Betrachtung über Prediger
Kapitel 4
Verse 1 - 3
Die Frage des Bösen in der Welt und im Herzen des Menschen wird auch noch in den ersten Versen des 4. Kapitels behandelt.
Der Prediger „wendet sich“, um alle Greueltaten, die unter der Sonne begangen werden, zu betrachten, wie er es bereits in Kapitel 2,12 getan hatte, um die Weisheit und die Torheit zu erkennen. Haben wir nicht auch in unseren Tagen solchen Szenen beigewohnt, wie sie hier beschrieben werden? Haben wir nicht alle diese Dinge gesehen: Bedrückungen, Tränen, Verzweiflung der Bedrückten, an ihren Opfern ausgeübte rohe Gewalt, und kein Tröster ist da? Glücklich die Toten, noch glücklicher die, die noch nicht gewesen sind! Diese haben wenigstens noch nicht die Wirksamkeit des sich bis zu dem großen Tag anhäufenden Bösen gesehen. Der Christ wird selbstverständlich nicht so sprechen, nicht etwa, weil er nicht mit heiligem Abscheu gegen das Böse erfüllt wäre. Aber er geht durch alle diese Dinge hindurch mit Geduld, indem er vom Herrn auf dieser Erde keine Verwirklichung der Dinge erwartet, die seine Hoffnung bilden. Er sieht in eine himmlische Welt, die dem Prediger ganz verschlossen ist, denn seine Aufgabe war es, durch die Weisheit die gegenwärtigen Dinge in einer von der Sünde beschmutzten Welt zu untersuchen, um festzustellen, ob man daraus irgendwelchen Nutzen ziehen könne.
Vers 4
Der Weise prüft dann nicht nur die Arbeit des Menschen, sondern auch die Geschicklichkeit, die er dabei entfaltet, und er findet in diesen Anstrengungen nur „Eifersucht des einen gegen den anderen“, die Sucht, einander einzuholen und zu überflügeln, damit der andere nicht die gleichen Vorteile genieße. Auch das ist nur die Frucht der Sünde, Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.
Verse 5 - 6
Dieser Gedanke führt den Prediger zur Prüfung der verschiedenen Arten menschlicher Tätigkeit in dieser Welt. Zweifellos gibt es darin nützliche Dinge, Grundsätze, die entsprechend den Regierungswegen Gottes glückliche Folgen haben. Was wird der Weise hier entdecken? Zuerst begegnet er dem Faulen (Vers 5), dessen beide Hände leer sind, und der sich selbst zerstört (vgl. Jes. 49,26). Dann sieht er in Vers 6 die Möglichkeit, eine mittelmäßige Frucht seiner Tätigkeit, aber auch noch die Ruhe zu genießen, und schließlich den, der beide Hände voller Arbeit hat, ohne aber das Erstrebte jemals erlangen zu können.
Verse 7 - 8
Jetzt „wendet“ sich der Prediger wiederum und entdeckt die Eitelkeit des Menschen, der unaufhörlich arbeitet, reich wird und „allein bleibt“. Sein Leben ist zwecklos, er besitzt keinerlei Glück. Welch undankbare und vergebliche Beschäftigung!
Verse 9 - 12
Im Gegensatz zu dieser Einsamkeit und dem einzelnen Arbeiter prüft der Prediger, der jede nützliche und gute Einrichtung in der Tätigkeit des Menschen zu würdigen versteht, die Arbeitsgemeinschaft auf ihren Wert. „Zwei sind besser daran als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre Mühe haben.“ Sie richten einander auf, erwärmen sich gegenseitig in der Stunde der Ruhe und reichen sich im Kampf und in der Verteidigung die starken Hände. Aber weit mehr noch, der Mensch hat eine dreifache Kraft nötig, denn drei ist die göttliche Zahl. „Eine dreifache Schnur zerreißt nicht so bald.“ Diese Zahl haben wir Gläubige sowohl für den Kampf als auch für den Dienst: „Angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit“ (1.Thess. 5,8).
Verse 13 - 16
Handelt es sich um die Regierung der Menschen, so ist Jugend und Armut in Verbindung mit Weisheit der Macht und dem der Einsicht beraubten Alter vorzuziehen, das sich nicht mehr belehren läßt. Ein solcher Mensch ähnelt dem Sklaven und Armen, der unrechtmäßigerweise mit königlicher Würde bekleidet ist. Wie viele Beispiele bietet uns für diese Wahrheit die Geschichte der Königreiche! Selbst der Erfolg des Jünglings, der nach dem alten König kommt, dauert nicht an, denn die Gunst des Volkes ist unbeständig.
Der Schluß des Kapitels, schon von Vers 5 an, zeigt somit das bei der menschlichen Tätigkeit in moralischer Hinsicht Nützliche auf, aber trotzdem schließt der Prediger, daß auch das Eitelkeit und ein Haschen nach Wind ist.