Betrachtung über das Buch Esra (Synopsis)
Kapitel 3
Im siebenten Monat (das war der Monat, wo der Posaunenschall erging, ein Bild von der Wiederherstellung Israels in den letzten Tagen) versammeln sich die Kinder Israel nach Jerusalem, ein jeder ging aus dem Ort, wo er wohnte, hinauf. Das erste, was sie dort unter der Anweisung Josuas und Serubbabels tun, ist, den Altar zu bauen, um sich unter die Fittiche des Gottes Israels zu stellen, des einzigen Helfers und Beschützers seines Volkes, denn ein Schrecken war auf ihnen wegen der Völker jener Länder. Ihre Zuflucht ist in Gott. Ein holdseliges Zeugnis des Glaubens! eine kostbare Wirkung des Zustandes der Prüfung und der Erniedrigung, in dem sie sich befanden! Von Feinden umringt, wird die Stadt, die keine Mauer hat, durch den durch den Glauben des Volkes Gottes aufgerichteten Altar ihres Gottes geschützt; und nun ist sie in größerer Sicherheit als da, wo sie ihre Könige und ihre Mauern hatte. Der Glaube, der streng das Wort befolgt, vertraut auf die Güte seines Gottes. Diese Genauigkeit im Befolgen des Wortes kennzeichnete zu der Zeit die Juden in mancherlei Hinsicht. Wir haben es in Kapitel Esra 2, 59 – 63 gesehen, wo einige ihr Geschlechtsregister nicht nachweisen konnten; wir finden das hier in Kapitel 3, 2 wieder; und wiederum in Vers 4 beim Feiern des Laubhüttenfestes. Bräuche, Traditionen, alles war verloren. Sie vermieden sehr sorgfältig, auf den Wegen Babylons zu wandeln. Was war ihnen geblieben, außer dem Wort? Solch ein Zustand verlieh ihm seine volle Stärke. Alles dieses findet statt, bevor das Haus erbaut wird. Es war der Glaube, der den Willen Gottes suchte, obwohl noch längst nicht alles in Ordnung gebracht worden war. Wir finden also keinen Versuch, ohne Gott diejenigen Dinge zu tun, was ein Unterscheidungsvermögen, das sie nicht besaßen, erforderte. Mit ergreifendem Glauben aber verwirklichen diese Juden Frömmigkeit zu Gott hin, sie beten Gott an und, wie wir sagen dürften, sie setzen Ihn in ihre Mitte, indem sie Ihm darbringen, was die Pflicht erfordert. Sie erkennen Gott durch Glauben an; bis aber die Urim und Thummim da sein würden, stellten sie niemanden auf Gottes Seite, um ihm einige Zuständigkeit, für Ihn zu handeln, zu verleihen, nämlich in eine Stellung, die das Ausüben der Autorität Gottes erfordert.
Als sie endlich das ihnen vom König von Persien bewilligte Material zusammengetragen hatten, beginnen die Juden den Tempel zu bauen und seinen Grund zu legen. Die Freude des Volkes war allgemein groß. Dies war natürlich und recht. Sie loben den HERRN nach der Vorschrift Davids, und sie singen (wie gut es ihnen jetzt stand, dies zu tun!): „Seine Güte währt ewiglich.“ Nichtsdestoweniger weinten die Alten, denn sie hatten das vorherige Haus gesehen, das nach den von Gott eingegebenen Anweisungen gebaut worden war. Ach! wir begreifen das. Derjenige, der jetzt daran denkt, wie die Versammlung Gottes am Anfang war (siehe Apg 2, 4), der versteht die Tränen dieser Alten. Das entsprach der Nähe zu Gott. Etwas weiter weg war es recht, dass freudiges Jauchzen zu hören war oder wenigstens der unklare Schall, der bloß das öffentliche Ereignis verkündete; denn Gott hatte wahrhaftig zugunsten seines Volkes eingegriffen.
Es war Freude vor seinem Angesicht, und das war wohlannehmbar. Tränen bekannten die Wahrheit und zeugten von einem gerechten Bewusstsein davon, was Gott seinem Volk gewesen war, und von der Segnung, die sie einst unter seiner Hand genossen hatten. Tränen erkannten das, was das Volk Gottes für Gott bedeutet hatte, und diese Tränen waren Ihm wohlgefällig. Man konnte das Weinen vom Schall des freudigen Jauchzens nicht unterscheiden; dies war ein wahrheitsgemäßes Ergebnis, natürlich und traurig, jedoch geziemend vor dem Angesicht Gottes. Denn Er freut sich in der Freude seines Volkes, und Er versteht ihre Tränen. Es war tatsächlich ein wahrheitsgemäßer Ausdruck des Zustandes der Dinge.
In solch einem Fall kommen die Schwierigkeiten aber nicht nur von der Schwachheit des Überrests; sie werden auch von Elementen erzeugt, mit denen der Überrest äußerlich verbunden ist, die aber gleichzeitig der Beziehung des Volkes Gottes mit Ihm fremd sind. Im Fall Israels war Schwachheit wirklich da, weil Gott, obwohl Er seinem Volk ihrer Not gemäß treu war, sie nicht auf dem ursprünglichen Stand aufrichtete. Dies zu tun wäre moralisch nicht passend gewesen, weder der Stellung gemäß, in der das Volk vor Gott stand, noch in Bezug auf die Macht, die Er unter den Nationen getrennt von Israel aufgerichtet hatte, noch im Blick auf die Belehrung seines Volkes in allen Zeitaltern in Bezug auf die Regierung Gottes. Die Beziehung zu Gott wird niemals ungestraft verachtet.