Das Passah des HERRN
"Ein jeder ein Lamm"
Insgesamt zehn Plagen kamen über das widerspenstige Ägypten. Von neun Plagen waren die unterdrückten Israeliten deutlich ausgenommen. Als ihre Unterdrücker von einer Finsternis, die man greifen konnte, umhüllt waren, da hatten die Israeliten Licht in ihren Wohnungen; als die tödliche Pest die Ställe der Ägypter vernichtete, da blieben die Ställe der Israeliten unbeschädigt davon; als der Hagel bei der Ernte des einen Volkes verheerenden Schaden anrichtete, da blieb die Ernte des anderen Volkes vollkommen unberührt davon, und so weiter. Die Gefangenen blieben von all den vorgesehenen Plagen verschont, unter denen ihre Peiniger zu leiden hatten. Auf diese Weise machte der HERR deutlich, dass ein Unterschied zwischen denen, die Sein sind, und denen, die nicht Sein sind, bestand. Als aber der Augenblick kam, wo der Engel des Todes durch das ganze Land gesandt werden musste und mit Seinem Schwert in die Häuser all derer eindrang, die gegen den Willen Gottes verstoßen hatten, konnte Israel nicht länger davon ausgenommen werden. Wie begünstigt dieses Volk durch die souveräne Gnade Gottes auch immer gewesen sein mochte, so waren sie doch Sünder wie auch die übrigen (Hes 20,5-9). Wenn sie also auch von dem letzten furchtbaren Schlag verschont bleiben sollten, dann musste erst eine gerechte Grundlage dafür bereitet werden. Das ist der Grund für die Vorschrift des Passahlammes.
Die Anweisungen hinsichtlich des Lammes waren sehr ausführlich. „Redet zu der ganzen Gemeinde Israel und sprechet: Am zehnten dieses Monats, da nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus“ (Vers 3). Bei so deutlichen und eindringlichen Worten konnte es keinen Irrtum geben. 'Die ganze Gemeinde Israel' war angesprochen und 'jeder' musste sich ein Lamm nehmen. Zu dieser Zeit gab es in dem Volk mehr als sechshunderttausend gerüstete Männer (Vers 37); wenn man von dieser Zahl ausgeht, so waren ungefähr drei Millionen Israeliten in jener Nacht in Ägypten. Bei einer so großen Anzahl von Menschen gab es zweifellos auch große Unterschiede in den Charakteren und Wegen. Religiöse und unreligiöse, liebenswürdige und mürrische, ehrbare und unehrenhafte, großzügige und geizige, ungeachtet der allgemeinen Unterschiede zwischen den Hohen und den Niedrigen, den Reichen und den Armen. Und doch musste sich ein jeder für sich persönlich ein Lamm nehmen. Angesichts des Gerichtes Gottes zählte weder Charakter noch Stellung etwas. Der HERR blickte voraus auf Christus, als Er solchen Nachdruck auf das Lamm legte. Nach 1. Kor 5,7 kann es darüber keine Frage geben: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden“. Demzufolge redet dieser alte Bericht von Israel in Ägypten auch heute noch zu unseren Gewissen. Vor Gott zählt nichts außer Christus. „Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1,29). Der verabscheuungswürdigste Sünder, der im Glauben bei Christus und Seinem Blut Schutz sucht, ist vor aller Sorge und Beunruhigung in Sicherheit; der geschätzteste Charakter, der jemals gelebt hat, aber nicht demütig zu der gnädigen Vorkehrung Gottes Zuflucht genommen hat, eilt dem ewigen Verderben entgegen. Kein Angebot könnte einfacher sein; und doch scheint für den Verstand des Menschen nichts schwerer zu erfassen zu sein. Wir liebäugeln alle mit dem Gedanken, dass in uns noch etwas ist, was vor Gott anerkennenswert ist. Wie der Pharisäer in Lk 18,11 sind wir alle mehr oder weniger geneigt zu sagen: „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen“. In einer solchen Behauptung, wenn sie auch in einer schlechten Gesinnung ausgesprochen wird, mag auch ein Fünkchen Wahrheit enthalten sein; aber es bleibt doch bestehen, dass vor Gott allein Christus zählt. Das Lamm, und nur das Lamm, ist unsere alleinige Hoffnung und Zuflucht.