Die Zerstreuten unter den Nationen
Kapitel 4-7
Die mannigfachen Seelenübungen, wie wir sie in diesen Kapiteln bei Esther und Mordokai wahrnehmen, sind ein Gegenstand von großem Interesse. Die Hand und der Geist Gottes wirken hier miteinander in der Geschichte Israels, und zwar in derselben wunderbaren Weise, wie sie uns in den Psalmen und in den Propheten entgegentritt. Gottes Hand gestaltet die Umstände, der Geist bildet den Sinn. Von diesen beiden Dingen, mit denen sich ein sehr großer Teil des prophetischen Wortes beschäftigt, erhalten wir hier lebendige, persönliche Illustrationen in den Herzensübungen, durch welche wir diese beiden Heiligen Gottes hindurchgehen sehen, sowie in den wunderbaren Umständen, durch welche sie geführt werden.
Nachdem der verhängnisvolle Befehl erlassen ist, zerreißt Mordokai seine Kleider, fastet und legt Sacktuch an. Dabei rechnet er aber doch auf Befreiung. Eine solche Verbindung ist kostbar. Im Leben des Elia finden wir auch ein Beispiel davon. Er wußte, daß der Regen kommen würde; aber trotzdem wirft er sich zur Erde nieder und tut sein Angesicht zwischen seine Kniee, wie einer, der sich in „inbrünstigem Gebet“ befindet. (vgl. 1. Kön 18; Jak 5,16-18) Der Herr selbst gibt uns ein zweites Beispiel. Er weiß und bezeugt, das Er im Begriff steht, Lazarus vom Todesschlafe aufzuwecken; aber Er weint, wenn Er sich dem Grabe nähert. Ähnlich ist es hier mit Mordokai. Er will von seiner Trauer nicht ablassen. Er weist auch jeden Trost zurück, so lange der Befehl gegen sein Volk bestehen bleibt, obwohl er ganz fest auf Befreiung in der einen oder anderen Weise rechnet. Das ist eine andere jener Verbindungen, welche zur Bildung eines Charakters von sittlicher Schönheit notwendig sind, und wovon wir bereits ein Beispiel in diesem Israeliten „sonder Trug“ wahrgenommen haben.
Esther ist, als das schwächere Gefäß, ebenso schön in ihrem Geschlecht. Wohl mag sie nötig haben, von Mordokai gestärkt zu werden; aber ihr Mitgefühl für die Not ihres Volkes ist zart und tief. Sie sieht Schwierigkeiten und fühlt Gefahren, und eine zeitlang redet sie von ihren Umständen. Aber darin liegt nichts Verkehrtes. Sie sagt Mordokai, welch ein Wagestück es sei, wenn sie unaufgefordert in die Gegenwart des Königs trete. Ich wiederhole, es war nicht verkehrt, so von ihren Umständen zu reden, obwohl Schwachheit sich darin offenbaren mochte. Aber Mordokai tritt ihr, als das stärkere Gefäß, mit einem Rat zur Seite, und er erscheint als einer, der in der Sache Gottes und Seines Volkes über Umständen und menschlichen Gefühlen steht. Er sendet Esther, trotzdem er sie so lieb hatte, eine Antwort, die keinen Einspruch erlaubt; und sein Herz ist ruhig und fest inmitten der Gefahren. Er thront gleichsam auch auf Wasserfluten, in der kostbaren Macht Dessen, der die Wogen für uns betreten hat. Es gibt, wenn ich mich so ausdrücken darf, in dem Opfer, das er darbringt, weder Sauerteig noch Honig. Er geht nicht mit Fleisch und Blut zu Rate, noch blickt er auf die höher und höher steigenden Gewässer. Sein Glaube ist siegreich, und das schwächere Gefäß wird durch ihn gestärkt. Esther entschließt sich, zu dem König hineinzugehen. Wenn sie umkommt, so kommt sie um; aber sie fühlt sich durch die erhaltene Belehrung im Stande, alles für Ihr Volk zu wagen. Dabei „achtet“ sie, obwohl sie unter der Prüfung nicht „ermattet“, dieselbe doch auch nicht „gering“. Sie wünscht, daß Mordokai und alle ihre Volksgenossen in demütigem, abhängigem Geist vor Gott für sie beschäftigt seien, auf daß sie Gnade erlange und ihr Weg in die Gegenwart des Königs seinen Zweck erfülle.
Demzufolge begibt sie sich am Ende des dreitägigen Fastens, ihr Leben aufs Spiel setzend, in den inneren Hof des Königshauses, wo der Herrscher auf seinem königlichen Throne sitzt. Doch die Herzen der Könige sind in der Hand des Herrn. Das zeigt sich auch hier. Esther erlangt Gnade in den Augen des Ahasveros, und er reicht ihr das goldene Zepter.
Darin war alles eingeschlossen. Der Ausgang der ganzen Angelegenheit war damit gegeben. Alles hing von der Bewegung des goldenen Zepters ab. Es war Gottes Ratschluß, Sein Wohlgefallen, Seine unumschränkte Gnade, welche alles ordnete. Das Volk war gleichsam schon gerettet. Das Zepter hatte alles zu Gunsten der Juden und zum Verderben ihrer Widersacher entschieden, mochten diese auch noch so hoch und mächtig, noch so zahlreich und listig sein. Gott hatte die Sache in Seine Hand genommen. Und wenn Er für uns ist, wer könnte dann wider uns sein? „Sei fern von Angst“, so sprach der Herr auch hier zu Seinem Volke, „denn du hast dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er wird dir nicht nahen. Siehe, wenn man sich auch rottet, so ist es nicht von mir aus; wer sich wider dich rottet, der wird um deinetwillen fallen. Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer anbläßt und die Waffe hervorbringt, seinem Handwerk gemäß; und ich habe den Verderber geschaffen, um zu zerstören. Keiner Waffe, die wider dich gebildet wird, soll es gelingen; und jede Zunge, die vor Gericht wider dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen.“ (Jes 54,14-17)
Esther nahte herzu und rührte das Zepter an. Sie machte Gebrauch von der Gnade, die sie besucht hatte; aber sie tat es in aller Ehrerbietung, und das Zepter blieb sich treu. Es erweckte keine Hoffnungen, die es auch nicht zu verwirklichen bereit war. Es hatte bereits von Frieden zu ihr geredet; und Friede, weit mehr als Friede, sollte ihr zu teil werden. „Was ist dir, Königin Esther?“ sagt Ahasveros zu ihr, „und was ist dein Begehr? Bis zur Hälfte des Königreichs, und sie soll dir gegeben werden!“
Das ist sehr gesegnet. Ich wiederhole, das Zepter blieb sich selbst treu. Welch eine Wahrheit finden wir hierin zum Ausdruck gebracht! Die Verheißung Gottes und das Werk des Herrn Jesu, sie gleichen diesem Zepter. Sie sind Pfänder, die uns unter der gütigen Hand unseres Gottes zum voraus gegeben sind, und die Ewigkeit wird sich ihnen treu erweisen; ja, endlose Zeitalter der Herrlichkeit, Zeugen des vollendeten Heils, werden sie einlösen. Nichts ist zu groß für die Einlösung solcher Pfänder, wie hier das halbe Königreich der Esther zu Füßen gelegt wird.
Die Art und Weise indes, wie Esther von der ihr so gebotenen Gelegenheit Gebrauch macht, ist eine der herrlichsten und köstlichsten Früchte des Lichtes und der Kraft des Geistes, welche wir unter den vielen Wundern entdecken, die Gottes Meisterhand uns in diesem Buche vor Augen führt.
Anstatt um die Hälfte des Königreichs zu bitten, anstatt sogleich das Haupt des gewaltigen Amalekiters zu fordern, ersucht sie nur darum, daß der König und Haman zu einem von ihr bereiteten Male kommen möchten. Das ist in der Tat merkwürdig! Wer hätte eine solche Verwertung eines nahezu unbeschränkten Versprechens erwartet? Die Bitte erinnert uns an die Antwort, welche der göttliche Meister selbst, Er, der „die Weisheit Gottes“ ist, dem samaritischen Weibe gab. Sie bat um das lebendige Wasser, und Er forderte sie auf, ihren Mann herbeizuholen. Schien das nicht unerklärlich seltsam zu sein? Aber es war, wie wir wissen, ein Strahl des reinsten Lichtes, der von der Quelle des Lichtes selbst ausging. Ähnlich ist es hier. Die Bitte Esthers war wirklich seltsam. Aber sie war, wie wir gleich sehen werden, nichts Geringeres als ein Zeugnis von der vollkommenen Weisheit des Geistes, der diese Frau erleuchtete und leitete. Es war der Weg, um den großen Widersacher zur vollen Ausreifung seines Abfalls zu bringen, zur Erreichung jenes mächtigen Höhepunktes von Stolz und Selbstbefriedigung, von welchem ihn herabzustürzen die Hand Gottes von Anfang an Vorbereitungen getroffen hatte. Esther handelte unter der Leitung des Geistes in ähnlicher Weise mit Haman, wie die Hand Gottes einst mit dem Pharao in Ägypten gehandelt hatte. Das Gefäß des Zornes bereitet sich wieder selbst zum Gericht zu (vgl. Röm 9,22), und es muß von einer Höhe herabgestürzt werden, zu welcher seine eigenen Lüste und der Gott dieser Welt es hinaufgetrieben haben. Esther wird in Gottes Hand das Werkzeug, welches ihm Gelegenheit gibt, seinen Abfall voll zu machen. Sie zeigt sich hier in wunderbarer Weise in das Geheimnis aller dieser Dinge eingeweiht. Auch am zweiten Tage bittet sie Haman und den König zum Mahle, nur diese beiden miteinander. Damit war die schwindelnde Höhe erreicht, von welcher der Abtrünnige fallen sollte.
Er kann alles dieses nicht ertragen. Es ist zu viel für ihn. Sein Herz ist überladen; befriedigter Stolz hat es bis zum Überlaufen gesättigt. Er kann sich nicht bezwingen. Gerade seine Verderbtheit treibt ihn auf dem Wege der Natur weiter. Aber so ist es stets. Es war naturgemäß, daß er alle seine Herrlichkeiten seinem Weibe und seinen Freuden kundtat. Fleisch und Blut vermögen so etwas zu schätzen, und der Stolz muß so viele Schmeichler und Verehrer um sich haben wie nur möglich. Zugleich verlangt er aber auch seine Opfer. Da Mordokai sich immer noch weigert Haman die Ehre zu erweisen, die er verlangt, wird ein fünfzig Ellen hoher Galgen aufgerichtet, an den er gehängt werden soll.
Das was Mordokai seiner Zeit dem König über seine beiden Kämmerer Bigthana und Teresch berichtet hatte, muß jetzt, nachdem es bis dahin vergessen oder wenigstens unbeachtet geblieben war, wieder ins Gedächtnis kommen. So werden auch die Tränen, die Küsse und die Salbe der liebenden Sünderin in Lk 7 und die entsprechenden Vernachlässigungen des Pharisäers für einen Augenblick stillschweigend übergangen; aber sie kommen alle ans Licht, ehe die Szene schließt. Denn es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werden wird. Gott läßt nichts unbeachtet vorübergehen. Mordokais Tat bleibt nicht auf immer vergessen. Sie kommt zu ihrer vollen Anerkennung, und das sogar angesichts des großen Widersachers, geradeso wie das liebende Tun der Sünderin ausführlich vor den Ohren ihrer Ankläger wiedererzählt wird. (Lk 7,36-50)
Die Nacht nach dem ersten Mahle der Königin Esther verlief schlaflos für Ahasveros. Denn wie Gott Seinen Geliebten den Schlaf gibt, so hält Er zu Zeiten auch die Augen der Menschen für sie offen durch Gedanken des Hauptes auf ihrem Lager. Indem Er Unterweisung gibt durch Gedanken zur Nachtzeit, beschäftigt Er sich mit den Herzen der Menschenkinder. So war es auch hier. Der schlaflose König fordert das Gedächtnisbuch der Chroniken, in welchem die Tat des Mordokai aufgezeichnet war, und liest nun den Bericht über das, was sich einige Jahre vorher zugetragen hatte. Und so wie es wahr ist, daß „der Mensch alles was er hat für sein Leben gibt“, so dünkt auch hier den König bei der unerwartete Entdeckung der Tat des Mordokai, durch welche sein Leben bewahrt worden war, nichts zu hoch oder zu ehrenvoll für seinen Retter.
Doch stehen wir hier einen Augenblick still, um die wunderbare Verkettung der Umstände in dieser Geschichte zu betrachten. Da ist Haupt- und Nebenplan, ein Rad inmitten eines Rades, wie wir es ausgedrückt finden (vgl. Hes 1,16), ein Umstand abhängig vom anderen; und alles und jedes wirkt zusammen, um die wunderbaren Werke Gottes zu vollführen.
Da finden wir in dieser Geschichte das merkwürdige Auftauchen von Jude und Amalekiter nebeneinander. In der Tat, eine seltsame Erscheinung, wie ich es schon früher hervorgehoben habe. Jude und Amalekiter treten auf in dem fernen persischen Reiche, und zwar befinden sich beide in Stellungen der Gunst und Autorität vor dem dortigen Königsthron. Dann begegnen sich Vastis Laune und Esthers Schönheit. Weiter fällt die Tatsache auf, daß Mordokai als Einziger von dem Anschlag gegen das Leben des Königs vernimmt. Dann bestimmt das Los den Tag für die Ermordung der Israeliten, aber so, daß noch elf Monate übrigbleiben, um Pläne zur Reife kommen und Änderungen eintreten zu lassen. Da wird ferner das Herz des Königs bewegt, Esther das goldene Zepter entgegen zu reichen. Ferner sehen wir die Schlaflosigkeit des Ahasveros und seine auf das Gedächtnisbuch der Chroniken gerichteten Gedanken. Und schließlich muß Haman gerade zu diesem besonderen Zeitpunkt den Hof des Palastes betreten.
Welch eine innige Verwebung von Kette und Einschlag zeigt sich in diesem allem! Welch eine Einfädelung von Umständen, und wie geht schließlich aus allem ein so seltenes, farbenprächtiges Gewebe hervor; und doch tritt, wie wir gesehen und bereits gesagt haben, Gott in all der Zeit nicht hervor, ja, Sein Name wird nicht einmal genannt!
Wie gesegnet ist auch dies! Befriedigt durch das Werk Seiner Hand und in den Ratschlüssen Seines Geistes, kann der Herr eine zeitlang verborgen bleiben, ohne an die Öffentlichkeit zu treten oder die Ihm gebührende Verehrung zu empfangen. Wir sind auf unserem Pfade zu etwas Ähnlichem berufen. Wir sollen unser eigenes Werk prüfen, an uns selbst allein Ruhm haben, und nicht an den anderen (Gal 6,4), ohne unsere Geheimnisse auszuplaudern, oder die Blicke unserer Mitbrüder auf uns zu lenken. Es ist wahrlich groß, ungesehen zu wirken, unbeachtet zu dienen. O über die tiefen Ratschlüsse jener Weisheit, die das Ende von Anfang an kennt, und über das wunderbare Wirken jener Hand, welche selbst die Herzen von Königen lenken kann, wie es ihr gefällt!
Eine sprichwörtliche Redensart sagt: Wer kann voraussehen, was ein Tag gebiert? Das sehen wir auch in Hamans Geschichte. Schon ehe das Mahl des zweiten Tages beginnt, stehen Seresch und die Freunde einem ganz anderen Haman gegenüber, als dem, welchen sie nach Beendigung des ersten begrüßt hatten. Haman fällt; und wie fällt er! Wir müssen ein wenig dabei verweilen, um von dem Charakter dieses großen Ereignisses genaue Kenntnis zu nehmen; so wichtig ist es für die Darstellung des Gerichts Gottes.
1. Es wurde der Größe Hamans gestattet, so zuzunehmen und zu wachsen, damit er in der Stunde des höchsten Stolzes, der höchsten Vermessenheit fiele.
Das ist überaus lehrreich; denn so war Gottes Weise von jeher. Den Erbauern des Turmes zu Babel wurde erlaubt, ihr Werk fortzusetzen, bis sie ein Wunder daraus machten. Nebukadnezar wurde Zeit gegeben, seine große Stadt zu vollenden. Das Tier in der Offenbarung wird solange Gedeihen haben, bis die ganze Welt sich hinter ihm her verwundert. So wird auch hier Haman getragen, bis er auf dem Gipfelpunkt seiner Macht angelangt ist. Im Augenblick der stolzesten Erhebung sucht das Gericht Gottes alle diese heim. Auch Herodes, als ein weiteres Beispiel, wurde von Gott geschlagen und starb, als das Volk ihm zurief: „Eines Gottes Stimme, und nicht eines Menschen!“ (vgl. Ps 37,34.36)
2. Haman wird in seiner eigenen Schlinge gefangen. Die Ehrung, die er sich selbst zugedacht hatte, wird Mordokai zuteil, und an den Galgen, den er für Mordokai errichtet hatte, wird er selbst gehängt.
Das enthält ebenfalls eine Belehrung für uns. Denn auch dies war Gottes Weise und wird es fernerhin sein. Daniels Ankläger werden in die Grube geworfen, welche sie für ihn bestimmt hatten; und die Feuerflamme tötete die Männer, welche die Kinder der Gefangenschaft in den feurigen Ofen warfen. Und so finden wir das Schicksal der Widersacher und Abtrünnigen der letzten Tage in der Geschichte dieser Welt vorhergesagt: „Er läßt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückkehren“. (vgl. Ps 7, 9, 10, 35, 57, 141 usw.) Satan selbst, der die Gewalt des Todes hat, wird durch den Tod überwunden. (Heb 2,14)
So wird es dem letzten großen Feinde ergehen. Das Gericht des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht, wie der Blitz, der von Osten ausfährt und bis gen Westen leuchtet. „In einer Stunde“, heißt es von dem Babylon der Offenbarung, „ist ihr Gericht gekommen.“ Die Gerichte über die Welt vor der Flut und über die Städte der Ebene fanden in gleicher Weise statt; sie sind, gleich dem Fall des Agagiters, Vorbilder von einem kommenden Gericht.
Sein Untergang ist ein vollständiger. Dasselbe Schicksal wird den großen Feind und mit ihm diesen gegenwärtigen Zeitlauf treffen.
Die Nachkommen des Verräters werden ausgerottet (vgl. Ps 109), die Kindlein Edoms hingeschmettert an den Felsen (Ps 137), Hamans Söhne sämtlich nach ihm gehängt; sie alle zeigen im Bild den gänzlichen Fall und die Vernichtung alles dessen, was sich jetzt wider Gott erhebt, die Reinigung von allem durch den Besen des göttlichen Gerichts. Der „Mühlstein“ in Offenbarung 18 sagt es uns, und Prophezeiung auf Prophezeiung hat es seit langem angekündigt.
Der Sturz des großen Amalekiters ist in all den Zügen, die bei ihm hervortreten, voll vorbildlicher Bedeutung. Wir leben in einer Zeit der Weltgeschichte, die seine Person besonders bedeutungsvoll und belehrend für uns macht. Täglich können wir beobachten, wie der Herrn die Absichten der Welt immer mehr ihrer Vollendung näher kommen läßt, wie Er ihr erlaubt, alle ihre erstaunlichen Reize zu entfalten und ihr ganzes System zu entwickeln, bis sie schließlich, gleicht dem Turme zu Babel, die strafende Heimsuchung des Himmels auf sich herabzieht. Plötzlich, in einem Augenblick, und völlig wird das Werk des Gerichts vor sich gehen, und dann wird nicht eine Spur - wie herrlich ist es, das sagen zu können! - von der Welt des Menschen übrigbleiben. Ihr Stolz und ihre Zügellosigkeit, mit allen ihren bösen Früchten, werden dahin sein, und eine Welt, die passend ist für die Gegenwart des Herrn der Herrlichkeit, wird in strahlendem Glanze dastehen.