Geläutert im Schmelztiegel Gottes
Kapitel 1
Hiob 1,1–3
„Es war ein Mann im Lande Uz...“ Unter den vielen Menschen, die damals lebten, waren die Augen des großen Gottes besonders auf „einen Mann“ gerichtet. Ganz schlicht und einfach: „ein Mann“. Aber dieser eine Mann hatte Verbindung mit dem großen Gott. Dreimal stellt Gott ihm ein wunderbares Zeugnis aus: vollkommen, rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend (Kap. 1,8 u. 2,3). Hinzu kam, dass er im Lande Uz lebte, wo die Edomiter, Nachkommen Esaus, wohnten (Klgl 4,21). Wie schwer mag es für ihn gewesen sein, inmitten dieser Leute, die in den Wegen Kains wandelten, in Treue und Gottesfurcht seinem Gott zu leben und zu dienen!
Ist es nicht wunderbar, dass Gott gerade dich, lieber Bruder, „einen Mann“, und dich, liebe Schwester, „eine Frau“, inmitten der vielen Erdbewohner sieht, dich liebt und durch den Herrn Jesus teuer erkauft hat? Mit dem Verstande ist das nicht zu begreifen. Wie wertvoll ist doch der kindliche Glaube! Gott sieht dich in deiner Einsamkeit, auf deinem Krankenbett, in deinem Altenstübchen. Sein liebendes Auge ist auf dich gerichtet. Er weiß, wo du wohnst. Vielleicht inmitten böser Menschen. Manches Kind Gottes liegt im Krankenhaus mit Spöttern auf einem Zimmer. Gott weiß es. Nun kommt es darauf an, wie du dich verhältst. Ob Gott dir auch ein so gutes Zeugnis ausstellen kann, wie Er es bei Hiob konnte: „vollkommen (unsträflich, untadelig), rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend“? Angesichts unseres Versagens müssen wir gewiss alle beschämt sein.
Hiob war ein Gläubiger des Alten Testamentes. Er kannte den großen Gott noch nicht als seinen Vater in Christo wie wir, die Gläubigen des Neuen Testamentes. Er besaß noch nicht den Heiligen Geist „in sich wohnend“. Eine Bibel wie wir hatte er nicht, und doch konnte Gott ihm dieses Zeugnis ausstellen.
Sodann war er ein sehr reicher Mann. Viele fallen dem Betrug des Reichtums zum Opfer. Leider werden auch manche Gotteskinder dadurch von ihrem Herrn abgezogen. Das „Reich-werden-Wollen“ benutzt Satan als eine besondere List in unseren Tagen (1. Tim 6,9–10). Viele Gläubige lassen sich darin verstricken. Möchten wir diese Dinge im Lichte Gottes erkennen.
Hiob hatte innige Gemeinschaft mit seinem Gott. Dadurch blieb er bewahrt vor allen Gefahren, und Gott wurde geehrt durch Hiobs Verhalten inmitten der gottlosen Menschen. Lasst uns die hohe Stellung, in die wir durch das Werk der Erlösung gebracht sind, doch mehr schätzen! Wir sind Kinder Gottes, Heilige und Geliebte, Erben Gottes und Miterben Christi, königliche Priester, Anbeter!
Lasst uns lernen von Hiob! Wollen wir uns nicht einmal vor dem Herrn fragen, welches Zeugnis Er uns ausstellen könnte? Natürlich sind Stellung und Wandel zwei verschiedene Dinge; aber sollten wir unser hohes Bekenntnis nicht in einem heiligen und gottseligen Wandel zum Ausdruck bringen zur Ehre unseres geliebten Herrn?
Der Name „Hiob“ bedeutet in unserer Sprache ‚angefeindet' oder nach dem Syrischen ‚Geliebter'. Wenn wir uns auf die Seite unseres Herrn stellen, so werden wir in dieser gottlosen Welt ebenso angefeindet werden wie Hiob. Doch wir haben den Sieger von Golgatha zur Seite. Durch Ihn gibt Gott uns den Sieg. Welch eine Gnade ist es, selbst in den größten Schwierigkeiten daran zu denken, dass wir Seine Geliebten sind, die Er um einen hohen Preis erkauft hat! Er sagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28)!
Hiob 1,4–5
Hatte Gott diesen treuen Mann nicht reich gesegnet, indem Er ihm zehn Kinder geschenkt hatte? – Werden Kinder in unserer Zeit auch noch als eine Gabe des Herrn betrachtet? Leider ist das selbst bei manchen Gotteskindern nicht der Fall. – Wo Kinder sind, da gibt es Freude und Sorgen. „Kleine Kinder, kleine Sorgen! Große Kinder, große Sorgen!“ So sagt schon ein Sprichwort. Viele der lieben Eltern werden dieses bestätigen können. Welche Gnade, dass wir in allem mit Gebet und Flehen unsere Anliegen vor Gott kundwerden lassen dürfen (Phil 4,6), auch die Sorgen um unsere Kinder!
Sie feierten Geburtstag. Ist das so wichtig? Manche versäumen deshalb die Zusammenkünfte, in denen der Herr Jesus der Mittelpunkt ist. Wie leicht überschreitet man im Zeichen des Wohlstandes die Grenzen, die uns Gottes Wort setzt. Die Geburtstage, die uns im Worte Gottes berichtet werden, nahmen immer einen traurigen Ausgang: Menschen mussten sterben (1. Mose 40,20–22; Mt 14,6–10). Der Tag der Wiedergeburt ist für Gott entscheidend! Bist du wiedergeboren? Wenn nicht, gehst du ewig verloren, es sei denn, dass du dich zum Herrn Jesus wendest, um errettet zu werden.
Hiobs Kinder aßen, und sie tranken Wein. Wie manchem ist Wein oder starkes Getränk zum Verhängnis geworden (Spr 20,1; 23,29–35; Eph 5,18)! Wie viel Schmach wurde dadurch schon auf den Namen des Herrn gebracht!
Hiob wusste sehr wohl um diese Gefahren. Er kannte seine Kinder genau. Sind wir nicht oftmals blind in Bezug auf unsere Kinder? Hiob ließ sie holen und heiligte sie. Er weihte sie wieder neu Gott und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl und brachte sie Gott dar. Er sprach: „Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt.“ Also tat Hiob allezeit!
Welch ein zartes Gewissen und welche Sorge um sein Haus! Die Ehre Gottes ging ihm über alles. Waren wir Eltern nicht oft nachlässig in der Erziehung unserer Kinder in der „Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,4)? Beteten wir mit unseren Kindern täglich auf den Knien zu Gott? Haben wir sie mitgenommen in die Zusammenkünfte und sie zu Hause vertraut gemacht mit Gottes Gedanken? Waren wir bemüht, in Abhängigkeit von unserem treuen Herrn, ihnen ein Vorbild zu sein? Oder haben wir sie tot gepredigt? Wurden sie vielleicht durch unser Verhalten irritiert oder gar abgestoßen? Haben wir in ihrem Beisein in unschöner Weise über Mitgeschwister gesprochen? Solch eine böse Saat wird gewisslich aufgehen (Gal 6,7).
Ihr lieben Alten, Kranken und Einsamen! Vielleicht haben manche von euch keine Kinder. Betet doch, bitte, für alle Kinder gläubiger Eltern, damit sie bewahrt bleiben in dieser von der Sünde verdorbenen Welt. Betet um die Errettung derer, die noch nicht bekehrt sind. Betet aber auch für alle Eltern, welche noch Kinder zu erziehen haben. Die Erziehung wird immer schwerer, je mehr wir dem Ende entgegengehen. Nur die persönliche Gemeinschaft der Eltern mit dem Herrn und die damit verbundene Gottesfurcht sowie ihre ernstlichen Gebete sind der Damm gegen das Böse. Wir können unsere Kinder nicht bewahren, der Herr aber kann es!
Müssen wir Eltern uns nicht tief beugen in Bezug auf unsere Versäumnisse? Welch ein Vorbild ist Hiob in dieser Hinsicht! Danken wir dem Herrn, dass Er uns in Seinem teuren Wort Männer und Frauen zeigt, von denen wir lernen können! Wohl uns, wenn wir auch lernen wollen. Dann wird unser Leben mehr zu Seiner Ehre und werden auch die Familien der Gotteskinder zu Seinem Preise und nicht zum Gespött sein. Die Entschiedenheit eines Josua sollte uns kennzeichnen, wenn er sagt: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ (Jos 24,15).
Hiob 1,6–12
In diesem Abschnitt lässt Gott uns Blicke in den Himmel tun. Die Engel werden hier als Söhne Gottes bezeichnet. Sie kamen, um sich vor Gott zu stellen.
Satan, der gefallene Engelfürst, kam ebenfalls in ihre Mitte. Daran erkennen wir, ebenso wie im Buch der Offenbarung (Kap. 12,10), dass er noch Zutritt in die „himmlischen örter“ hat, aus denen er bald endgültig verbannt wird. Weiter erkennen wir an diesem Bericht, dass Satan die Erde durchstreift und auf ihr umherwandelt. Er sieht alles, und sein Augenmerk ist besonders auf die Kinder Gottes gerichtet. Wo immer er ihnen schaden kann, ist er dabei. Aber eins ist sehr wichtig: Er kann nichts tun, es sei denn, dass Gott es ihm erlaubt. Gott hat dabei immer Absichten der Liebe, auch wenn wir Sein Tun nicht verstehen können.
Gott stellt Hiob zum zweiten Mal das wunderbare Zeugnis über seine Rechtschaffenheit aus. Sofort stellt Satan eine Frage, wie er es auch im Garten Eden und in der Wüste tat, als er unseren geliebten Herrn versuchte. Eva konnte er durch seine Frage: „Hat Gott wirklich gesagt?“ irritieren und zum Bösen verleiten. Aber der Herr Jesus antwortete ihm mit dem Worte Gottes und wehrte ihn siegreich ab. Satan kann den großen, allmächtigen Gott nicht im Geringsten beeinflussen, der mit uns nach Seiner göttlichen Weisheit und in Seiner Liebe zu uns handelt.
Welch ein Trost ist es für uns alle, die wir errettet sind, dass der große Gott uns und alles, was wir haben, „ringsum eingezäunt hat“! Ohne Seinen Willen kann nichts an uns herankommen. Gott hat uns abgeschirmt und abgesichert. Er schützt uns sogar gegen den „Fürsten dieser Welt“. Welch ein Trost ist das – besonders für alle Leidgeprüften! Oftmals erheben sich Fragen: „Warum?“, „Weshalb?“ Asaph konnte die Wege Gottes auch nicht verstehen, bis er in die Heiligtümer hineinging und in dem Lichte Gottes die Dinge aus der himmlischen Sicht wahrnahm (Ps 73).
Satan kann nichts tun, es sei denn, dass der große Gott es ihm erlaubt. Dann ist nicht er der Handelnde, sondern Gott. Satan ist nur Mittel zum Zweck. Gott lässt auch nicht zu, wie immer wieder gesagt wird, sondern Er bewirkt alles (Amos 3,6).
Ist das nicht ein großer Trost, ihr Lieben, zu wissen, dass alles von unserem Gott und Vater kommt, der uns innig liebt? So sagt auch Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“
Sicher ist es von Gott ausgegangen, wenn unser Leib angetastet wird, das Liebste leiden muss oder abgerufen wird. Wie manches Unglück trifft auch die Kinder Gottes! Darin ist nicht eine Strafe, sondern darin sind die Erziehungswege des Vaters zu sehen (Heb 12,4–11).
Gewiss muss der heilige und gerechte Gott auch bei manchen Seiner Kinder durch Seine Regierungswege handeln, wenn sie gleichgültig wurden und das Böse in ihrem Leben nicht gottgemäß richteten. In solchem Fall muss Er es tun (1. Pet 1,17; 4,17). Hüten wir uns jedoch, beurteilen zu wollen, ob die Krankheit oder die schweren Wege eines Bruders oder einer Schwester als Regierungswege Gottes anzusehen sind (Röm 14,10–13)!
Nehmen wir die Prüfungen aus der Hand unseres Gottes und Vaters, dann werden sie uns zum bleibenden Segen. Ja, wir werden selbst noch ein Segen für unsere Umgebung, seien es Gläubige oder Ungläubige.
Hiob 1,13–22
In den vorigen Versen durften wir einen Blick in den Himmel tun. Hier sehen wir die Ereignisse auf der Erde. Der natürliche Mensch bezeichnet das Schwere, das ihn trifft, als Schicksal. Kinder Gottes jedoch wissen und halten fest, dass der große Gott alles bewirkt. Satan kann nur das tun, was Gott ihm erlaubt. Hiob wusste nicht, was im Himmel vorausgegangen war. Er ahnte nichts von dem unsagbar schweren Leid, das jetzt über ihn hereinbrechen würde.
Es ist die Weisheit und die Liebe Gottes, dass Er uns nicht wissen lässt, was der nächste Augenblick oder die Zukunft für uns bringt. Er hat es verborgen, damit wir uns nicht im Voraus grämen und zermürben. In dem Augenblick der Prüfung gibt Er auch die nötige Kraft, um ausharren zu können. Er selbst hilft tragen.
Das dürfen besonders unsere lieben Kranken und Alten erfahren. Schließlich haben es alle, die sich länger auf dem Wege des Glaubens befinden, erlebt. In wenigen Stunden wurde der reiche Hiob ein armer Mann. Drei Boten kündigten ihm nacheinander den Verlust seiner Groß- und Kleinviehherden sowie den Tod seiner Knechte an.
Als die Bomben fielen, haben auch viele liebe Kinder Gottes in wenigen Minuten ihr gesamtes Hab und Gut verloren, manche sogar zweimal. Aber wer wäre so reich gewesen wie Hiob? So schwer auch der gesamte Verlust des Materiellen ist, so kommt man doch leichter darüber hinweg, als wenn man geliebte Angehörige verliert.
Der vierte Bote brachte Hiob eine erschütternde Nachricht. Seine zehn Kinder waren während einer Feier durch den Einsturz des Hauses ihres ältesten Bruders umgekommen. Wie ein Keulenschlag wird ihn diese Botschaft getroffen haben.
Es ist sehr schwer, ein Kind hergeben zu müssen, wenn der Herr es nimmt. Manche Eltern haben es erlebt. Das Herz blutete – Tränen flossen. Hiob stand gleichzeitig an zehn Särgen. Wir können uns in diese Lage nicht hineinversetzen. War es nicht zum Verzweifeln? Konnte er unter diesen Umständen überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen? War es jetzt vorbei mit seinem Glauben an Gott? War Gott nicht grausam? Hatte Hiob das verdient? Wie viel Fragen steigen auf bei Schwergeprüften! Satan möchte Zweifel wecken an der Liebe Gottes.
Wir lesen nichts davon bei Hiob. Natürlich waren sein Schmerz und seine Trauer überaus groß. Er zerriss sein Gewand und schor sein Haupt – ein Ausdruck der Trauer und des Schmerzes. Er fiel zur Erde nieder – und betete an!
Ist das denn möglich? Ja! Aber nur in der Kraft des Glaubens, der auf den Fels der Ewigkeiten gegründet ist. „Jehova hat gegeben, und Jehova hat genommen, der Name Jehovas sei gepriesen! Bei diesem allem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu.“
Ist hier noch etwas zu sagen? Stehen wir still und bewundern den Mann Hiob! Nein – bewundern und rühmen wir die Gnade, welche dem Hiob diese Kraft verlieh!
Nehmen wir uns deshalb Hiob zum Vorbild (Jak 5,10–11). Wie viel können wir doch von ihm lernen! Wir wagen keine Vergleiche anzustellen, sondern können nur beten, der Herr möge viel Gnade und Kraft geben, in schweren Belastungsproben auszuharren und Ihm trotz aller Prüfungen Ehre und Anbetung zu geben. Lasst uns Ihm nie etwas Ungereimtes zuschreiben! „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“