zu diesem Schöpfer-Gott, der Mann und Frau geschaffen hat, unter Beweis zu stellen, indem wir im Gehorsam diese Schöpfungsordnung anerkennen, respektieren und beachten. Durch Bedeckung bzw. keine Bedeckung ehren wir unsere Häupter: der Mann ehrt Christus und die Frau ehrt den Mann. Das ist eine wunderschöne, von Gott angeordnete Rangordnung.
Göttliche Begründungen (Vers 7–9)
Ab Vers 7 haben wir Begründungen für dieses Verhalten, und zwar wird gesagt, dass der Mann das Haupt nicht bedecken soll, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist. Ich habe schon kurz etwas gesagt, über die Wahrheit, dass er Gottes Bild ist. Es steht schon in 1. Mose 1, dass der Mensch im Bild Gottes geschaffen worden ist. „Bild“ bedeutet immer Darstellung einer Sache. Wenn ich euch ein Bild von meiner Frau zeigen würde, dann ist das Bild nicht meine Frau, aber dieses Bild stellt sie dar. So ist eben der Mann nicht Gott, aber der Mann stellt Gott dar in dieser Welt. Das ist immer der Gedanke des Bildes. Eine gute Erklärung dafür ist Kolosser 1,15, wo es heißt, dass der Herr Jesus das Bild, das Bild des unsichtbaren Gottes ist. Das sind wir Männer nicht. Das Bild Gottes ist nur der Herr Jesus, weil er die vollkommene Darstellung Gottes, ja selbst der Sohn Gottes ist. Aber der Mann ist auch der Repräsentant Gottes in dieser Schöpfung. Adam wurde der Auftrag gegeben, den Tieren Namen zu geben, nicht Eva. Adam war der Repräsentant Gottes in der Schöpfung, und so ist der Mann Gottes Darstellung, Gottes Bild. Deshalb soll er sein Haupt nicht bedecken.
Zweitens ist der Mann auch die Herrlichkeit Gottes. Das ist nicht genau dasselbe wie Bild. Bild bedeutet Darstellung, und Herrlichkeit bedeutet Ausstrahlung. Die Tatsache, dass der Mann die Herrlichkeit Gottes ist, bedeutet, dass er das Wesen Gottes oder die Wesenszüge Gottes ausstrahlt, einen Glanz verbreitet von dem, was Gott ist. Das bedeutet, wenn die Menschen einen göttlich ausgerichteten Mann sehen, dann schließen sie von diesem Mann zu Recht auf Gott. Das ist der Wille des Herrn.
Jetzt kommen wir zur Frau. Die Frau aber, Vers 7b, ist des Mannes Herrlichkeit. Sie ist nicht sein Bild, sie stellt nie den Mann dar, und weil sie ihn nie darstellt, deshalb bedeckt sie sich beim Gebet. Jetzt komme ich noch auf einen Zusammenhang zu 1. Timotheus 2,8 zu sprechen, der jetzt gut passt. Da steht nämlich, dass Männer an jedem Ort beten sollen. Männer. Da steht nicht „Frauen“. Das heißt also, für die Frau ist das Gebet an jedem Ort nicht vorgesehen. Sie schweigt in den Zusammenkünften. Das haben wir schon gehört. Auch in Gegenwart von gläubigen Männern betet sie nicht. Ich lasse dabei einmal außer Acht, dass es Ausnahmen geben mag bei Krankheit und besonderen Notsituationen, die natürlich denkbar sind. Dem Grundsatz nach betet die Frau nicht in Anwesenheit eines gläubigen Mannes. Sie ist nicht die Darstellung des Mannes. Sie nimmt nicht die Stellung eines Mannes ein. Und das kann man, meine ich, folgendermaßen sehr gut erklären: Wenn gläubige Männer anwesend sind, dann repräsentieren sie Gott und beten und führen die Anwesenden im Gebet, und die Frau nimmt ihren Platz ein und schweigt in dieser Situation. Wenn aber der Mann nicht anwesend ist, tut die Frau etwas, was eigentlich die Aufgabe des Mannes ist. Dadurch tangiert oder berührt sie die Aufgabe des Mannes und bedeckt sich, damit erkennbar wird, dass sie den Platz der Unterwürfigkeit einnimmt unter einem Haupt.
Nun, die Frau „ist des Mannes Herrlichkeit“, das heißt, dass sie die Wesenszüge des Mannes ausstrahlt. Wir haben schon erwähnt, dass wir das auch auf die Ehe beziehen können, ohne es darauf zu beschränken. Wir haben deutlich gesehen, dass die Belehrungen hier über die Ehe hinausgehen, dass sie grundsätzlicher Art sind. Aber wenn wir das auf die Ehe beziehen, dann hat das eine ganz wichtige Belehrung zum Inhalt über das moralische Gewicht der Aussagen gläubiger Männer. Ihr lieben Frauen, die ihr verheiratet seid, ihr seid die Herrlichkeit eurer Männer. Das heißt, Menschen, die euch beobachten, schließen zu Recht von eurem Verhalten auf euren Mann. So wie Menschen von dem Verhalten des Mannes zu Recht auf Gott Schlussfolgerung ziehen, so ziehen die Menschen zu Recht aufgrund des Verhaltens einer Frau Schlussfolgerungen auf ihren Mann. Das bedeutet, dass das Verhalten meiner Frau dazu beiträgt, ob mein sittliches Gewicht in der Versammlung schwach wird, gemindert wird, oder respektiert wird.
Wenn unsere Frauen, liebe Männer, diesen hier genannten Grundsätzen entgegen handeln, d. h. mit unbedecktem Haupt in der Öffentlichkeit beten oder sich die Haare wegnehmen oder sich verhalten, wie ein Mann sich verhält, dann verlieren wir als Männer in der Versammlung unsere sittliche und moralische Autorität. Ich fürchte, dass das bei vielen von uns mehr oder weniger der Fall ist. Wir wundern uns manchmal über die Verflachung in unserer Mitte, über den mangelnden Mut der Brüder, noch Dinge anzusprechen, die eigentlich von Gottes Wort her gesagt werden müssten. Warum sagt es der Bruder nicht mehr? Er weiß, dass bei ihm selbst oder in seiner Familie Dinge im Argen liegen, die eigentlich von Gottes Seite aus genannt werden müssten. Das ist ein Punkt, warum wir uns alle zu schämen und zu beugen haben. Liebe Schwester, denk bitte daran! Du trägst dazu bei, ob dein Mann in der Versammlung ein sittliches Gewicht hat oder nicht. „Sie ist des Mannes Herrlichkeit.“ Ein schönes, wunderbares und positives Beispiel haben wir in Sprüche 31. Das ist lesenswert. Da wird eine Frau beschrieben, über die man in den Toren der Stadt positiv und zugunsten ihres Mannes sprach. An diesem Beispiel wollen wir uns gerne orientieren.
In Vers 8 haben wir eine weitere Begründung: „Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann.“ Der Heilige Geist zieht sozusagen alle Register, um uns zu zeigen, warum sich eine Frau beim Beten bedecken soll und ein Mann das nicht tun soll. Er führt die verschiedensten Gründe an. Jetzt geht er zurück bis ganz an den Anfang der ersten Schöpfung und sagt: „Denn der Mann ist nicht von der Frau“. Wir wissen, dass der Mann aus dem Staub des Erdbodens gebildet wurde (1. Mose 2), aber die Frau, die anschließend gebildet wurde, die war, wie es hier steht, vom Mann. Sie wurde nicht aus dem Erdboden gebildet, sondern aus der Rippe des Mannes. Die zeitliche Reihenfolge in der Schöpfung ist eine Begründung für die Bedeckung oder Nicht-Bedeckung. Das deckt sich auch wieder mit 1. Timotheus 2, wo in Vers 13 steht: „Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva“ und nicht umgekehrt.
Am Rande sei vermerkt, dass wir hier auch noch lernen, dass der Mann mehr erd- oder sachbezogen ist in seiner ganzen Ausrichtung, weil Adam aus dem Erdboden gebildet wurde. Wir müssen einmal akzeptieren, dass ein Mann anders ist als eine Frau. Die Frau wurde aus dem Mann gebildet und ist dadurch in ihrer Ausrichtung mehr personenbezogen. Beides hat seinen Stellenwert. Um das etwas modern auszudrücken, könnte man sagen: „Der Mann hat eine andere Software als die Frau“. Die Frau ist anders, aber nicht minderwertig, sondern beide ergänzen sich einander. Wir sollten das als Männer auch einmal berücksichtigen, dass unsere Frauen anders empfinden. Als ich jung verheiratet war, manchmal passiert mir das auch heute noch, da habe ich immer versucht meine Frau durch Argumente zu überzeugen. Vielleicht bist du immer noch dabei, das zu versuchen, und ich sage dir, dass das keinen Zweck hat. Man kann eine Frau nicht durch Argumente überzeugen. Eine Frau empfindet mehr gefühlsbetont und emotional. Das ist gut so und keineswegs negativ. Du kannst deine Frau durch deine Taten überzeugen, indem du aus Liebe für sie etwas tust. Das war nur eine kleine Randbemerkung.
„Denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen“ (Vers 9). Das ist eine weitere Begründung. Jetzt wird uns gezeigt, dass die Erschaffung von Eva nicht nur zeitlich versetzt nach Adam erfolgte, sondern warum sie überhaupt geschaffen wurde, oder gebildet wurde. Eva wurde um Adams willen geschaffen und nicht umgekehrt. Jetzt wollen wir doch einmal 1. Mose 2,18 lesen, das ist nicht unwichtig: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen.“ Die Anmerkung sagt: „ihm entsprechend“. Darauf nimmt unser Vers in 1. Korinther 11 jetzt Bezug. Die Hilfe für Adam war also Eva und nicht umgekehrt. Wir dürfen daraus jetzt nicht den Schluss ziehen und etwa sagen: „Also muss ich meiner Frau nie helfen. Ich bin ja keine Hilfe für meine Frau, sondern sie für mich!“ Eine solche Schlussfolgerung wäre fatal. Die Liebe zu deiner Frau bewegt dich, ihr zu helfen, so viel es irgend möglich ist. Trotzdem wird der Grundsatz nicht berührt. Die Ergänzung für Adam war Eva. Es ist eine wunderbare Tatsache „Hilfe“ zu sein, liebe Schwester, das ist überhaupt nichts Minderwertiges. Wisst ihr, wer auch als eine Hilfe bezeichnet wird in der Bibel? Gott. Von Gott wird gesagt, dass er eine Hilfe ist, z. B. reichlich gefunden in Drangsalen. Und wenn Gott eine Hilfe genannt wird, dann können wir festhalten, dass das nichts Minderwertiges sein kann. So hat Gott Mann und Frau zusammengestellt.
Noch einmal sage ich: Die Frau, um Adams willen, und nicht umgekehrt. Wenn das Zusammenleben von Mann und Frau biblisch ausgelebt wird, dann gibt das eine herrliche Harmonie, ob in der Ehe, in der Familie, im Geschäfts- und Berufsleben, im gesellschaftlichen Leben, in der Versammlung oder auch in den politischen Strukturen der Länder. Dann ist das zum Wohl der Menschheit. Wenn diese Dinge aber umgekehrt werden, führt das, egal wo, immer direkt in die Katastrophe. Ich hoffe, dass wir an Hand dieser jetzt betrachteten Begründungen etwas gelernt haben über die Notwendigkeit der Bedeckung oder Nicht-Bedeckung. Es sind eben nicht nur Äußerlichkeiten, von denen gar nichts abhängt, sondern es sind sehr wohl Verhaltensweisen, in denen göttliche Grundordnungen offenbart werden. Ich habe gestern schon gesagt, vom wem kann der Herr das erwarten? Doch nur von denen, die ihm angehören, die aus Liebe zu ihm in dieser Frage eine gottgemäße Antwort geben.
Wir haben bis jetzt gesehen, dass Gott in seine Schöpfung eine Ordnung hineingelegt hat und dass diese Schöpfungsordnung Gottes im Blick auf Mann und Frau auch in äußeren Dingen eine Anwendung findet, sich zeigt, z. B. in diesem Kapitel in der Art und Weise, wie Männer und Frauen beten. Bei den Belehrungen in diesem Abschnitt geht es also um das Gebet. Dabei stellt der Apostel einen Vergleich an zwischen Frauen, die sich beim Gebet nicht bedecken und Frauen, die ihr Haar geschoren oder abgeschnitten haben. Nun haben wir heute nicht nur das Problem, was damals schon existent war, dass sich Frauen beim öffentlichen Gebet nicht bedecken – das Problem ist immer noch da. Dazu kommt ein weiteres Problem, dass es damals in Korinth nicht gab. Wir haben heute nicht nur Probleme mit der eigentlichen Belehrung dieses Abschnittes sondern auch mit dem Vergleich, den der Apostel anstellt, weil sich heute Frauen ihre Haare abschneiden. Das war in Korinth nicht üblich. Wir sind schon ein wenig darauf eingegangen, aber in Verbindung mit Vers 14, wo von dem „dem langen Haar“ die Rede ist, kommen wir noch einmal darauf zurück. Ich wollte nur betonen, dass die Zielrichtung der Belehrung hier nicht auf das Schneiden oder Nicht-Schneiden der Haare zielt, sondern auf Belehrungen über das Gebet. Der Apostel hat viele Begründungen dafür angeführt, warum sich eine Frau bedecken soll und ein Mann eben nicht.
In Vers 10 fährt er fort, die Begründungen auszudehnen. Es gibt jetzt eine neue Begründung für diese Art und Weise des Gebets, indem er sagt: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen.“ Bevor ich auf die Engel zu sprechen komme, sage ich etwas über diese Macht auf dem Haupt. Es gibt Bibelausleger, die in dieser Bedeckung oder in dieser Macht auf dem Haupt nichts anderes sehen, als das eigene Haar der Frau, indem sie sagen: „Das Haar der Frau ist ihre Bedeckung.“ Diese Auslegung ist nicht haltbar. Das möchte ich kurz begründen, denn dann müssten wir Vers 5 folgendermaßen lesen: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt ohne ihr Haar, entehrt ihr Haupt, denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre“ und Vers 6 müssten wir lesen: „Denn wenn eine Frau nicht mit ihrem Haar bedeckt ist, so lasse sie sich auch das Haar abschneiden.“ Weiter muss ich nicht mehr lesen, das zeigt die ganze Unsinnigkeit einer solchen Behauptung. Im Blick auf den Mann müssten wir dann sagen, weil er ja nicht mit bedecktem Haupt beten soll: Er muss, bevor er betet, das eigene Haar wegnehmen. Das zeigt die Unmöglichkeit einer solchen Auslegung und deshalb brauchen wir das nicht weiter zu verfolgen.
Die Macht auf dem Haupt ist eine zusätzliche Kopfbedeckung. Es wird nicht geregelt, was es sein soll, ob Tuch oder Hut, oder was auch immer; aber es ist klar, dass es eine zusätzliche Kopfbedeckung ist. Die Anmerkung sagt sehr treffend: „Ein Zeichen der Macht oder Gewalt, unter der sie steht“. Das habe ich die vergangenen Abende erklärt. Indem sie etwas auf den Kopf tut, wenn sie öffentlich betet, zeigt sie, dass sie unter der Autorität des Mannes steht.
Jetzt kommen wir zur Begründung: „um der Engel willen“. Dieser Nachsatz macht auch klar, dass es sich hier nicht um ein stilles, im Herzen gesprochenes Gebet handelt. Warum wird das klar? Engel können nur das wahrnehmen, was laut gesprochen wird oder das, was sie sehen können. Engel schauen nicht in unsere Herzen. Ich weiß nicht, ob euch das bis jetzt so bewusst geworden ist. Der Satan kann auch nicht in unsere Herzen sehen. Wir wollen dazu die Schrift reden lassen und zwar aus dem langen Gebet von Salomo. Dort heißt es in 2. Chronika 6,30 am Ende: „Denn du, du allein kennst das Herz der Menschenkinder.“ Das bedeutet, dass Engel nur die hörbaren und von ihnen sichtbaren Geschehnisse auf der Erde wahrnehmen. Wenn die Engel sehen, dass eine Frau etwas auf dem Kopf hat, nehmen sie das wahr. Ebenso wenn eine Frau sich laut äußert, nehmen sie es auch wahr.
Die Wahrnehmung von Engeln
Wir wollen jetzt aus dem Neuen Testament einige Stellen aufschlagen, die deutlich machen, wie Engel Geschehnisse auf der Erde wahrnehmen.
Wir lesen in 1. Korinther 4,9, dass der Apostel sagt, dass sie den Engeln und Menschen ein Schauspiel geworden sind. Dann denke ich an die Stelle in 1. Petrus 1,12, wo am Ende gesagt wird, dass Engel in die genannten Dinge hineinzuschauen begehren. Eben in die Dinge, die durch den Apostel Paulus und andere verkündigt worden waren, die also laut geäußert worden waren.
Ebenso finden wir dazu etwas in dem bekannten Kapitel Lukas 24, wo in Vers 5 die Auferstehung des Herrn Jesus durch die dort an der Gruft sitzenden Engel bezeugt wurde: „Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten?“ Eine weitere Stelle haben wir in 1. Timotheus 5,21, wo Paulus sagt: „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln.“ Hier geht es auch um ein hörbares Zeugnis von Paulus, das die Engel wahrnahmen. Ich schließe diesen Gedanken mit einem Hinweis auf Epheser 3,10. Dort steht, dass jetzt, also in der heutigen Zeit, durch die Versammlung den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan werde. Diese Weisheit Gottes – natürlich bezieht sie sich in erster Linie im Epheser-Brief, das ist mir auch klar, auf die Wahrheit von Christus und seiner Versammlung – aber das schließt nicht aus, dass es auch eine Weisheit Gottes in der Schöpfungsordnung gibt. Wenn Engel sie sehen wollen, dann sehen sie sie eben nicht im Buddhismus und nicht im Islam, dann sehen sie sie in der Versammlung, d. h. bei denen, die diese Versammlung bilden. Also um der Engel willen bedeckt sich eine Frau, wenn sie öffentlich, laut vor anderen betet.