Sei stark und mutig!
Kapitel 10
Der Sieg von Gibeon
Der Zusammenschluss der fünf Könige (V. 1-6)
Es dauert nicht lange, bis die Folgen des Bundes mit den Gibeonitern offenbar wurden. Eine Allianz der Könige der Amoriter zog gegen Gibeon herauf. Sie identifizierten sie jetzt mit Israel. Was war zu tun?
• Gibeon helfen - das würde den Anschein erwecken, den Bund mit der Welt endgültig zu akzeptieren.
• Gibeon im Stich lassen - war das nicht die Gelegenheit, sich von einer unbedachten Verpflichtung zu befreien?
Nein, die Treue gegenüber seinem Schwur verpflichtete Israel, sich für den Schutz der Gibeoniter einzusetzen, die sie zu Hilfe gerufen hatten (V. 6). Der Herr unterstützte Josua in diesem Vorhaben (V. 8).
Dieses Mal war alles einfach, denn Gott war mit seinem Volk, und der Knecht sprach freimütig zu seinem Herrn (V. 12). Gilgal wurde erneut der Ausgangspunkt der Siege und anschliessend zum Sammelpunkt (V. 7.15.43).
Die Allianz der Feinde Gibeons und Israels umfasste fünf Könige der Amoriter:
• Adoni-Zedek, König von Jerusalem, der Führer des Bündnisses;
• Hoham, König von Hebron;
• Piream, König von Jarmut;
• Japhija, König von Lachis;
• Debir, König von Eglon.
Adoni-Zedek, dessen Name «Herr der Gerechtigkeit» bedeutet, trug einen ähnlichen Namen wie sein Vorgänger Melchisedek (König der Gerechtigkeit), der Abraham nach seinem Sieg über die Könige entgegenging (1. Mo 14,18; Heb 7,1-3). Als Priester Gottes, des Höchsten, und König der Gerechtigkeit und des Friedens (König von Salem) regierte Melchisedek über die Stadt, die später Jerusalem (Gründung des Friedens) genannt wurde.
Aber alle Gottesfurcht war unter den Nachfolgern Melchisedeks auf dem Thron Salems verschwunden und machte dem religiösen Hass gegen das Volk Gottes, dessen Namen sie früher anerkannt hatten, Platz. Selbst nach der Vernichtung der Amoriter kämpften die Jebusiter auf der Burg Zion in Jerusalem bis zum Äussersten gegen den Gesalbten Gottes, den König Israels (2. Sam 5,6-9).
Daraus lernen wir: Nichts verhärtet das Herz mehr als ein bloss äusserlicher Kontakt zu Gott und seinem Volk, während das Gewissen unberührt bleibt.
Das Gericht über die Amoriter (V. 7-15)
Nun kam der Tag ihres Gerichts, der Abraham lange vorher angekündigt worden war, denn ihre Ungerechtigkeit hatte ihr Vollmass erreicht (1. Mo 15,16). Ihre Allianz gegen Gibeon richtete sich wegen des Bundes mit Israel gegen das Volk Gottes und im Grunde gegen Gott selbst. Denn in Vers 14 heisst es, dass der Herr für Israel kämpfte. So war ihr Angriff der Anlass ihrer Niederlage und ihrer Vernichtung. Zwei Dinge kennzeichneten das Gericht über die Amoriter:
• Einerseits kämpfte der Herr zusammen mit Israel.
• Anderseits zogen Josua und alles Volk von Gilgal hinauf und kehrten nach dem Kampf dorthin zurück (V. 7.15).
Gott selbst griff ein, sei es durch das Schwert seines Volkes unter der Führung Josuas, sei es durch eine unerwartete Handlung: Er warf grosse Steine vom Himmel auf die Feinde (V. 11). Das einzig vergleichbare Eingreifen Gottes fand bei den Plagen Ägyptens statt (2. Mo 9,24.25), ein Vorspiel der Gerichte des Endes, die an Intensität zunehmen werden (Off 11,19; 16,21; 20,9).
Als Josua zu Gott betete, heisst es, dass der Herr auf die Stimme eines Menschen hörte und für ungefähr einen vollen Tag in den natürlichen Gang der Himmelskörper eingriff, bis das Gericht über die Feinde des Volkes ausgeführt war (V. 12-14).
Die Bibel berichtet von einer zweiten Begebenheit, wo Gott den Lauf der Zeit unterbrochen hat: Mit diesem Zeichen bestätigte Gott dem König Hiskia die Nachricht seiner Genesung (Jes 38,8). Das Zurückgehen des Schattens auf der Sonnenuhr um zehn Winkelgrade entspricht einer Verlängerung dieses bemerkenswerten Tages um 40 Minuten. Man hat angenommen, dass das Stillstehen der Sonne über Gibeon (ungefähr einen ganzen Tag, V. 13) genau 23 Stunden und 20 Minuten gedauert hat, so dass dieses doppelte Eingreifen Gottes zusammen einem ganzen Tag entspricht. Das ist der Tag, der tatsächlich in den genauen Berechnungen der Astronomen fehlt, die sich mit der Kosmologie seit der Schöpfung auseinandergesetzt haben.
Dieser erste Teil des Kapitels (V. 1-15) berichtet also vom Gericht über die fünf Könige der Amoriter und ihren Armeen, ein Bild der Vernichtung der Feinde des Herrn bei seinem Kommen. Wenn die Welt sagen wird «Friede und Sicherheit» (1. Thes 5,3), dann kommt ein plötzliches Verderben über sie. Nie war die Welt diesem Moment näher als heute - besonders im Orient, dem Zentrum der prophetischen Karte der kommenden Ereignisse. Das angekündigte Gericht wird genauso plötzlich hereinbrechen wie die Sintflut in den Tagen Noahs und genauso sicher kommen wie die Zerstörung Sodoms und Gomorras in den Tagen Lots (Lk 17,26-29). Die Welt wird dann sagen: «Gekommen ist der grosse Tag seines Zorns, und wer vermag zu bestehen?» (Off 6,17).
Bevor diese Gerichte eintreffen werden, lässt Gott noch die Botschaft seiner Gnade erschallen: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht» (Ps 95,7.8; Heb 3,8.15; 4,7).
Das Ende der Könige der Amoriter (V. 16-21)
Der zweite Teil des Kapitels enthält aufschlussreiche Einzelheiten über den Sieg Israels und die Einnahme der sieben Städte der Feinde.
Die fünf Könige der Amoriter hatten sich in einer Höhle bei Makkeda versteckt. Josua schloss sie dort ein, bis die Niederlage der Feinde vollständig war. Ihr Gericht war dasselbe wie das des Königs von Ai; den Anordnungen des Gesetzes in Bezug auf ihre Leichname wurde genauso gewissenhaft Gehorsam geleistet wie zuvor (Jos 8,29; 10,27). Josua verkündete ganz Israel und den Anführern der Kriegsleute, dass diese ersten Siege eine Vorwegnahme des vollständigen Sieges über alle Feinde wären (V. 25).
Dieselbe Zusage hat Gott den Christen gemacht: Satan ist schon mit allen Fürstentümern und Gewalten durch Christus am Kreuz besiegt worden (Heb 2,14; Kol 2,15), aber die tatsächliche Macht des Feindes wird bald für immer zerstört sein: «Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füsse zertreten» (Rö 16,20).
Die Besitzergreifung des Landes (V. 22-39)
Das Lager Israels kam jetzt nach Makkeda, um das Land der Amoriter in Besitz zu nehmen (V. 21). So wurden sechs Städte mit der Hilfe des Herrn erobert: Makkeda, Libna, Lachis, Eglon, Hebron und Debir (V. 28-39). Eine siebte Stadt, Geser, teilte das traurige Los der sechs anderen, weil ihr König Horam sich dazu hinreissen liess, Lachis zu helfen (V. 33). Die Könige von drei dieser Städte waren bereits gerichtet worden.
Eine besondere Bemerkung muss über Hebron gemacht werden, dessen König Hoham gefangen und getötet worden war (V. 3.23.26). Als Josua sich anschickte, von dieser Stadt Besitz zu ergreifen, schien dort ein neuer König aufgestanden zu sein (V. 37). Der Feind unserer Seelen gibt sich nie geschlagen. Für einen vollständigen Sieg genügt es nicht, den alliierten Truppen eine sehr grosse Niederlage zuzufügen. Die fliehenden Soldaten fanden noch in den befestigten Städten (wie Hebron) Zuflucht und formierten sich neu gegen das Volk Gottes. Wachsamkeit und geistliche Energie ist bis zum Ziel notwendig: «Seid stark und mutig» (V. 25).
Die Eroberung des Südens (V. 40-42)
Der Sieg über die Feinde weitete sich nun auf den Süden des Landes aus. Zu diesem Zeitpunkt der Eroberung war der Besitz von Juda, Benjamin und Simeon bis zu den Wüsten Sur, Paran und Sin, die an das Land von Ägypten angrenzten, fast vollständig von Feinden befreit.
Der erste Sieg, den jeder Christ davontragen muss, bevor er die geistlichen Segnungen in Christus geniessen kann, ist der Sieg über sich selbst und über seine adamitische Natur (vorgebildet durch Ägypten).
Wir müssen annehmen, dass die Philister nicht vollständig von den Küstenstreifen des grossen Meeres (dem Mittelmeer) vertrieben worden waren, was ihren Hochmut in der Richterzeit erklärt.
Die Rückkehr nach Gilgal (V. 43)
Am Ende dieses Feldzugs kehrten Josua und das ganze Volk mit ihm in das Lager nach Gilgal zurück. Makkeda war der vorübergehende Ausgangspunkt zur Vernichtung der Macht der Feinde gewesen. Nach dem Sieg aber mussten sie immer nach Gilgal zurückkehren, dem Bild des Selbstgerichts durch die Macht des Kreuzes Christi. Das ist die ernste Lektion für jeden Christen, der als Soldat im Dienst Jesu Christi steht.