Einführende Vorträge zur Apostelgeschichte
Kapitel 13
Wir kommen nun zu den sogenannten Missionsreisen des Apostel Paulus. Zur Verherrlichung des Herrn beginnt unter der Leitung des Heiligen Geistes ein großes Werk. Ab jetzt geht es nicht einfach mehr darum, den Nichtjuden in Gnade zu begegnen, um sie in das Haus Gottes einzuführen. Solche Wirksamkeit in einzelnen Seelen haben wir schon früher in der Mission des Petrus gegenüber Kornelius und seinem Haus gesehen. Hinfort wollte die Gnade ausgehen, um nicht nur Juden, sondern auch Heiden zu suchen. Dieser besondere Wirkungskreis war durch Gott dem Paulus zugeteilt. Dabei arbeitete er keineswegs unabhängig von den übrigen Aposteln, denn es bestand zwischen ihnen in dieser Hinsicht volle Übereinstimmung.
Dem Geist Gottes gefällt es jedoch, uns einige vorbereitende Umstände von nicht geringem Interesse und großer Bedeutung zu schildern, bevor Er von diesen Reisen berichtet. Ich habe am Anfang von Kapitel 13 die grundlegende Szene für das, was folgt, vorgelesen. Saulus von Tarsus war schon früher berufen worden; doch hier haben wir den förmlichen Akt seiner Absonderung zu seinem Dienst. So wird sie in der Bibel berichtet. Wir finden nichts von dem, was Menschen „Ordinierung“ nennen. Diese Vorstellung wird vom Heiligen Geist in seiner Ausdrucksweise gründlich widerlegt. Zum einen war nicht im Geringsten der Mensch die Quelle des Dienstes. Diese Ansicht wird wohl zweifellos allüberall von den Gottesfürchtigen geteilt. Aber der Geist Gottes zeigt auch in klarsten Worten, dass Er nicht Menschen als seine Kanäle benutzte. Da wir Fälle in der Bibel kennen, in denen Männer als Kanäle benutzt wurden, um eine Gabe oder Autorität zu vermitteln, können wir uns durchaus vorstellen, wie kunstfertige Gedankenschlüsse oder Unwissenheit bereitwillig alles durcheinanderwerfen. Darauf ist der Irrweg zurückzuführen, der letztlich im Aufbau des klerikalen Systems endete. Letzteres findet keinen Rückhalt in der Bibel. Sie spricht von Dienst und auch – als davon unterschieden, wenn auch mit ihm verbunden – von öffentlichen Beauftragungen. Darüber gibt es keinen Zweifel. Beides wird eindeutig vom Heiligen Geist anerkannt. In unseren Versen lesen wir indessen nichts von einem offiziellen Auftrag. Der Apostel Paulus hatte sowohl eine Gabe als einen Auftrag; und dass er beides hatte, war eine Sache zwischen dem Herrn und seinem Knecht. Dabei unterscheidet sich die Apostelschaft von der Gabe eines Propheten, Evangelisten usw. darin, dass sie nicht nur eine Gabe, sondern auch einen Auftrag beinhaltet. Jetzt gefiel es Gott, zu Beginn eines neuen Zeitalters Barnabas und Paulus zu berufen. Ersterer war eine Art Verbindungsglied zwischen den Zwölfen, mit Jerusalem als ihrem Mittelpunkt und der Beschneidung als Wirkungsfeld, und dem freien, fessellosen Dienst des Paulus unter den Nationen. Es gefiel Ihm, diese beiden auserwählten Gefäße seiner Gnade für das Werk abzusondern, zu welchem Er sie berufen hatte.
Lasst uns noch kurz den Stand der Dinge in Antiochien betrachten, bevor wir weitergehen. „Es waren aber in Antiochien, in der dortigen Versammlung, Propheten und Lehrer“ (V. 1). Alles war vorhanden, was gewöhnlich ein „festgesetzter Dienst“ genannt wird. Wir müssen die Angaben im Wort Gottes genau beachten, weil wir sonst das Zeugnis, welches Gott uns gegeben hat, durch bewusste Ablehnung oder Vernachlässigung schwächen.
Es gibt Menschen, welche sich der Wahrheit über die Kirche (Versammlung) widersetzen und den gegenwärtigen ruinierten Zustand derselben leugnen. Diese unterstellen ständig jenen, die von Gott gelernt haben, nur seinem Wort entsprechend zu handeln, dass sie jeden Dienst verwerfen und insbesondere denjenigen, welchen erstere als „festgesetzten Dienst“ bezeichnen. Dem ist jedoch nicht so. Die Beschuldigten lehnen allein einen ausschließenden oder Ein-Mann-Dienst ab. Sie verwerfen jenen Missbrauch des Dienstes, welcher die Tätigkeit aller Gaben bis auf einer aus dem ihnen zugeteilten Wirkungskreis ausschließt und eifersüchtig darüber wacht, dass nur diese eine Gabe ausgeübt wird. In einem solchen Fall sind Ausnahmen nur mit ausdrücklicher Bewilligung und unter Zulassung jenes einen Predigers erlaubt. Diese Verfahrensweise zeugt nicht von einem gebührenden Vertrauen auf die Berufung des Herrn oder die Macht des Heiligen Geistes, welche zu unserem Nutzen ausgeübt wird. Durch dieses völlige Missverstehen der Bibel und der Macht und Gnade Gottes werden Einengung und Eigendünkel zur Pflicht erhoben. Ich leugne nicht einen Augenblick, dass alle, welche in einem bestimmten Grad von Gott in Hinsicht auf seinen Willen bezüglich des Dienstes Christi belehrt sind, den Klerikalismus in jeder Form und in jedem Ausmaß als einen notwendigerweise mit der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Kirche (Versammlung) unvereinbaren Grundsatz ablehnen müssen.
Außerdem ist es wichtig festzuhalten, dass niemand die Wirkung des Heiligen Geistes versteht, der sich selbst – und die Wahrheit, was noch ernster ist! – dem berechtigten Tadel aussetzt, den wahren Wohnplatz des Dienstes zu verleugnen. Darum geht es hier allerdings nicht. Alle Christen, welche über diese Angelegenheit von Gott Licht empfangen haben, erkennen den Dienst als göttliche und bleibende Einrichtung an. Daher ist es von großer Bedeutung, die Quelle, die Aufgaben und die Grenzen des Dienstes nach den Aussagen der Bibel zu kennen. Die Lehre der Schrift zu unserem Thema lässt sich so zusammenfassen: Dienst ist die Ausübung einer geistlichen Gabe. Das halte ich für eine beglaubigte Definition. Die meisten Christen sind in Bezug auf dieses Thema mit der Vorstellung belastet, dass zum Dienst eine besondere örtliche Beauftragung gehört. Letztere ist indessen völlig vom Dienst unterschieden. Die Annahme, beide seien ein und dasselbe oder voneinander untrennbar, führt nur in eine vollständige Verwirrung. Der Dienst an sich hat nichts mit einer örtlichen Beauftragung zu tun. Natürlich kann sich Dienst und Beauftragung in einer einzigen Person vereinen. Letzteres ist möglich; es muss aber nicht so sein.
Ein Mann mag, wie zum Beispiel Philippus und andere, in Jerusalem mit einer besonderen Aufgabe betraut worden sein. Wir sahen, wie die Kirche (Versammlung) eine Wahl abhielt, denn Philippus' Amt bestand darin, von dem Besitz der Kirche an andere abzugeben. Das ist der Grundsatz dort. Wenn die Kirche etwas austeilt, dann darf sie auch mitreden. Aber der Herr gab Philippus außerdem eine geistliche Gabe. Das geschah ohne Wahl der Kirche; sie hatte dies anzuerkennen und sich darunter zu beugen. Tatsächlich empfing Philippus vom Herrn eine Gabe, welche ihre rechtmäßige Ausübung nicht innerhalb der Versammlung fand, sondern vielmehr außerhalb; er war ein Evangelist. Das bestätigt meine Ausführungen. Es gibt Personen ohne besondere Beauftragung, die eine ganz bestimmte Gabe, und zwar für einen öffentlichen Dienst, besitzen.
Die Ältesten, von denen wir bald mehr hören werden, hatten einen noch bedeutsameren Auftrag. Ihre Aufgabe war die eines Aufsehers (oder Bischofs). Wir finden sie in jeder voll eingerichteten Versammlung, nachdem Zeit genug vergangen war, dass sich die Voraussetzungen für ihre Einsetzung entwickeln konnten. Doch – egal, ob es diese Beauftragung gab oder nicht, ob Älteste offiziell eingesetzt worden waren oder nicht – der Herr ließ es nicht an Gaben fehlen, um sein Werk weiterzuführen. Jedenfalls übten jene, welche Gaben empfangen hatten, diese aus; dazu waren sie verpflichtet. Hier war keine öffentliche Ernennung erforderlich. Diese Tätigkeit hatte nichts mit Erlaubnis, Genehmigung oder Autorität eines Menschen zu tun. Sie folgte aus dem Empfang einer Gabe seitens des Herrn. Das galt vor allem für den Dienst am Wort. Niemand stellte damals den Gedanken auf (noch weniger wurde entsprechend gehandelt), als seien für den Dienst ausschließlich besondere Personen zuständig – eine Handlungsweise, die in moderneren Zeiten als die einzig richtige in Theorie und Praxis verbreitet ist. Tatsächlich ist sie völlig falsch. Sie kann nicht mit dem Wort Gottes belegt werden, im Gegenteil, sie widerspricht ihm sogar.
In Apostelgeschichte 13, zum Beispiel, erkennen wir das Bild einer Versammlung, die vom Heiligen Geist geleitet wird. Dieses ist umso lehrreicher, weil niemand behaupten kann, dass hier, wie in der Kirche Jerusalems, Elemente vorhanden waren, die vom früheren oder jüdischen Zustand der Dinge beeinflusst wurden. Es geschah unter den Nichtjuden – dort, wo Saulus arbeitete. Wir sehen jedoch außer ihm noch andere Knechte des Herrn wie Barnabas, Simeon, Lucius und Manaen. Es wird auch keineswegs gesagt, dass sie dort die einzigen Männer waren, die ihre Gabe der Prophetie und der Lehre ausübten. Zweifellos waren sie die Bedeutendsten unter ihnen. „Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus [denn er wird immer noch mit seinem hebräischen Namen „Saulus“ genannt] zu dem Werke aus, zu welchem ich sie berufen habe“ (V. 2). Es war der Herr, der sie berief.
Wir erkennen indessen noch mehr. Der Heilige Geist vermag auch bestimmte Männer unter seinen Knechten für einen ganz bestimmten Dienst abzusondern. Das zeigte sich eindrücklich, als es um Barnabas und Saulus ging. Das heißt natürlich nicht, dass der Heilige Geist nichts mit den Taten eines Petrus' oder Johannes' oder irgendeines anderen Knechtes, der in den früheren Kapiteln dieses Buches vor uns getreten ist, zu tun hatte. Aber nur hier wird es ausdrücklich gesagt. Natürlich gibt es dafür einen bewundernswürdigen Grund, der gerade für uns von tiefster Bedeutung ist. Gott bereitet jetzt ganz besonders den Weg für seine Tätigkeit in der Kirche unter den Nationen vor und gibt uns die dazu passende Belehrung. Daher wird der Heilige Geist bestimmt und eindeutig herausgestellt. „Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu welchem ich sie berufen habe.“ Der Heilige Geist wohnt in der Kirche. Er gibt nicht nur Kraft, sondern wirkt auch persönlich durch deutliche und spezielle Berufungen. Sein Wirken ist zweifellos der Herrlichkeit des Herrn Jesus untergeordnet. Dabei handelt Er nichtsdestoweniger als eine göttliche Person, die keineswegs auf ihre Souveränität verzichtet. Daher wird gesagt: „Nach seinem Willen“ (Heb 2, 4).
„Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie“ (V. 3). Das war keine Übertragung von Autorität, welche eine Bibelstelle in Widerspruch zu einer anderen stellen würde. Galater 1, 1 widerlegt eine solche Folgerung. Wir werden, bevor wir die Beschäftigung mit dieser Reise abschließen, das Wesen dieser Handlung verstehen und erkennen, warum ihnen die Hände aufgelegt wurden. Das erfahren wir am Ende von Kapitel 14. In Vers 26 wird uns nämlich gesagt, dass sie nach Antiochien segelten, dem Ausgangspunkt ihrer Reise, „von wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werke, das sie erfüllt hatten.“ Das waren also der Beweggrund und die Bedeutung des Handauflegens bei Barnabas und Saulus. Nichts zeugt von jenem anmaßenden Gedanken, dass Menschen, die in Wirklichkeit geistlich gesehen eine geringere Stufe einnahmen, etwas auf die Apostel übertragen konnten, was diese nicht in gleichem Maß schon selbst besaßen. Stattdessen lesen wir von einem brüderlichen „Der-Gnade-Gottes-Anbefehlen“, welches im praktischen Dienst des Herrn immer lieblich und wünschenswert ist.
„Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geiste ...“ (V. 4). Nichts könnte klarer dargestellt sein als der Platz, den der Heilige Geist sich selbst zuschreibt; keine Ausdrucksweise des inspirierten Schreibers könnte in diesen Anfangsversen eindrücklicher davon reden. Jetzt hängt alles von der Macht des Geistes Gottes ab. Er befindet sich auf der Erde als die Kraft, die alles bewirkt. Diese Gewalt ist nicht Eigentum der Kirche, obwohl sie sicherlich in letzter Instanz verantwortlich ist, das Böse zu richten. Sie darf sich jedoch keineswegs in den Dienst einmischen, ohne auf diese Weise den Herrn zu verunehren, sich selbst Schaden zuzufügen und den Dienst selbst zu hemmen. Andererseits hat der Dienst nichts mit den Aufgaben zu tun, welche richtigerweise zur Kirche gehören. Das sind zwei ganz verschiedene Wirkkreise. Natürlich ist ein Knecht des Herrn gleichzeitig ein Glied des Leibes Christi. Daher ist es ihm nicht erlaubt, sich in irgendeiner Hinsicht über die Kirche hinwegzusetzen. Stattdessen muss er sich ihrem rechtmäßigen Handeln beugen. Dabei soll er ihr, so weit es geht, durch den Heiligen Geist mit seiner Kraft helfen. Aber andererseits hat die Kirche kein Recht, jenen Dienst zu kontrollieren, da er nicht von der Kirche ausgeht, sondern unmittelbar vom Herrn.
Die heutigen Verhältnisse ändern oder modifizieren keinesfalls diesen Grundsatz. Da der Dienst niemals von der Kirche ausging, ist es im Gegenteil ein sehr großer Trost zu wissen, dass der heutige zerrüttete Zustand derselben den Platz und die Verantwortlichkeit jener, die im Wort dienen, nicht umstürzen kann. Tatsächlich sind Kirche und Arbeitsfeld des Herrn zwei verschiedene, wenn auch gleichrangige Wirkkreise des Segens.
Barnabas und Saulus segelten dann nach Zypern, Barnabas' Geburtsort. Dort angekommen predigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Es wurde große Sorgfalt darauf verwandt, zu den Juden zu gehen. Das ist umso auffallender, weil Saulus der Apostel der Nationen war. Wie schön in dieser Hinsicht die Wege Gottes zu sehen! Vor allen anderen Evangelisten stellt Lukas, wie wir wissen, in seinem Evangelium den Herrn Jesus Christus vor allem in seiner Gnade an die Nichtjuden vor. Nichtsdestoweniger ist kein Evangelium an seinem Anfang in so hohem Grad jüdisch wie das des Lukas – nicht einmal das erste. Wir finden im Matthäusevangelium nicht (und noch viel weniger bei Markus oder Johannes) jene Szenen innerhalb und außerhalb des Tempels. Der gottesfürchtige jüdische Überrest wird kaum beachtet. Auch der Gehorsam von Joseph und Maria den Forderungen des Gesetzes gegenüber wird nicht mit dieser Bedachtsamkeit vorgestellt wie in den ersten beiden Kapiteln des Lukasevangeliums. Tatsächlich zeigt uns Lukas, zuerst in seinem Evangelium, danach in der Apostelgeschichte, jenen Grundsatz: „Sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen“ (Röm 1, 16); und wir erkennen ihn auch im Dienst dieser gesegneten Männer, welche sich jetzt auf ihre Reise begeben haben.
Beiläufig wird uns gesagt, dass sie Johannes als Diener mitgenommen hatten. Daraus dürfen wir keine kirchliche Einrichtung machen. Zweifellos mag der Ausdruck „Diener“ für einige unwissende Seelen eine solche Vorstellung in sich tragen. Ich möchte hier nicht die Beweggründe derer untersuchen, welche diesen Ausdruck in einer Weise übersetzen, die diesem Abschnitt eine solch tendenziöse Färbung gibt. Diese ist ganz offensichtlich vollkommen abwegig. Es ging nämlich nicht um den Dienst an anderen, sondern an Paulus und Barnabas. Der Dienst des Markus lag augenscheinlich darin, passende Herbergen zu suchen, die Menschen zur Predigt der Apostel einzuladen und derartige Aufgaben zu erfüllen, welche man von einem jungen Mann erwarten konnte, der das Vorrecht hatte, solche Männer im Werk des Herrn zu begleiten und zu bedienen.
Auf Zypern begegneten sie dem römischen Bevollmächtigten der Insel, Sergius Paulus, welcher zum Ziel der Anstrengungen eines gewissen Zauberers geworden war. Letzterer trachtete danach, Einfluss auf den Geist des mächtigen Mannes zu gewinnen und aufrechtzuerhalten. Doch die Zeit war gekommen, dass die Falschheit vor der Wahrheit fallen sollte. Als Elymas versuchte, seine gewohnten Schliche gegen das Evangelium und die Werkzeuge, die es zur Insel brachten, zu richten, bestätigte Gott seine eigene Macht. Der Zauberer widerstand Barnabas und Saulus; „Saulus aber, der auch Paulus heißt ...“ (V. 9). (Der Geist Gottes ergreift diese Gelegenheit, um seinen nichtjüdischen Namen auf einer Mission herauszustellen, die sich hauptsächlich auf die Heiden erstreckte, obwohl sie entsprechend den Wegen Gottes bei den Juden begann). Als Paulus also, erfüllt mit Heiligem Geist, seine Blicke auf den bösen Arbeiter richtete, stellte er seinen wahren Charakter bloß, indem er ihn bis in die Tiefen durchforschte. Danach verkündigte er darüber hinaus ein Urteil, ein richterliches Urteil, vom Herrn über Elymas, welches sofort an ihm vollzogen wurde. Uns wird gesagt: „Alsbald fiel Dunkel und Finsternis auf ihn; und er tappte umher und suchte solche, die ihn an der Hand leiteten“ (V. 11). Er wurde das traurige Sinnbild seines schuldigen Volkes, der Juden, welches durch seinen Widerstand gegen das Evangelium der Gnade Gottes und insbesondere seine Verkündigung unter den Nationen jetzt zu einer gleichen Blindheit in geistlicher Hinsicht verurteilt ist.
„Dann, als der Prokonsul sah, was geschehen war, glaubte er, erstaunt über die Lehre des Herrn“ (V. 12). Ein schöner Gegensatz zu Simon dem Zauberer! Letzteren erstaunte die offenbarte Macht, ersteren die Wahrheit. Die Bewunderung der Macht gehört zum Menschen, besonders zum gefallenen Menschen. Er weiß um seine Schwachheit und ist versessen auf Macht, die er gerne ausüben möchte. Dabei ist er sich der Stellung bewusst, zu der er berufen war, die er jedoch durch seinen Fall verloren hat; denn Gott hatte ihm alle Geschöpfe unterworfen. Obwohl er durch seinen Sündenfall jenen Rang verloren hat, gab er niemals seine Ansprüche auf. Er sehnt sich nach Macht, um nicht nur diese zu verwirklichen, sondern auch um, falls möglich, die traurigen Folgen des Sündenfalls aufzuheben. Freude an der Wahrheit hingegen – ein Herz für das, was Gott offenbart – entströmt ausschließlich der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Das war das glückliche Teil des Prokonsuls. Er glaubte, und zwar in rechter Weise, mit einem göttlich geübten Gewissen durch die Kraft des Geistes Gottes. Sein Glaube beruhte nicht einfach auf einem intellektuellen Für-Wahr-Halten, der das, was er sah und was vom Urteil des Verstandes anerkannt wurde, bereitwillig annahm.
Danach ist von „Paulus und seinen Begleitern“ die Rede, denn von dieser Zeit an, nimmt er den ersten Platz ein. Die anderen werden nur genannt, weil sie ihn begleiten. Widersprach diese Stellung in irgendeiner Weise dem Willen des Herrn? War sie nicht vielmehr mit ihm in völliger Übereinstimmung? Wir alle wissen, dass solche geistlichen Strömungen manchmal etwas Eifersucht hervorrufen. Ich kann jedoch nicht anders, als darin ein Gefühl zu sehen, welches mehr von der natürlichen Unabhängigkeit des Herzens zeugt als von jener Einfalt, die sich an den Wirkungen des Heiligen Geistes und den von Gott gegebenen Ausdrücken des heiligen Wortes Gottes erfreut. Ich sage also, dass „Paulus und seine Begleiter“ von Paphos abfuhren und nach Perge in Pamphylien kamen. „Johannes aber sonderte sich von ihnen ab und kehrte nach Jerusalem [seiner Heimat] zurück“ (V. 13). Markus' Glaube reichte nämlich keineswegs bis zur Höhe des Werkes – auf jeden Fall des Werkes des Paulus.
Die anderen setzten ihre Reise nach Antiochien in Pisidien fort. Dort finden wir sie am Sabbat in der Synagoge. „Aber nach dem Vorlesen des Gesetzes und der Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und sagten: Brüder, wenn in euch irgendein Wort der Ermahnung an das Volk ist, so redet“ (V. 15). Wie schmerzlich ist der Gegensatz zur heutigen Gepflogenheit unter den Christen! Sogar unter den armen Juden bestand trotz der Kälte und Enge ihres Systems damals eine größere Offenheit des Herzens und eine größere Einfachheit, um alles zu empfangen, was ihnen mitgeteilt werden konnte, als an den Orten, wo heute Ströme lebendigen Wassers fließen sollten – wo alle, die dem Herrn angehören, von dem Verlangen beherrscht sein sollten, dass jedem Erlösten Gottes und jedem armen verlorenen Sünder um jeden Preis die größte Hilfe zu Teil werde. Hier unter diesen Juden jedoch waren die Vorsteher darauf bedacht, jeden möglichen Beistand von anderen Männern zum Verständnis des Wortes Gottes und seiner richtigen Anwendung zu empfangen. Obwohl sie nichts über Paulus und Barnabas wussten (außer natürlich, dass sie Juden waren oder wie solche aussahen), forderten sie diese auf, zu ihnen allen zu reden. „Paulus aber stand auf, winkte mit der Hand und sprach: Männer von Israel und die ihr Gott fürchtet, höret“ (V. 16).
Unter den Zuhörern befanden sich Proselyten sowie Kinder Jakobs. Viele Heiden hatten in allen großen Städten, in denen zu jener Zeit Juden zu finden waren, den Götzendienst aufgegeben. Zweifellos hatte bis dahin das Judentum den Weg für den Herrn unter den Nationen auf der Erde, in deren Mitte die Juden zerstreut wohnten, vorbereitet. In den Herzen der Heiden wurde der Ekel immer größer. Die Gräuel des Heidentums hatten eine schreckliche Ausdehnung erreicht. Schon zu dieser Zeit gab es nicht wenige Menschen, die, obwohl Nichtjuden, nicht den Götzen dienten (und wir müssen dies im Gedächtnis behalten!), sondern wirklich Gott fürchteten.
Paulus wandte sich an alle (Juden und Proselyten). „Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Lande Ägypten, und mit erhobenem Arm führte er sie von dannen heraus“ (V. 17). Der Apostel verfolgte Israels Geschichte weiter, bis er zu David kam. Seine Absicht war natürlich, den Sohn Davids vorzustellen, denn Paulus sprach unter der Leitung des Herrn mit jener rücksichtsvollen Sorgfalt, welche der Liebe nie fehlt und welche den Geist Gottes als ihre Quelle hat. Nachdem so der Messias eingeführt worden war, erfahren wir, wie Er durch Johannes den Täufer angekündigt wurde. Da konnte es keine Verwechslung geben. Bevor der Messias kam, hatte Johannes schon einige Zeit die Taufe der Buße an das ganze Volk Israel gepredigt. Am Ende seines Weges sprach er davon, dass er nicht der Messias war. So lieferte Gott ein bewundernswertes Zeugnis von dem Messias, der sich schon unter ihnen befand. Dabei ging es nicht um einen großen Menschen oder gewaltige Taten, sondern um die Erfüllung der Absichten Gottes. Wäre Johannes von einer Spur Ehrgeiz erfüllt gewesen, dann hätte er mit seiner enormen Anhängerschaft unter dem Volk leicht als Messias auftreten können. In Wirklichkeit war er nicht der Bräutigam, sondern sein Freund; und die Furcht Gottes schloss solche bösen Wünsche aus. Er empfand es als Freude und Pflicht, den Willen Gottes zu tun und von dem zu zeugen, der kommen sollte.
In dieser Weise verkündigte Paulus den Messias. „Brüder, Söhne des Geschlechts Abrahams, und die unter euch Gott fürchten, euch ist das Wort dieses Heils gesandt“ (V. 26). Als nächstes stellte er ihnen kühn die schreckliche Lage vor, in welche die Juden sich gebracht haben. „Die zu Jerusalem wohnen und ihre Obersten, indem sie diesen nicht erkannten, haben auch die Stimmen der Propheten erfüllt, welche jeden Sabbath gelesen werden, indem sie über ihn Gericht hielten“ (V. 27). Wie üblich war auch hier die geistliche Blindheit mit gröbstem Mangel an allgemeiner Gerechtigkeit verbunden. „Und obschon sie keine Ursache des Todes fanden, baten sie den Pilatus, dass er umgebracht würde. Und nachdem sie alles vollendet hatten, was über ihn geschrieben ist, nahmen sie ihn vom Holze herab und legten ihn in eine Gruft“ (V. 28–29). Gott war gegen sie und weckte den Mann, welchen sie gekreuzigt hatten, aus den Toten auf. „Und er ist mehrere Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm hinaufgezogen waren von Galiläa nach Jerusalem, welche jetzt seine Zeugen an das Volk sind. Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung, dass Gott dieselbe uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesum erweckte“ (V. 31–33).
Es gibt keinen Grund, hier zu sagen: „Indem er Jesum auferweckte.“ 1 Dieser Vers bietet zwei Übersetzungsmöglichkeiten. Entweder heißt es: „Indem er Jesum erweckte“ oder: „indem er Jesum auferweckte.“ Beides zusammen geht nicht. Das griechische Wort kann nicht beide Bedeutungen gleichzeitig haben, obwohl es in gewissen Fällen, je nach dem Zusammenhang, beide Wiedergabemöglichkeiten erlaubt. Hier lautet der richtige Text: „Indem er Jesum erweckte.“ Der Zusammenhang erfordert es so. Paulus bezieht sich darauf, dass Jesus als der Messias den Juden in Übereinstimmung mit den Propheten gegeben worden war. Tatsächlich spricht das griechische Wort gewöhnlich von der Auferstehung. Doch es umfasst in sich selbst einen umfassenderen Bereich als nur einfach den der Auferstehung. Das Wort „erweckte“ benötigt den Zusatz „von den Toten“, um seinen Bezug zur Auferstehung eindeutig zu machen. Das ist in dieser Predigt aber vor Vers 34 nicht der Fall. Ich glaube darum, dass in Vers 33 überhaupt nicht von der Auferstehung gesprochen wird, sondern von dem Erwecken Jesu als Messias, „wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.““
Dies wird vom nächsten Vers gestützt und, wie ich denke, auch bewiesen, der uns ferner eröffnet: „dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat ...“ (V. 34). Wir erkennen demnach zwei Schritte: 1. Vers 33 versichert, dass Gott seine Verheißungen erfüllt hat, indem Er den Messias für sein Volk auf der Erde erweckte. 2. Vers 34 fügt hinzu, dass Er Ihn außerdem aus den Toten auferweckt hat. Das ist wichtig, denn es liefert einen Schlüssel zu der wahren Anwendung des zweiten Psalms, welcher häufig und, wie ich überzeugt bin, irrtümlich auf die Auferstehung bezogen wird. Der Psalm redet vom Messias, ohne die Frage seiner körperlichen Auferstehung zu behandeln, die erst in Psalm 16 eindeutig in das Psalmbuch eingeführt wird, obwohl Psalm 8 sie stillschweigend voraussetzt. Daher belegt der Apostel in seiner Rede die Auferstehung aus den Toten nicht mit Psalm 2, sondern mit einer gut bekannten Stelle im Propheten Jesaja (Jes 55, 3) sowie dem 16. Psalm, auf den wir schon hingewiesen haben.
Der Apostel stellt im Zusammenhang mit der Auferweckung in seiner Rede nicht heraus, dass Gott jenen verworfenen Jesus zum Herrn und Christus gemacht hat. Das war die Lehre des Petrus – und sie war natürlich vollkommen wahr. Stattdessen folgt Paulus seiner eigenen gesegneten Linie der Wahrheit. Er legte seinen Zuhörern nachdrücklich auf die Seele, „dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr im Gesetz Moses' nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem [nicht allein der Jude, sondern] jeder Glaubende gerechtfertigt“ (V. 38–39). So früh in seinem Dienst verkündigte der Apostel kraftvoll und klar diese große Wahrheit. Sie galt zweifellos für jeden Juden, der sich vor ihr beugte. Doch andererseits sprach Paulus in Worten, die sowohl nichtjüdische Gläubige einschlossen als auch Israeliten. Das Gesetz Moses konnte von nichts rechtfertigen. „Und von allem. . . wird in diesem jeder Glaubende gerechtfertigt.“ Der ganze Gedankengang wird abgeschlossen von einer ernsten Warnung an jene, die das Wort des Herrn verachten. Diese Warnung stützt sich auf mehr als einen ihrer Propheten (vgl. Jes 29), von denen Habakuk (Kap. 1, 5) zitiert wird.
„Als sie aber hinausgingen, baten sie, dass auf den folgenden Sabbath diese Worte zu ihnen geredet würden. Als aber die Synagoge aus war, folgten viele der Juden und der anbetenden Proselyten dem Paulus und Barnabas, welche zu ihnen sprachen und ihnen zuredeten, in der Gnade Gottes zu verharren. Am nächsten Sabbath aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören“ (V. 42–44). Das reizte die Juden, denn es war etwas Neues, und erregte sofort ihre Eifersucht. Wir haben schon die Erbitterung und den mörderischen Widerstand der Juden in Jerusalem betrachtet. Wir können durchaus verstehen, dass sie das, was sie als eine neue Religion betrachteten, ablehnten, zumal es für sich beanspruchte, mit höchster Billigung vonseiten des Gottes Israels gekommen zu sein. Ihre Ablehnung war umso größer, weil es sie aufs Tiefste ihre eigenen Sünden, ihren Widerstand gegen den Heiligen Geist in Gegenwart und Vergangenheit sowie ihre jüngst ausgeführte Ermordung ihres Messias verspüren ließ. Hier tritt indessen ein neuer Gesichtszug zutage, den der Heilige Geist uns hinfort auf allen Reisen des Apostel Paulus' und in seinem ganzen Werk aufzeigt, nämlich den Hass der ungläubigen Juden gegen die Predigt des Evangeliums an die Heiden. „Als aber die Juden die Volksmengen sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt“ (V. 45). Der Schauplatz göttlichen Wirkens lag jetzt draußen unter den Nationen, welche von den Juden verachtet wurden. Falls das Evangelium [nach ihrer Meinung] sowieso nicht stimmte, warum reagierten sie so empfindlich? Das lag nicht an ihrer Liebe zu den Heiden oder ihrer Hochachtung derselben. Doch Satan erregte jetzt nicht nur ihren religiösen Stolz, sondern auch ihre Eifersucht. Davon erfüllt, „widersprachen (sie) dem, was von Paulus geredet wurde, widersprechend und lästernd.“
Das Gesetz hatte niemals eine solche Veränderung unter den Menschen bewirkt. Es tadelte die Abscheulichkeit des Götzendienstes und verdammte seine Torheit. Hin und wieder führte es auch Menschen zur Gottesfurcht. Doch keineswegs gewann es in gleicher Weise die Herzen der Menschen. So stellte das Evangelium gleichzeitig das Böse in den Herzen der Juden heraus, und zwar umso mehr, da die Kraft der Gnade Gottes sich mächtig erwies, um Seelen zum Herrn zu ziehen. „Paulus aber und Barnabas gebrauchten Freimütigkeit und sprachen: Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden“ (V. 46). Wie wunderbar und schön sind die Wege der göttlichen Liebe! „Weil ihr es aber von euch stoßet und euch selbst nicht würdig achtet des ewigen Lebens“ - wie ernst, sich selbst als unwürdig des ewigen Lebens zu achten, wie es jeder Ungläubige tut! –, „siehe, so wenden wir uns zu den Nationen.“
Das war geistliche Weisheit. Aber war es einfach nur geistliches Gespür? Keineswegs! Es gab Gläubige, die ausschließlich aus Letzterem heraus und ohne höhere oder näher bestimmbare Gründe sich an die Nationen wandten. Wir sahen sie gestern Abend. Es gab Männer, die empfanden, dass das Evangelium ein zu großer Segen war, um auf das alte Volk Gottes beschränkt zu bleiben. Sie spürten, wie sehr es der allgemeinen Not der Menschen angepasst war. Folglich war es ihrer Ansicht nach der Gnade Gottes würdig, dieses Evangelium auch zu den Heiden zu lenken. Sie handelten nach ihrer Überzeugung; und der Herr war mit ihnen, so dass viele glaubten. Doch in Paulus und Barnabas wirkte nicht dieser geistliche Instinkt, sondern ein heiligeres und demütigeres – und dennoch erhabeneres und gesegneteres – Empfinden. Bei ihnen war es ein verständnisvoller Gehorsam, obwohl ich nicht denke, dass wir irgendwo eine ausreichend klare Anweisung diesbezüglich an sie finden. Doch das Auge des Glaubens sieht scharf; es hält sich immer bereit, aus dem Herzen heraus zu gehorchen.
„Denn also“, sagte Paulus, „hat uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt.“ (V. 47). Was hat diese Aussage mit Paulus und Barnabas zu tun? Alles! Ohne Widerspruch steht hier Christus unmittelbar im Blickfeld des Propheten. Daher sind einige geneigt, diese Worte auf Christus zu beschränken – aber nicht der Heilige Geist, welcher darum ihren Inhalt auf Paulus und Barnabas ausdehnt. Schreibt Paulus nicht später: „Das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1, 21)? Christus war alles für sie. Der christliche Glaube eignet sich alles an, was von dem Herrn gesagt ist. Welch eine Stellung! Welche Kraft in seinem Namen! Zweifellos war es ein bisher verborgenes Geheimnis, dass der Mensch so mit einem von dem alten Volk Gottes verworfenen (und damit von diesem getrennten) Christus verbunden sein sollte. Doch was sagte Gott zu jenem Menschen, der von den Juden verworfen und für nichts geachtet wurde? Jetzt war die Zeit gekommen, dass der Messias – für Israel verloren – in einer neuen und persönlicheren Weise der Mittelpunkt für Gott wurde, um in Gnade Menschen vollkommen mit Ihm zu verbinden. Demnach gehört alles, was dem Herrn gehört, auch ihnen; und das, was Gott über Ihn sagt, ist für sie Anweisung genug. „Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, auf dass du zum Heil seiest bis an das Ende der Erde.“
In jener Handlungsweise lag also keine Voreiligkeit oder Anmaßung, sondern gesunde Weisheit. Durften nur die Apostel so handeln? Liegt darin nicht ein Grundsatz von allumfassender Bedeutung auch für uns, liebe Geschwister? Wird hier nicht eindrücklich gezeigt, dass wir nicht unbedingt immer einen buchstäblichen Befehl benötigen (oder erwarten sollen), um einen Ruf zum Gehorsam erkennen zu können? Die Apostel als Männer des Glaubens waren in dieser Hinsicht sehr freimütig. „Denn also hat uns der Herr geboten.“ Ich vermute jedoch, dass keine zwei Menschen auf der ganzen Erde, außer Paulus und Barnabas, in diesen Worten ein Gebot an sie gesehen hätten. Der Unglaube hätte Beweise gefordert und keine gefunden; der Glaube indessen ist wie immer glücklich und macht glücklich.
„Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und es glaubten, so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren. Das Wort des Herrn aber wurde ausgebreitet durch die ganze Gegend“ (V. 48–49). Die Juden waren allerdings nicht bereit, von ihrer Eifersucht zu lassen. Je größer die Segnung, desto mehr ärgerten sich ihre Herzen daran. „Die Juden aber erregten die anbetenden vornehmen Frauen“ (V. 50). Diese waren zweifellos, wie auch „die Ersten der Stadt“, ihren Beeinflussungen besonders zugänglich. So wie der Glaube auf Gott und die Wahrheit blickt, flieht der Unglaube zu menschlichem Einfluss der einen oder anderen Art, seien es Frauen oder die Großen einer Stadt. So erweckten sie eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihren Grenzen. „Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen wider sie ab und kamen nach Ikonium. Die Jünger aber wurden mit Freude und heiligem Geiste erfüllt“ (V. 51–52). Während der Feind seine Gelegenheit, um Böses zu tun, voll ausnutzt, wendet Gott die Bosheit des Widersachers zum Segen für die Seinen.
Fußnoten
- 1 vgl. englische „Authorized Version“ und „Lutherbibel“. (Übs.)