Was wahr ist in IHM und in euch
3. Johannes
Dieser dritte Brief ist eine notwendige Ergänzung zum zweiten Brief, worin uns gezeigt wurde, dass der Gläubige die Verführer, die von der Wahrheit, wie sie in dem Herrn Jesus ist, abgewichen sind, nicht aufnehmen und keinerlei Umgang mit ihnen haben sollen. Hier nun werden wir durch das Beispiel eines treuen Bruders ermuntert, den Brüdern, die die Wahrheit verkündigen, in praktischer Liebe zu begegnen.
Aus dem Herzen, das an der Wahrheit festhält, kommt die rechte Liebe hervor
Verse 1–2
„Der Älteste dem geliebten Gajus, den ich liebe in der Wahrheit. Geliebter, ich wünsche, dass es dir in allem wohlgehe und du gesund seiest, gleichwie es deiner Seele wohlgeht.“
Der „Älteste“ hat für den „geliebten“ Gajus einen persönlichen Gruß. Die Liebe aus Gott interessiert sich für das äußere und innere Wohl des einzelnen Kindes Gottes. Der Apostel freute sich nicht nur, dass es der Seele dieses Bruders wohlging, sondern wünschte auch, dass er körperlich gesund sei. Ein kranker Leib ist eine Plage für die Seele. Gott aber plagt die Menschenkinder „nicht von Herzen“. Unendliche Güte und Liebe ist für sie darin, besonders für die Seinen. Wenn Er uns Krankheit sendet, so ist es um Seiner Verherrlichung willen (Joh 11,4), oder weil sie für den Kranken oder die Seinen „zum Guten“ mitwirken soll (Röm 8,28); vielleicht aber ist sie eine Züchtigung des Vaters zu unserer Heiligung (Heb 12,4–11). Wie dankbar sind wir für einen gesunden Leib, damit wir dessen Glieder als „Werkzeuge der Gerechtigkeit“ im Dienste des Herrn gebrauchen können!
Vers 3
„Denn ich freute mich sehr als Brüder kamen und Zeugnis gaben von deinem Festhalten an der Wahrheit, gleichwie du in der Wahrheit wandelst.“
Woraus schloss der Apostel, dass es Gajus' Seele wohlging? Weil er an der Wahrheit „festhielt“ und in der Wahrheit „wandelte“. Er verharrte nicht nur in der Lehre der Apostel, die Christum zum Mittelpunkt hat, sondern lebte auch darin, indem er mit Christo selbst wandelte, der die Wahrheit ist. Das ist von großer praktischer Bedeutung. Es geht nicht nur um eine Summe von Wahrheiten, sondern um Gemeinschaft mit Seiner Person. Wir haben die Wahrheit erst, wenn wir Christum im Herzen haben; sie ist in Ihm, nicht in uns. Dann beurteilen wir alles nach Seinen Gefühlen und Seinen Gedanken und werden auf unserem Pfade nicht durch fleischliche Gefühle oder irrige Gedanken fehlgeleitet.
Vers 4
„Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ Johannes hatte dieses Zeugnis über Gajus von Brüdern vernommen, die bei ihm gewesen waren, und nun freute er sich so sehr darüber, dass Gajus, der als Frucht seines Dienstes zu „seinen Kindern“ zählte, in der Wahrheit wandelte. Gajus hatte nicht nur gut angefangen, sondern war auch trotz entgegen gesetzten Strömungen weiterhin so vorangegangen.
Verse 5–6
„Geliebter, treulich tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar an Fremden, getan haben magst (die von deiner Liebe Zeugnis gegeben haben vor der Versammlung), und du wirst wohl tun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest.“
Ist das Herz gerichtet und von Christo erfüllt, in der Wahrheit befestigt und bewahrt, so ist Gott frei, in ihm zu wirken. Seine Liebe kann sich dann durch ihn kundtun. Die Brüder konnten daher auch von seiner Liebe Zeugnis geben, und zwar „vor der Versammlung“, zum Ansporn für andere. Sie waren als Diener des Herrn an jenen Ort gekommen und für Gajus Fremde, nicht alte gute Freunde gewesen, denen viele Häuser offen stehen. Er jedoch handelte „treulich“, also nach den Unterweisungen des Wortes, das uns anleitet, die Brüder zu lieben und nach Gastfreundschaft zu trachten (Röm 12,13), besonders, wenn es Knechte des Herrn sind, die Er sendet (vgl. Vers 8 unseres Briefes und Mt 10,41).
Johannes freut sich über das Verhalten des Gajus und ermuntert ihn, weiterhin auf diese Weise Liebe zu betätigen, um so mehr als in jener Versammlung ein Mann war, der ganz anders handelte (vgl. Verse 9.10). „Du wirst wohl tun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest“, sagt der Apostel. Die Brüder waren im Begriff, in Erfüllung ihres Dienstes weiterzureisen und Gajus durfte ihnen dabei behilflich sein, vielleicht indem er sie für die Reise ausrüstete (siehe Fußnote zu Titus 3,13). Alles soll auf gotteswürdige Weise geschehen, also in der Weise, wie Gott für Seine Knechte sorgen will, und wie es für ihren Dienst von Nutzen ist.
Was sind wir, Mitarbeiter der Wahrheit oder ein Hindernis für sie?
Vers 7
„Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen.“
Diese Brüder nahmen nichts von den Ungläubigen unter den Nationen und waren darauf bedacht, ihnen das Evangelium frei und umsonst zu predigen. Wie hätten sie das Evangelium erniedrigt, und den Glauben an die Fürsorge des Herrn für Sein Werk verleugnet, wenn sie gegenüber der Welt Bettler geworden wären! Wie erfrischend, diese Hingabe und diese Sorge um das, was dem Herrn wohlgefällig ist! Diese Brüder waren für den Namen Christi ausgegangen. Nicht Menschen hatten sie ausgesandt. Der Herr teilt in der Versammlung Gottes durch den Heiligen Geist die Gaben aus, so wie Er will. Wer eine Gabe empfangen hat ist verantwortlich, sie in dem ihm vom Herrn zugeteilten Dienst eifrig auszuüben (vgl. 1. Kor 12).
Die Versammlung, wie auch die einzelnen Gläubigen, sind nun ihrerseits verantwortlich, die vom Herrn zum Zwecke des Dienstes verliehenen Gaben anzuerkennen. Gajus hatte dies getan; er nahm die Brüder, die für den Namen ausgegangen waren, auf und umgab sie mit liebender Fürsorge.
Vers 8
„Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, auf dass wir Mitarbeiter der Wahrheit werden.“
Da diese Brüder Diener der Wahrheit waren, indem sie sie verkündigten und ausbreiteten, wurden die, welche ihnen dabei behilflich waren und sie aufnahmen, zu „Mitarbeitern der Wahrheit“. Nicht alle haben die Gabe, das Wort öffentlich zu verkündigen, aber jeder hat die Möglichkeit durch Fürbitte oder durch allerlei Art von Hilfeleistungen mitzuarbeiten. „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen“, sagt Johannes. Solche Worte des großen Apostels waren für diese bescheidenen Diener, die in einfachem Gehorsam gegenüber dem Herrn ausgegangen waren um das Wort zu predigen, zur großen Ermunterung. Damit sanktionierte er ihren Dienst.
Verse 9–10
„Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der erste sein will, nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will ich seiner Werke gedenken, die er tut, indem er mit bösen Worten wider uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Versammlung.“
Welch ein Gegensatz zwischen Gajus und Diotrephes! Gajus wandelte in der Wahrheit und in der Liebe; er war ein Mitarbeiter der Wahrheit, indem er die Brüder aufnahm. Diotrephes dagegen suchte sich selbst und wollte gern der Erste sein in der Versammlung. Er beherrschte sie. Um seine angemaßte Stellung zu verteidigen, nahm er nicht einmal den Apostel, geschweige denn die bescheidenen Brüder an, die der Versammlung dienen wollten. Johannes schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes scheint den Brief zurückgehalten zu haben. (Aus dieser und aus anderen Andeutungen geht hervor, dass nicht alle Briefe der Apostel in der Bibel enthalten sind; aber Gott hat dafür Sorge getragen, dass alle inspirierten Schriften, die zur Belehrung und Auferbauung der Gläubigen erforderlich sind, darin aufgenommen wurden).
Das Wort sagt hier nicht, dass Diotrephes mit den Verführern und Antichristen gemeinsame Sache gemacht hätte; aber er schadete der Wahrheit dadurch, dass er weder den Apostel – gemeint ist vielleicht sein Brief – noch die Brüder annahm. Er schwatzte mit bösen Worten wider sie. Und nicht genug damit, er wehrte auch den Geschwistern, die die Brüder aufnehmen wollten, und stieß sie aus der Versammlung.
Vers 11
„Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.“
Der Apostel wollte bei seinem Kommen von seiner Autorität Gebrauch machen und „seiner Werke gedenken“. Aber jetzt schon ermahnte er Gajus, sich nicht vom bösen Tun des Diotrephes beeinflussen zu lassen; denn das Böse ist ansteckend. Johannes stellt den Grundsatz fest: „Wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen“, und es steht zu befürchten, dass er auf jenen Mann zutraf.
Vers 12
„Dem Demetrius wird Zeugnis gegeben von allen und von der Wahrheit selbst; aber auch wir geben Zeugnis, und du weißt, dass unser Zeugnis wahr ist.“
Der Brief sollte jedoch nicht mit diesen traurigen Feststellungen ausklingen. Wir lassen uns leicht niederdrücken durch die Betrachtung all des Bösen, das der Feind unter die Kinder Gottes gebracht hat. Da war ja auch noch ein Demetrius – wohl einer der Brüder, den Diotrephes nicht annehmen wollte – der ein gutes Zeugnis hatte von allen und von der Wahrheit selbst: Sein Dienst und sein Wandel waren mit ihr in Übereinstimmung. Auch der Apostel, auf dessen Urteil Gajus baute, gab ihm Zeugnis. – So weiß der Herr immer wieder treue Diener und Mitarbeiter der Wahrheit zu erwecken. Lasst uns dies im Glauben festhalten!
Verse 13–15
„Ich hätte dir vieles zu schreiben, aber ich will dir nicht mit Tinte und Feder schreiben, sondern ich hoffe, dich bald zu sehen, und wir wollen mündlich miteinander reden. Friede dir! Es grüssen dich die Freunde. Grüsse die Freunde mit Namen.“
Das Beispiel des Apostels zeigt uns hier, dass es in Tagen der Schwierigkeiten nicht ratsam ist, alles niederzuschreiben, was man zu sagen hat. Johannes hatte der Versammlung etwas geschrieben. Erst, wenn er mit Gajus mündlich reden konnte, wollte er ihm alles sagen, was er auf dem Herzen hatte.
Wie wunderbar, dass die Wahrheit in die Welt gekommen ist! Inmitten der Gedanken und Einbildungen der Menschen habe ich die Wahrheit Gottes selbst: „Die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesum Christum geworden.“ Ich besitze, was mich mit Christo droben verbindet. Diese ganze Welt vergeht, und alle Pläne der Menschen werden zunichte. Wir aber haben das Wort unseres Gottes; und wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.