Das Gesetz des Aussätzigen
Wie Gott in der Reinigung des Aussätzigen vorgeht
Der Herr Jesus selbst hat uns gesagt: „Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten Elisa in Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt als nur Naaman, der Syrer“ (Lk 4,27).
Und dennoch, als damals von diesen Aussätzigen in Israel nicht einer gereinigt wurde, gab es doch in jener Zeit ein langes Kapitel des Alten Testaments, das sehr genaue und ins Detail gehende Anweisungen gab hinsichtlich des einzigen Mittels, durch das der Aussatz gereinigt werde konnte. Warum waren sie nicht imstande, daraus Nutzen zu ziehen?
Wirft die Antwort nicht eine neue Frage auf? Warum gibt es in unserer Zeit Millionen von Sündern, die alle gerettet werden könnten, wenn sie sich nur dem einzigen Mittel unterwerfen wollten, das Gott bereitet hat? Warum bleiben sie verlorene Sünder?
Gott führt den Gegenstand der Reinigung mit fast den gleichen Worten ein, die er für die Diagnose des Aussatzes gebraucht:
„Und der HERR redete zu Mose und sprach...“ (3. Mo 14,1).
Diese Worte, die das Mittel der Reinigung bekanntmachen, sind die Worte des lebendigen Gottes selbst, sie sind treu und wahr. Hören wir auf sie mit unserem ganzen Herzen:
„Dies soll das Gesetz des Aussätzigen sein am Tag seiner Reinigung: Er soll zum Priester gebracht werden“ (3. Mo 14,2).
Erinnerst du dich an den Tag, an dem diese Geschwulst, diese Erhöhung, oder dieser Fleck auf deinem Körper erschien und an dem du zum Priester gebracht wurdest? Du hast auch nicht seinen traurigen Urteilsspruch vergessen: „Du bist unrein!“ Und den Tag, an dem du entdeckt hast, dass du ein Sünder warst, hast du auch nicht vergessen. Ohne Zweifel dachtest du wie viele andere Sünder: „Ich bin keineswegs so schlecht wie der und der“, aber du wusstest trotzdem, dass du in dir das verborgene Übel trugst, das zum Tod führt.
Dann ist dein Zustand ernster geworden, das Übel hat sich ausgedehnt. Am Anfang der sich zeigenden Symptome konntest du das Übel noch mit deinen Kleidern verdecken. Aber dennoch musstest du aus dem Lager hinaus (der Aussätzige war außerhalb des Lagers, er musste außerhalb jeder Verbindung mit Gott und jeder Verbindung mit dem Ort sein, an dem seine Gegenwart sich offenbarte), mit zerrissenen Kleidern, mit entblößtem Haupt und ausrufen: „Unrein, unrein!“ Und dann breitete sich das Übel noch mehr aus, es bedeckte dein Angesicht, das Haupt, den Körper, die Glieder; alles, alles wurde überflutet. „Es hat sich ganz in weiß verwandelt“: Furchtbarer Zustand, wenn sich keine Stelle am Körper mehr findet, in die man eine Nadel stecken könnte, ohne Aussatz zu finden...
Was geschieht jetzt? Vielleicht trifft ein Freund dich außerhalb der Umzäunung des Lagers, traurig, entmutigt, ohne Hoffnung. Der Freund betrachtet dich von oben bis unten. Er beginnt zu lächeln und sagt: „Komm, ich werde dich zum Priester führen, du bist ganz und gar mit Aussatz bedeckt, du kannst gereinigt werden.“ Du antwortest: „Nein, für mich gibt es keine Hoffnung, mein Zustand ist schlimmer als er je war. Es gibt keinen Aussätzigen, der so völlig vom Aussatz befallen wäre, wie ich es bin. Sieh, ich bin ganz bedeckt.“
„Aber das ist ja gerade das, was ich sehe“, antwortet dein Freund. „Eben deshalb bist du jetzt in einem Zustand, in dem du gereinigt werden kannst. Komm, lass uns sofort zum Priester gehen.“
Lieber christlicher Leser, hast du Eltern oder Freunde, die noch nicht gerettet sind? Hast du sie zu Ihm geführt durch das Gebet? Hast du sie schon mit dem Evangelium in Verbindung gebracht, wenn sich die Gelegenheit dazu bot? Das sind die gesegneten Vorrechte, die wir haben und wovon du und ich nur viel zu wenig Gebrauch machen. Möge der Herr es uns gewähren, treu zu sein gegenüber unseren ungläubigen Freunden, die in Wirklichkeit nichts anderes als arme, außerhalb des Lagers verbannte Aussätzige sind.
Im Zusammenhang mit diesem Gegenstand finden wir eine schöne Szene in Johannes 1,41. Hier haben wir einen Mann, der gerade mit diesem Dienst beschäftigt ist. Er machte die Bekanntschaft des Herrn Jesus an einem Abend, und was ging daraus hervor? „Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon.“ Wie liebe ich dieses kleine Wort „zuerst“! Es war schon sehr spät, der Tag war beendet. Aber Andreas verweilte nicht dabei, zu essen oder zu trinken oder sich auszuruhen, sondern er ging auf die Suche nach „seinem eigenen Bruder“. Und was tat er, als er ihn fand? „Er führte ihn zu Jesus.“ Wir hören nicht viel von Andreas, aber „sein eigener Bruder“ war Simon Petrus, dieser Jünger, der so viel Gutes getan hat, von dem auch wir heute profitieren. Wie dankbar können wir für die Arbeit des Andreas an jenem Abend sein!
Auch wenn es wahr ist, dass die Evangelien uns wenig über Andreas berichten, welche Schönheit hat doch dann dieses Wenige! Es scheint, als habe er sich für diese Arbeit spezialisiert. In Johannes 6,8 finden wir ihn wieder. Dort führt er einen kleinen Jungen zu Jesus. Später finden wir ihn noch einmal in der gleichen Weise tätig, indem er die Griechen zu Jesus führte, die begehrt hatten, Ihn zu sehen (Joh 12). Welche gesegnete Arbeit! Möge der Herr uns lehren, Ihm Seelen zuzuführen. Bevor wir die Bilder dieses Buches zeichneten, hatten wir die Bedeutung des Freundes, der den Aussätzigen zum Priester führt, nicht erkannt. Möchten wir ihm mehr gleichen: unbekannt, ohne Namen, kaum erwähnt, aber dennoch das Glied einer Kette, ohne das der Aussätzige nicht hätte gereinigt werden können.
Wir haben soeben den Aussätzigen und seinen Freund gesehen, wie sie auf dem Weg zum Priester sind. Der arme Aussätzige kann nicht ins Lager eintreten: er ist verunreinigt. Wie kann er sich der Wohnung des Priesters nähern, die im Haus Gottes, mitten im Lager, ist? Welches Glück! Der Priester selbst hat ein Mittel gefunden:
Vor über 2000 Jahren verließ der große Priester, der Herr Jesus Christus, die Herrlichkeit des Vaters. Er stieg in diese traurige Welt der Sünde hinab, und in dieser Welt selbst „sein Kreuz tragend, ging er hinaus zu der Stätte, genannt Schädelstätte“ (Joh 19,17). Ja, der Priester hat bereits außerhalb des Tores gelitten (Heb 13,12). Er sieht dich, armer Sünder, verunreinigt, zu Ihm kommend, und Er hat sich bereits dahin begeben, wo du bist. In Gnade wartet Er auf dich, um dich zu reinigen (Lk 10,33). Höre jetzt die entscheidende Frage: „Willst du gesund werden?“ (Joh 5,6). Lieber, verlorener Leser, ist es nicht der Wunsch deines Herzens, errettet zu werden?
Es ist das ewige Erbarmen,
das alles Denken übersteigt,
des, der mit offenen Liebesarmen
sich nieder zu den Sündern neigt;
der uns von Fluch und Tod befreit,
uns führt zu Jesu Herrlichkeit.
„Und besieht ihn der Priester, und siehe, das Übel des Aussatzes an dem Aussätzigen ist heil geworden...“ (3. Mo 14,3).
Diese Augen wie eine Feuerflamme, erforschen dich von neuem. Das erste Mal durchforschte dich dieser Blick, um festzustellen, ob bei dir ein Aussatzflecken vorhanden sei. Als dieses bestätigt war, musste Er dich für unrein erklären; jetzt will Er sich vergewissern, ob keine Stelle mehr vorhanden ist ohne Aussatz; und wenn keine mehr vorhanden ist, kann Er dich für rein erklären.
Damals handelte es sich darum, festzustellen, ob du ganz und gar von dem schrecklichen Übel frei warst. Jetzt muss Er sich vergewissern, ob du ganz und gar bedeckt bist.
Ebenso erforscht dich unser Priester, der Herr Jesus Christus, wenn du dich Ihm nahst. Kommst du wirklich als ein armer schuldiger Sünder? Verloren, ruiniert? Hast du nichts Gutes zu deiner Verteidigung zu sagen? Bist du voller Sünde? Der Priester besieht dich, und wenn du in diesem Zustand bist, kannst du gereinigt werden. Du bist dann ein Sünder, der Buße tut, und es ist Freude vor den Engeln Gottes deinetwegen (Lk 15,10).
Du bist von dem Augenblick an geheilt, an dem Du überzeugt bist, ganz und gar mit Aussatz bedeckt zu sein. Um sich dieser Heilung zu erfreuen, sind jetzt verschiedene Reinigungshandlungen erforderlich.
So endet die göttliche Arbeit der Buße für den Sünder in der Erkenntnis der Sünde. Das ist die Heilung. Der verlorene Sohn ist in dem Augenblick gerettet, als er sich weinend in die Arme seines Vaters wirft und sagt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (Lk 15,21). Doch der Vater führt ihn in sein Haus. Die Lumpen werden ihm weggenommen und durch das beste Kleid ersetzt. Gott will, dass der gerettete Sünder sich in seiner Gemeinschaft erfreut. Das ist der Sinn „dieser Reinigung“, die nur nach der Heilung stattfinden kann.
Wenn aber auf seinem Körper noch eine kleine Stelle „wucherndes Fleisch“ ohne weitere Kennzeichen des Aussatzes ist, wenn der Aussätzige sich noch an seine Leidensgenossen wenden und sagen kann: „Ich bin besser als ihr, ich bin weniger mit Aussatz bedeckt als ihr“, wenn er sich noch über irgendetwas Gutes in sich selbst rühmen kann, dann ist ihm nicht zu helfen. Er kann nur dahin zurückkehren, woher er gekommen ist und außerhalb des Lagers bleiben. Er ist nicht geeignet, aus dem Dienst des Priesters zu seiner Reinigung Nutzen zu ziehen, er ist nicht geheilt. Der Apostel Paulus konnte sagen: „Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus“ (Gal 6,14).