Petrus: Fischer, Jünger und Apostel
2. Vom Sünder zum Jünger
Simons Entscheidungsstunde (Lk 5,1-11)
Es genügt nicht zu wissen, dass Jesus der verheißene Messias des Volkes ist und dass Er an anderen große Wunder tun kann. Jeder Mensch muss eine Einzelsprechstunde mit Ihm haben, in sein Licht kommen, Buße tun, Ihn im Glauben in sein eigenes Herz aufnehmen und seinem Wort gehorchen.
Der große Heiland, der mit der Seele des Menschen so behutsam umgeht, sieht jetzt den Augenblick gekommen, in dem sein Zwiegespräch mit Simon stattfinden soll.
Jesus begibt sich an das Ufer des Sees, absichtlich unweit der Stelle, wo Simon und andere Fischer ihre Netze waschen. Der Heiland ist, wie fast immer, von einer großen Volksmenge umgeben, die auf Ihn andrängt. Da Er aber das Volk lehren will, muss Er einige Meter Distanz von ihm haben. Und was tut Er? Er steigt in eins der Fischerboote, das Simon gehört, und bittet ihn, ein wenig hinauszufahren. Dann setzt Er sich und predigt vom Schiff aus.
Durch sein Tun sagt Er zu Petrus: „Simon, du meinst, allen Grund zu haben, mit aller Energie zu arbeiten und an nichts anderes zu denken. Aber lege einmal alles beiseite und komm, höre jetzt meinem Wort zu, ohne dich ablenken zu lassen. Für das andere werde ich dann schon sorgen!“ - Muss Er dies nicht auch uns immer wieder sagen?
So hört denn Simon das Wort, und dies ist überaus wichtig; denn „der Glaube ist aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17).
Nach der Ansprache will Jesus Simon helfen, den „Zeitverlust“ aufzuholen, nicht nur den dieser Stunde, sondern auch den der vergangenen Nacht. Ach, ist nicht das ganze Leben, solange es ohne Christus geführt wird, ein „Zeitverlust“? Immer wieder geht man hin „fischen“, aber alles zerrinnt. Nichts bleibt im Netz zurück als nur Schlamm. So sagt auch der Prediger: „Denn was hat der Mensch von all seiner Mühe und vom Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Denn alle seine Tage sind Kummer, und seine Geschäftigkeit ist Verdruss; sogar bei Nacht ruht sein Herz nicht. Auch das ist Eitelkeit“ (Pred 2,22.23).
Was Simon jetzt tut, ist sehr bedeutsam, und es wird ihm von heute an immer wichtiger: Er gehorcht dem Herrn. Er stützt sich in Glauben und Vertrauen auf sein Wort, auch wenn der Verstand anderer Meinung ist. Er sagt: „Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen“ (Lk 5,5). - Der Mensch muss lernen, seinen Verstand im Glauben dem Wort Gottes zu unterwerfen.
Nur dem Glauben kann der Herr sich offenbaren, und Er tut es in einer Weise, die ganz der Seele angepasst ist, der Er sich kundtun will. Wie hätte Er diesem Fischer, der sich die ganze Nacht umsonst abgemüht hatte, seine göttliche Schöpferherrlichkeit besser zeigen können, als dadurch, dass Er gerade in seine besonderen Umstände eintrat und da, wo dieser versagt hatte, in einem wunderbaren Fischfang zur ungünstigsten Tageszeit seine unbegrenzte Macht bewies!
Der Segen, der dem Glauben geschenkt wird, ist so groß, dass der Mensch ihn nicht fassen kann; die Netze reißen. „Sie“, wohl Simon und Andreas, müssen ihre Genossen Jakobus und Johannes zu Hilfe rufen, um die Beute zu bergen, die dann beide Schiffe füllt.
Simon wird, wie auch die anderen, von Entsetzen erfasst. Er sieht sich in die Gegenwart Gottes gestellt! Dass sich sogleich sein Gewissen meldet, ist der untrügliche Beweis dafür. Er fällt zu den Knien Jesu nieder und spricht: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8). Er hat das tiefe Empfinden dafür, dass er in seinem Zustand nicht in die Gegenwart Gottes passt.
Wenn ein Mensch an diesem Punkt anlangt, wenn er mit keinem Fetzen eigener Gerechtigkeit mehr seine sündige Blöße zudecken will, sondern seine Schuldhaftigkeit schonungslos bekennt - dann kann ihm der Herr helfen. Er ist ja gekommen, „Sünder zu rufen“ und um „zu erretten, was verloren ist“ (Lk 5,32; 19,10).
Noch während Simon vor Ihm auf den Knien liegt, sagt der Herr zu ihm: „Fürchte dich nicht“ (Lk 5,10). Mit anderen Worten: Sei getrost, ich will hingehen, um für dich zu sterben und deine Sünden vor Gott zu sühnen!
Dieser Zuruf aus dem Mund Dessen, der einst der Richter aller sein wird, hat dem Gewissen dieses Mannes völlige Ruhe gegeben und sein Herz für immer mit der Person seines Herrn verbunden: Als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verließen er und die anderen alles, und sie folgten Ihm nach. Die Verheißung Jesu: „Von nun an wirst du Menschen fangen“, wird sich in seinem späteren Leben in reichem Maß erfüllen. Er wird nicht Fischer bleiben, sondern im Werk des Herrn unter den Menschen ein gesegneter Diener werden.
Alles verlassen und sich Jesus hingeben
Petrus' Erlebnis mit dem Herrn Jesus auf dem See Genezareth war ein Markstein in seinem Leben. Es ging nun nicht mehr im selben Stil weiter. Bis dahin hatte er sich mehr oder weniger als der Herr seines eigenen Lebens gefühlt. Er war es, der über seine Zeit, über seine Kräfte und Fähigkeiten und über seinen eigenen Besitz verfügte. Wohl war er ein gottesfürchtiger Israelit. Aber seine tägliche Arbeit, seine Sorge um die Seinen, ja selbst sein Gottesdienst geschahen „in eigener Regie“, in eigener Verwaltung.
Aber nun war Jesus in sein Leben getreten, nicht nur als sein Heiland und Erlöser, sondern auch als sein Herr. Wie all den anderen hatte Jesus auch ihm unmittelbar nach seiner Bekehrung zugerufen: „Komm, folge mir nach!“ (Mk 1,17).
Und was tat Petrus? Das einzig Richtige: Er verließ alles - auch die Netze - und folgte Ihm nach. Er tat es sogleich (Lk 5,11; Mk 1,18).
Das ist ein ungeheuer wichtiger Punkt im Leben eines Menschen, und wir wollen einen Augenblick dabei verweilen.
Bei einer wirklichen Bekehrung bringt der Mensch nicht nur seine Sünden zu Jesus. Er gibt Ihm auch sein ganzes Leben hin, mit allem, was er ist und hat. Das ist das Kennzeichen wahrer Jüngerschaft. So lesen wir auch von Matthäus (Levi), einem anderen Jünger: „Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach“ (Lk 5,28). Jakobus und Johannes verließen ihren Vater Zebedäus mit den Tagelöhnern und gingen weg, Ihm nach (Mk 1,20).
Scheint dir diese totale Hingabe eine harte Bedingung? Neigst du dazu, etwas zurückzubehalten? Dann verstehst du das Wort Jesu: „Komm mir nach!“, noch nicht recht. Du denkst nur an das, was du aufgeben musst. Es geht aber vor allem darum, Dem nachzufolgen, „der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Diese Männer verließen alles, weil die herrliche Person des Herrn sie anzog. Sie richteten den Blick auf Ihn und folgten Ihm nach, ohne sich viel mit dem zu beschäftigen, was sie verlassen mussten.
Es gibt leider viele „Vorbehalt-Jünger“. Sie bleiben vor der Bedingung „alles verlassen“ stehen, wie vor einer unüberwindlichen Hürde, statt im Glauben, in Liebe und im Vertrauen zum Herrn den Sprung zu wagen. Einer von ihnen schreckte davor zurück, das Los der Verwerfung und der materiellen Armut mit Jesus zu teilen. Ein Anderer wollte zuvor bei seinem Vater bleiben, bis der Tod sie voneinander scheiden würde (Mt 8,19-22). Ein Dritter wünschte zuvor von den Seinen Abschied zu nehmen (Lk 9,61). Einem Vierten standen die „vielen Besitztümer“ der Nachfolge Jesu im Weg (Mt 19,22).
Oh nein! Jesus muss den ersten Platz im Herzen einnehmen! So nur können wir den Unseren zum wirklichen Segen sein, so nur gewinnen wir zu allen Dingen die rechte Beziehung. Alles wird dann dem großen Lebensziel untergeordnet: Für Jesus leben und damit auch den Menschen dienen!
Erfahrungen in der Nachfolge Jesu - auf dem stürmischen See (Mt 14,13-33)
Der erste Tag war vorüber, der Tag, an dem Petrus alles verließ und Jesus nachzufolgen begann. Aber nun kamen auch der zweite und der dritte und eine lange Reihe von Tagen der Nachfolge, bis Petrus Ihm hinauffolgen durfte. Solange Jesus auf der Erde war, ging Er immer voran und Petrus mit den anderen hinter Ihm her. Auch als Er von ihnen schied, blieb es so; von da an folgten sie - wie wir nun - einem unsichtbaren Herrn nach, der sie durch den Heiligen Geist leitete.
Ein solches Leben der glücklichen Abhängigkeit von Ihm ist voller Überraschungen. Oft sagte Er den Jüngern, wohin sie gehen und was sie miteinander tun wollten; meist aber wussten sie nicht, welche Ereignisse und welcher Dienst, in Gemeinschaft mit Ihm, auf sie warteten. Hauptsache war, dass Er es wusste und sie Ihm täglich zur Verfügung standen.
Petrus gegenüber machte der Herr hier und da Andeutungen, aus denen dieser entnehmen konnte, dass Jesus mit ihm einen Plan hatte. Nur indem er in der Abhängigkeit von seinem Meister blieb, konnte sich dieses göttliche Lebensprogramm verwirklichen. Dies gilt auch für uns. Leben wir nach seinem Plan?
Eines Tages nun hatten die Jünger wieder Großartiges erlebt. Große Volksmengen waren zu Jesus in die Einöde gekommen, etwa fünftausend Männer, die Frauen und Kinder nicht mitgezählt. Diese alle hatte der Herr durch die wunderbare Mehrung von fünf Broten und zwei Fischen, die vorhanden waren, gesättigt. Die Jünger hatten dabei alle Hände voll zu tun. Sie mussten die Speise zu den im Gras gelagerten Menschen tragen und verteilen und die übrig gebliebenen Brocken wieder einsammeln.
Sie waren rechtschaffen müde. Wenn der Meister nur endlich das Volk entlassen wollte, dann konnten sie sich mit Ihm ausruhen!
Aber Er hatte es anders beschlossen. Er nötigte die Jünger, „in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe“ (Mt 14,22).
Er musste sie „nötigen“. Sie gingen nicht gern. Anstatt zu ruhen, zehn Kilometer weit zu rudern, war nicht nach ihrem Sinn. Aber es musste sein. Einem Meister nachzufolgen, der sich im Dienst Gottes an den Menschen verzehrte, ist nun einmal kein bequemes Leben, sondern ein mit vielen Mühen und Gefahren verbundener Dienst.
Zudem kam jetzt ein scharfer Gegenwind auf. Das Schiff begann in der finsteren Nacht auf dem Wasser auf und ab zu tanzen und litt Not von den Wellen. Nur ruhig, ihr Jünger! Seid ihr nicht um des Herrn willen und auf sein Geheiß in diese Lage gekommen? So werdet ihr jetzt auch seine Durchhilfe erleben.
Die Zeugen des verworfenen Herrn haben in dieser Welt Widerstand und Feindschaft zu erwarten (Joh 15,19-21). Er sagt: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf und folge mir nach“ (Lk 9,23). Ein wichtiges Wort für uns alle! „Der Herr hat uns nicht eine ruhige Überfahrt verheißen, aber eine sichere Ankunft am Ziel“, hat jemand gesagt. Doch ist diese „Überfahrt“ mit vielen kostbaren und herrlichen Erfahrungen verbunden!
Auch Petrus war im Schiff. Auch er musste erleben, dass die Nachfolge Jesu keine Spazierfahrt ist. Doch zeigt er uns jetzt durch sein Beispiel, wie man sich dabei verhalten oder was man vermeiden soll. Die Jünger haben nun wohl schon acht oder neun Stunden mit den feindlichen Elementen gekämpft. Es ist drei Uhr morgens geworden, die vierte Nachtwache. Da sehen sie, vielleicht im Mondlicht durch zerrissene Wolken, in einigen Metern Entfernung eine menschliche Gestalt auf den Wellen gehen! Was ist denn das? Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Bestürzt und voll Furcht schreien sie: „Es ist ein Gespenst!“ Aber schon antwortet die vertraute Stimme Jesu: „Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ - Er, der allen unseren Nöten der Nachfolge gewachsen ist, weilt ganz in der Nähe. Vergessen wir es nicht!
Petrus, wie immer rasch entschlossen, ruft sogleich: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern“ (Mt 14,28).
Er hat ja schon einmal erfahren, welche gewaltige, göttliche Kraft hinter den Worten des Herrn steht und wie man Nutznießer dieser Kraft wird, wenn man ihnen im Glauben gehorcht (Lk 5,1-11). Diese Erfahrung will er auch jetzt wieder machen. - Der Christ soll dem Herrn im Glauben nachfolgen, indem er auf Schritt und Tritt den im Wort offenbarten Willen seines Meisters sucht und ihn erfüllt. Nicht Wundersucht darf ihn leiten.
Petrus ist auf der richtigen Fährte. Der Herr sagt: „Komm!“ (Mt 14,29).
Nun weiß er, was er tun muss. Auf dieses Wort hin vollbringt er das Wagnis des Glaubens! Er steigt aus dem Schiff, dieser von Menschenhand gezimmerten, sichtbaren Grundlage, auf welcher der natürliche Mensch den See dieses Lebens überquert. Er gibt sich dabei keinen verstandesmäßigen Überlegungen hin. Er fragt nicht nach der Tragkraft des Wassers. Er stützt sich auf Den, der seine eigenen Naturgesetze nach Belieben durchbrechen kann, und geht tatsächlich auf den Wassern, Jesus entgegen! Solange er den Blick im Glauben auf den Meister gerichtet hält, ist alles so einfach.
Doch was geschieht jetzt? Er lässt sich ablenken! Er hört auf den Wind, sieht auf die Wellen, und sein armer Geist beginnt zu überlegen und zu fragen: „Wie komme ich da weiter?“
Er zweifelt. Er fürchtet sich und fängt an zu sinken. Er schreit: „Herr, rette mich!“ - Sogleich aber streckt Jesus seine Hand aus, ergreift ihn und spricht zu ihm: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Mt 14,30.31).
Diese Erfahrung wiederholt sich eigentlich im Leben aller Jünger Christi. Sein Wort sagt ihnen: „Komm, geh diesen Weg, tu diesen Dienst, vollbringe dieses Werk.“ Und solange Er ihr Blickfeld ausfüllt, geht alles gut, auch wenn der Wind ihnen entgegen ist. Aber unversehens fürchten sie sich und zweifeln. Weshalb? Sie waren nicht wachsam im Gebetsumgang mit dem Herrn. Sie ließen das Sichtbare ins Herz eindringen - oder gar die Sünde? Sie sahen plötzlich wieder die eigene Schwachheit und den ganzen feindlichen Widerstand. - Doch der Herr ist treu und gleich zur Stelle, um uns sogleich wieder aufzurichten. Möchten doch solche Zwischenfälle, die den Herrn verunehren und vermeidbar sind, in unserem Leben immer seltener werden!
Petrus, einer der auserwählten „Zwölf“
Eines Abends war Jesus auf den Berg hinausgegangen, um zu beten (Lk 6,12-16): „Und er verharrte die Nacht im Gebet zu Gott“.
Was war denn die Ursache dieses anhaltenden Gebets, das ihm wichtiger war als der Schlaf, den Er doch so dringend brauchte? - „Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herzu und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte“!
Diese zwölf Männer sollten das vor Jahrhunderten schon angedeutete Apostelamt empfangen (Ps 109,8). Der Herr wollte sie aussenden, um unter dem Volk das Reich Gottes zu predigen und Wunderwerke zu vollbringen (Mk 3,14.15). Diese Männer mussten, nach den späteren Worten des Petrus, von Anfang an dabei sein, als der Herr Jesus in Israel ein- und ausging, „angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns weg aufgenommen wurde“, um Zeugen seiner Worte, seiner Werke und seiner Auferstehung zu werden (Apg 1,21.22).
Diese Zwölf werden als Belohnung für ihre treue Jüngerschaft während den Tagen der Verwerfung Christi „in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“ (Mt 19,27.28).
Die Mauer des neuen Jerusalem wird zwölf Grundlagen haben, „und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes“ (Off 21,14).
Unter diesen zwölf Aposteln nahm Petrus eine besondere Stellung ein (Mt 10,2). Der Herr gab ihm die Schlüssel des Reiches der Himmel (Mt 16,19). Er durfte nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes durch seine Predigt des Evangeliums Jesu Christi als Erster den Juden, den Samaritern und den Heiden das Reich der Himmel auftun.
Petrus gehört auch zu der Grundlage der Apostel und Propheten des heiligen Tempels im Herrn, der Behausung Gottes im Geist, die in der Jetztzeit aus allen an Jesus Christus Glaubenden aufgebaut wird (Eph 2,20-22).
Wie groß ist also das Amt der Apostelschaft und wie bedeutungsvoll für Israel und das ganze Christentum!
Aber - hören wir recht? Die Namen der vom Herrn auserwählten Apostel sind ja überaus bescheiden! Das sind keineswegs Fürsten dieses Zeitlaufs, keine Weisen nach dem Fleisch, keine Mächtigen, keine Menschen edler Abstammung! Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes waren einfache Fischer, Matthäus ein verachteter Zöllner. Petrus und Johannes merkte man es zudem an, dass sie „ungelehrte und ungebildete Leute“ waren (Apg 4,13).
Weshalb traf der Herr Jesus in seiner vollkommenen Weisheit und Einsicht wie auch in seiner völligen Abhängigkeit von Gott als Mensch eine solche Wahl? In der heutigen Christenheit würde man doch solche höchsten Ämter nur mit Männern besetzen, die sich in den menschlichen Wissenschaften gründlich auskennen, sich in der Gelehrsamkeit einen großen Namen gemacht haben, vorzügliche Führerqualitäten, scharfen Verstand und glänzende natürliche Gaben besitzen!
Auch hier lässt sich das Wort anwenden: „Das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt und das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme“ (1. Kor 1,27-29).
Der Herr wählt Menschen zu seinen Dienern, die durch den Glauben an Ihn geheiligt und von sich selbst entleert sind 1, zerbrochene Gefäße, von Ihm und seinem Geist erfüllt, in denen Er verherrlicht wird. Selbst der Apostel Paulus, der für seine besondere Aufgabe in der jüdischen Religion aufs beste geschult sein musste, nennt sich „der geringste der Apostel“ (1. Kor 15,9) und begehrte unter den Menschen nichts zu wissen, „als nur Jesus Christus, und Ihn als gekreuzigt“ (1. Kor 2,2).
Wie sind besonders Petrus und Johannes unter den Zwölfen gesegnete Werkzeuge geworden! Durch die erste Predigt von Petrus am Pfingsttag wurden schon dreitausend Seelen errettet und der Versammlung hinzugetan. Und wie sind die inspirierten Schriften von Petrus, Johannes und Matthäus seither vielen Millionen Christen zum ewigen Segen geworden!
Fußnoten
- 1 Judas Iskarioth bildet unter den Zwölfen eine Ausnahme. Er wird später die im Alten Testament schon angekündigte böse Tat vollbringen.