Die Entrückung der Versammlung
Zusammenfassung
Zum leichteren Verständnis des bisher Gesagten wollen wir eine schematische Zeichnung zu Hilfe nehmen. Wir beginnen dabei mit der Geburt des Herrn in Bethlehem und schließen mit dem ewigen Zustand. Christus Jesus ist Mensch geworden, um das Werk der Erlösung für verlorene Menschen zu vollbringen. „Ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“, sagt uns der Hebräerbrief. So hing unser geliebter Herr, zu den Übeltätern gerechnet, am Kreuz von Golgatha, sterbend unsere Schuld sühnend.
Nachdem Er sich während 40 Tagen als der Auferstandene wiederholt den Jüngern gezeigt hatte, wurde Er auf dem Ölberg „emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm Ihn auf von ihren Augen hinweg“ (Apg 1,9).
Am Pfingsttag kam der Heilige Geist auf die Erde. Teilweise wurde die Prophezeiung Joels damit erfüllt (Joel 3). Wie ein gewaltiger, daherfahrender Wind erfüllte Er nicht nur das ganze Haus, sondern setzte sich auch in feurigen Zungen auf jeden Einzelnen der Jünger.
Dann kommen Brot und Kelch vor uns; die Symbole der Liebe des Herrn, die Er in der Nacht, als Er überliefert wurde, mit den Worten: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ den Jüngern, und damit auch uns, gegeben hat, wie wir das aus den Belehrungen des Apostels Paulus an die Korinther (1. Kor 10 und 11) sehen. Der Tisch des Herrn oder das Abendmahl ist uns für die Zeit auf der Erde gegeben. Dankbar richten wir unseren Blick rückwärts auf das, was auf Golgatha, am Kreuz für uns geschehen ist, und dankbaren Herzens preisen wir den, der uns mit seinem kostbaren Blut erkauft und zu Kindern Gottes gemacht hat (vgl. Heb 10,14–17; 1. Pet 2, 24.25).
Das Bewusstsein, auf dem Weg zum Himmel zu sein, lässt uns vorwärts blicken; den erwartend, der gesagt hat: „Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit wo ich bin, auch ihr seiet“ (Joh 14,3).
Aber unser Blick ist nicht nur rückwärts auf das Kreuz und vorwärts auf den „glänzenden Morgenstern“ gerichtet, sondern wir schauen auch aufwärts, dorthin, wo Christus erhöht worden ist, und einen Namen empfangen hat, der über alle Namen ist. Als der erhöhte Sohn des Menschen sitzt Er zur Rechten des Vaters, um sich bei Ihm für uns, als unser Fürsprecher, zu verwenden (vgl. Heb 2,17–3,2; 8,1.2; 1. Joh 2,1).
Die gegenwärtige Gnadenzeit, die Zeit der Kirche, schließt mit der Entrückung der Versammlung, wie wir es in den vorangegangenen Abschnitten gesehen haben. Ersehntes, glückseliges, herrliches Ereignis!
Du wirst uns zu dir entrücken,
und wir werden bald dich seh'n.
O welch freudiges Entzücken,
wenn wir dir entgegengeh'n!
In enger Verbindung mit der Entrückung und diesem Ereignis wohl auch unmittelbar folgend, steht das Preisgericht (Richterstuhl) unseres Herrn Jesus Christus (2. Kor 5,10; 1. Kor 3,13–15). Alle Gläubigen müssen vor diesem „offenbar werden“. Es handelt sich selbstverständlich nicht um ein Gericht im gewöhnlichen Sinn, sondern um eine Preisverteilung, eine Belohnung für alle diejenigen, die in Treue und Hingabe dem Lamm nachgefolgt sind. Wer rechtmäßig kämpft, d. h. nach den Geboten des Herrn, wird den Preis, die Krone oder den Kranz erlangen.
Mit der Entrückung der Gemeinde des Herrn in das Haus des Vaters beginnt dann auf der Erde eine andere Verwaltung (Haushaltung), die Zeit der Gerichte. Diese Periode ist identisch mit der siebzigsten Jahrwoche, die nach der Weissagung Daniels (Kap. 9,24–27) vergehen soll, bevor der Messias Israel das Königreich aufrichten wird. Gott wird einen Überrest aus dem zerstreuten Volk Israel sammeln, versiegeln und in das Land der Väter zurückführen (Jer 16,14–18; Hes 37,1–14; Off 7,1–8).
In dieser Zeit wird der Antichrist offenbar werden. Die wahre Kirche und der Heilige Geist werden nicht mehr auf der Erde sein; darum kann sich nun das Böse ungehindert und ungehemmt entwickeln. Der Abfall von Gott findet seinen Höhepunkt darin, dass sich der Antichrist in den Tempel, der von den Juden, allerdings im Unglauben, wieder aufgebaut werden wird, setzen und sagen wird, dass er Gott sei (vgl. 2. Thes 2; Off 13,11–18). Damit beginnt eine Zeit furchtbarster Leiden und Verfolgung, wie sie „seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird“ (Mt 24,21).
Wir erinnern uns nochmal an die Entrückung der Kirche in das Haus des Vaters und an das Preisgericht (den Richterstuhl). Ab dann wird die Frau (Braut) des Lammes eine himmlische Verbindung mit dem Lamm eingehen. Die Hochzeit des Lammes wird gefeiert werden (Off 19,7–9).
Während sich nun die wahre Kirche im Himmel ewig freuen wird, wird auf der Erde das Gericht an der falschen Kirche, die den schrecklichen Titel einer „Hure“ trägt, vollzogen. Der Tag der Rache über die abtrünnige Kirche ist gekommen, und niemand kann entfliehen. Wie furchtbar muss das für die Menschen sein, die das Wort Gottes gehört, die einladende Stimme des Heilandes vernommen und Christus nicht angenommen haben! (vgl. Off 6 bis Off 19,5.)
Jetzt wird Gott alle Verheißungen, die Er seinem irdischen Bundesvolk Israel durch das ganze Alte Testament hindurch gegeben hat, erfüllen. Er erscheint als die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Mal 3,19–24), begleitet von den Seinen, die nun alle Herrschaft und Regierung mit Ihm teilen werden (Sach 14,5; Jud V. 14; Off 5,10; 20,4). Bei der Entrückung der Gemeinde kam der Herr nur bis in die Luft; bei seinem Kommen als König wird Er seine Füße auf den Ölberg stellen, und dieser wird gespalten werden (Sach 14,4).
Israel wird gesammelt, wiederhergestellt und erneuert sein; denn so wie nur errettete Seelen die himmlische Herrlichkeit genießen können, so werden auch nur von neuem geborene Seelen in die Segnungen des 1000-jährigen Reiches eingehen.
Das Evangelium des Königreiches wird von dem treuen Überrest allen Nationen verkündigt werden, um auch sie an dem Segen der messianischen Königsherrschaft teilhaben zu lassen (Jes 2,1–4; Jes 4; Mt 24,14). Diese Mission der gläubigen Juden wird ohne Frage großen Erfolg haben, trotzdem werden nicht alle Völker die Boten und ihre Botschaft aufnehmen. In Matthäus 25 sehen wir deshalb Christus als Richter auf dem Thron sitzen und die Glaubenden von den Ungläubigen (Schafe und Böcke) scheiden. Dies ist das Gericht über die Völker.
Während dieser Drangsalszeit wird Satan aus dem Himmel geworfen werden. Michael, der Erzengel und Fürst Israels (Dan 10,21; Jud V. 9) wohl auch der Repräsentant aller himmlischen Heerscharen, kämpft mit Satan. Für ihn ist, nachdem der Herr mit den erlösten in den Himmel eingegangen ist, kein Platz mehr an diesem Ort. Der „Verkläger der Brüder“ wird auf die Erde geworfen, und da er weiß, dass er nur wenig Zeit hat, wütet er in furchtbarer Weise (Off 12,7–12). Gott wird einen Engel aus dem Himmel senden, ihn binden und in Ketten im Abgrund verwahren (Off 20,1–3).
Mit der gerichtlichen Beseitigung allen Widerstandes und aller Auflehnung gegen Gott wird das 1000-jährige Reich dann seinen Anfang nehmen. Dieses Reich ist gekennzeichnet durch Frieden und Gerechtigkeit. Die Menschen werden von neuem geboren sein, und der Fluch, der heute noch auf der Schöpfung liegt, wird weggenommen werden (Jes 35 und 65,17–25); Israel wird erhöht, und die Völker werden ihm unterworfen sein. Die Erkenntnis Gotteswird die ganze Erde erfüllen.
Wenn die tausend Jahre vollendet sein werden, wird Satan nochmals losgelassen werden. Wieder wird er die Menschen verführen und wird sie unter Führung von Gog und Magog zum Krieg versammeln gegen das Heerlager der Heiligen und gegen die „geliebte Stadt“ (Jerusalem). Gott wird diese Heere endgültig mit Feuer vernichten und Satan für ewig in den Feuersee werfen.
Als letztes Gericht, wie wir schon erwähnten, wird dann der große weiße Thron aufgerichtet werden. Dieses Gericht liegt außerhalb der Zeit, und seine Folgen sind ewig. Hätte der Mensch doch seiner Verantwortlichkeit entsprochen! Dann werden Bücher aufgetan werden. Seine Schuld ist einwandfrei erwiesen, auf tausend kann der Mensch nicht eins antworten. Das Buch des Lebens wird bezeugen, dass die Namen der Toten, die dann gerichtet werden, nicht darin zu finden sind. Ihr ewiges Teil und Los ist der Feuersee. Welche furchtbare, ewige Qual!
Die stoffliche Welt wird aufgelöst, die Elemente werden im Brand zerschmelzen, die Himmel werden mit gewaltigem Geräusch vergehen. Ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt, werden entstehen. Der ewige Zustand wird ein Zustand des Glücks, der Unvergänglichkeit und der Herrlichkeit sein. Das neue Jerusalem wird in seinem unvergleichlichen Glanz erstrahlen und alles erleuchten. Gottes Zelt (Hütte) wird bei den Menschen sein, und Er wird bei ihnen wohnen; sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott (Off 21,3).
Bald werden wir vor deinem Thron
dir, unserm Vater, und dem Sohn
ein ew'ges Loblied singen.
Dann wird das Lob ein volles sein,
wenn alle Kreatur stimmt ein
in der Erlösten Chöre.
Doch sei auch jetzt in dieser Zeit
Anbetung, Lob und Dank geweiht
dir, Vater, und dem Lamme!