Gedanken über das Johannesevangelium
Die 3 Blicke
Johannes der Täufer sah, wie der Heilige Geist wie eine Taube vom Himmel hernieder kam und auf ihm blieb:
„Und Johannes zeugte und sprach: Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf wen du den Geist herniederfahren und auf ihm bleiben siehst, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft. Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist“ (Joh 1,32–34).
Der Apostel Johannes sah, dass Blut und Wasser aus der Seite des Herrn floss, als ein Kriegsknecht die Seite mit einem Speer durchbohrte:
„Die Juden nun baten Pilatus, dass ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden, damit die Leiber nicht am Sabbat am Kreuz blieben, weil es Rüsttag war – denn der Tag jenes Sabbats war groß. Da kamen die Soldaten und brachen die Beine des Ersten und des anderen, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr; und er weiß, dass er sagt, was wahr ist, damit auch ihr glaubt“ (Joh 19,31–35).
Derselbe Johannes sah die leinenen Tücher in dem offenen Grab, ordentlich zusammengewickelt, und er glaubte:
„Da ging Petrus hinaus und der andere Jünger, und sie gingen zu der Gruft. Die beiden aber liefen zusammen, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zu der Gruft; und sich vornüberbückend, sieht er die Leinentücher liegen; doch ging er nicht hinein. Da kommt auch Simon Petrus, ihm folgend, und ging in die Gruft hinein und sieht die Leinentücher liegen und das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem Platz. Dann ging nun auch der andere Jünger hinein, der als Erster zu der Gruft gekommen war, und er sah und glaubte. Denn sie kannten die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen musste“ (Joh 20,3–9).
Diese drei besonderen Begebenheiten finden wir nur im Johannesevangelium, dem Buch, das geschrieben wurde, damit wir glauben würden (Joh 20,31). Gott möchte, dass wir wissen, dass unser Glaube sich nicht auf eitler Phantasie gründet, sondern auf Ereignisse, die durch Zeugen bestätigt wurden. Diese drei Ereignisse geben Zeugnis von dem Leben des Herrn Jesus, seinem Tod und seiner Auferstehung. Und alle drei bestätigen auch, dass der Herr Jesus wahrhaftig der Sohn des lebendigen Gottes ist. Sie sprechen von dem Wert des Werkes des Herrn Jesus, weil sie unsere Aufmerksamkeit auf die Größe der Person selbst richten. Sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung haben eben deswegen einen so überaus großen Wert, weil es sich eben um die Person des Mensch gewordenen Sohnes Gottes handelt.
1.) Das Herniederkommen des Heiligen Geistes
Johannes der Täufer sah, wie der Heilige Geist wie eine Taube vom Himmel hernieder kam und auf ihm blieb. Im Allgemeinen hat der Heilige Geist eine unsichtbare Erscheinung gehabt, aber manchmal – wie auch hier – eine sichtbare Gestalt angenommen, so wie hier als Taube von Johannes gesehen wurde. Dieses Ereignis zeigt, wie Johannes der Täufer es sagt, den Herrn Jesus als den Sohn Gottes. Warum? Die Antwort ist, dass der Herr Jesus den Geist bekam und er auf ihm geblieben ist. Der Geist Gottes ist vorher noch nie auf einer Person geblieben, außer bei dem Herrn selbst. In Johannes 7,39 lesen wir uns betreffend, dass „der Heilige Geist noch nicht da war, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“. Der Mensch konnte den Heiligen Geist nicht empfangen, bevor nicht das Werk der Erlösung vollständig vollbracht war. Jesus hat den Heiligen Geist schon vorher bekommen, um zu zeigen, dass für ihn selbst ein Werk der Erlösung nicht nötig war und er als Person einfach einmalig war, eben der Sohn Gottes.
Diese Wahrheit wird im Alten Testament mehrmals angedeutet. Wir denken daran, dass die Taube aus der Arche Noahs gesendet worden war und wieder zurück kam, weil sie keinen Ruheplatz gefunden hatte. Und dann wurde die Taube nochmals ausgesandt und sie kam mit einem Olivenblatt in ihrem Mund wieder. Das war ein Beweis dafür, dass die Taube inmitten der zerstörten Umgebung einen Baum mit grünen Zweigen gefunden hat. Dort ruhte die Taube für eine Zeit und brachte dann dieses Blatt, das sie dort abgerissen hat, zur Arche. Dann sandte Noah die Taube zum dritten Mal aus und, sie kam nicht wieder.
Das ist ein wunderbares Bild von der Wahrheit der verschiedenen Haushaltungen. Zuerst, in den Tagen Noahs sehen wir die ganze Erde mit den Wasser des Gerichts bedeckt, als die Taube (der Heilige Geist) keinen Ruheplatz finden konnte. Wir lesen davon in 1. Mose 1,2, wo die Finsternis über der Tiefe war und der Heilige Geist über den Wassern schwebte. Die Erde unter dem Gericht Gottes war kein Ruheplatz für den Heiligen Geist. Das deutet all die Jahrhunderte an, als die Sünde auf der Erde regierte, von dem Fall Satans anfangend, bis der Herr Jesus auf diese Erde kam. Nirgendwo konnte in dieser Zeit der Heilige Geist einen Ruheort auf dieser Erde finden. Die Taube flog hier und da hin, über die ganze Erde und fand keinen Ruheplatz. Aber dann flog die Taube zum zweiten Mal weg und fand inmitten der verwüsteten und unter Gericht stehenden Erde einen grünen Baum. Was für ein Wunder, dass nicht nur ein grüner Baum, sondern auch noch ein Baum mit Zweigen und Blättern vorhanden war, nachdem die verwüstende Flut über die ganze Erde gekommen war. Dies ist ein Bild von dem einen grünen Baum, der inmitten des Todes über die ganze Erde regiert. . Unser Herr nennt sich selbst „den grünen Baum“ in Lukas 23,31, als die Frauen ihn beweinten auf dem Weg nach Golgatha. „Weint nicht über mich“, sagt er, „sondern weint über euch selbst und eure Kinder... Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem dürren geschehen?“
In dieser Welt der Sünde gab es nur einen, der Leben besaß. Dort konnte die Taube Ruhe finden. Die Taube, ein Bild des Heiligen Geistes, blieb auf dem Herrn Jesus und bezeugte so, dass er der einzige war, der Leben hatte. Alle anderen waren tot in ihren Sünden und Übertretungen. Dann kam die Taube zurück und hatte ein Olivenblatt in ihrem Schnabel. Es ist bemerkenswert, dass von einem Olivenblatt gesprochen wird, das „abgerissen“ wurde, und nicht etwas „aufgelesen“ worden war. Es war ein grünes Blatt, das gerade von dem Baum abgerissen wurde. Der Herr Jesus war gestorben und nach seinem Tod kam der Heilige Geist gleichsam mit der Nachricht „eines grünen Olivenblattes“ vom Kreuz. Das grüne Blatt, das von Leben und Frieden spricht. Das abgerissene Blatt, das von seinem Tod spricht. Beides zusammen zeigt uns, dass das Leben aus dem kostbaren Tod Christi hervorkommt. Das ist die heutige Botschaft des Heiligen Geistes an die Sünder dieser Welt. Der Heilige Geist fand einen Ruheplatz in der Person des Herrn Jesus. Und jetzt, aufgrund seines Todes findet der Heilige Geist einen Ruheplatz in jedem erlösten Sünder. Aber bei dem Herrn ruhte der Heilige Geist vor seinem Tod, bei uns nur nach dem „Tod“. Das ist die Bedeutung von Johannes 1,33 und 34.
Ein anderes wunderschönes Bild des Alten Testamentes derselben Wahrheit ist 2. Mose 29, in Verbindung mit der Priesterweihe von Aaron und seinen Söhnen. Aaron, der Hoheprister, der ein Vorbild auf Christus ist, wurde zuerst mit öl gesalbt (2. Mo 29,7), und dann wurde das Blut angewendet (Vers 20–21). Seine Söhne wurden zuerst mit Blut besprengt (Vers 20) und später mit öl (Vers 21). Aaron alleine wurde zuerst mit öl gesalbt, weil Christus zuerst den Heiligen Geist empfing und erst danach das Blut vergossen hat. Aarons Söhne sprechen von den Gläubigen, dem heiligen Priestertum nach 1. Petrus 2, die erst den Heiligen Geist empfingen, nachdem Christus gestorben war. Wie vollkommen ist doch das Wort Gottes!
2.) Blut und Wasser
Der Apostel Johannes sah, wie das Blut und das Wasser aus der Seite des Herrn floss und wie der Herr gestorben am Kreuz hing. Hier sehen wir wieder etwas, das nur auf die Person des Herrn Jesus zutreffen kann. Es zeichnet ihn sogar aus, dass er Gott ist. Es ist eine bekannte Tatsache, dass normalerweise aus dem Körper eines gestorbenen Menschen kein Blut mehr heraus fließen kann. Das Herz hört auf zu schlagen, das Blut wird nicht mehr befördert, die Arterien verschließen sich und das Fließen des Blutes ist nicht mehr möglich. Aber Johannes sah offensichtlich zu seinem eigenen großen Erstaunen, dass Blut und Wasser frei aus dem Körper des Herrn heraus flossen, als ein Soldat mit einem Speer in die Seite des Herrn stieß. Johannes war sich dieser Besonderheit bewusst, die er bestätigt und uns versichert (Joh 19,35). Er legt Zeugnis hiervon ab und sein Zeugnis ist wahr. Er wusste, dass sein Zeugnis wahr ist. Der Mensch meint vielleicht, dass Johannes in seiner Aufregung, seiner Trauer oder Angst sich dieses eingebildet haben mag. Auch aus diesem Grund weist Johannes mehrfach auf die Wahrhaftigkeit seines Zeugnisses hin. Er berichtet etwas, das vorher in der Weltgeschichte nie vorgekommen ist.
Es war prophezeit, dass der Heilige Gottes die Verwesung nicht sehen würde, wovon das geflossene Blut Zeugnis ablegt. Das geflossene Blut sagt uns nicht, dass der Herr gestorben ist (denn er war schon vorher gestorben), sondern sagt uns wer für uns gestorben ist. Alle unsere Segnungen ruhen auf dem einen, der für uns gestorben ist. Dein oder mein Tod hätte überhaupt nichts bewirken können. Es musste der Tod des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken sein. Und genau das bestätigt das geflossene Blut. Wenn Gott also die Schuld der Sünde gezahlt hat, dann ist sie auch bezahlt. Und so glaube ich an dieses Zeichen, genau so wie ich in eine Zahlung eines Schecks vertraue. Das Blut des Christus ist der Garant, der Beweis dafür, dass der Sohn Gottes die Schuld der Sünde gezahlt hat.
3.) leinene Kleider im Grab
Johannes sah die leinenen Kleider, die in dem Grab lagen (Joh 20,8) und „er glaubte“. Was glaubte er? Sicherlich nicht, dass Jesus nicht mehr im Grab lag, denn das konnte er sehen. Der Stein war von der Gruft weggewälzt – nicht um den Herrn raus zu lassen, sondern um die Jünger hinein zu lassen. Lazarus war auch aus den Toten auferstanden, aber er hatte die Grabtücher noch an sich.
Der Herr Jesus hinterließ diese Grabtücher in der Gruft um zu zeigen, dass er auferstanden war. Als erstes beweist diese Tatsache, dass es nicht die Jünger gewesen sind, die etwa den Leib des Herrn gestohlen hatten, wie die Soldaten später fälschlicherweise behaupteten. Sicherlich hätten die Jünger die Tücher mitgenommen, wenn sie den Leib des Herrn gestohlen hätten. Somit ist es klar, dass die ordentlich gefalteten Tücher mit einem speziellen Zweck zurückgelassen wurden.
Es verbleibt also eine einfache und klare Schlussfolgerung: Nicht nur das reine Zurücklassen der Tücher, sondern die Tatsache wie die Tücher in der Gruft lagen ist ein Beweis für die Auferstehung des Herrn. Somit kann es nur so zu verstehen sein, dass Johannes an die Auferstehung des Herrn geglaubt hat. Der Blick auf die Grabtücher war der Beweis für diese wunderbare Auferstehung des Herrn. Das bestätigt auch der nächste Vers: „Denn sie kannten die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen musste.“ (Joh 20,9). Sie sahen die Beweise seiner Auferstehung und glaubten so, dass er auferstanden war.
Hierin liegt das Wunder. Die Art und Weise, in der die Tücher von Christus zurückgelassen wurden, bezeugt, dass Christus von den Toten auferstanden ist. Die Tücher lagen dort genau in der Weise, wie sie um den Leib des Herrn gewickelt waren, außer dass er nicht mehr darin war. Er hat sie unverändert liegen gelassen, nachdem sein Körper daraus auferstanden war. Stell dir einfach vor, wie man aus einem Autoreifen den Schlauch herausbekommt, ohne den Reifen zu zerstören. Die Auferstehung des Herrn ähnelt diesem Beispiel etwas. Johannes sah die Tücher und bemerkte, dass das Schweißtuch, das um den Kopf des Herrn gewickelt war, extra lag.
Es ist hilfreich und interessant zu sehen, dass das 3-malige Vorkommen des Wortes „sehen“ in den Versen 5, 6 und 8 drei verschiedene Wörter im Grundtext sind. Im Griechischen wird so eine gewisse Steigerung ausgedrückt. Das erste Wort, das verwendet wird als Johannes die Tücher in der Gruft liegen sah, ist das einfache Wort für „sehen“, im Benutzen der Augen. Er schaute einfach von aus in das Innere der Gruft hinein. Es ist das gewöhnliche Sehen, bei dem wir nicht unbedingt sehr viel wahrnehmen. Petrus ging in die Gruft hinein. Er kam näher zu den Kleindern und betrachtete sie. Er sah sorgfältiger hin als zuvor Johannes, denn er bemerkte Einzelheiten, die uns in Vers 7 mitgeteilt werden. Das „sehen“, das hier beschrieben wird ist ein genaues Hinschauen mit der Wahrnehmung von Einzelheiten, begleitet von Gedanken und Überlegungen. Dann ging Johannes hinein uns sah und gleubte. Dies ist das stärkste Wort für „sehen“ und bedeutet eigentlich „kennen“ oder „wissen“. Es wird uns eigentlich durch den folgenden Vers bestätigt, in dem es heißt, dass die anderen „die Schriften nicht kannten“. Der Blick hier ist deckungsgleich mit „Kenntnis“, ein Blick der eine positive Sicherheit hervorruft. Und als er dies gesehen hatte, glaubte er, dass Jesus aus den Toten auferstanden war.
Wie wichtig sind diese drei Arten des „Sehens“. Es gibt viele, die die Bibel und ihre Wahrheit ablehnen, weil sie diese nicht im Sinn des tiefergehenden Betrachtens angeschaut haben. Wenn sie nach dem ersten Blick sich die Sache noch etwas genauer angesehen hätten und über die Worte der Wahrheit nachgedacht hätten, dann wüssten sie, dass sich diese Dinge eben genau so verhalten. Die Wahrheit des Wortes Gottes liegt nicht an der Oberfläche. Es bedarf ernsthaften Nachdenkens und intensiver Beschäftigung, damit eine feste Überzeugung gebildet wird, die durch nichts mehr zerstört werden kann. Johannes sah und glaubte und berichtet uns diese Erfahrung in seinem Evangelium. Aber „gesegnet sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben“.