Das Gesetz des Aussätzigen
Die Anwendung auf die gegenwärtige Zeit
Wir lesen in Psalm 119,96: „Sehr ausgedehnt ist dein Gebot“; und wir sind überzeugt, dass dieses wunderbare Vorbild geeignet ist, es auf die gegenwärtige Zeit anzuwenden und dass es für uns eine weitere Unterweisung enthält. Wir denken, dass viele Abschnitte des Wortes Gottes eine doppelte Bedeutung haben: die eine Bedeutung steht im Zusammenhang mit der Gegenwart, die andere mit der Zukunft.
Wir haben bisher die Seite betrachtet, die zu uns von unserem Eintritt in die himmlische Wohnung spricht, sobald wir die Herrlichkeit des Himmels erreichen werden. Wir wissen aber aus anderen Abschnitten der Bibel, dass Gott uns schon jetzt als mitauferweckt und mitsitzend in den himmlischen Örtern betrachtet, wie geschrieben steht: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –, und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus“ (Eph 2,4–7).
Bemerken wir, dass es nicht das ist, was Er in der Zukunft machen wird, sondern dass Er es bereits gemacht hat.
Wir verstehen also, dass es keineswegs nötig ist, unseren Eingang in die Wohnungen der Herrlichkeit abzuwarten, um die Segnungen des „achten Tages“ zu genießen. Schon jetzt hat Gott für uns alles neu gemacht; wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten.
Schon jetzt sind wir heilig und untadelig und unsträflich vor Ihn hingestellt. Und gewiss hat Er während der gegenwärtigen Zeit die Macht, uns ohne Straucheln zu bewahren; jetzt findet Er sein Wohlgefallen daran, uns untadelig vor seiner Herrlichkeit darzustellen mit Frohlocken.
Wenn wir einmal tatsächlich unsere himmlische Wohnung erreicht haben, dann wird das Vorbild wunderbare Wirklichkeit sein: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Off 1,5.6).
In dieser Erwartung ist der Gedanke so schön, dass wir geistlicherweise schon jetzt in diese Segnungen eintreten und sie genießen dürfen.
Die Segnungen, die aus der Annahme dieses Schuldopfers fließen, gehören uns von jetzt an, wie wir auch jetzt schon mit dem Blut dieses Opfers auf unserem Ohr, unserem Daumen und unserer Zehe gezeichnet sind.
Möge der Herr uns die Gnade geben, in dieser Welt der Verunreinigungen würdig dieser heiligen Zeichen zu leben, die wir hier schon tragen! Möchten wir doch sorgfältig darüber wachen, dass das mit dem Blut gezeichnete Ohr nichts hört, was Ihn verunehrt, dass doch alles, was wir hören, sagen und denken, seinem Tod gemäß sei.
Dieses Zeichen hat aber nicht nur eine negative Seite; es veranlasst uns zum Positiven. Möge mein Kopf mit meinem Verstand, meinen Ohren, meinem Mund, meinen Augen – kurz alles – Ihm allein für immer gehören und für Ihn gebraucht werden! Er hat uns sein Siegel aufgedrückt. Diese Organe sind mit einem Zeichen des Todes versiegelt: dem Preis, der bezahlt wurde, um sie für Ihn zu erkaufen.
Möge Gott uns bewahren, unsere Fähigkeiten jemals in den Dienst eines anderen zu stellen. So sagte jemand: „Gott bekümmert sich um das, was wir mit unseren Ohren machen, denn wir werden oft und immer wieder bezüglich dessen aufmerksam gemacht, was wir in sie eindringen lassen. Satan hat seinen Eintritt in die menschliche Seele durch das Ohr der Eva gefunden, und wir kennen die dadurch hervorgerufenen unheilvollen Ergebnisse.
„Gebt Acht, was ihr hört“ (Mk 4,24), sagt der Herr zu Beginn seines Dienstes. Die Warnungen werden fortgesetzt bis in Bezug auf das Ende feierlich vorausgesagt wird: „Und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren“ (2. Tim 4,4). Unser Herr Jesus Christus redete „die Worte Gottes“, die „Geist und Leben“ sind (Joh 6,63). Diese Mitteilungen sind göttlich, belebend und unendlich gesegnet. Aus der wunderbaren Herrlichkeit wurde die Stimme Gottes des Vaters bezüglich des Herrn Jesus gehört: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört“ (Lk 9,35).
Meine Hand, die einst im Dienst seines Feindes stand, ist nun erkauft mit dem gleichen kostbaren Blut und wird sich freuen, für Ihn, der sie sich erworben hat, zu arbeiten oder zu kämpfen. Er kann davon sagen: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe“ (Eph 4,28). Früher nahm meine Hand die Dinge meines Nächsten. Heute gibt sie dem, den sie bestohlen hat oder dem Bedürftigen. Das ist die Wirkung dieses Blutes auf meiner rechten Hand.
Was meinen Fuß betrifft, der früher seine Freude daran fand, seine eigenen Wege zu gehen, so ist es jetzt wunderbar, dass er nun im Dienst des Herrn steht und hingeht, „das Evangelium des Friedens, das Evangelium des Guten, zu verkündigen“ (Röm 10,15; siehe auch Eph 6,15 und Jes 52,7).
Ich erinnere mich an einen Diener des Herrn, der eines Tages eine Familie besuchte. Ein liebenswürdiges junges Mädchen dieser Familie hatte sich kürzlich bekehrt, ohne aber die Notwendigkeit einer klaren Trennung von der Welt und ihren Vergnügungen verstanden zu haben.
Sie benutzte einen Augenblick, an dem sie mit Herrn P. allein war und fragte ihn: „Ist es böse, wenn man das Tanzen liebt?“ – „Je nachdem“, antwortete er, „was mit Ihrer rechten Zehe geschehen ist.“ – „Was wollen Sie damit sagen?“ fragte das junge Mädchen, verblüfft durch diese unerwartete Antwort. Der Besucher las ihr dann die Verse vor, die uns beschäftigen und erklärte ihr die Rechte Christi über diejenigen, die bekennen, dass sein Tod ihr Leben ist. Das junge Mädchen, bewegt bis auf den Grund seiner Seele, vergaß diese Unterweisung nie. Sie gab unverzüglich die Welt und ihre Vergnügungen auf und begab sich auf den schmalen Weg in die Nachfolge ihres verworfenen Herrn.
So sagen uns diese Zeichen, dass wir nicht mehr uns selbst gehören, dass wir um einen Preis erkauft worden sind; deshalb werden wir veranlasst: „Verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,20). Dieses Blut auf dem Ohr, dem Daumen, der Zehe, sagt uns: „Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (Röm 6,13).
Indem ich dieses Zeichen des Todes, dieses Blut auf meinen Gliedern betrachte, rufe ich aus: Herr, lass mein Leben ganz und gar für dich sein!
Wenn wir über alles das nachdenken, müssen wir uns fragen: „Und wer ist dazu tüchtig?“ (2. Kor 2,16). Je besser wir uns kennen, um so ernster wird unsere Antwort sein: „Nicht, dass wir von uns selbst aus tüchtig sind ... sondern unsere Tüchtigkeit ist von Gott“ (2. Kor 3,5).
Und das führt uns zu dem nächsten Vorgang: der Priester tut von dem Öl, nachdem er es siebenmal vor den HERRN gesprengt hat, auf unser rechtes Ohrläppchen, unseren rechten Daumen und unsere rechte Zehe, auf das Blut des Schuldopfers. Niemals könnten wir es wagen, in dieser Welt der Beschmutzung und Verunreinigung unbeschadet zu leben, wenn wir nur das Blut des Schuldopfers auf unsern Gliedern hätten. Vielmehr ist dieses Blut mit Öl bedeckt. Das spricht von der Kraft des Heiligen Geistes, durch die wir durch alle Umstände hindurch getragen werden, um nicht nur vor dem Fallen bewahrt zu werden, sondern auch vor dem Straucheln während unseres ganzen Weges durch diese Wüste. Der Heilige Geist allein kann uns bewahren, Schande auf dieses kostbare Blut zu bringen, das uns als Christen zeichnet. Der Heilige Geist allein kann uns die Energie geben, unsere Glieder zu nehmen und sie Gott als Werkzeuge für seinen Dienst und für Ihn selbst zu weihen. Können wir Ihm jemals genug für das auf das Blut gebrachte Öl danken?
Ebenso können wir Ihn preisen, dass wir bereits auf der Erde unter der Kraft des Sündopfers stehen. Jetzt sind wir der Sünde gestorben und Gott lebend. Wir sind schon in diese Stellung als königliche Priester gebracht. Es ist wahr, dass wir an der Verwerfung unseres abwesenden Herrn teilnehmen, aber uns schreibt der Heilige Geist jetzt: „Ihr aber seid ... eine königliche Priesterschaft“ (1. Pet 2,9).
Wir warten nicht bis wir in der Herrlichkeit sind, um Anbeter zu werden. Wir sind es jetzt schon. Es wird uns gesagt, dass „der Vater Anbeter sucht“ (Joh 4,23). Wer hätte sich jemals vorstellen können, dass Er sie in der Person dieser armen, beschmutzten Aussätzigen finden würde, die nun gereinigt und Ihm nah gebracht sind? Aber das ist die erstaunliche Wahrheit. Ja, lieber christlicher Freund, du und ich haben das unendliche Vorrecht, unser Brandopfer darzubringen, von dem wir das Speisopfer nicht trennen dürfen. Wir bringen sie mit einem Herzen, das überfließt und bringen sie dem dar, der Gott vollkommen befriedigt und alles für uns getan hat.
Wenn wir in die Zukunft blicken, können wir mit vollkommener Zuversicht sagen: „Nur Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich werde wohnen im Haus des HERRN auf immerdar“ (Ps 23,6).
Dann, wenn wir im Haus des HERRN sind, werden wir in der ganzen unfassbaren Fülle und Herrlichkeit alle Segnungen verstehen, die wir auf der Erde versucht haben anzuschauen, um uns schon jetzt daran zu erfreuen. Mit einer Königin werden wir ausrufen:
„Das Wort ist Wahrheit gewesen, das ich in meinem Land über deine Sachen und über deine Weisheit gehört habe; und ich habe den Worten nicht geglaubt, bis ich gekommen bin und meine Augen es gesehen haben. Und siehe, nicht die Hälfte ist mir berichtet worden; du übertriffst an Weisheit und Gut das Gerücht, das ich gehört habe. Glückselig sind deine Leute, glückselig sind diese deine Knechte, die beständig vor dir stehen, die deine Weisheit hören!“ (1. Kön 10,6–8).