Die Entrückung der Versammlung
Schlusswort: Den Herrn erwartend
Wir sind am Schluss unserer Betrachtung über die Rückkehr unseres Herrn und Heilandes angekommen. Wir fragen uns, welche Konsequenzen diese Erwartung für unser Leben hier auf dieser Erde hat. Die Aussicht, den kommenden Bräutigam erwarten zu dürfen und damit alle Probleme dieser Zeit hinter sich zu lassen und ins Haus des Vaters entrückt zu werden, macht jedes Kind Gottes glücklich (Phil 3,20; 1. Kor 1,7; Tit 2,13; Jud V. 21), aber die Erwartung seiner Rückkehr ist auch eine sehr ernste und heilige Angelegenheit (1. Thes 1,10; 2. Pet 3,12–14). Von den Gläubigen in Thessalonich wird gesagt, dass sie nicht nur den Sohn Gottes aus den Himmeln erwarteten, sondern dem lebendigen und wahren Gott auch dienten, und Petrus weist im zweiten Brief auf die eminente Bedeutung unserer Erwartung hinsichtlich der Erfüllung der göttlichen Ratschlüsse hin.
Darum finden wir im Neuen Testament eine Fülle ernster Ermahnungen, wie wir den Kommenden erwarten sollen, nicht nur lehrmäßig, theoretisch, sondern lebendig, aktiv, die Zeit auskaufend. Praktisch bereit sein, heißt Christus wirklich erwarten, Ihm unbeschwert entgegensehen.
Gottes Wort zeigt uns zweierlei Bereitschaft, die eine als Vorbedingung, die andere als praktische Zweckmäßigkeit. In Matthäus 25,1–13 erläutert der Herr im Gleichnis von den zehn Jungfrauen die Bereitschaft als Vorbedingung, die Notwendigkeit, Öl in den Gefäßen, d. h. den Heiligen Geist empfangen zu haben, um Ihm überhaupt entgegengehen zu können. Dies muss aber schon vor seiner Ankunft vollendete Tatsache sein; wenn Er kommt, wird es dazu zu spät sein, denn niemand wird sich mehr bekehren können. Wie ernst ruft doch Gottes Wort immer wieder: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“ Die Entrückung geht ja in einem Augenblick vor sich – wer könnte sich da noch für Jesus entscheiden? Zudem wird der Unbekehrte nichts von der Entrückung wahrnehmen. Welche ernste Warnung für die vielen „törichten Jungfrauen“, die „christlichen“ Mitläufer, die niemals wirklich ernst gemacht haben und darum keine Bekehrung und keine neue Geburt erfahren haben!
Die andere Art Bereitschaft gilt den Kindern Gottes, solchen, die sich wirklich bekehrt haben. Sie kann mit einem Heer in Alarmbereitschaft verglichen werden, in dem der Soldat jederzeit bereit sein muss, wenn der Ruf: „Zu den Waffen!“ ertönt, sofort einzurücken. Er muss bei allen seinen Entschlüssen und allen Aktivitäten Rücksicht nehmen auf diese Bereitschaftsstellung. Der auf den Herrn wartende Christ muss immer auf den Ruf: „Der Herr kommt!“ vorbereitet sein. Gerade hierüber gibt uns Gottes Wort Hinweise in vielerlei Bildern und zwar immer mit der ernsten Begründung, dass wir nicht wissen, in welcher Stunde der Herr kommen wird (Mt 24,44; Mk 13,32; Lk 12,40.46). Wir haben ja bereits im 2. Abschnitt gesehen, dass der Herr über den Zeitpunkt seiner Rückkehr gar nichts offenbart hat, außer, dass der Augenblick von der der Vollzahl abhängt; daher werden wir immer wieder ermahnt: „Seid bereit!“ Es gilt allezeit wachsam zu sein, damit wir, egal wann Er kommt, unverzüglich mit Ihm gehen können. Darum sagt der Herr in Lukas 12,35, dass „unsere Lenden umgürtet sein“ sollen, d. h. in voller Abmarschbereitschaft, wie einst die Israeliten in der Passahnacht in Ägypten (2. Mo 12,11), und frei von jedem Hindernis, egal, ob Er nun heute oder erst später kommt. Es ist ganz gewiss so, wie ein Diener des Herrn gesagt hat: „Wir müssen heute bereit sein; sind wir es nicht, so werden wir es auch nicht sein, wenn der Herr kommt“. Wie beschämend, wenn Er uns nicht bereit finden würde!
Bereit sein, heißt vor allem „Wachen“! Wie ernst und oft weist der Heilige Geist darauf hin! (Mt 24,42; Mk 13,35–37; Lk 12,36–38; 1. Thes 5,6–8). Darum lasst uns also nicht schlafen, denn „wachen“ heißt nüchtern sein, das Herz für den Herrn geöffnet halten, Ihn stets vor Augen haben, sein Kommen erwarten und herbeisehnen!
„Schlafen“ bedeutet gleichgültig dahinzuleben, ohne an die nahe Ankunft des Herrn zu denken und nur mit dem gegenwärtigen Zeitlauf und mit den vergänglichen Dingen beschäftigt zu sein. Das törichte menschliche Herz sagt: „Mein Herr verzieht, zu kommen!“ Es sucht Ehre und Ansehen in dieser Welt. Das Materielle, das Irdische, der Wunsch nach den Schätzen dieser Welt erfüllt sein ganzes Denken (Lk 12,33.34; 21,34–36). Wie ernst! Wie furchtbar müssen und werden die Folgen sein! Möchten doch alle, die sich in solchem Zustand befinden, erkennen, welche großen Hindernisse solche Dinge für die Erwartung des Herrn bedeuten! Ein großer Verlust vor dem Preisgericht (Richterstuhl) des Herrn!
„Wachen“ heißt außerdem, die Lampen brennend erhalten. Der Herr wünscht, dass sie hell brennen (Lk 12,35). „Wachen“ heißt, mit Eifer auf dem Posten auszuharren, den der Herr angewiesen hat und in Treue und mit Fleiß die übertragenen Aufgaben – irdische wie geistliche – zu erfüllen (vgl. Mt 24,45–47; 25,14–30; Lk 12,43–46; 19,11–27). Entsprechen wir dieser Voraussetzung, so können wir mit glücklichem Herzen dem Herrn entgegengehen und Ihn ohne Furcht erwarten.
Ja, „wachen“ bedeutet noch mehr; es will sagen, dem Bräutigam entgegengehen, wie die „klugen Jungfrauen“ im Gleichnis, um Ihn zu empfangen, mit Freuden alles ablegend und zurücklassend, was Ihm nicht gefällt. Befleißigen wir uns auch mit Eifer und Hingabe im Dienst des Herrn, so werden wir, wie Petrus das ausführt, seine Ankunft beschleunigen (vgl. 2. Pet 3,12–14).
Damit schließen wir unsere kurze Abhandlung und wünschen, dass sie allen Lesern zur Ermunterung diene, den Herrn im lebendigen Glauben zu erwarten und diese überaus wichtige Wahrheit von der Rückkehr des Christus, der herrlichen Hoffnung aller Erlösten, klar zu erkennen. Wenn dies der Fall ist, dann ist ihr Zweck erreicht.
Lasst uns darum die Lampen brennend erhalten, denn der Herr ist nahe!