Eine Auslegung des Markusevangeliums
Kapitel 16
Die Auferstehung bezeugt nicht nur, dass die Macht des Todes überwunden und dass der erlöste Mensch vor Gott in eine vollkommene Stellung versetzt worden ist – er ist jetzt passend für den Himmel. Sie bedeutet für den Gläubigen auch die Lösung für alle Schwierigkeiten in Hinsicht auf die Angelegenheiten dieser Erde. Jesus wurde niemals so vollständig gerechtfertigt wie durch die Auferstehung. Es gab natürlich schon vorher ein reichhaltiges und gewaltiges Zeugnis. Doch es war ein solches, dem sogar Menschen widersprachen, die seine Wunder gesehen hatten. Das war allerdings nicht berechtigt und geschah durch die Macht Satans. Selbst ein wirklich Ungläubiger, ein genusssüchtiger Mann, sagte, dass seine Brüder glauben würden, wenn jemand von den Toten zurückkäme (Lk 16,19–31). Wir werden aber finden, dass der Unglaube der Menschen sogar von der Auferstehung nicht überzeugt wird, es sei denn, dass die Gnade Gottes ihr Überzeugungskraft gibt.
In unserem Kapitel sehen wir die Frauen, wie sie voll Liebe, aber ohne Verständnis für die Auferstehung, zu Jesu Grab kamen. Daher waren sie bekümmert und vollständig verwirrt. Sie hatten „wohlriechende Gewürzsalben“ gekauft, „um zu kommen und ihn zu salben“ (V. 1). Der Herr hatte den Jüngern ausdrücklich gesagt, dass Er von den Toten auferstehen würde. So klein war der Glaube selbst dieser Auserwählten Gottes, dass sie gerade an dem Tag, an welchem sie nach seiner Vorhersage seine Auferstehung erwarten sollten, nur mit dem beschäftigt waren, was einen toten und nicht einen auferstandenen und lebendigen Christus betraf.
„Und sehr früh am ersten Tag der Woche kommen sie zu der Gruft, als die Sonne aufgegangen war. Und sie sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen?“ (V. 2–3). Es war schon geschehen. „Als sie aufblickten, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist – er war nämlich sehr groß“ (V. 4). Das war die Wirksamkeit der Auferstehung; das war die Kraft, die sie begleitete. Die Frauen waren nicht in der Lage, das Hindernis zu entfernen. Der Stein, der das Grab verschloss, war sehr groß. Für Gott machte das jedoch keinen Unterschied; der Stein war schon weggewälzt.
„Und als sie in die Gruft hineingingen, sahen sie einen Jüngling zur Rechten sitzen, bekleidet mit einem weißen Gewand, und sie entsetzten sich. Er aber spricht zu ihnen: Entsetzt euch nicht; ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten“ (V. 5–6). Da sollte ihr Entsetzen eigentlich verschwinden. Diese Anwendung machte der Engel von der Auferstehung Jesu. In einer ruinierten Welt, wo die Sünde herrscht, ist Furcht ein ganz natürliches Gefühl für den Menschen. Vor seinem Fall hatte Adam keine Ursache, sich zu fürchten. Was für einen rechtmäßigen Grund zur Furcht hat ein Gläubiger jetzt, da Christus für ihn gestorben und auferstanden ist? Er hat Grund genug, sich selbst und seine Wege zu richten, aber keinen Grund, die triumphierenden Ergebnisse des Werkes Christi anzuzweifeln.
Das Wesen der Segnung eines Gläubigen besteht aus Christus und beruht auf Ihm. In dem Maß, in welchem man in irgendeiner Weise das eigene Ich mit Christus vermischt, folgt der Unglaube. Wenn ich zulasse, dass das Empfinden, welches Gott mir von meiner Schlechtigkeit gibt, meinen Frieden hindert, dann ist das fast genauso böse wie der eitle Traum von meiner Gutheit. Man irrt sich immer, wenn man meint, man könne Christus mit dem ersten Adam vermengen. Es muss entweder Christus oder das eigene Ich sein; beide zusammen sind eine schlechte Grundlage für unser Vertrauen. Wenn wir Christus gefunden haben, werden von Ihm durch den Heiligen Geist in uns gewisse Wirkungen entfaltet. Doch es sind dann Wirkungen und nicht Ursachen. Der Unglaube macht Dinge, die wir getan haben, zur Ursache; doch das ist unveränderlich falsch.
Die Auferstehung verkündigt jetzt den Sieg. Obwohl diese Frauen sich scheinbar nur in der Gegenwart von Engeln befanden, war doch in Wirklichkeit ein Größerer als ein Engel bei ihnen. Sie sahen Ihn nicht. Es war der aus den Toten auferstandene Jesus. Die Erlösten sind zu Segnungen berufen, welche noch höher sind als die der Engel.
Warum sollten sie sich fürchten? Die Erlösten sind so nahe zu Gott gebracht, wie die Engel es niemals waren und nie sein werden. Die Erlösten werden mit Christus herrschen, die Engel nicht. So wurde Satan in seinen Gedanken und Plänen vollkommen besiegt. Wenn sein Stolz verletzt wurde über die göttliche Absicht, den Menschen über die Engel zu erheben, so hat Gott den Menschen nichtsdestoweniger nicht nur über die Engel erhöht, sondern außerdem so hoch, dass Er denjenigen, welcher glaubt, mit Christus, dem Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt, vereinigt. Das ist jetzt schon in Christus und bald in seinem Leib, der Kirche (Versammlung), verwirklicht. Selbst die Welt wird bald die Heiligen mit Christus verherrlicht sehen, wenn sie die Herrlichkeit mit Ihm teilen. „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“ (Joh 17,22).
Diese Herrlichkeit wird im 1000-jährigen Reich offenbart. Deshalb ist jeder Gedanke, der besagt, dass ein solches Zeitalter durch das Evangelium eingeführt werde, so unnatürlich falsch und schädlich. Das würde nämlich bedeuten, dass die Herrlichkeit der Braut darin besteht, was sie in sich selbst ist und tut in Abwesenheit des Bräutigams. Dabei sollten wir doch festhalten, dass die Herrlichkeit Gottes sich in Christus entfaltet und die Kirche (Versammlung) mit Ihm verherrlicht wird und mit Ihm herrscht. Wenn wir also mit Kummer sehen, wie unpassend diese Frauen, Erbinnen einer solchen Herrlichkeit, sich in der Gegenwart eines Engels fürchten, dann sollten wir bedenken, dass sie zwar bekehrt waren, aber den Geist der Kindschaft noch nicht empfangen hatten. Und wo ist irgendeine Kraft ohne den Heiligen Geist? Es mochten schon die Instinkte eines neuen Lebens vorhanden sein, jedoch noch kein Friede oder geistliche Energie. „Ihr sucht Jesus, den Nazarener.“ Der Engel wusste, dass ihre Herzen richtig standen.
Wenn wir das Versagen des Petrus im Markusevangelium ausführlicher als anderswo geschildert bekamen, dann ist es schön, hier die besondere Berücksichtigung des Petrus durch den Herrn zu sehen. „Aber geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er euch vorausgeht nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Denn Zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen, und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich“ (V. 7–8). Sie kannten die Kraft der Auferstehung bis jetzt nur wenig. Sie kannten die Tatsache, aber nicht die Kraft.
Ab jetzt wird die Szene von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, nämlich dem des Dienstes. Alles wird von dieser großen Wahrheit beherrscht. „Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalene, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“ (V. 9).1 Jetzt geht es nicht um die Botschaft des Engels und die Beweise seiner Auferstehung. Maria Magdalene ist die Erste, die Ihn auferstanden sieht.
Die Umstände werden in bemerkenswerter Weise zusammengestellt. Maria Magdalene wurde schon vorher im Markusevangelium erwähnt (Mk 15,40.47); doch nur hier erfahren wir, dass Er aus ihr sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Die Auferstehung und das Austreiben der Dämonen werden zusammen erwähnt. Der Sohn Gottes war, wie wir wissen, gekommen, um die Werke des Teufels zu vernichten (1. Joh 3,8). Dazu war Er offenbart worden. Der Sieg über die Macht Satans, wie er sich schon vorher in der Person der Maria Magdalene gezeigt hatte, wurde noch besonders dadurch bestätigt, dass der auferstandene Sieger ihr zuerst erschien.
Hier wird uns ausschließlich diese große Wahrheit vorgestellt. Im Johannesevangelium sehen wir die schöne Darlegung des Weges, wie Er sie aus dem Judentum herausnahm. „Rühre mich nicht an“, sagte Er dort, „denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (Joh 20,17). So sollten Ihn die Jünger hinfort kennen – und nicht mehr nach dem Fleisch (2. Kor 5,16). „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinen Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17). „Betrachtet mich nicht mehr als einen sichtbaren Messias, als den vorherbestimmten König über die ganze Erde! Ich stehe im Begriff, einen anderen Platz im Himmel einzunehmen und euch schon auf der Erde in meine Beziehungen einzuführen als Söhne meines Vaters und eures Vaters, als Erlöste meines Gottes und eures Gottes“.
Er verkündigte den Namen Gottes an seine Brüder. Und auf dieser Grundlage und Art des Verwandtschaftsverhältnisses versammelte der Herr sie danach und lobsang Er inmitten seiner Brüder (Heb 2,12). Er kam zu ihnen und erfüllte sie mit Freude. „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen“ (Joh 20,20); denn Christus ist nicht nur der Gegenstand, sondern auch der Leiter des Lobgesangs. Er liefert den Jüngern sowohl das Thema als auch die Melodie. In Wirklichkeit ist die christliche Anbetung seine Anbetung, die auf uns übertragen und von uns, wenn wir seinen und unseren Vater und Gott in Geist und Wahrheit anbeten, dargebracht wird. Dieser Gesichtspunkt gehört jedoch zum Johannesevangelium.
Hier wird einfach gesagt: „Diese ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die trauerten und weinten. Und als jene hörten, dass er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht“ (V. 10–11). Es ist sehr bemerkenswert, mit welcher Einfachheit der Evangelist die Beweise des Unglaubens der Jünger darlegt. Er versucht nicht, ihr Verhalten zu beschönigen. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – sie alle berichten einstimmig von diesem Unglauben. Johannes sagt: „Denn sie kannten die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen musste“ (Joh 20,9). Sie sahen die Tatsachen; sie setzten diese jedoch nicht in einen Bezug zu den offenbarten Ratschlüssen Gottes. Sie glaubten ersteren nach dem Verständnis dessen, was sie mit Augen sahen; sie betrachteten sie aber nicht im Glauben, wie kurze Zeit später.
„Danach aber offenbarte er sich zweien von ihnen in einer anderen Gestalt, während sie unterwegs waren, als sie aufs Land gingen. Und diese gingen hin und verkündeten es den Übrigen; auch denen glaubten sie nicht“ (V. 12–13). Das ist die Wanderung nach Emmaus, die uns kennzeichnenderweise Lukas ausführlich schildert.
„Nachher aber, als sie zu Tisch lagen, offenbarte er sich den Elfen und schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, dass sie denen, die ihn auferweckt gesehen hatten, nicht geglaubt hatten“ (V. 14). Es war ganz offensichtlich in seiner Wurzel Herzenshärtigkeit, was sie das Zeugnis über Jesus ablehnen ließ.
Doch sind es gerade sie, denen der Herr kurze Zeit später, indem der Evangelist andere von diesem Thema ablenkende Tatsachen weglässt, sagt: „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (V. 15). Welch ein wunderbarer Vorgang machte diese Männer passend, anderen zu predigen! Das geschah, indem sie in ihren Augen zu nichts gemacht wurden. Busse geht immer einher mit Glaube und Demut. Wenn wir herausfinden, was wir sind, und zwar insbesondere in Hinsicht auf Gott und sein Wort, dann wird es von Gott benutzt, um uns nützlich für andere zu machen. Das Bewusstsein von unserem früheren Unglauben gebraucht Gott, wenn Er uns aussendet, andere zum Glauben zu rufen. Wir können dann ihren Unglauben verstehen und mit ihnen empfinden, da wir ja selbst so ungläubig waren. Das ist nicht die Zubereitungsweise des Menschen, zu dem was er Dienst nennt, sondern die Weise Gottes.
„Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium.“ Nachdem wir gezeigt haben, was wir in uns selbst sind, sollen wir auf Gott vertrauen. Wir sollen uns nicht auf Menschen, sondern auf Gott stützen, der mit uns so geduldig war und der Zeugnis auf Zeugnis zu uns gesandt hatte, bis wir uns gezwungen sahen, zu Ihm zu kommen. Derselbe Gott lässt sich herab, uns in seinem Werk zum Heil anderer zu benutzen. Und wenn wir wissen, wie beharrlich Gott in seiner Güte unserem Unglauben begegnet ist, dann sollten wir auch geduldig in seinem Dienst vorangehen.
„Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (V. 16). Es genügt für dich und die Herrlichkeit Christi nicht, dass du glaubst. „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden.“ Auch die Taufe ist erforderlich. Dabei geht es natürlich nicht um die Errettung vor Gott. Für diese ist der Glaube unbedingt notwendig, welcher von den Menschen nicht gesehen werden kann. Doch die Taufe ist das öffentliche Zeichen und Zeugnis des Glaubens vor den Menschen. So muss ein Mensch zu dem stehen, was er glaubt, und davon offen Zeugnis ablegen. Er wird dann nicht sagen: „Mein Herz glaubt an Christus; doch es besteht keine Notwendigkeit, dass ich darüber rede.“
Die Taufe ist das Anfangszeugnis davon, dass man an Christus glaubt. Sie beruht auf seinem Tod und seiner Auferstehung. „Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln“ (Röm 6,3–4). Wir leben nicht wie der erste Adam, welcher Gott misstraute, sündigte und ein toter Mensch wurde, sondern wie Christus, der gehorsam war bis zum Tod und durch seinen Tod rechtmässigerweise uns ewiges Leben gebracht hat. Die Taufe erkennt diese Wahrheiten an und bedeutet so viel wie: „Ich entsage allem, was ich bin, und jeder Hoffnung auf menschliche Mittel. Ich weiß, dass der erste Adam tot ist und ich als sein Kind ebenfalls. Meine ganze Hoffnung ruht auf dem letzten Adam“. Wenn ein Mensch wirklich bis dahin geführt worden ist, ist er ein wahrer Gläubiger. Die Taufe bezeugt dann äußerlich die Wahrheit über Christus.
So hat die Taufe einen entschiedenen Wert als ein Zeugnis vor Gott und Menschen. Es ist also nicht verwunderlich, wenn Petrus schreibt, dass die Taufe uns jetzt errettet (1. Pet 3,21). Dabei vermeidet er sorgfältig jegliche „ex opere operato“-Wirksamkeit.2 Wenn jemand sich weigert, getauft zu werden, weil er vor der Schande zurückschreckt, dann kann er überhaupt nicht als Christ anerkannt werden. Paulus zeigt in seinen Schriften an die Nicht-Juden, dass dasjenige entscheidend ist, was in Christus geschah. Petrus besteht auf dem Vollzug der Taufe, obwohl er gut darauf achtet, dass seine Leser und Hörer (Apg 2,37–41) diesem äußeren Akt nicht zuviel Bedeutung beimessen. Die große Wahrheit in der Taufe ist das Begehren eines guten Gewissens vor Gott durch die Auferstehung Christi (1. Pet 3,21).
Deshalb wird in Markus 16,16 hinzugefügt: „Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Vor allem sollte man den Unglauben fürchten, denn dieser ist verhängnisvoll. Ob ein Mensch getauft ist oder nicht – wenn er nicht glaubt, muss er verdammt werden. Trotz einer Taufe kann man niemanden das Heil zusprechen, wenn er nicht glaubt. Das zeigt, dass die Taufe einfach dem Glauben zu folgen hat. Die Verdammnis beruht jedoch, wie wir hören, auf der Grundlage des Nichtglaubens. Ach, Millionen von Menschen, die getauft worden sind, werden verdammt werden; ihr Unglaube macht ihre Angelegenheit nur noch schlimmer.
„Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden und werden Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“ (V. 17–18). Es wird keine Zeit angegeben. Hier steht auch nicht, dass allen, die glauben, diese Zeichen folgen, sondern „denen, die glauben“. Es steht hier auch nicht, dass diese Zeichen bis zum Ende des Zeitalters denen folgen, die glauben. Nichts dieser Art wird angedeutet. Wenn der Herr dagegen im Matthäusevangelium befiehlt, alle Nationen zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und zu belehren, gibt Er ihnen die Gewissheit seiner Gegenwart bis zur Vollendung des Zeitalters (Mt 28,19–20). Der Herr bleibt bei den Jüngern, bis das Zeitalter abgeschlossen ist. Das besagt der Ausdruck: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage“. Das gilt jedoch nicht für diese Zeichen im Markusevangelium. Die Worte unseres Herrn wurden auf den Buchstaben erfüllt in der besonderen Zeitepoche, für welche diese Zeichen gegeben worden waren. Er verpflichtete sich aber nicht, sie für immer bestehen zu lassen. Der Gegensatz in der Ausdrucksweise zum Matthäusevangelium ist also auffällig und verstopft den Mund jedes Widersachers und Verführers.
„In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben.“ Der Herr beginnt mit der Macht über Satan. Die Jünger sollten in der Kraft seiner Auferstehung vorangehen. Obwohl Er von ihnen wegging, verloren sie dadurch keine Kraft, sondern gewannen in dieser Hinsicht vielmehr noch hinzu. „(Er) wird größere (Werke) als diese tun, weil ich zum Vater gehe“ (Joh 14,12). Nach Ansicht der Juden sollten alle großen Werke geschehen, während der Messias auf der Erde war. Doch es ist nicht so. Während seiner Abwesenheit sollten seine Knechte in seinem Namen Dämonen austreiben. „Sie werden in neuen Sprachen reden.“ Was für ein wunderbares Zeugnis der Gnade Gottes für alle Menschen! Sie sollten jetzt von seinen wunderbaren Werken in den Sprachen sprechen, worin Gott die Menschen beim Turm von Babel verwirrt hatte (Apg 2,1–4). Das wurde zuerst am Pfingsttag unter den Juden erfüllt und bald danach unter den Nicht-Juden. „Sie ... werden Schlangen aufnehmen.“ Schlangen sind das äußere Symbol der Macht Satans in dieser Welt. Seit dem Sündenfall hasst der Mensch instinktiv Schlangen, es sei denn er ist so verdummt, dass er sie anbetet. „Und wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden.“ Die Mächte der Natur, belebte sowie unbelebte Dinge, konnten nichts gegen sie ausrichten. Im Gegenteil, „Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“. Die wohltätige Macht des Guten in seinem Namen besiegt und verbannt das Böse.
„Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“ (V. 19). Das Werk war getan; Er setzte sich. Nachdem das große Werk auf der Erde ausgeführt war, konnte Er als der große Knecht sagen: „Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte“ (Joh 17,4). So setzte Er sich zur Rechten Gottes, dem Sitz der Macht, nieder.
„Jene aber gingen aus und predigten überall.“ Ist der Herr dabei untätig? Nein! „Wobei der Herr mitwirkte“ (V. 20). So wahrhaftig gilt der Charakter des Markusevangeliums vom ersten bis zum letzten Vers. Jesus ist Derjenige, der alles wohlmacht (Mk 7,37). Er wirkte für Menschen oder vielmehr für Sünder während seines Erdenlebens. Er litt für die Sünde in seinem Tod. Und sogar jetzt, nachdem Er in den Himmel gegangen ist, wirkt Er bei seinen Knechten mit. Er ist in unserem ganzen Evangelium der Knecht Gottes. Selbst nachdem Er auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben worden ist, bleibt Er der Knecht und wirkt mit. Er „bestätigt (das Wort) durch die darauf folgenden Zeichen“.
Fußnoten
- 1 Im Anhang 1 auf den Seiten 54 und 55 stehen Ausführungen des Autors in Hinsicht auf die Zweifel einiger Gelehrter, mit denen sie die Verse 9–20 dieses Kapitels belegen (Übs.).
- 2 ex opere operato (lat.) = „durch das vollzogene Werk“ oder „durch den vollzogenen Ritus“. Es handelt sich um einen dogmatischen Ausdruck des katholischen Konzils von Trient (1545–1563) und bedeutet, dass durch den gläubigen Vollzug der äußeren Handlung das geistliche Ergebnis, in unserem Fall, die Errettung empfangen wird (Übs.).