Geläutert im Schmelztiegel Gottes
Kapitel 33-35
Hiob 33
Elihu entschuldigte sich zunächst, weil er jünger war an Jahren als Hiob und seine Freunde, und betonte ausdrücklich, dass er für keinen Partei ergreifen wolle, und richtete dann seine Worte an Hiob.
Sicher hätte er lieber geschwiegen. Aber er fühlt sich Gott und Hiob gegenüber verpflichtet, seine Gedanken kundzutun. Demut kennzeichnet seine Rede, wenn er zum Ausdruck bringt, dass auch er vom Tone abgekniffen und ein Werk des Töpfers, ein irdenes Gefäß, sei. Er fühlt seine Ohnmacht und Abhängigkeit. Elihu stellt Hiob in aller Deutlichkeit vor Augen, welche ungeheuren Behauptungen er aufgestellt hatte, nämlich, dass er gerechter sei als Gott (Hiob 10,7–8; 16,14–17; 27,2–6). Er erklärt ihm das erhabene Tun Gottes, und dass der Mensch die Wege Gottes nicht begreifen kann. „Denn Gott ist erhabener als ein Mensch ... denn über all sein Tun gibt er keine Antwort.“
Vielleicht stehst auch du vor entscheidenden Fragen in deinem Leben? Denke an den treuen Knecht Mose, der sagen konnte: „Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er“ (5. Mose 32,4). Lasst uns das in allen Umständen festhalten! „Gott redet zu den Menschen in einer Weise und in zweien, ohne dass man es beachtet“ (Vers 14). Mit Sicherheit trifft das auf alle Menschen zu.
Muss Er aber nicht oftmals auch zu Gläubigen in besonderer Weise reden? Wir sehen dies bei Hiob.
Ebenso warnt Er Menschen im Traume, im Nachtgesicht. Bevor Gottes Wort vollendet war, sprach Gott oft durch Träume. Wir wissen, dass Gott auch in unseren Tagen hin und wieder Menschen durch Träume warnt, besonders im Blick auf ihre Gleichgültigkeit und bezüglich ihrer notwendigen Errettung. Er möchte, dass alle errettet werden. Er will sie zurückhalten vom „Rennen ins Geschoß“.
Wunderbar, dass es einen „Gesandten“, einen „Ausleger“, „einen aus tausend“, gibt. Er bringt den Menschen zur Erkenntnis und zum Bekenntnis seiner Sünden. Sein Geist und Sein Wort wirken an der Seele. Eine ewige Erlösung hat Er zustande gebracht und eine Sühnung gefunden. Der Herr hat Sein Leben gegeben „als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Wir können sagen, dass wir in den Versen 23–28 Gedanken über die Wiedergeburt finden.
Wie inhaltsreich ist das Wort Gottes! Der König Hiskia konnte sagen: „Siehe, zum Heile ward mir bitteres Leid: Du, du zogest liebevoll meine Seele aus der Vernichtung Grube; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen“ (Jes 38,17).
Hiob 34
In der Weisheit von oben redet Elihu weiter zu Hiob. Wie wichtig ist es, dass auch wir uns immer wieder diese Weisheit erbitten, denn unsere Worte werden beurteilt. Besonders ernst ist dies, wenn es sich um einen Dienst am Wort in der Versammlung handelt. Sollten es dort nicht Aussprüche Gottes sein? „Die anderen lasst urteilen“ (1. Kor 14,29), so wird es uns von dem Apostel Paulus vorgestellt.
Elihu schließt sich (Vers 4) mit ein. Daraus erkennen wir seine Demut. Auch er will aus dieser Sache lernen. „Erkennen wir unter uns, was gut ist!“ Er führt Hiobs Aussprüche an, aber auch die verletzenden Worte seiner Freunde (Verse 7–9). In einer gottgemäßen Weise hebt er die Gerechtigkeit Gottes hervor und appelliert an Hiob, doch auf seine Worte zu hören. Es sind Worte der Gnade und des Mitgefühls, keineswegs aber auf Kosten der Wahrheit. Diese zutreffenden Worte musste er ganz klar und deutlich zum Ausdruck bringen, denn das ist wirklicher, gottgemäßer Dienst, zu dem der Herr sich bekennen kann. Besonders in unseren Tagen ist man zu schnell bei der Hand, mit der Liebe alles zuzudecken. Aber „die Liebe freut sich mit der Wahrheit“. Wie oft werden Risse gleichsam überdeckt, das Übel aber wird hernach umso schlimmer.
Elihu weist Hiob und seine Freunde auf die Größe und Allmacht Gottes hin, auf Ihn, der alles in Seiner Hand hat. Sollte ein Mensch, mit dem sich Gott beschäftigt, auch wenn er Sein Tun – wie einst Hiob – nicht versteht, nicht beten: „... was ich nicht sehe, zeige du mir“? David betete: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist“ (Psalm 139,23–24).
Haben wir es nicht nötig, ebenso zu beten? Wie vieles, was der Herr uns zeigen muss, sehen wir nicht. Wie oft haben wir vielleicht den Fuß auf einen „Weg der Mühsal“ gesetzt, ohne dass es uns bewusst war! Seine Gnade allein hat uns bewahrt und, wenn nötig, zu Recht gebracht. Ihm sei Lob und Dank!
Im Gegensatz zu dem, was die drei Freunde geredet hatten, unterschiebt Elihu dem Hiob, wenn es sich um sein früheres Leben handelt, weder Böses noch Unaufrichtigkeit in irgendeiner Form. Nein, er tadelt ihn, dass er unbesonnen, „nicht mit Erkenntnis und Einsicht“ gesprochen hat. Sein aufrichtiger Wunsch ist es, dass Hiob durch die anhaltende Prüfung zur Umkehr kommen möge.
Möchten wir doch diesem Elihu gleichen und bereitwillig von ihm lernen! Wie viel Unheil könnte dann unter Brüdern und Schwestern verhindert werden! – In Zeiten der Verfolgung und der äußeren Not schließen die Kinder Gottes sich enger zusammen.
In guten Tagen ist es der Feind von innen, der sein zerstörendes Werk treibt. Lasst uns deshalb wachen und beten und einander in der Liebe des Christus begegnen! Die Zeit ist kurz, der Herr kommt bald! Ein Bruder sagte: „Ich möchte im Himmel keinem begegnen, an dem ich auf der Erde lieblos vorübergegangen wäre.“
Hiob 35
Elihu hatte Gemeinschaft mit Gott, deshalb war er imstande, Hiobs Irrtum zu erkennen und auch zu widerlegen. Nur wenn wir selbst im Lichte sind, vermögen wir die Dinge in Seinem Lichte zu erkennen und zu beurteilen. Elihu wiederholt einen Ausspruch Hiobs und stellt ihm vor, wie ungeziemend es ist, auf eigene Gerechtigkeit zu pochen und zu fragen, was diese ihm nütze, da Gott ihn doch auf eine Weise straft, als ob er gesündigt hätte. In Kapitel 33,9 hatte Hiob schon seine Gerechtigkeit und Makellosigkeit besonders stark hervorgehoben. Wie schade, wenn ein Gläubiger blind über sich selbst ist (2. Pet 1,9)!
Elihu versuchte, Hiobs Blicke auf das Werk des allmächtigen, großen Gottes zu lenken und ihm vorzustellen, was der Erdenwurm ist, gemessen an der Unendlichkeit des Universums. Dennoch nimmt der große Schöpfer Notiz von den Menschen, die Er in Seinem Bilde schuf. Welchen Nutzen hat Gott an dem sündigen Menschen? Trotzdem will Er ihm Segen zuwenden. Alles, was Gott von dem Menschen erwarten kann, wie Dank, Lob und Anbetung, es gebührt Ihm. Der Mensch bleibt es Ihm oft schuldig. Die Bosheit des Menschen ist groß, doch sie kann der Erhabenheit, Heiligkeit und Majestät Gottes nichts anhaben, geschweige sie erniedrigen. Auf diese Weise häuft sich der Mensch selbst nur Zorn auf für den Tag des Gerichts (Röm 2,5).
Die Verse 9–12 zeigen uns das törichte Handeln des Menschen in Schwierigkeiten, aber auch den großen Gott in Seiner unendlichen Liebe und Weisheit. Man schreit wegen der Menge der Bedrückungen und ruft um Hilfe. Wie viel Not, Elend, Hunger, Gewalttat u. a. gibt es auch in der gegenwärtigen Zeit! Die Zeitungen machen Schlagzeilen davon. Man ruft um Hilfe, man schreit und protestiert, aber man fragt nicht: „Wo ist Gott?“ Es sind die letzten Tage der Gnadenzeit. Die Abkehr von Gott wird immer größer, selbst als Schöpfer lehnt man Ihn ab. Alles, so lehrt man, sei von selbst entstanden. In der Tat, der Geist des Menschen ist durch die Sünde völlig mit Finsternis umhüllt. Welch eine Gnade ist es hingegen, den großen Gott als Vater zu kennen! Er ist es, der Seinen Geliebten Gesänge in der Nacht, selbst unter den größten Schmerzen und in der misslichsten Lage, gibt (Apg 16,25).
Er belehrt uns durch Sein Wort. Wie viel Unterweisungen kann ein Mensch schon dann empfangen, wenn er die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels beobachtet! Allerdings sind sie nur Geschöpfe, in die der große Schöpfer Seine Naturgesetze gelegt hat. Er gebietet ihnen, und sie handeln danach (Jer 8,7; Hiob 39,1–30).
Der Mensch rebelliert gegen Gott, Er aber antwortet nicht „wegen des Hochmuts der Bösen“. Gott vergisst nichts – „die Rechtssache ist vor ihm“. Wenn Gott auch in Seiner Langmut schweigt, so übersieht Er doch den „Übermut“, das Böse und das Ungereimte der Menschen nicht.
Hiob hatte eitler Weise Worte ohne Erkenntnis aufgehäuft, ja, er glaubte sogar gerechter zu sein als Gott.
Möge dies uns, die wir durch Gottes Gnade Seine Kinder sind, zur Warnung dienen! Lasst uns die Zeit unserer Fremdlingsschaft in Furcht wandeln! Denken wir daran, dass Gott heilig ist und ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet (1. Pet 1,13–19). Das wird verwirklicht in den Regierungswegen Gottes mit den Seinen auf dieser Erde.
Darum Lasst uns immer wieder das Waschbecken, d.h. die praktische Reinigung, das Selbstgericht, in Anspruch nehmen (siehe 1. Joh 1,9)! Für Kinder Gottes gilt es, jede Verfehlung, jede Sünde Ihm, der treu und gerecht ist, zu bekennen, denn Er vergibt und reinigt von aller Ungerechtigkeit. Dadurch bleiben wir in wirklicher Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und dem Vater, und nur so können wir zu Seiner Ehre leben und Ihn verherrlichen.