Die Gnade Gottes
Der Reichtum der Gnade
Wenn wir am Anfang die Gnade Gottes als unverdiente Erweisung Seiner Liebe an sündigen Menschen erklärt haben, so stellen wir jetzt fest, daß diese „Definition“ nicht genügt. Sie gilt für die heilbringende Gnade Gottes für Sünder, reicht aber nicht aus, wenn wir an die Gnade denken, die der Vater uns schenkt, nachdem wir durch Glauben Seine Kinder geworden sind. Wir haben uns bereits daran erinnert, daß wir in Epheser 1 einen Blick in das Herz des Vaters tun dürfen, „der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Beim weiteren Lesen des Briefes an die Epheser finden wir viele dieser Segnungen, an die wir nur in tiefer Dankbarkeit und Anbetung denken können:
1. Aus Geschöpfen, die in Sünde und Finsternis waren, sind geliebte Kinder Gottes geworden, die „heilig und tadellos vor ihm in Liebe“ stehen, d.h. sittlich Seinem Wesen entsprechen (Eph 1,4; 5,1).
2. An die Stelle des alten Menschen ist der neue Mensch getreten, „der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24).
3. Wir sind zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus (Eph 1,5).
4. Wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der zugleich das Unterpfand unseres Erbes und unser Leiter und unsere Kraftquelle ist (Eph 1,13.14; 2,16; 3,16).
5. Wir haben im Herrn Jesus „den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Eph 2,18; 3,12).
6. Wir stehen nicht als zerstreute Kinder Gottes da, sondern sind „wohl zusammengefügt“ zum Haus Gottes und zum Leib Christi (Eph 2,21.22; 4,4.16) und bilden gemeinsam die Braut Christi (Eph 5,25–33).
7. Durch Glauben dürfen wir bereits jetzt „mitsitzen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“; Sein Platz in der Herrlichkeit ist auch unser Platz (Eph 2,6)!
In diesen Segnungen, die dem Reichtum der Gnade Gottes entspringen, offenbart sich die Freigebigkeit, mit der Er Seine unermeßlichen geistlichen Segnungen über die Seinen ausgießt. Gnade ist also auch die überreiche Segnung der Kinder Gottes, ohne daß sie darauf den geringsten Anspruch hätten. Sehen wir nicht auch daran, daß Er der Gott aller Gnade ist? (1. Pet 5,10).
In einer Welt, die nach den vergänglichen und fragwürdigen,Segnungen der Zivilisation' strebt und ihre Erfüllung in den Vergnügungen der Sünde sucht, stehen wir als erlöste Menschen da, die gesegnet sind mit allen unvergänglichen, das Herz vollkommen befriedigenden Gnadenerweisungen Gottes! Durch die Beschäftigung mit diesem Reichtum werden wir, wie der Apostel Paulus am Anfang seines Briefes an die Epheser, zur Anbetung geführt. Wenn wir auch, solange wir auf der Erde leben, den „Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ noch als einen „Schatz in irdenen Gefäßen“ besitzen, sollte doch die uns erwiesene überreiche Gnade schon jetzt „die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lassen“ (2. Kor 4,6.7.15). Möchte das doch mehr der Fall sein!