Sei stark und mutig!
Kapitel 8
Der Sieg über Ai
Einleitung (V. 1.2)
Nachdem das Volk vom Bösen gereinigt worden war, war es von Neuem in der Lage, mit Gottes Hilfe den Kampf aufzunehmen. Zunächst musste Ai eingenommen werden, bevor das Volk den Besitz des Landes durch den Bau des Altars auf dem Berg Ebal nach dem Gebot des Herrn an Mose vorwegnehmen konnte (V. 30-35).
Was für ein Segen und welche Ermunterung für das Volk, dass Gott wieder in ihrer Mitte war! Die Kämpfe Israels waren aufs Neue die Kämpfe Gottes, da Er selbst Josua die Anweisungen für die Einnahme der Stadt Ai gab.
Aus dieser Begebenheit ergibt sich eine wichtige moralische Lektion für uns. In der Geschichte Achans haben wir gesehen, wie die Sünde das geistliche Urteilsvermögen raubt und das Herz von Gott entfernt (
Vergleich zwischen der Einnahme Jerichos und Ais
Die Eroberungen der beiden Städte Jericho und Ai sind die einzigen, zu denen uns die Bibel einige Details gibt. Insgesamt repräsentieren sie den ganzen Verlauf des geistlichen Kampfs eines Christen in den himmlischen Örtern im Blick auf die praktische Inbesitznahme des göttlichen Erbes.
Die Unterschiede zwischen beiden Eroberungen könnten nicht grösser sein:
• In Jericho erkannte das Volk die Macht Gottes. Die Bundeslade, ein Bild von Christus, trug den Sieg davon. Das Volk musste überhaupt nicht kämpfen. Die Macht des Feindes ist aufgrund des Sieges Christi am Kreuz gebrochen.
• Bei der Einnahme von Ai stellte das Volk seine eigene Schwachheit fest. Die Bundeslade wird nicht erwähnt. Nach der Demütigung Josuas und der Ältesten Israels (
Später findet man die Bundeslade in Bethel (
Die Eroberung von Ai (V. 3-28)
Die Anweisungen Gottes für den Kampf gegen die Stadt Ai und seinen König beinhalteten folgende Punkte:
• Josua und das Kriegsvolk sollten sich von Norden her, also dem Tal gegenüber, der Stadt Ai nähern (V. 11).
• Josua sollte im Westen der Stadt einen Hinterhalt von 5'000 Mann aufstellen, der sich vor dem Feind versteckt hielt (V. 12).
• Das Kriegsvolk sollte in der Nacht durchs Tal ziehen. Den Jordan hatten sie am Tag durchzogen. Auch Jericho hatten sie am Tag eingenommen, damit der Sieg im Licht sichtbar wurde.
• Sie mussten vor dem Feind den Anschein einer Niederlage erwecken, wie dies beim ersten Mal tatsächlich der Fall war (V. 14-16).
• Erst ganz am Schluss nach all diesen strategischen Maßnahmen kam die wirkliche Einnahme der Stadt und deren Gericht.
Das sind die Wege, auf denen Gott sein Volk dazu brachte, das Selbstvertrauen zu richten und sich die praktischen Konsequenzen der früheren Fehler einzugestehen.
Dennoch mangelte es nicht an der Gnade Gottes, die einen vollständigen Sieg über Ai bewirkte. Dieser Sieg beruhte auf dem ausgestreckten Spieß in der Hand Josuas inmitten des Volkes (V. 26). Josua handelte als Führer des Volkes und ist hier wieder ein Bild von Christus, der die Waffe des Gerichts, den Spiess, trägt. Einige Zeit früher hatte Josua den Engel des Herrn mit einem gezückten Schwert in den Ebenen Jerichos gesehen (
Die zwei Angriffswaffen des Christen gegen die geistlichen Mächte der Bosheit sind zum einen das Schwert des Geistes, Gottes Wort, und der Spiess, ein Bild des Gebets. Diese Waffen müssen wir während des ganzen Kampfs bis zum vollständigen Sieg benutzen (
Nachdem der Sieg nun errungen war, wurde dem Volk erlaubt, die Stadt zu plündern (V. 2.27). Beim Sieg über Jericho wurde die göttliche Herrlichkeit für das ganze Volk Israel sichtbar, das nur Zeuge dieses Sieges war und nicht an diesem Sieg teilhaben konnte: Die wertvollen Gegenstände kamen in den Schatz des Herrn (
Hier lernen wir eine wichtige moralische Lektion: Das Selbstgericht (Kapitel 7) geht dem Gericht an den Feinden (Kapitel 8) voraus. Das Schwert des Geistes, das Wort Gottes, übt seine heiligende und durchdringende Wirkung zuerst an unseren eigenen Gewissen aus (
Das Gericht über den König von Ai (V. 29)
Der letzte Akt des Gerichts an der Stadt Ai war das Töten seines Königs, ein Gegenstand des göttlichen Fluchs (
Gemäss den Aussprüchen auf dem Berg Ebal (vgl.
Der Altar auf dem Berg Ebal (V. 30-35)
«Damals baute Josua dem Herrn, dem Gott Israels, einen Altar auf dem Berg Ebal» (V. 30). Durch das Begraben des Königs von Ai und durch das Bauen eines Altars für den Herrn in Kanaan machte Josua deutlich, dass das Land Gott gehörte. Gott teilte es aber nun seinem Volk als Erbe aus. So handelte Josuas Glaube in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken.
Der Altar des Herrn
Seit der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai hatte Gott das Volk aufgefordert, Ihm einen Altar aus Erde oder aus Steinen zu bauen, um Ihm Brandopfer und Friedensopfer zu bringen (
Gott wohlgefällige Altäre mussten aus ganzen Steinen gebaut werden, die nicht von Menschen behauen worden waren. Ausserdem durfte es keine Stufen zum Altar geben, weil sie die Blösse des Menschen aufgedeckt hätten.
Das gilt geistlicherweise auch für uns heute. Christen können Gott, den Vater, nicht auf dem Gebiet menschlicher Anmaßung wie bei Sardes (dargestellt durch behauene Steine, die schön aussehen) wahrhaftig anbeten. Dasselbe gilt für Laodizea, wo sich Christen ihrer Blöße nicht bewusst sind (d.h. ihres natürlichen Zustands ohne Christus) und das Kleid der Gerechtigkeit (Christus selbst) nicht angezogen haben (
Ebal und Gerisim
Der Altar sollte auf dem Berg Ebal gebaut werden. Die beiden Berge Ebal und Gerisim, die in der Nähe des Jordan liegen, werden durch ein Tal getrennt, in dem sich die Stadt Sichem befindet.
• Auf dem Berg Gerisim sollten Vertreter von sechs Stämme stehen, die das Volk segneten (darunter Levi, Juda, Joseph und Benjamin - vier Vorbilder auf den Herrn Jesus).
• Auf dem Berg Ebal sollten die anderen sechs Stämme vertreten sein, die das Volk verfluchten (unter ihnen ist Ruben, ein Bild der bösen Natur, und Dan, der den religiösen Verfall versinnbildlicht).
Die Segnungen auf dem Berg Gerisim werden nicht genannt, da weder das Volk noch irgendein Mensch sie jemals verdient haben. Nur der Mensch Christus Jesus hat den Anforderungen des Gesetzes vollkommen entsprochen. Der Himmel und der Thron des Vaters sind die Anerkennung Gottes für sein einzigartiges Leben und sein Erlösungswerk am Kreuz.
Dagegen wurde dem Volk vom Berg Ebal der Fluch in seiner ganzen Härte vorgestellt. Zwölf Mal heisst es in
Aber Gott selbst gibt die einzig mögliche Antwort auf diesen hoffnungslosen Zustand des Menschen: Der Altar (ein Bild des Kreuzes Christi) wird gerade auf dem Berg Ebal gebaut. Der Tod Christi befreit den Glaubenden von aller Schuld und rechtfertigt ihn durch Gottes Gnade umsonst (
Friedensopfer auf dem Berg Ebal
Nun versammelte sich das ganze Volk in Sichem zusammen mit den Ältesten und Vorstehern, Richtern, Priestern und Leviten in der Gegenwart der Lade des Bundes des Herrn. Bis hierhin war das Volk ein Kriegsvolk und in Kämpfe verwickelt gewesen. Nun wurde es zu einem Volk von Anbetern, um in der Freude der Gegenwart des Herrn Brand- und Friedensopfer zu bringen (
Die Bundeslade stand auf dem Berg Ebal. So hat Christus am Kreuz den Fluch anstelle des Volkes erduldet. Die Steine des Altars sprechen hier von der Einheit des Volkes, die Gott anerkennt. Die zwölf Steine in Gilgal und im Jordan stellten zum ersten Mal die Einheit des erlösten Volkes am Eingang des Landes dar. Später baute Elia durch Glauben auf dem Berg Karmel den Altar Gottes mit zwölf Steinen in Anlehnung an die zwölf Stämme Israels (
Das Gesetz wird geehrt
Schliesslich schrieb Josua eine vollständige Abschrift des Gesetzes auf die Steine des Altars gemäss der Anweisung, die Mose schon in den Ebenen Moabs erhalten hatte (
Das Wort Gottes hat einen unbeschreiblichen Wert. Es ist der Massstab unseres Lebens und auch die Nahrung für unsere Seele. So wie die Versammlung für Gott eine Schar von Priestern ist, die Ihm das Lob darbringt, so ist sie gleichzeitig auch ein Zeugnis gegenüber der Welt, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit (
Schlussfolgerung
In Bezug auf das irdische Volk Gottes wird diese glückliche Szene ihre vollkommene Erfüllung finden, wenn Gott dem Volk auf der Grundlage des neuen Bundes sein Gesetz in ihr Inneres legen wird. Davon lesen wir im Propheten Jeremia: «Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben» (
Die beiden Städte Jericho und Ai waren erobert. Gottes Vorschriften wurden anerkannt und das Volk nahm seinen Platz im Land rund um die Bundeslade (Christus) und in der Gegenwart des Altars (das Kreuz Christi) ein, um Gott wohlangenehme Opfer darzubringen. Später musste allerdings der Beginn der Herrschaft Salomos abgewartet werden, damit die Bundeslade und der Altar wieder vereint würden, aber nicht mehr an diesem Durchgangsort Sichem. Es geschah in Jerusalem, und zwar auf dem «Berg, den Gott zu seinem Wohnsitz begehrt hat» (