Gedanken über das Johannesevangelium
Die 2 Männer namens Johannes
Wir begegnen in diesem Evangelium 2 Mal einem Mann mit Namen Johannes. Ein Jude, der Sohn eines Priesters und den anderen Johannes, den Galiläer, den Sohn des Fischers. Obwohl sie sich in ihrem Charakter, ihrer Umgebung und in ihrem Dienst sehr unterschieden, haben sie doch eine auffallende Gemeinsamkeit: Beide haben in ihrem Leben andere Menschen auf den Herrn hingewiesen, den sie liebten.
Wenn wir uns Johannes den Täufer ansehen, dann kam er und zeugte von dem Licht, auf dass alle Menschen durch ihn glauben möchten. Bei den Menschen ist es oft so, dass derjenige, der eine Botschaft bringt, von größerer Wichtigkeit ist als die Botschaft selbst. Und so kamen sie zu Johannes und fragten ihn: „Wer bist du?“ Sie fragten nicht: „Wer ist er?“! Johannes war – und so sollte jeder andere Diener auch reagieren – nicht erfreut über diese Frage und sagte nur: „Ich bin nicht der Christus“. „Bist du Elia?“ „Nein, das bin ich nicht.“ „Bist du ein Prophet?“ „Nein“. Mit anderen Worten sagt Johannes immer wieder „Hört doch endlich auf, über mich zu reden!“ Aber sie mussten etwas wissen über die Autorität des Zeugen, obwohl es keinen Zweifel über die Autorität der Botschaft gab. Seit diesem Tag damals haben die Dinge sich nicht wirklich verändert. Man braucht fast immer einen Titel für den Dienst, um von den Menschen akzeptiert zu werden.
„Wer bist du?“ fragten sie wieder, „damit wir denen Antwort bringen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst, wer du bist?“ Johannes antwortet: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste.“ Es gibt Millionen von Stimmen, aber was kann eine Stimme erreichen? Nichts. Es ist allein die Botschaft, die zählt und durch eine Stimme weiter gegeben wird. Die Stimme meiner Mutter gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr. Aber mir sind einige Worte, die sie sagte, noch sehr lebendig in Erinnerung. Johannes der Täufer war die Stimme, Christus dagegen war das Wort (Joh 1,1). Die Stimme ist ein kurzes und schnell vorübergehendes Geräusch. Aber das Wort ist ewig. Johannes sagt gleichsam: „Ich bin für eine kurze Zeit hier, um von ihm zu sprechen; aber Christus bleibt für immer. Ich bringe euch Christus, dann gehe ich wieder. Aber er ist euer Erretter und Herr. Er ist die volle Offenbarung Gottes in alle seiner unbegrenzten Liebe, Weisheit und Kraft.“
Jesus sagt, dass Johannes der Täufer eine brennende und scheinende Lampe war (Joh 5,35). Es schien hell für eine kurze Zeit. Und dann wurde klar, dass der Mensch sich für immer in der Herrlichkeit des großen Lichtes aufhalten kann. Unser Herr ist das Licht, dieses Wort bedeutet „Ausstrahlung wie die Sonne“. Wenn die Sonne auf dieser Erde scheint, wird keine Lampe mehr benötigt. Als Jesus auf der Erde erschien wurde die Lampe hinweggetan, Johannes der Täufer starb. Geistlich gesprochen erlischt jedes kleinere Licht, wenn der Herr der Herrlichkeit erscheint. Weißt du, dass es für einen Menschen entwürdigend ist, wenn er sich mit einer Lampe beschäftigt, während Christus vorgestellt wird? Es würde ja bedeuten, dass die Sonne die Hilfe einer kleinen Öllampe nötig hätte, um sichtbar zu sein. Es ist zwar wahr, dass sich die Sterne am Tag immer noch am Himmel befinden, aber wer kann sie sehen, wenn die Sonne in ihrem Glanz hervortritt? Möchte es unser Bestreben sein, dass Christus in unserem Leben und unserem Dienst hervortritt und wir kleiner werden, während er immer größer wird.
Johannes der Täufer machte nicht sich selbst Jünger, sondern forderte sie auf, dem Herrn zu folgen. Er sagte: „Siehe, das Lamm Gottes“. Einer der zwei Jünger, die diese Worte aus dem Mund von Johannes dem Täufer hörte, war zweifellos der Schreiber dieses Evangeliums.
So hatte er bei drei Begebenheiten mit Petrus und Jakobus besondere Offenbarungen der Person des Herrn Jesus; er schreibt jedoch nicht davon, da es schon die anderen drei Evangelisten taten.
Der Name „Johannes“ bedeutet „Geliebter“. Sicher waren beide Männer mit diesem Namen Geliebte des Christus und beide liebten das Vorrecht, mit ihm, dem Geliebten, zu sprechen, besonders der Apostel. So lernen auch wir, gut von ihm zu sprechen. Möge die kostbare Wahrheit, dass wir von dem Herrn geliebt sind, unsere Herzen erfüllen, so dass wir auch andere auf ihn hinweisen. Der Apostel Johannes frohlockte in der Tatsache, dass er „der Jünger war, den Jesus liebte“. Und das sollen und dürfen auch wir.