Sei stark und mutig!

Kapitel 24

Die letzten Worte des Herrn in Sichem

Sichem (V. 1)

Der Geist Gottes führt uns nach Sichem, um die letzten Worte des Herrn zu hören, die Josua an das Volk richtete.

Dort in der Nähe, auf dem Berg Ebal, hatte sich schon einmal das ganze Volk nach den Siegen über Jericho und Ai um die Bundeslade versammelt (Jos 8,30.35). Eine Abschrift des Gesetzes Moses war auf die Steine des Zeugnisses geschrieben worden. Viele, die Zeugen dieser Szene gewesen waren, lebten noch.

Aber Josua richtete sich nun, von Gott beauftragt, an die Verantwortlichen des Volkes (die Ältesten, Richter, Häupter und Vorsteher). Seine Worte galten folglich ganz Israel. In derselben Weise richtete sich auch der Apostel Paulus besonders an die Ältesten von Ephesus, um zu ihnen über die Versammlung zu sprechen (Apg 20,28).

Die Worte des Herrn, des Gottes Israels (V. 2-13)

Gott erinnerte durch Josua an seine Souveränität, Macht und Gnade. Von der Berufung Abrahams an kann man die Wege Gottes mit seinem Volk in sieben Etappen zusammenfassen. Die Wege Gottes sind die Mittel, durch die Er seinen Willen zur Ausführung bringt.

a) Die Berufung Abrahams (V. 2.3): Gott hatte ihn aus den götzendienerischen Nationen herausgenommen, die am Euphrat wohnten. Gott hatte ihn erwählt, berufen und ihm Verheissungen gegeben. Diese Erwählung ist die souveräne Wahl der Gnade.

b) Die Gabe Isaaks (V. 3): Der Sohn, der über die geeignete Zeit des Alters hinaus geboren wurde, wurde der himmlische Erbe. Später wurde er Abraham nach dem Opfer auf dem Berg Morija gewissermassen durch den Tod gehend zurückgegeben (1. Mo 22,4-14).

c) Die göttliche Auswahl zwischen Jakob und Esau (V. 4): Hier haben wir einen neuen Beweis der göttlichen Souveränität. Der weltliche Esau erhielt als Erbteil das Gebirge von Seir, während Jakob, der wahre Erbe der Verheissung, weiter in Zelten wohnte wie in einem fremden Land (Heb 11,9).

Seine Nachkommenschaft musste sogar nach Ägypten hinabziehen, um am Leben zu bleiben. Leider fielen sie dort bereits wieder in den Götzendienst zurück (Hes 20,8).

d) Der Auszug aus Ägypten durch das Rote Meer (V. 5-7): Nach dem Handeln Gottes in Souveränität rückte nun sein Handeln in Macht in den Vordergrund, um sein Volk zu befreien und seine Feinde zu besiegen.

e) Die Wüste (V. 7-10): «Ihr wohntet in der Wüste eine lange Zeit.» Gott erinnerte sie hier nicht daran, dass sie mit dem Götzendienst fortfuhren, aus dem Abraham herausgenommen worden war. Er unterstreicht im Gegensatz dazu seine Macht, die die Könige der Amoriter in ihre Hand lieferte, und dann das treue Festhalten an seinen Absichten, als Er den Fluch Bileams in Segen wandelte.

Der Prophet Amos erinnerte später an den Götzendienst des Volkes in der Wüste: «Habt ihr mir vierzig Jahre in der Wüste Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht, Haus Israel? Ja, ihr habt den Sikkut, euren König, und den Kijun, eure Götzenbilder, getragen, das Sternbild eures Gottes, die ihr euch gemacht hattet» (Amos 5,25.26).

f) Der Durchzug durch den Jordan und die Siege über die Feinde (V. 11.12): Die sieben bereits erwähnten Nationen wurden vor Israel durch einen Akt der göttlichen Vorsehung (die Hornissen) und nicht durch menschliche Macht (Schwert und Bogen) vertrieben.

g) Schliesslich die Gabe des Landes der Verheissung (V. 13): Nach den Kämpfen werden Ruhe und Frieden genossen.

Diese Zusammenfassung der Wege Gottes mit Israel ruft uns Christen die ganze Geschichte der Gnade Gottes für sein himmlisches Volk in Erinnerung: auserwählt, berufen, zuvor bestimmt, Gefässe der Verheissungen und versiegelt mit dem Geist auf den Tag der Erlösung, sind wir in die himmlischen Örter eingeführt. Dort sind wir in Christus mit jeder geistlichen Segnung gesegnet (Eph 1,3-14; 2,4-7; Rö 8,29.30).

Die Botschaft Josuas an das Volk (V. 14.15)

Nach der Kundgebung Gottes richtete sich Josua «nun» (V. 14.23) selbst an das Herz und Gewissen des Volkes. Paulus tat genau das gleiche vor den Ältesten von Ephesus. Er hatte nicht damit zurückgehalten, ihnen den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen. Er würde sie verlassen, denn er war am Ende seines Laufs angekommen. Und «nun» belehrte er sie (Apg 20,22.25.32).

Josua ermahnte das Volk, Gott zu fürchten, Ihm zu dienen und sich vom Götzendienst zu trennen. Damit bekräftigte er die Aufforderung Moses (5. Mo 6,13.14). Diese Worte sind umso bemerkenswerter, als sie im Mund unseres Herrn die Waffe waren, durch die Er Satan in der Wüste zum Schweigen brachte (Mt 4,10). Gott fürchten bedeutet, Ihm Ehre geben, Ihm dienen und Ihm Anbetung darbringen. Obed, der Sohn von Boas und Ruth, der Grossvater Davids, hatte einen bedeutungsvollen Namen bei seiner Geburt bekommen. Obed bedeutet Diener. Das sollte das Volk an diese doppelte Haltung - des Dienstes und der Anbetung - erinnern.

Wie können wir diesen Dienst anders verrichten als in der Absonderung von den Götzen, indem wir praktisch alles aufgeben, was den Platz Christi in unserem Herzen eingenommen hat (1. Joh 5,21)?

Josua beendete seine Kundgebung mit einem Glaubensbekenntnis: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen» (V. 15). Dieser Diener Gottes ist ein Beispiel, wie der innere Mensch erneuert wird, während der äussere verfällt (2. Kor 4,16). So spornte er sein Haus nach ihm dazu an, dem Pfad des Glaubens zu folgen. Das Glaubensbekenntnis Josuas ist umso bemerkenswerter, als die Schrift keine Einzelheit über das Haus Josuas und seine Nachkommenschaft berichtet. Möge dieses Beispiel Eltern anregen, einen ebenso glücklichen Einfluss auf die Kinder auszuüben, die der Herr ihnen anvertraut hat!

Die Auseinandersetzung zwischen Josua und dem Volk (V. 16-24)

In einer unüberlegten Aufrichtigkeit verpflichtete sich das Volk bewusst, Josua nachzuahmen: «Auch wir wollen dem Herrn dienen» (V. 18). Israel verwechselte die Verantwortung mit der nötigen Kraft, dieser nachzukommen.

Das Volk hatte früher gegenüber Mose dieselbe Erklärung abgegeben, selbst noch bevor sie die Forderungen des Gesetzes kannten: «Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun!» (2. Mose 19,8; 24,3). Die schreckliche Lektion, die ihre Väter in Verbindung mit dem goldenen Kalb zu lernen hatten, war aus ihrem Blickfeld geraten. Nichts ist vergesslicher als unser Herz, wenn es nicht durch Gnade befestigt wird. Im christlichen Leben sind vergangene Erfahrungen keine Hilfe, um die gegenwärtigen Prüfungen zu durchstehen. Wir brauchen jederzeit Christus im Herzen, um den Versuchungen der Welt die Stirn zu bieten.

Nachdem Josua das Volk auf seine Schwachheit (V. 19) und die Folgen des Ungehorsams (V. 20) hingewiesen hat, bekräftigte dieses dreimal seine Absicht, Gott mit seiner eigenen Kraft zu dienen (V. 18.21.24). Man muss nicht lange warten, bis die Schwachheit und die Untreue des Volkes offenbar wird. Es ist die gesamte Geschichte des Buches der Richter.

Der Bund in Sichem (V. 25-28)

In Sichem, bei der Terebinthe Mores, wo Abraham seinen ersten Altar gebaut hatte (1. Mo 12,6.7), war es die letzte Handlung Josuas, einen Bund mit dem Volk zu schliessen. Er ist im Buch des Gesetzes Gottes aufgeschrieben. Ein grosser Stein wurde als Zeuge aufgerichtet und das Volk in sein Erbteil zurückgesandt.

Die Geschichte des gesamten zukünftigen Leids Israels war jetzt durch seinen eigenen Fehler besiegelt (V. 27). Aber Christus würde am Kreuz auf die Verantwortung seines untreuen Volkes antworten. Durch sein Sühnungsblut wird Er einen neuen Bund aufrichten, auf dessen Grundlage Israel vergeben wird und durch den es wiederhergestellt und schliesslich gesegnet sein wird.

Der Tod Josuas (V. 29-31)

Josua vollendete seinen Lauf mit 110 Jahren, wohingegen die Arbeit im Land noch nicht vollendet war. Er wird hier am Ende seines Dienstes «Knecht des Herrn» genannt (Ri 2,8). So wird auf einfache und bewegende Weise die Anerkennung Gottes ausgedrückt.

Wird der eine oder andere von uns auch die bekannte Stimme des Herrn einmal sagen hören: «Wohl, du guter und treuer Knecht! ... Geh ein in die Freude deines Herrn» (Mt 25,21)? Der Ruhmestitel des Christen ist, ein Knecht und Sklave Jesu Christi zu sein (Phil 1,1; Tit 1,1). Wir sind durch Ihn erkauft (1. Kor 6,20; 2. Pet 2,1), um Ihm zu gehören (2. Kor 5,15) und Ihm in seiner Nachfolge zu dienen (Joh 12,26).

Die Grabstätte Josuas befand sich natürlich im Gebiet seines Erbteils in Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim (Jos 19,50; 24,30; Ri 2,9). Genau auf diesem Gebirge waren die Söhne Josephs vor der Macht der Feinde zurückgewichen (Jos 17,14-18). Das Erbteil und die Grabstätte Josuas erinnern uns also daran: «Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube» (1. Joh 5,4).

Der gesegnete Einfluss Josuas machte sich während der Tage, wo die Zeugen des Werkes des Herrn noch lebten, bemerkbar (V. 31). Als eine neue Generation aufstand (Ri 2,10), breitete sich die verhängnisvolle Gefahr des Götzendienstes im Volk aus. Die verborgene Kraft von Gilgal war verloren und machte den Tränen Bochims Platz.

So war es auch mit der Geschichte der Versammlung nach dem Abscheiden der Apostel und auch - in jüngerer Zeit - mit der Geschichte der letzten Erweckungen der Gnade Gottes in der Versammlung. Aber Christus und die Macht seiner Gnade bilden - mehr als je zuvor - den wirklichen Schatz der Seinen und ihre einzige Hilfsquelle bis zu seinem Wiederkommen.

Die Grabstätte der Gebeine Josephs (V. 32)

Durch Glauben gab Joseph Befehl wegen seiner Gebeine (Heb 11,22). Mit seinem Tod in Ägypten endet das erste Buch Mose (1. Mo 50,25.26). Mose hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Gebeine Josephs beim Auszug aus Ägypten mit sich zu nehmen (2. Mo 13,19).

Jetzt erfüllte Israel in Sichem treu den letzten Willen des Patriarchen. Früher war Joseph von Hebron aufgebrochen und nach Sichem hinabgestiegen, um seine Brüder zu suchen. Dort lagen nun, nahe beim Brunnen Jakobs (Joh 4,12), seines Vaters, seine Gebeine in der Hoffnung der herrlichen Auferstehung.

Der Tod und das Grab Eleasars, des Sohnes Aarons (V. 33)

Abgesondert durch Gott in der Mitte der priesterlichen Familie, beendet auch Eleasar, «der Fürst der Fürsten Levis» (4. Mo 3,32), seinen Lauf.

Nachwort

Die Geschichte der Wüste war mit dem Tod Aarons, des Priesters, und dem Tod Moses, des Führers Israels, zu Ende gegangen. Der Bericht der Eroberung des Landes ist jetzt gekennzeichnet durch den Abschied Eleasars, des Priesters, und Josuas, des Führers Israels. Alle vier spiegeln den Charakter Davids wider, der später «als er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte, entschlief und zu seinen Vätern beigesetzt wurde» (Apg 13,36).

So ist der Tod das Ende des Dienstes auf der Erde. Die menschlichen Werkzeuge im Werk Gottes verlassen einer nach dem anderen das Arbeitsfeld, ohne dass ihre Tätigkeit abgeschlossen ist. Der Charakter des menschlichen Werks - selbst das des Gläubigen - ist, dass es unvollendet bleibt. Anders ist es bei Gott und dem Herrn Jesus:

Gott hatte sein Schöpfungswerk zur Verherrlichung seines Sohnes, des Erstgeborenen aller Schöpfung (Kol 1,15), vollendet und sah, dass alles sehr gut war (1. Mo 2,2).

Christus, in dessen Hände der Vater alle Dinge gegeben hatte (Joh 13,3; Mt 11,27), vollendete zur Verherrlichung seines Vaters das Werk der Erlösung (Joh 17,4; 19,30).

Gott führt auch jetzt sein Werk in der Welt bis zur Vollendung fort. Sei es Gericht, wenn es nötig ist (1. Sam 3,12), sei es Segnung im Herzen der Heiligen bis auf den Tag Jesu Christi (Phil 1,6; Jes 46,10.11).

Alles bleibt in den Händen Dessen, der «die Wurzel und das Geschlecht Davids» ist (Off 22,16). Er wird «nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens» (Heb 7,16) alle, die in Ihm entschlafen sind, in die Herrlichkeit der Auferstehung einführen.

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