Die Apostelgeschichte
Kapitel 5
Dieses Kapitel beginnt mit einem ernsten Ereignis, das in auffallendem Gegensatz ein letztes Merkmal hervorhebt, das die Versammlung in den ersten Tagen kennzeichnete. Es war die Ausübung einer heiligen Zucht durch die Kraft Gottes. Der Fall Ananias' und Sapphiras war außergewöhnlich. Wenn Gott irgend etwas Neues einsetzt, so tut Er das offensichtlich stets, indem Er Seine Heiligkeit als warnendes Beispiel an solchen erweist, die sie herausfordern. So tat Er es mit dem Mann, der in der Wüste den Sabbath brach (siehe 4. Mo 15,32-36), und auch mit Achan, als Israel eben das Land Kanaan betreten hatte (siehe Jos 7,18-26), und ebenso mit Ananias und seiner Frau hier. In der Geschichte Israels brachen später noch viele den Sabbath und nahmen verbotene babylonische Dinge, ohne ähnliche Strafen zu erleiden, so wie auch in der Kirchengeschichte viele andere täuschten oder logen, ohne tot umzufallen.
Was in diesem Fall hinter der Lüge steckte, war das böse Zwillingspaar Habsucht und Scheinheiligkeit. Ananias wollte sowohl einen Teil des Geldes für sich behalten als auch das Ansehen genießen, als habe er, wie Barnabas, alles dem Herrn hingegeben. Das ist die Gesinnung des Fleisches, sogar in einem Gläubigen. Wer von uns hätte noch niemals die Wirksamkeit von ähnlich Bösem im eigenen Herzen verspürt? Doch in diesem Fall war Satan am Werk, und durch das unglückliche Ehepaar forderte er den in der Versammlung gegenwärtigen Heiligen Geist direkt heraus. Der Heilige Geist nahm diese Herausforderung an und machte seine Gegenwart in dieser drastischen und unmißverständlichen Weise deutlich. Petrus war sich dessen bewußt, als er zu Sapphira von ihrem Übereinkommen sprach, „den Geist des Herrn zu versuchen“.
Diese Herausforderung durch Satan diente den Interessen des Herrn und Seinem Evangelium, wie es die folgenden Verse zeigen. Erstens kam durch diesen Vorfall große Furcht über alle, die es hörten, sogar über die Versammlung. Das ist etwas, was heute in der Kirche sehr fehlt, ganz zu schweigen von den Menschen im allgemeinen. Die Furcht Gottes ist in den Herzen der Gläubigen sehr heilsam und entspricht einem tiefen Empfinden der Liebe Gottes. Paulus hatte diese Furcht im Blick auf den Richterstuhl Christi (siehe 2. Kor 5,10.11), obwohl es für den Ungläubigen nicht nur Furcht, sondern wirkliches Entsetzen bedeuten wird. Wir sollten sehr nach einer Gott gemäßen Furcht, die einem tiefen Empfinden für die Heiligkeit Gottes entspringt, verlangen.
Weiterhin gab es auch kein Nachlassen der wunderwirkenden Kraft Gottes, derer sich die Apostel bedienten, wie der Anfang von Vers 12 sowie die Verse 15 und 16 zeigen. Die Kraft nahm sogar zu, so daß schon der Schatten des Petrus Wunder wirkte. In dem Einschub in Klammern (V. 12-14) wird uns berichtet, daß die Menschen nach einem solchen Ereignis Furcht hatten, sich der christlichen Gemeinschaft anzuschließen. Doch das war kein echter Verlust, denn das kam der Entstehung einer Massenbewegung zuvor, durch die manches Unechte in die Versammlung eingedrungen wäre. Das eigentliche Werk Gottes wurde nicht aufgehalten, wie Vers 14 zeigt. Menschen mögen der Kirche zugefügt werden, die bloße Bekenner sind, doch nur solche werden „dem Herrn hinzugetan“, in denen Gott ein gründliches Werk tun kann. So wirkte die Handlung Ananias' und Sapphiras schließlich zum Guten mit, obwohl ein oberflächlicher Beobachter es für einen schweren Schlag gegen die Kirche halten mochte.
Gerade hatte Gott auf solch eindrucksvolle Weise Segen bewirkt, und schon sehen wir in Vers 17 den nächsten Gegenschlag Satans. Die mit Eifersucht erfüllten Priester und Sadduzäer setzen die Apostel erneut gefangen. Dem begegnet Gott, indem Er einen Engel sendet, um die Türen des Gefängnisses zu öffnen und sie zu befreien. Am nächsten Tag, als ihr Entkommen entdeckt wird, nimmt man sie wieder fest, doch weitaus sanfter. Die Worte der Priester bekunden die Macht, mit der Gott am Werk gewesen war, denn sie geben zu, daß Jerusalem mit der Lehre erfüllt worden war; jedoch offenbaren sie eine furchtbare Herzenshärtigkeit, indem sie sagen: „Ihr ... wollt das Blut dieses Mannes auf uns bringen.“ Nun, sie hatten selbst gerufen: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ In Wirklichkeit wollte Gott sie beim Wort nehmen und es ausführen.
Petrus' Antwort war kurz und einfach. Sie wollten Gott mehr gehorchen als Menschen. Dann faßte er ihr Zeugnis nochmals zusammen und wiederholte es. Der Heilige Geist und sie waren Zeugen der Auferstehung des Jesus, den sie ermordet hatten. Doch Gott hatte Ihn erhöht, nicht, damit Er zu dieser Zeit als Richter Gericht auf ihre schuldigen Häupter brächte, sondern damit Er als Führer und Heiland Israel Buße und Vergebung der Sünden brächte. Sowohl Buße als Vergebung werden als Gabe betrachtet.
Obwohl der Leitgedanke der Botschaft des Petrus immer noch Barmherzigkeit und Vergebung war, erregte die Verkündigung des Evangeliums doch nur die Wut der Obersten. Barmherzigkeit setzt Sünde und Schuld voraus, und das zuzugeben, waren sie gerade nicht bereit. Deshalb überlegten sie, sie umzubringen. Satan ist ein Mörder von Anfang, und unter seinem Einfluß erfüllte Mord ihre Herzen. Gott aber hat viele Möglichkeiten, die bösen Absichten der Menschen zu durchkreuzen, und in diesem Fall benutzte Er die weltliche Weisheit des berühmten Gamaliel, dessen Schüler Saulus von Tarsus war.
Gamaliel führte zwei frühere Fälle an, wo Menschen auftraten, die von sich behaupteten, selbst etwas zu sein. Das waren solche Menschen, auf die der Herr in Johannes 10 anspielte, als Er sagte, daß sie anderswo hinüberstiegen und doch nur Diebe und Räuber seien. Diese sind zunichte geworden, und so dachte Gamaliel, auch Jesus sei einer dieser falschen Hirten gewesen, statt der wahre Hirte Israels zu sein. Wäre Er das gewesen, so wäre Seine Sache auch zugrunde gegangen. Gamaliels Warnung tat ihre Wirkung, so daß die Apostel freigelassen wurden, wenn auch mit Schlägen und der Forderung, ihr Zeugnis nicht fortzusetzen.
Wahrlich, das Synedrium kämpfte gegen Gott, denn die Apostel freuten sich, für Seinen Namen Schmach zu leiden. Sie setzten ihr Zeugnis fleißig fort, sowohl öffentlich im Tempel als auch privat in den Häusern.