Das Passah des HERRN
"Und sehe ich das Blut"
Wenn die Anordnungen hinsichtlich des Passahfestes auf der einen Seite so deutlich waren, dass wohl niemand sie missverstehen konnte, so waren sie auf der anderen Seite auch äußerst kompromisslos und unflexibel. Menschlichen Meinungen darüber, was in dieser Nacht wohl das Richtige und Angemessene wäre, wurde überhaupt kein Raum gelassen, und ein Abweichen von dem strikten göttlichen Wort wurde nicht zugelassen. Gott forderte das Blut des Lammes, und nichts anderes als dieses Blut konnte angenommen werden. So kündigte der HERR es dem Volk an: „Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlagen vom Menschen bis zum Vieh, und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens, ich, der HERR. Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage“ (Verse 12+13).
Angenommen, einige aus Israel hätten sich darauf berufen, dass ihr Leben um so viel besser als das ihrer Nachbarn sei, und dass deshalb für sie nicht die gleiche dringende Notwendigkeit bestehen würde, das Blut an die Türpfosten zu streichen - was wäre dann wohl geschehen? Der Engel des Todes wäre auch durch diese Wohnungen gezogen, selbst wenn die darin wohnenden Menschen tatsächlich die Rechtschaffensten und Religiösesten im ganzen Land gewesen wären. Der HERR hatte nicht gesagt: „Sehe ich euer ausgezeichnetes Leben“, sondern: „Und sehe ich das Blut“! Nehmen wir weiter an, einige hätten sich daran gestört, dass das Lamm geschlachtet werden musste, ihr Empfinden empörte sich gegen schaurige Vergießen des Blutes, und sie hätten statt dessen das lebende Tier an die Türpfosten ihrer Häuser angebunden - wäre das angenommen worden? Keinesfalls! Der HERR hatte nicht gesagt: „Sehe ich das Lamm“, sondern: „Und sehe ich das Blut“! Das Blut war seitens derer, die es an ihre Türpfosten strichen, das Eingeständnis, dass sie in sich selbst nur den Tod verdient hatten, und dass sie sich hinter dem Tod eines anderen in Sicherheit gebracht hatten. Für Gott war das Blut an den Türpfosten und der Oberschwelle ein Zeugnis dafür, dass der Tod in diesem Haus bereits sein Werk getan hatte; und dies gab Ihm einen gerechten Grund dafür, anzuordnen, dass der Vollstrecker des Gerichts an diesen Häusern vorüberziehen sollte.
Wie einfach sind diese Belehrungen, und doch wie schwer fällt es dem Menschen, sie zu erfassen wenngleich es auch um seinen ewigen Frieden geht! Wie viele berufen sich auf ihre moralische und religiöse Lebensweise, als könnte ihr ausgezeichnetes Leben sie von dem heiligen Gericht eines Gottes, Der die Sünde richten muss, verschonen. Wie viele andere wieder bekennen sich zu einem lebenden Christus, bewundern Seine vollkommenen Wege und erkennen Ihn als einen gewaltigen Prediger an, auf den zu hören für alle Menschen gut wäre. 'Zurück zu Christus', sagen sie, 'lasst uns nur nach den Grundsätzen der Bergpredigt leben, und es wird alles gut werden'. Eitler Irrglaube! Falsche Hoffnung! Das große Bedürfnis des Menschen ist nicht ein heiliges Vorbild, nicht ein Lehrer des Guten, sondern ein Sühnopfer für die Sünde. Das finden wir allein in dem kostbaren Blut Christi. Er hat Frieden gemacht durch das Blut Seines Kreuzes (Kol 1,20), und auf keine andere Weise hätte jemals zwischen dem Menschen und Gott Frieden gemacht werden können. „Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22). Selbst tausend Jahre heiligen Lebens und göttlicher Belehrungen durch den Sohn Gottes hätten die Frage der Sünde genau da gelassen, wo sie sich befand, bevor Er auf die Erde herabkam. Sünde konnte nur durch Blut gesühnt werden.
Gott sei gepriesen für den Sühnungstod Christi! Durch diesen Tod ist es Ihm nun auf einer gerechten Grundlage nicht nur möglich, den gläubigen Sünder von dem Gericht zu verschonen, sondern einen solchen für alle Ewigkeit in Sein liebendes Herz aufzunehmen. Wundert es uns da noch, dass die verherrlichten Erlösten alle Ehre und Herrlichkeit dem Lamme zuschreiben das geschlachtet worden ist (Off 5,11-14)?