Sei stark und mutig!
Kapitel 18-19
Das Erbteil der sieben letzten Stämme in Silo
In der Geschichte des Volkes begann nun ein neuer Abschnitt. Die Versammlung Israels begab sich vom Lager in Gilgal nach Silo, wo das Zelt der Zusammenkunft aufgeschlagen wurde.
Dort wurde das Erbteil auf die letzten sieben Stämme (Benjamin, Simeon, Sebulon, Issaschar, Aser, Naphtali und Dan) aufgeteilt.
Silo und die letzte Erkundung des Landes (18,1-10)
Bis dahin hatte sich das Volk im Lager von Gilgal versammelt, dem Ort der Abwälzung der Schande Ägyptens. Dieser Ort ist für uns ein Bild vom Gericht über das Fleisch durch den Tod Christi. Gilgal war der Ausgangspunkt der Kämpfe und das Geheimnis des Sieges gewesen. Dann war das Volk nach Ebal gekommen, wo der Altar aufgerichtet worden war. Zu diesem Zeitpunkt, an dem das Volk formell Besitz vom Land der Verheissung ergriff, wurde das Gesetz auf den steinernen Tafeln bestätigt.
Jetzt begab sich das Lager Israels nach Silo (bedeutet: «der Friede, die Ruhe») im Norden von Bethel. Dort wurde das Zelt der Zusammenkunft (die Stiftshütte) aufgerichtet und die Verteilung des Landes durch das Los in Gegenwart von Josua und Eleasar, dem Priester, vollendet (Jos 19,51).
Josua forderte die Gemeinde der Kinder Israel auf, sich zu stärken, um die Eroberung des Landes abzuschliessen (V. 3) und die Grösse seines Besitzes zu messen. Ebenso bat der Apostel Paulus für die Epheser, dass sie erleuchtete Augen ihres Herzens haben mögen. Sie sollten wissen, welches der Reichtum der Herrlichkeit von Gottes Erbe in den Heiligen sei (Eph 1,18). Weiter sollten sie mit allen Heiligen erfassen, welches die Abmessungen der Ratschlüsse Gottes sind und deren Zentrum erkennen: «die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus» (Eph 3,18.19).
Drei Vertreter (ein vollständiges Zeugnis) von jedem der sieben Stämme wurden ausgesandt, um das Land zu durchziehen und darüber ein Verzeichnis aufzustellen. Die zwei Stämme Juda und Joseph hatten ihr Erbteil schon empfangen (V. 5), und Levi wurde das Priestertum des Herrn bestätigt (V. 7). Die Ergebnisse des Verzeichnisses wurden dann schriftlich in einem Buch niedergelegt, das in Silo in der Gegenwart Josuas aufbewahrt wurde. So kannten die sieben Stämme die Grenzen ihres Erbteils. Dieses tatsächlich in Besitz zu nehmen, war ein weiterer Schritt. Ebenso ist es für uns Christen. Die Kraft Gottes an uns (Eph 1,19) lässt uns unser Erbteil kennen. Aber es ist die Kraft Gottes in uns (Eph 3,20), die uns dort durch den Glauben wohnen lässt. Der Übergang von der objektiven Kenntnis der göttlichen Segnungen zu ihrer subjektiven Verwirklichung erfolgt durch den Kampf gegen die geistlichen Mächte (Eph 6,11.12). Es ist ein Kampf des Glaubens, zu dem sich die Tugend, d.h. geistliche Energie, anschliessen muss (2. Pet 1,5).
Es ist nicht so einfach, etwas über das Erbteil dieser Stämme zu sagen. Wir wollen hier einige Belehrungen aus den wenigen Mitteilungen über diese Söhne Jakobs in der Bibel anführen.
Das Erbteil Benjamins (18,11-28)
Benjamin war der Sohn des Schmerzes seiner Mutter Rahel (Benoni). Sein Vater Jakob hatte ihn durch Glauben den Sohn der Rechten (Benjamin) genannt (1. Mo 35,18). Er war auch der Liebling des Herrn, der bei Ihm wohnen sollte (5. Mo 33,12).
Das Gebiet Benjamins grenzt genau an das von Juda an und liegt Jerusalem am nächsten. Der Charakter der natürlichen Gewalttat, den schon Jakob mit einem reissenden Wolf beschreibt (1. Mo 49,27), veranlasste diesen Stamm zu den traurigen Ereignissen von Gibea in der Zeit der Richter. Dennoch bleibt Benjamin ein herrliches Bild von Christus: «Deine Hand sei auf dem Mann deiner Rechten, auf dem Menschensohn, den du dir gestärkt hast!» (Ps 80,18).
Das Erbteil Simeons (19,1-9)
Simeon hatte zusammen mit seinem Bruder Levi gewalttätig die Schandtat an ihrer Schwester Dina gerächt (1. Mo 34,25). Infolgedessen blieben diese beiden Stämme unter dem Urteilsspruch ihres Vaters, nämlich in Jakob verteilt und in Israel zerstreut zu sein (1. Mo 49,7). Aber wie schön ist es zu sehen, wie Gott die Prophetie Jakobs im Blick auf Levi benutzte, um seine Absicht zu erfüllen: Dieser Stamm sollte für den Dienst an seinem Heiligtum abgesondert sein.
Das Gebiet Simeons wurde nicht vermessen: Sein Stamm blieb eine kleine Anzahl von Personen, die mitten im Erbteil seines Bruders Juda wohnten (V. 9). Nur 17 von den 112 Städten Judas wurden ihnen zugewiesen.
Das Erbteil Sebulons (19,10-16)
Sebulon war in der Geburtsfolge das sechste Kind Leas und der zehnte Sohn Jakobs. Seine Geschichte spricht seit ihrem Beginn von den Gefahren, die Verbindungen mit der Handels- und Geschäftswelt in sich bergen (die Küste, die Schiffe von Sidon; 1. Mo 49,13).
Sein Gebiet in Israel wurde ihm nicht weit von dem Ort zuteil, wohin sein Herz ihn zog. Gott hat sich trotzdem in der Mitte dieses Stammes einen Überrest für sein Herz bewahrt: «um sich in Schlachtreihen zu ordnen mit ungeteiltem Herzen» (1. Chr 12,34).
Das Erbteil Issaschars (19,17-23)
So wie Issaschar in der Geburtsfolge nahe bei Sebulon liegt (fünftes Kind von Lea), erhielt er auch sein Erbteil in der Nachbarschaft seines Bruders. Issaschar gibt ein Bild von der Bequemlichkeit in der Welt und von der Knechtschaft, die unvermeidbar darauf folgt (1. Mo 49,15). Dennoch bewahrte ein Überrest in diesem Stamm die Einsicht in die Gedanken Gottes über sein Volk: «Von den Kindern Issaschar: Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste» (1. Chr 12,33).
Das Erbteil Asers (19,24-31)
Aser sollte in königlichem Wohlstand leben (1. Mo 49,20). Sein Erbteil grenzte an die Städte von Phönizien: Sidon, die grosse Stadt, und Tyrus, die starke Stadt; beides Bilder der «gegenwärtigen bösen Welt» (Gal 1,4).
Das Erbteil Naphtalis (19,32-39)
Im Osten begrenzt durch den Jordan berührte das Gebiet Naphtalis den Besitz von Aser, Sebulon und Issaschar. Das ist Galiläa, wo der Herr den grössten Teil seines Dienstes erfüllte: «Das Land Sebulon und das Land Naphtali ..., Kreis der Nationen. Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein grosses Licht gesehen» (Jes 8,23; 9,1). Die «losgelassene Hirschkuh» (1. Mo 49,21), die die Freiheit genoss, war nun «gesättigt mit Huld und erfüllt mit dem Segen des Herrn» (5. Mo 33,23).
Das Erbteil Dans (19,40-48)
Obwohl sie aus derselben Familie stammten, gingen die Brüder Dan und Naphtali, die von Natur so nahe beieinander waren (1. Mo 30,3-8), sehr unterschiedliche Lebenswege. In Dan erkennen wir die Quelle des Abfalls von Gott und der Entfaltung der Gewalt.
Die scheinbare Energie des Löwen von Basan (5. Mo 33,22) stand in Wirklichkeit im Dienst des Bösen: «eine Schlange am Weg, eine Hornotter am Pfad» (1. Mo 49,17). Die traurige Geschichte dieses Stammes bestätigte die Prophetie Jakobs. Dan offenbarte den Geist Kains (Gewalttat und Mord), der eine Stadt baute und ihr den Namen seines Sohnes Hanoch gab (1. Mo 4,17; Jos 19,47).
Die Gewalt führte zur ersten öffentlichen Kundgebung des Götzendienstes unter dem Volk Gottes: Jonathan, der Enkel Moses, trat als Priester falscher Götter auf, während das Haus Gottes noch in Silo war (Ri 18,30.31). Wozu sind doch unsere natürlichen Herzen fähig! War Dan nicht ein Sohn der Patriarchen, die Gott durch ihren Glauben geehrt hatten?
Das Erbteil Josuas (19,49-51)
Dieser Teil der Geschichte Israels endet glücklicherweise mit einer erhabenen Anmerkung. Ungeachtet seines Alters und des Verfalls seiner natürlichen Kräfte (Jos 13,1; 23,1) empfing Josua von Gott die Energie, die Stadt Timnat-Serach zu bauen, die ihm als Erbteil gegeben wurde. Er wohnte darin (Jos 19,50) in der Mitte seines Volkes und seines Stammes, denn Josua war Ephraimiter (4. Mo 13,9; 1. Chr 7,20.27). Der Herr wird später einmal im Blick auf Ephraim besonderes Mitleid haben (Jer 31,20; Hos 14,9).
So wurde die Verteilung des Landes in Silo vollendet, und zwar vor dem Herrn am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft, wo das Volk in der Gegenwart seines Gottes versammelt war. Gott, «der ein gutes Werk» in uns «angefangen hat, wird es vollenden ... bis auf den Tag Jesu Christi» (Phil 1,6). Er wird es in der Weise tun, dass wir mit David sagen können: «Der Herr wird es für mich vollenden. Herr, deine Güte währt ewig. Lass nicht die Werke deiner Hände!» (Ps 138,8).