Ährenlese im Alten Testament (Richter)
Kapitel 3 bis 12
Richter 3,1–11
Im Buch der Richter werden wir sehen, wie sich die gleiche Reihenfolge immer von neuem wiederholt: Das Volk fängt damit an, Jehova zu verlassen. Jehova benützt deshalb die Feinde, um sein Gewissen aufzurütteln. Schließlich schreit Israel zu Gott, der es voll Mitleid befreit, indem Er ihm einen Richter gibt (siehe auch
Richter 3,12–31
Die „Rute“, die Gott jetzt braucht, um sein Volk zu züchtigen, ist Moab, die gleiche Nation, die Jehova einst durch den Mund Bileams davor zurückgehalten hatte, sich Israel zu widersetzen. Achtzehn Jahre vergehen, bevor das Volk zu Jehova umkehrt; vorher hatten acht Jahre genügt (Vers 8). In seinem Erbarmen erweckt Er ihnen einen Retter: Ehud, den Benjaminiter.
Ehud hat „ein Wort Gottes“ für Eglon, den König von Moab. Dieses ernste Wort ist nichts anderes als sein zweischneidiges Schwert, das für den Bösewicht den Tod bedeutet. Der Hebräerbrief vergleicht das Wort Gottes, das lebendig und wirksam ist, mit einem zweischneidigen Schwert (
Die Schwachheit des Menschen (Ehud war Linkshänder), die Schwachheit des Werkzeugs (der Rinderstachel Schamgars), beide heben die Macht Gottes hervor, welche die errettet, die zu Ihm schreien.
Richter 4,1–16
Im Norden des Landes ist der einstige Feind wieder aufgetaucht; unter dem gleichen Namen: Jabin; in der gleichen Hauptstadt: Hazor (siehe
Debora lässt Barak rufen, aber diesem mangelt es an Mut. Er muss sich auf jemand stützen können. Sein Vertrauen auf Gott genügt nicht, um auf jede menschliche Hilfe zu verzichten (lies
Richter 4,17 –5,11
Sisera flüchtet zu Fuß; seine neunhundert eisernen Wagen sind ihm keinerlei Hilfe gewesen. Er meint im Zeit des Keniters Zuflucht zu finden. Aber dort trifft ihn der Tod durch die Hand Jaels, einer Frau des Glaubens. Diese Familie des Keniters ist eine interessante Familie. Hobab, sein Vorfahre, hatte sich einst geweigert, mit Israel zu ziehen (
Als Barak eintrifft, findet er seinen Feind durch eine Frau vernichtet, und so verliert er, wie Debora es vorausgesagt hatte, einen Teil der Siegesehre. Und doch erkennt Gott da Glauben, wo wir kaum etwas davon schimmern sehen! Der Name Barak erscheint in der Liste der treuen Zeugen in
Richter 5,12–31
Wenn das Lied Baraks und Deboras gerechterweise Jehova die Ehre des Sieges zuschreibt, so muss dennoch jeder Stamm das ihn betreffende Lob oder seinen Tadel bekommen. Einige dieser Stämme haben sich aktiv an den Kämpfen beteiligt. Sebulon und Naphtali, zum Beispiel, haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt (Vers 18; vergleiche
Wenn wir unseren 12. Vers mit
Richter 6,1–13
Israel tut wiederum, was böse ist in den Augen Jehovas, und der Herr bedient sich diesmal der Hand Midians, um es auf die in
Was tut Satan, um den Gläubigen zu schwächen, damit er geistlich „verarme“? Er bemüht sich, ihm seine Nahrung wegzunehmen. Haben wir schon bemerkt, wie sich manchmal alles gegen uns zu verschwören scheint, um uns daran zu hindern, unsere Bibel zu lesen, oder um uns von einer Erbauungsstunde fernzuhalten? Das ist das Werk des Teufels, davon können wir überzeugt sein. Er kennt die Kraft, die wir daraus ziehen, und er fürchtet diese Kraft.
Viele junge Leute träumen davon, sehr stark, ja, Siegeshelden zu werden. Möchten sie Gideon nachahmen! Hier haben wir einen tapferen Helden (Vers 12), voller Tatkraft, der sich alle Mühe gibt, um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern und sich mit seiner Familie vor der Hungersnot zu schützen. Möchten wir tapfere Helden sein, dann geht es nicht um unsere Muskeln und natürlichen Fähigkeiten, sondern um Glaubensmut und Herzensentschluss für den Herrn. Gott, der sich zu uns wendet (Vers 14), sieht, ob es das ist, was wir in unserem täglichen Leben zeigen.
Richter 6,14–27
Auf sich selbst blickend, findet Gideon diese Kraft nicht, von welcher der Engel zu ihm gesprochen hat. Ganz im Gegenteil! Er ist der Jüngste (Fußnote V. 15: Kleinste, Geringste) im ärmsten Tausend. Aber wie später der Apostel Paulus, und wie du und ich oft in unserem Leben, so muss Gideon die Lektion lernen: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (
Wie kostbar ist diese Begegnung mit dem Engel Jehovas! Sie ist ein Bild der Begegnung, die wir notwendigerweise in unserem Leben einmal mit dem Herrn haben müssen, auf der Grundlage seines Opfers am Kreuz! Die Folge dieser Begegnung ist nicht Tod; weit davon entfernt, es ist der Friede (Vers 23). Und Gideon errichtet einen Altar zu Ehren dieses Gottes des Friedens, der sich ihm zu erkennen gegeben hat. Gleich darauf muss er lernen, dass es Dinge gibt, die niedergerissen und umgehauen werden müssen. Müssen nicht auch wir manches abbrechen, wenn wir stark sein wollen? Unmöglich kann ein Götze in unseren Herzen wohnen und gleichzeitig der Heilige Geist, für Den unser Leib ein Tempel geworden ist.
Richter 6,28–40
Gideon hat die Erfahrung des inneren Friedens gemacht. Gleichzeitig beginnen aber von außen die Kämpfe. In erster Linie gilt es, im väterlichen Haus Stellung zu nehmen. Wo beginnt unser Zeugnis? Zuhause, in unserer Familie, indem wir denen, die uns am besten kennen, die Veränderung zeigen, die Gott in uns bewirkt hat (
Man ahnt, dass Gideon, bevor er gehorchte, manche Seelenqualen durchgestanden hat. Er wusste, welcher Gefahr er sich aussetzte (Vers 30), selbst wenn er bei Nacht handelte. Doch Gott steht ihm bei und ändert die Absichten seines Vaters Joas und der Leute der Stadt.
Nachdem Gott in Gideon gewirkt hat, möchte Er jetzt durch ihn handeln. Seine Posaune ruft die Kämpfer zusammen. Doch seht! Es mangelt ihm noch an Vertrauen. Er braucht ein Zeichen, und Jehova gewährt es ihm: das doppelte Zeichen des Woll-Vlieses. Gott hat viel Geduld mit uns, und wenn wir Ihn aufrichtig darum bitten, wird Er uns seinen Willen klar zeigen.
Richter 7,1–8
Neben der großen Masse der Midianiter und Amalekiter und der Söhne des Ostens stand die kleine Armee von zweiunddreißigtausend Israeliten armselig da. Man kann sich deshalb die Verwunderung Gideons vorstellen, als Jehova zweimal zu ihm sagt: „Des Volkes, das bei dir ist, ist zu viel“ (Verse 2 und 4). Aber es durfte nicht sein, dass dieses sich hernach die Ehre des Sieges zuschreiben konnte. Eine erste Auslese wird getroffen: nach
Richter 7,9–25
Eine letzte Ermutigung für Gideon: der Traum des Midianiters, der durch seinen Genossen gedeutet wird. Gleichzeitig lernt er dabei eine letzte Lektion: er hat nicht mehr Wert als ein armseliges Gerstenbrot. Und nun kann der Kampf beginnen. Während der Nacht stellen sich die drei Haufen rund um das feindliche Lager auf, jeder an seinen Platz. Beachten wir wohl, welches die Waffen dieser seltsamen Soldaten sind: eine Fackel, die im Innern eines Kruges angezündet wird. In der andern Hand eine Posaune, wie seinerzeit zu Jericho. Weder Schwert noch Lanze; Jehova kämpft für sie. „Auf dass die Überschwänglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“, wird in
Durch den lauten Schall der Posaunen in der Nacht und den ungewöhnlichen Lichtschein am Bergeshang wird das ganze Lager plötzlich aufgeschreckt. Von Panik ergriffen, tötet einer den andern und sie fliehen, wohin sie können. Da beginnt die Verfolgung, andere Israeliten schließen sich den dreihundert an.
Diese Begebenheit bildet eine glorreiche Seite in der Geschichte Israels (
Richter 8,1–17
Die Lektionen zur Bescheidenheit, die Gott dem Gideon erteilt hatte, haben Frucht getragen. Er ist bereit, das Teil, das andere am Sieg hatten, anzuerkennen. Und der Zorn der Männer von Ephraim schwindet angesichts seiner sanften Antwort, die die Bedeutung dessen hervorhebt, was sie getan hatten (Verse 2 und 3). Die Arbeit anderer herausstellen, ihren Qualitäten Wert beimessen, statt auf unserer Arbeit und unseren eigenen Fähigkeiten zu bestehen, das ist eine Frucht des göttlichen Lebens, die nichts gemein hat mit der Heuchelei menschlicher Diplomatie. Petrus erinnert uns daran, dass ein sanfter und stiller Geist vor Gott sehr köstlich ist (
Richter 8,18–35
Nach dem Sieg drohen dem Diener Gottes noch eine ganze Anzahl heikler Gefahren. Gestern haben wir den Neid der Männer von Ephraim gesehen, denen Gideon mit Sanftmut geantwortet hat. Hier haben wir die Schmeicheleien der Welt. Aber die Komplimente Sebachs und Zalmunnas über seine Gestalt - gleich einem Königssohne - hindern Gideon nicht daran, sie zu töten. Ein anderer Fallstrick wird ihm gelegt, diesmal von den Israeliten: „Herrsche über uns“ - sagen sie - „sowohl du, als auch dein Sohn... ; denn du hast uns... gerettet“. Seine Antwort ist schön: „Jehova soll über euch herrschen“ (Verse 22,23). Ein Diener muss darüber wachen, dass er den Menschen gegenüber nicht den Platz einnimmt, der dem Herrn zusteht, und die Gläubigen müssen sich davor hüten, den Dienern Gottes zu schmeicheln (
Nach den Siegen Gideons haben wir einen letzten Fallstrick (Vers 27), und diesmal erliegt Gideon. Zur Erinnerung an seinen Sieg stellt er in der Stadt ein Ephod auf (einen goldenen Gegenstand, der an das Priestertum erinnert) und ganz Israel kommt, um es zu bewundern, indem es vergisst, dass Silo, wo sich die Bundeslade befand (
Richter 9,1–25
Dieses traurige Kapitel beschreibt das rasche und erschreckende Fortschreiten des Niedergangs. Gideon hatte einst klugerweise die ihm vorgeschlagene Herrschaft für sich und seinen Sohn abgelehnt; aber jetzt ist es ausgerechnet einer seiner Söhne, Abimelech, der durch List und Gewalttat die Macht an sich reißt. Einen Gegensatz dazu bildet Jotham, der jüngste der Söhne Gideons, der als einziger dem schrecklichen Blutbad von Sichem entronnen war. Er fürchtet sich nicht, die Wahrheit zu sagen und vor den Ohren einer ganzen Stadt Zeugnis zu geben, gewissermaßen wie sein Vater es einst getan hatte, als er seinen Altar baute und den Altar des Baal niederriss.
Das Gleichnis des Königs der Bäume enthält eine Unterweisung für uns. Es betont drei Dinge, die man nicht hergeben, sondern sorgfältig bewahren soll: 1. das Öl des Olivenbaums, ein Bild des Heiligen Geistes, der einzigen Kraft des Christen; 2. die Süßigkeit und die gute Frucht (des Feigenbaums), mit andern Worten: die Werke des Glaubens; 3. der Most (oder Traubensaft), der Gott und Menschen erfreut, ein Bild der Freuden der Gemeinschaft mit Gott und der Gläubigen untereinander. Wenn man zustimmt, hienieden zu regieren, d. h. einen hervorragenden Platz einzunehmen und sich für die Welt einzusetzen, so muss man unweigerlich diese drei kostbaren Vorrechte aufgeben. Der Herr bewahre uns alle davor!
Richter 9,26–57
Unser Kapitel bestätigt, was Jesaja in bezug auf solche Menschen erklärte: „Ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind Gedanken des Unheils, Verwüstung und Zertrümmerung ist auf ihren Bahnen“ (
Richter 10,1–18
Zwei Richter werden am Anfang dieses Kapitels erwähnt: Tola und Jair, angesehene Männer. Dann setzt der Verfall wieder ein, schlimmer als je. In seiner Verirrung bemüht sich Israel, den Göttern aller möglichen Völker zu dienen. Da benützt Jehova, wie zuvor, ihre Feinde, um sie zu züchtigen. Diesmal sind es die Philister und die Ammoniter. Dass Israel den Göttern dieser beiden Völker gedient hat, bringt ihm keinerlei Nutzen. Beachten wir, dass die ersten Opfer die Stämme jenseits des Jordan sind (Vers 8). Während achtzehn Jahren werden sie bedrückt. Endlich kommt das Bekenntnis: „Wir haben gesündigt!“ Wir wissen, dass dies immer „das Losungswort“ ist, um zum Herrn zurückzukehren.
Und doch antwortet Gott mit Strenge, wir können sogar sagen mit Ironie: Diese Götter, die ihr euch erwählt habt, geht jetzt nur zu ihnen und ruft sie an; sie sollen euch retten! Aha, das bedeutet, dass das Bekenntnis allein nicht genügt! Man muss die Götzen auch hinwegtun (vergleiche
Richter 11,1–22
Jehova ist „ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig“ (
Seines Erbteils beraubt, von seinen Brüdern vertrieben und in ein fremdes Land verbannt, von wo er hernach als Befreier zurückkommt, unter diesem Gesichtspunkt ist Jephtha ein Bild des Herrn Jesus. Nachdem Christus von seinem Volk Israel, das seine Rechte nicht anerkennen wollte, verworfen wurde, ist Er jetzt abwesend, in den Himmel hinaufgestiegen, von wo Er mit Macht und als Sieger wiederkommen wird (
Richter 11,23–40
Jephtha glaubt sich gezwungen, Jehova, mittels eines Opfers, für seinen Sieg über die Kinder Ammon zu bezahlen. Das heißt, Gott schlecht kennen! Es gefällt Ihm, die Seinen zu segnen, und Er erwartet als Antwort darauf nur Liebe ihrerseits! Seine Errettung kostet uns nichts.
Wie töricht war das Versprechen Jephthas. Nun, Gott lässt uns manchmal die Verantwortung für das tragen, was wir voreilig beschlossen haben. Wachen wir deshalb sorgfältig über unsere Worte, denn leichtfertig gemachte Versprechen können schwerwiegende Folgen haben (
Wenn bei Jephtha der Glaube einen Augenblick gefehlt hat, so sehen wir ihn jetzt bei seiner Tochter leuchten. Als seine „einzige“, von ihrem Vater geliebte, erinnert uns ihre Unterwürfigkeit an den Gehorsam des Herrn Jesus (
Wenn die Tochter Jephthas es verdiente, von Jahr zu Jahr gefeiert zu werden, wie unendlich mehr ist es der Herr Jesus wert, schon auf dieser Erde und in alle Ewigkeit hoch erhoben zu werden!
Richter 12,1–15
In Kapitel 8, Verse 2 und 3, hatte Gideon die Erfahrung gemacht, dass „eine gelinde Antwort den Grimm abwendet“. Jetzt lernt Jephtha zum eigenen Schaden die Fortsetzung dieses Verses kennen: „aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn“ (
Schließlich werden Israel weitere Richter gegeben, aus verschiedenen Stämmen ausgewählt. Zeiten des Friedens! Möchten wir diese, die uns geschenkt sind, gut ausnützen, um uns zu stärken, und nicht um einzuschlafen!