Das Gesetz des Aussätzigen
Außerhalb seines Zeltes
„Und danach darf er ins Lager kommen, aber er soll sieben Tage außerhalb seines Zeltes bleiben“ (3. Mo 14,8b).
Gereinigt, geschoren und gewaschen kann nun der Mensch ins Lager zurückkehren. Welcher wunderbare Tag für ihn! Vor noch gar nicht langer Zeit hat man ihn auf Abstand gehalten, außerhalb des Lagers, aber jetzt ist er nah gebracht worden durch das Blut dieses reinen Vogels. Erinnert uns das nicht an die Erklärung des Apostels Paulus: „Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“ (Eph 2,13)? Jetzt kann niemand etwas einwenden, wenn der gereinigte Aussätzige die Schwelle dieses Lagers überschreitet, von dem jede Verunreinigung ausgeschlossen sein muss.
Wenn er nun in das Lager zurückkehren kann, ist es ihm nicht erlaubt, in sein eigenes Zelt einzutreten. Er ist verpflichtet, sich während eines Zeitraumes von sieben Tagen davon fernzuhalten. Was hat das zu bedeuten?
Viele von uns würden, nachdem sie die Erfahrung der Errettung gemacht haben, glücklich sein, sofort mit Christus in seine himmlische Wohnung gehen zu können, um den Prüfungen, Leiden und der Schmach, die uns hier in dieser Welt erwarten, zu entgehen. Aber so ist es im Allgemeinen nicht, selbst wenn uns eine tiefe Zuneigung zu Christus verlangen lässt, für immer bei Ihm zu sein.
Ihr werdet euch an den Menschen erinnern, von dem der Herr Jesus eine Legion Dämonen ausgetrieben hatte und der Ihn bat, ihm zu erlauben, bei Ihm zu bleiben. Was aber antwortete der Herr? „Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, wie viel der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat“ (Mk 5,19). Der Herr schickt ihn zurück, damit er Zeugnis für Ihn ablege. Und ich glaube, dass der gereinigte Aussätzige, der mit reinen Kleidern bekleidet war und das Haupt geschoren hatte, ein eindrucksvoller Zeuge von der Macht und Güte Gottes sein musste.
Während sieben Tagen war er gehalten, sich innerhalb des Lagers zu bewegen, an den Zelten seiner Nächsten vorüberzugehen, ohne dass ihn irgendetwas vor den Spöttereien und dem Gelächter der Öffentlichkeit verbergen konnte. Aber selbst ohne den Mund zu öffnen, proklamierte er jedem: Hier ist ein Aussätziger, der gereinigt und herzu gebracht worden ist.
Die Zahl sieben ist in der Bibel die Zahl der Vollkommenheit und spricht von der vollkommenen Zeitspanne, die der Herr bestimmt hat, in der wir hier auf der Erde leben sollen, „einheimisch in dem Leib ...“ – „ausheimisch von dem Herrn“ (2. Kor 5,6). Für den am Kreuz sterbenden Räuber betrug diese Zeitdauer, dieser vollkommene Zeitabschnitt, nicht mehr als einige Stunden: aber welches Zeugnis legte er ab. Klar und eindeutig spricht dieses Zeugnis die Jahrhunderte hindurch und ist bis heute eine weit geöffnete Tür für so viele arme, verunreinigte Aussätzige, die noch immer gereinigt werden können.
Und was musste dieses Bekenntnis und diese Bitte für den an seiner Seite leidenden Heiland sein, der für ihn litt, während ganz Jerusalem gegen seinen Messias war und die Seinen von Furcht erfüllt waren und nicht wagten, für Ihn zu zeugen.
Für viele andere Gläubige sind diese „sieben Tage“ zu langen Jahren geworden, die ein ganzes Leben umfassen. Für jeden von uns ist die Dauer vollkommen, sie ist für uns durch unseren Priester festgelegt.
Wenn der gereinigte Aussätzige die Wahl gehabt hätte, hätte er es wohl vorgezogen, der Schmach der Menschen in der Stille und Ruhe seiner Wohnung zu entgehen, bis seine Haare und sein Bart wieder richtig gewachsen wären, aber Gott hatte ihn erwählt, um ein Zeuge für Ihn zu sein. Und als der Wuchs seiner Haare und seines Bartes wieder begann, war es nötig, dass er von neuem geschoren wurde, wie wir es später sehen werden.
So hat auch Gott dich erwählt, lieber Leser, (wenn du ein gereinigter Aussätziger bist) um sein Zeuge zu sein; und wenn Er dich auf der Erde lässt, wenn Er dich nicht sofort in seine Wohnung zu sich nimmt, dann geschieht es deshalb, weil Er dich braucht, um ein Denkmal seiner Gnade in dieser Welt zu sein, die Ihn verworfen hat. Der Herr Jesus war der „treue und wahrhaftige Zeuge“ (Off 3,14). Stehen wir still, prüfen wir unsere Wege, und fragen wir uns, ob wir Zeugen für Ihn sind!