Ährenlese im Alten Testament (1.Samuel)
Kapitel 8 - 15
1. Samuel 8,1–22
Die Söhne Samuels sind, wie die Söhne Elis, nicht den Wegen ihres Vaters gefolgt. Das ist eine ernste Warnung für alle Kinder gläubiger Eltern. Um die Gunst Gottes zu genießen, genügt es nicht, wie die Juden dachten, einen Abraham zum Vater zu haben (Matthäus 3,9).
Nun kommt das Volk mit einer Bitte zum Propheten, die ihn tief betrübt. Es will einen König haben, wie alle Nationen. Gleich sein wie alle andern: das ist im Grunde genommen oft auch unser Wunsch, denn wir schätzen es nicht besonders, irgendwie aufzufallen. Wenn wir uns nicht wie die andern um uns her benehmen, hat das gewöhnlich Spott zur Folge; wir werden nicht verstanden und man beschuldigt uns des Hochmuts. Und doch, wenn „wir jetzt Kinder Gottes sind“ (1. Johannes 3,2), macht gerade das einen grundlegenden Unterschied aus zwischen uns und unseren Kameraden aus der Welt, ein Unterschied, der noch viele andere nach sich zieht: der Ungläubige nimmt die Autorität Gottes nicht an, während der Gläubige, im Gegensatz dazu, Jesus Christus als seinen Herrn und Meister anerkennt.
Samuel wird beauftragt, dem Volk die Regierungsweise des zukünftigen Königs anzukündigen: während Jehova ein Herrscher war, der seine Untertanen mit Gaben überschüttete, würde der König, den das Volk wünschte, anspruchsvoll sein und ein strenges Regiment führen.
1. Samuel 9,1–14
Mit unserem heutigen Kapitel beginnt ein neuer Zeitabschnitt in der Geschichte Israels. Es ist die Periode des Königtums. Das Volk hat einen König verlangt. Es hat das Bedürfnis nach einer schönen äußeren Organisation, wie der Mensch sie liebt: einer Monarchie mit dem ganzen eitlen Prunk, der damit verbunden ist (Apostelgeschichte 25,23), einem mächtigen Heer, und schließlich einem König, auf den es stolz sein kann. Gott wird ihm genau das geben, was es sich wünscht. Hier haben wir Saul, den Sohn Kis', einen erstklassigen jungen Mann, der schönste und größte von ganz Israel! Ist er nicht wie dazu bestimmt? Der Vater Sauls hat ihn auf die Suche nach seinen Eselinnen geschickt. Er gehorcht, aber die Suche erweist sich als erfolglos. „Komm und lass uns umkehren“, schlägt Saul seinem Begleiter vor. Das lässt uns an die notwendige Richtungsänderung im Leben jedes Menschen denken, die man Bekehrung nennt. Wenn man entdeckt hat, wie unnütz und enttäuschend das Jagen nach den Dingen dieser Welt ist, muss man „zu sich selbst kommen“, wie jener andere junge Mann in Lukas 15,17, und zum Haus des Vaters zurückkehren. Der Begleiter Sauls gibt ihm einen weisen Rat: „Lasst uns zum Seher gehen“ – sagt er –, „damit er uns über unseren Weg Auskunft gebe“. „Der Mann Gottes“ ist für uns der Herr Jesus. Wenn wir uns zu Ihm wenden, um den richtigen Weg zu erfahren, dann gehen wir an die rechte Adresse.
1. Samuel 9,15–27
Samuel hat auf Jehova gewartet, dass Er ihm den verlangten König bezeichne. Und alles wird göttlich gelenkt, damit er ihm begegne. Beim Festmahl, zu dem er geladen ist, wird Saul erfahren, dass „der Seher“ ihm „alles, was in seinem Herzen ist, kundtun wird“ (Vers 19). Was für Wünsche wohnen im Innersten unseres Herzens? Ist es das Verlangen, etwas zu gelten, große Dinge zu tun? Oder vielmehr der demütige Wunsch, dem Herrn Jesus zu gefallen?
Nach den Anweisungen Samuels, hat der Koch das beste Stück für Saul aufbewahrt; den Schenkel (die Keule), ein Bild der Kraft, die nötig war, um das Volk zu tragen. Beachten wir, dass für ihn, entgegen der doppelten Portion der Priester (siehe 3. Mose 7,31.32), nicht die Rede von der Brust ist, dem Bild der notwendigen Zuneigungen, um Jehova und sein Volk zu lieben. Fehlen sie im Herzen Sauls?
Am folgenden Tag richtet Samuel es so ein, dass er den zukünftigen König auf die Seite nehmen kann: „Stehe jetzt (oder für einen Augenblick) still“ – sagt er zu ihm – „dass ich dich das Wort Gottes hören lasse“ (Vers 27). Eine solche Aufforderung wird auch an den Sünder gerichtet, der seinen Weg des Eigenwillens geht, um ihn zu veranlassen, Jesus Christus jetzt anzunehmen. Aber sie gilt auch dem Christen. Es ist nötig, dass wir imstande sind, einen Augenblick stillzustehen, um zu hören, was der Herr uns zu sagen hat, besonders in der Hetze des heutigen Lebens.
1. Samuel 10,1–12
Samuel erfüllt getreulich seinen Auftrag, obwohl er das Ende seines Dienstes als Richter bedeutet. Er gießt das Öl der königlichen Salbung über das Haupt Sauls aus. Dann weist er ihm seinen Weg, wie der Knabe es gehofft hatte (Kapitel 9,6). Es geht nicht mehr um die Eselinnen; sie sind gefunden worden. Aber Saul muss jetzt die Etappen durchlaufen, die ihn zur Einnahme des Thrones vorbereiten werden. Zuerst muss er zum Grab Rahels gehen: Der Tod bedeutet das Ende des natürlichen Menschen und aller seiner Vorteile, und das ist die erste große Lektion für jeden jungen Christen. Aber das Grab Rahels befand sich an dem Ort, wo Benjamin geboren wurde, in dem Stamm, zu dem Saul gehörte. Benjamin, der „Sohn der Rechten“ des Vaters, ist ein Vorbild von Christus, in welchem der Erlöste sich freuen kann, wenn er den alten Menschen im Tod hält. Die zweite Begegnung in Bethel (dem Haus Gottes) redet zu uns von der Anbetung, an der jeder junge Gläubige mit den zwei oder drei Zeugen teilnehmen soll. Schließlich gilt es in Gegenwart der Feinde und in Gesellschaft der Propheten durch die Kraft des Heiligen Geistes ein Zeugnis abzulegen.
Saul scheint an diesen Lektionen vorbeigegangen zu sein, ohne sie zu lernen, wie es uns die Fortsetzung seiner Geschichte zeigen wird. Das ist ein Beweis, dass man sich „unter den Propheten“ befinden und an allen Segnungen der Kinder Gottes teilhaben kann, ohne wahrhaft ein Kind Gottes zu sein.
1. Samuel 10,13–27
Nun, nachdem Gott ihm den König gezeigt hat, den Er seinem Volk geben will, ruft Samuel Israel zusammen, um ihn dem Volk vorzustellen. Aber es muss bewiesen werden, dass diese Wahl von Jehova kommt; sie wird deshalb durch das Los vor den Augen aller bestätigt. Saul wird getroffen und das Volk jubelt mit lautem Beifall: „Es lebe der König!“ War es ein freudiger Festtag? Ach nein, eher ein trauriger Tag in der Geschichte Israels! „Ihr aber habt heute euren Gott verworfen“ – erklärt ihm der Prophet (Vers 19). Diese Szene versetzt uns viele Jahrhunderte später in den Augenblick, da dieses gleiche Volk den Sohn Gottes verwarf, indem es Pilatus gegenüber bestätigte: „Wir haben keinen König, als nur den Kaiser“ (Johannes 19,15); oder wie im Gleichnis von Lukas 19,14: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Nicht auf einen Thron, sondern auf ein Kreuz erhob Israel seinen Messias, auf ein Kreuz, das die Überschrift trug: „Jesus, der Nazaräer, der König der Juden“. Aber dieser verachtete, verspottete, mit Dornen gekrönte König wird bald als „der König der Herrlichkeit“ (Psalm 24) erscheinen, und nicht mehr nur als der Messias Israels, denn „seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer, und... bis an die Enden der Erde“ (Sacharja 9,10).
1. Samuel 11,1–15
Die Autorität des Königs Saul wird anlässlich eines Sieges über die Feinde des Volkes bestätigt. Es sind wohlbekannte Feinde: die Ammoniter! Angesichts ihrer anmaßenden und grausamen Drohungen, befinden sich die Bewohner von Jabes-Gilead in einer unglücklichen und fast hoffnungslosen Lage. Und doch sehen wir nicht, dass sie sich Jehova zuwenden; im Gegenteil, sie wollten einen Bund mit dem Feind machen! Aber Gott, in seiner Barmherzigkeit, befreit sie trotzdem durch die Hand Sauls. Diese Bewohner von Jabes sind ein treffendes Beispiel vom Schrecken, der Schmach und schließlich der elenden Knechtschaft, die derer wartet, die sich mit der Welt und ihrem Fürsten verbinden (siehe Hebräer 2,15). Saul, der Sieger, zeigt einige schöne Charakterzüge. Außer dem Eifer und dem Mut, finden wir bei ihm Adel, Großzügigkeit, Milde (Vers 13), sowie eine gewisse Bescheidenheit. Mit Recht schreibt er den Sieg Jehova zu. Ein verheißungsvoller Anfang! Wie viele junge Leute haben, wie er, einen glänzenden Anfang gemacht! Und dann sind sie beim ersten Hindernis, das auf ihren Weg gelegt wurde, um ihren Glauben zu erproben, gestrauchelt. Warum? Ganz einfach, weil dieser „Glaube“... wahrscheinlich gar nicht vorhanden war!
1. Samuel 12,1–15
Zum dritten Mal ruft Samuel das Volk zusammen. Er versammelt es in Gilgal, um dort das Königtum zu erneuern. Und gleichzeitig wird er sein Richteramt niederlegen, das er treu erfüllt hat, was das Volk ihm auch bezeugt. Wir können seine Worte mit denen des Apostels Paulus an die Ältesten in Ephesus vergleichen (siehe Apostelgeschichte 20,26.27.33–35). Sie sind nicht zur Verherrlichung dessen bestimmt, der sie ausspricht, sondern um denen, die sie hören, ihre Verantwortung vorzustellen. Und zum dritten Mal macht Samuel Israel auch auf den Verlust aufmerksam, den es erlitt, weil es einen König verlangte. Er betont dessen Undankbarkeit und dessen Mangel an Vertrauen gegenüber Jehova.
Die Verse 14 und 15 zeigen uns, dass es für das Volk um eine erneute Erprobung geht. Ohne das Gesetz und unter dem Gesetz, in der Wüste und im Land, mit und ohne Richter (oder Priester), immer und immer wieder hatte das Volk gefehlt, indem es Jehova verließ, um zu seinen Begierden und zu seinen Götzen zurückzukehren. Es ist, wie wenn ihnen Gott jetzt sagte: Ihr wollt einen König? Nun gut! Wir wollen sehen, ob es mit einem König vielleicht besser geht! Und in seiner Herablassung gewährt Er ihnen diese neue Erfahrung.
1. Samuel 12,16–13,5
Der Regen auf die Bitte Samuels hin, mitten in der Weizenernte (zu einer Zeit, da es in jenen Gegenden nie regnet: Sprüche 26,1), war ein Wunder, dazu bestimmt, dem Volk zu beweisen, dass der Prophet tatsächlich im Auftrag Jehovas zu ihnen redete. Und was sagt er ihnen noch? Nachdem sie sich gedemütigt haben, ermahnt er sie in ergreifender Weise, sich vom Nichtigen, das nichts nützt, abzuwenden, um „mit ihrem ganzen Herzen“ Gott zu dienen (Verse 20,21 vergleiche Titus 2,12–14). Der Dienst Samuels als Richter ist beendet. Aber er fährt fort in seiner Tätigkeit als Fürsprecher (Vers 23), und ebenso als Prophet, um sie von Seiten Jehovas „den guten und richtigen Weg“ zu lehren. Die göttliche Gnade hält ihnen in der Person Samuels dieses doppelte Vorrecht aufrecht: das Gebet und das Wort Gottes.
Als geliebte Kinder Gottes besitzen wir eine noch viel vortrefflichere Person. Der Herr Jesus hört bis zum Ende nicht auf, für jeden von uns zu beten. Und um uns den guten und richtigen Weg zu weisen, gibt Er uns seinen Geist und sein Wort. Mit solchen Hilfsmitteln sind wir noch viel weniger zu entschuldigen als Israel, wenn wir nicht zu seiner Ehre und Verherrlichung unseren Weg gehen.
Die Regierung Sauls beginnt. Er versammelt das Volk zu Gilgal, seinen Feinden, den Philistern, gegenüber.
1. Samuel 13,6–23
Die Lage könnte nicht kritischer sein. Zahlreich wie der Sand am Meer, sind die Philister heraufgezogen (Vers 5); sie besetzen die Festungen und teilen sich in drei Haufen auf, die das Land verwüsten (Vers 17). Da heißt es in Israel nur noch: Rette sich, wer kann! Einige hundert Mann folgen Saul noch zitternd nach, aber sie haben nicht einmal Waffen zu ihrer Verteidigung, denn das Volk ist vom Feind abhängig, um solche zu schmieden. Und nun ängstigt sich Saul selbst. Samuel, der zu ihm nach Gilgal kommen sollte (Kapitel 10,8), ist noch nicht eingetroffen, obwohl der bestimmte Tag da ist. Während dieser Wartezeit verlässt ihn das entmutigte Volk und zerstreut sich; die Zahl der Kämpfer wird kleiner. Der König verliert die Geduld. Samuel kommt nicht? Daran soll es nicht liegen! Dann bringt er das Opfer eben selbst. Aber, die entweihende Tat ist noch nicht vollbracht, da erscheint der Prophet: „Was hast du getan!“, ruft der Prophet bestürzt aus. Vergeblich sucht Saul sich zu rechtfertigen. „Du hast töricht gehandelt“, antwortet Samuel. Und er gibt ihm den Entschluss Jehovas bekannt: Sauls Königtum wird nicht bestehen, sein Sohn nach ihm wird nicht auf den Thron steigen. Die Ungeduld wir kennen sie nur zu gut – ist die Tätigkeit des Fleisches, das nicht warten kann. Der Glaube dagegen harrt aus, er wartet, bis der Augenblick Gottes gekommen ist (Jakobus 1,4).
1. Samuel 14,1–10
Im 13. Kapitel haben wir betrachtet, was das Fleisch nicht tun kann: nämlich den von Gott gewollten Augenblick abwarten. Unser heutiges Kapitel wird uns im Gegensatz dazu zeigen, was der Glaube zu vollbringen imstande ist. Die menschlichen Hilfsmittel sind alle auf der Seite Sauls. Offiziell ist die Macht in Israel dort, unter dem Granatbaum von Gibea. Aber der Glaube, ein persönlicher Glaube, ist auf der Seite Jonathans und seines Begleiters. Für sie ist die Hilfe in Gott, den sie als Retter kennen (Vers 6). Das ist ein zweifaches Bild, das uns an die heutige Christenheit erinnert. Die großen sogenannten christlichen Religionen geben vor, allein die geistliche Autorität zu besitzen und betrachten sich als unerlässliche Mittler zwischen Gott und den Menschen. Aber der Herr kennt, die sein sind, und gewährt ihnen sowohl seine Unterstützung, als auch das Verständnis für seine Gedanken und den Genuss seiner Gegenwart, außerhalb der von Menschen überwachten Organisationen. Menschlich gesehen, war das Unternehmen Jonathans ein waghalsiges Abenteuer. Die mächtigen Philister besetzten die strategischen Punkte. Aber Jonathan zählt auf Gott und erwartet von Ihm ein Zeichen, um hinaufzugehen. Welch schönes Vorbild für uns, und welch ein Gegensatz zu seinem eigenen Vater im vorangehenden Kapitel!
1. Samuel 14,11–23
Von ihrem befestigten Posten auf der Felszacke des Berges aus haben die Späher der Philister ganz weit unten die beiden jungen Israeliten entdeckt. Und sie lassen es sich nicht entgehen, über diese zu spotten.
„Kommet zu uns herauf“, rufen sie mit Verachtung, ohne zu ahnen, dass sie damit den beiden tapferen Männern das Zeichen geben, das diese von Jehova erwarten: das Zeichen zu ihrer eigenen Vernichtung.
Aber der Glaube versteht es nicht nur, zu warten, sondern er wagt auch, vorwärts zu gehen und zu kämpfen, wenn Gott ihn dazu anweist. Mit kühnem Mut erklimmen unsere beiden Kämpfer den Felsen und fassen Fuß auf dem Gipfel. Sie denken nicht an die Gefahr, die sie laufen, sondern an die göttliche Macht. Und diese bringt die Feinde Israels vor ihnen zu Fall. Der Spott von vorher hat dem Schrecken Platz gemacht, der nach und nach im ganzen Lager der Philister überhand nimmt. In blindem Wahnsinn fangen diese an, sich gegenseitig umzubringen, während die zerstreuten Hebräer wieder Mut fassen und sich von neuem zusammenfinden. So kann ein kleiner, durch den Glauben bewirkter Anfang ein großes Ergebnis erzielen, und wenn wir treu sind, kann Gott unsere kleinen Siege dazu benützen, die Gläubigen in unserer Umgebung zu ermutigen und zu stärken.
1. Samuel 14,24–35
Unter den Philistern herrscht totale Verwirrung. Das Volk hat sich mit Saul versammelt, um ihnen nachzujagen und sie gänzlich zu vernichten. Sie waren jedoch nicht von der gleichen Tatkraft beseelt, die einst Gideon und seine Begleiter in ähnlichen Umständen entfaltet hatten. Jene verfolgten Midian „ermattet und (trotzdem) nachjagend“, denn sie hatten sich vor dem Kampf erfrischt (Richter 7,6; 8,4). Hier dagegen hat Saul dem Volk verboten, sich zu stärken und Nahrung zu sich zu nehmen, und zwar während des ganzen Tages, trotz der großen Anstrengung, die sie aufzubringen hatten. Dieses gesetzliche Verbot ist die Frucht einer Idee, die uns an so viele menschliche Erfindungen auf dem Gebiet der Religion denken lässt. Es hat nur unerfreuliche Folgen: Erstens ist die Niederlage der Philister weniger groß, als sie hätte sein können, wäre das Heer im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen. Und als der Abend kommt und das Volk endlich die Freiheit hat, zu essen, beeilt es sich wegen seines Hungers dermaßen, dass es das Fleisch der geschlachteten Tiere mit dem Blut isst und somit eine Todsünde begeht (3. Mose 17,10–14). War es nicht viel schlimmer, Jehova gegenüber ungehorsam zu sein, als eine Verordnung Sauls zu übertreten?
1. Samuel 14,36–52
Lasst uns über unsere Worte wachen, und besonders über die Versprechungen, die wir machen. Wir haben gestern die unglückseligen Folgen des unüberlegten Schwures gesehen, den Saul ausgesprochen hatte. Er hat sein Heer unnötigerweise geschwächt, das Ende der Verfolgung der Feinde verhindert und das Volk veranlasst, das Gebot bezüglich des Blutes zu übertreten. Eine letzte Folge, die dem armen König aber ebenso wenig die Augen öffnet, wie die vorangegangenen, ist ausgerechnet die Verurteilung des einzigen Mannes, der Glauben bewiesen hatte, des tapferen Jonathans. Dieser befindet sich jetzt in Todesgefahr, aber nicht durch das Schwert der Philister, sondern durch das seines eigenen Vaters! Wir begreifen, dass Satan selbst es ist, der hinter all diesem tätig ist. Er versucht auf diese Weise, sich des Mannes Gottes zu entledigen. Doch Jehova erlaubt es nicht und bedient sich des Volkes, um Jonathan zu befreien. Diese Szene gleicht jener, die auf die Niederlage von Ai folgte (Josua 7). Aber hier ist das ganze Unrecht auf der Seite Sauls, dessen Torheit und blinder Hochmut vor den Augen aller offenbar werden. Und weit davon entfernt, fortan auf Jehova zu zählen, der den Sieg gegeben hatte, fährt der König fort, sich auf das Fleisch zu stützen, indem er alle streitbaren und tapferen Männer zu seiner Leibgarde macht.
1. Samuel 15,1–16
Dieses 15. Kapitel ist in zweifacher Hinsicht wichtig. Es enthält einerseits das göttliche Gericht über Amalek und gleichzeitig die endgültige Erprobung des Königs Saul. Amalek, dieser feige und grausame Gegner, hatte Israel überfallen, sobald es aus Ägypten ausgezogen war. Diese Bosheit konnte ihm nicht vergeben werden. „Ich werde das Gedächtnis Amaleks gänzlich unter dem Himmel austilgen“, hatte Jehova angekündigt (2. Mose 17,8.14). Vierhundert Jahre waren verflossen, aber Gott hatte es nicht vergessen. „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen“, erklärt der Herr (Matthäus 24,35). Und Israel hätte es ebenso wenig vergessen sollen: „Gedenke dessen, was Amalek dir getan hat auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zoget“ – hatte Mose sie ermahnt – „...du sollst das Gedächtnis Amaleks unter dem Himmel austilgen. Vergiss es nicht!“ (5. Mose 25,17–19).
Lasst auch uns die Feinde nicht vergessen, die uns einst überlistet haben. Wie heißen sie? Zorn, Lüge, Unreinheit... oder irgendeine andere Sünde. Wenn unsere Wachsamkeit in bezug auf diese Früchte des Fleisches nachlässt, könnten wir eine Lektion noch einmal zu lernen haben, die wir schon einmal teuer bezahlen mussten. Schonen wir uns selbst deshalb nicht und richten wir erbarmungslos alles, was sich von der alten Natur offenbart!
1. Samuel 15,17–35
Samuel hat eine qualvolle Nacht hinter sich, die ihn an eine andere erinnern musste (Kapitel 3,11): die Nacht, da er das Gericht über das Haus Elis anzukündigen hatte.
Saul hat die Vernichtung Amaleks nicht gänzlich ausgeführt und muss deshalb als König verworfen werden. Ein ungehorsamer König kann auch sein Volk nur in den Ungehorsam führen; die Macht muss ihm daher weggenommen werden.
„Gehorchen ist besser als Schlachtopfer“ (Vers 22). Die glänzendste Tat unseres Lebens ist wertlos, wenn sie nicht aus Gehorsam gegenüber Gott vollbracht wird. Und dieser Vers bezieht sich auf alle Werke, durch die die Christenheit vergeblich Gott zu befriedigen sucht, statt ganz einfach auf sein Wort zu hören und es anzunehmen.
Hier ist es Gehorchen, das besser ist als Schlachtopfer. Aber das gleiche wird auch gesagt von der Frömmigkeit und der Erkenntnis Gottes (Hosea 6,6), von der Gerechtigkeit und dem Recht (Sprüche 21,3), von einem zerbrochenen Geist (Psalm 51,16.17), von der Barmherzigkeit (Matthäus 9,13) und von der Liebe (Markus 12,33). Beachten wir dagegen bei Saul, was das Fleisch hervorbringt, außer dem Ungehorsam: Prahlerei (Vers 20), Lüge und das Beschuldigen anderer (Verse 15,21), Eigensinn, unechte Reue und zu alledem das Verlangen nach eitlem Ansehen (Vers 30). Wahrlich ein trauriges Bild!