Sei stark und mutig!
Kapitel 22
Die Rückkehr der zweieinhalb Stämme nach Gilead und der Altar «Zeuge»
Josua hatte bereits vor der Eroberung des Landes zu den zweieinhalb Stämmen gesprochen (
Die Lage der zweieinhalb Stämme
Um die Lage dieser zweieinhalb Stämme zu verstehen, muss man zur Ursache ihrer Absonderung von den anderen Stämmen des Volkes zurückgehen. Sie hatten sich bewusst entschlossen, im Land Gilead zu wohnen, ohne den Jordan zu durchqueren: «Lass uns nicht über den Jordan ziehen!» (
Es ist sehr wichtig für uns Christen, diese Warnung vor eigenwilligen Entscheidungen zu begreifen, die in der Geschichte Israels mehrmals wiederholt wird. Zum Beispiel bei der Aussendung der Kundschafter, um das Land zu erkunden (vgl.
Die Botschaft Josuas an diese Stämme (V. 1-8)
Josua gestand den zweieinhalb Stämmen zu, dass sie ihr Versprechen gehalten hatten. Sie waren rein in dieser Angelegenheit und damit befreit vom ernsten Fluch: «Wisst, dass eure Sünde euch finden wird» (
Josua segnete sie und empfahl ihnen eindringlich, am Gesetz festzuhalten und den Herrn zu lieben, um Ihm zu dienen. Er gebrauchte später dieselben Ausdrücke, um die anderen Stämme zum Zeitpunkt seines Abscheidens zu ermahnen (V. 5;
Der Altar «Zeuge» (V. 9-12)
Die Schwierigkeiten begannen nach der Rückkehr der Stämme in das Land Gilead mit dem Bau des Altars «Zeuge». Es war ein Altar «gross von Ansehen», der als Zeugnis aufgerichtet wurde (V. 10.34). Obwohl die zwölf Stämme nach Gottes Gedanken ein einziges Volk waren, wurde die praktische Einheit durch die Entscheidung der zweieinhalb Stämme, sich in Gilead niederzulassen, zerstört. Um dieser Situation, auf die sie durch Josua gerade aufmerksam gemacht worden waren, zu begegnen, errichteten die Stämme einen Altar, ein Monument mit religiösem Charakter.
Ein solcher Weg hat sich oft in der Geschichte der Menschheit wiederholt: Um die politische Einheit einer Nation zu besiegeln, appelliert man an die religiösen Empfindungen des menschlichen Herzens, an seine Gefühle, seine Ängste und selbst an seine Leidenschaften. Das ist die Geschichte des Götzendienstes in dieser Welt. So baute Jerobeam zwei Altäre: in Bethel einen und in Dan einen. Er verleitete das Volk Israel zum Götzendienst, um seine politische Autorität zu befestigen (
Der Fall des Altars «Zeuge» war nicht so schwerwiegend, wenn er auch dasselbe moralische Prinzip ans Licht brachte. Im Grunde waren die zweieinhalb Stämme mit ihren Brüdern auf der anderen Jordanseite verbunden. Aber der Altar des Herrn war schon auf dem Berg Ebal aufgerichtet worden. Später würde er in Jerusalem bei der Bundeslade sein. Einen anderen Altar an einem anderen Ort zu errichten, bedeutete praktischerweise, die Einheit des Volkes abzustreiten. Es hiess auch, den einzigen «Ort, den der Herr, dein Gott, erwählt hat, um dort seinen Namen wohnen zu lassen», zu missachten.
Die Botschaft des Pinehas (V. 13-20)
Nachdem die Gemeinde Israels diese Sache gehört hatte, versammelte sie sich in Silo, um gegen ihre Brüder in den Kampf zu ziehen. Pinehas, der Sohn Eleasars, des Priesters, wurde vorerst mit zehn Fürsten gesandt, um vor Ort sorgfältig Erkundigungen einzuholen. Das entsprach der Vorschrift des Gesetzes Moses (
Pinehas besass eine schonungslose Haltung dem Bösen gegenüber. Er fürchtete, dass der Altar nichts als eine Rebellion gegen Gott wäre. Daher erinnerte er seine Brüder an die beiden traurigen Begebenheiten von Peor und von Achan, wo die begangenen Fehler ganz Israel verunreinigt hatten. Das ganze Volk war verantwortlich vor Gott: «So wird er morgen über die ganze Gemeinde Israels erzürnen» (V. 18).
Gleichzeitig zeigte Pinehas in seinen Worten die grosse Gnade seines Herzens. So schlug er den zweieinhalb Stämmen vor, zurück zur Wohnung des Herrn zu kommen, um dort ein Besitztum inmitten ihrer Brüder zu finden. Sie würden ihr Erbteil mit ihnen teilen (V. 19). Möge uns doch ein solches Beispiel anspornen, praktisch diese Ausgeglichenheit zwischen Eifer und Treue für Christus und den Ansprüchen seiner Gnade zu suchen, die allein die Herzen erreicht!
Die Antwort der zweieinhalb Stämme (V. 21-29)
Die Antwort der zweieinhalb Stämme zeigt, dass sie im Grunde dem Herrn gegenüber treu waren, trotz des äusseren Anscheins, der durch ihre Lage entstanden war. Der Altar war als Zeuge für die kommenden Generationen gebaut worden (V. 24). Trotzdem blieben Zweifel im Blick auf die zukünftige Nutzung des Altars für den Opferdienst bestehen (V. 27). Es handelte sich nicht um Götzendienst, sondern immer noch um den Dienst des Herrn. Aber die Einheit des Volkes Gottes wurde missachtet.
Viele Gläubige versammeln sich heute um Tische, die an verschiedenen Orten durch Menschen aufgerichtet wurden. Leider geschieht dies in praktischer Unabhängigkeit vom Tisch des Herrn, wo der Einheit seines Leibes durch das Brechen des einen Brotes gedacht wird (
Die Rückkehr von Pinehas zum Volk nach Silo (V. 30-34)
Die Antwort der zweieinhalb Stämme war gut in den Augen von Pinehas und den zehn Fürsten, die diese Nachricht ihren Brüdern im Land Kanaan überbrachten. Die Rechte Gottes wurden feierlich anerkannt: «Jetzt habt ihr die Kinder Israel von der Hand des Herrn errettet» (V. 31). Der Dank richtete sich an Gott: «Die Kinder Israel priesen Gott» (V. 33). Der Bürgerkrieg war verhindert und der Frieden zwischen den Brüdern vorübergehend wieder gefunden worden.
Aber später würden die bitteren Früchte der zweideutigen Stellung dieser Stämme hervorkommen. Der Mangel an Glaubensenergie verleitete sie, die Kämpfe gegen die Feinde zur Zeit Baraks und Deboras zu vernachlässigen (
Die Stämme in Gilead waren die ersten, die durch die Feinde von aussen unterdrückt wurden. Zu Beginn, als sie ihr Erbteil wählten, hatte Gott sie gewähren lassen. Aber am Ende trat Gott selbst ein. Er erweckte «den Geist Puls, des Königs von Assyrien» (
Lasst uns auf Gottes Fingerzeig achten, aber auch darüber wachen, nicht «an der Gnade Gottes Mangel» zu leiden (