Die Gnade Gottes
Tägliche Gnade
„Gott aber vermag, jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen“ (2. Kor 9,8). In diesen Worten des Apostels Paulus kommt nun ein weiterer Bereich vor unsere Aufmerksamkeit, den wir bisher noch nicht betrachtet haben. Zu der heilbringenden Gnade gegenüber Sündern, der überreichen Gnade für alle Seine Kinder und den Gnadengaben für jeden einzelnen kommt noch die uns täglich neu geschenkte Gnade in unserem Glaubensleben.
Strahlt uns nicht die Gnade unseres Vaters jeden Morgen wieder entgegen? Ob wir auf dem Krankenbett liegen oder in irgendeiner Notlage sind, immer dürfen wir uns die Worte unseres Herrn ins Gedächtnis rufen: „Meine Gnade genügt dir“ (2. Kor 12,9). Und wenn wir gesund aufstehen, an unsere tägliche Arbeit gehen oder uns in Freiheit mit den Geschwistern im Namen des Herrn versammeln können, ist es Seine Gnade, die uns dies alles unverdientermaßen gewährt. Es gibt im Leben eines Kindes Gottes nichts Selbstverständliches und Selbstverdientes, denn alles, was wir sind und haben, entspringt Seiner Gnade! Dies Bewußtsein erhält uns in Abhängigkeit von Ihm, aber auch im persönlichen Herzensfrieden. Es richtet immer wieder unseren Blick zu Ihm hin in Dankbarkeit und Freude.
Es ist Seine Gnade, die uns Hilfe in Schwierigkeiten bringt und uns vor Gefahren beschützt. Es ist Gnade, daß unser Herr sich jetzt im Himmel als Hoherpriester bei Gott für uns verwendet, um uns vor Abgleiten zu bewahren. Andererseits werden wir dazu ermuntert, mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade hinzuzutreten, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe (Heb 4,16). Und wenn wir gesündigt haben, verwendet der Herr Jesus sich in Gnade als unser Sachwalter bei dem Vater und redet durch Geist und Wort zu unserem Gewissen, um uns unsere Sünde bewußt zu machen, uns zum Bekenntnis zu bringen und uns den vollen Genuß der Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater wieder zu schenken (1. Joh 2,1)!
Alles, was wir für unseren Herrn und an den Seinen tun, vermögen wir nur durch Seine Gnade. Der Apostel Paulus ist in dieser Beziehung ein nachahmenswertes Vorbild. Er schreibt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war“ (1. Kor 15,10). Er war sich der Tatsache bewußt, daß alles, was er war und hatte, auf Gottes Gnade zurückging, und sein Leben war ein einziges Echo dieser Gnade. Und doch bekennt er, daß nicht er selbst, sondern die Gnade Gottes die Quelle von allem war!
Als durch Glauben Gerechtfertigte stehen wir in der Gnade Gottes (Röm 5,2). Leben wir auch wie Paulus praktisch im Bewußtsein dieser Gnade? Wenn Petrus am Ende
seines ersten Briefes die Empfänger daran erinnert, daß er ihnen die wahre Gnade Gottes vorgestellt hat, in der sie stehen sollten (1. Pet 5,12), dann ist das eine Ermunterung oder auch Ermahnung. Wir sollten die Gnadenbeweise unseres Vaters nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sie auch als solche erkennen. Erst dann stehen wir auch praktisch in der wahren Gnade Gottes.