Die Gnade Gottes
Das Werk der Gnade
Die Gnade Gottes erschöpfte sich jedoch nicht darin, daß der Sohn auf die Erde herabkam und denen, die eigentlich Strafe verdient hatten, in Liebe und Erbarmen begegnete. Wenn die Gnade sich „heilbringend“ und „reich machend“ erweisen sollte, mußte Er durch Gottes Gnade auch noch den Tod schmecken (Heb 2,9). Deshalb ging der Herr Jesus den schweren Weg nach Jerusalem und nach Golgatha. Dort am Kreuz offenbart sich die ewig anbetungswürdige Gnade Gottes gegenüber uns, den Kraft- und Gottlosen, den Sündern und Feinden Gottes in vollkommener Weise.
Was muß es für Ihn gewesen sein, als Er, der Ursprung alles Lebens, sterben mußte! Was muß der Reine und Sündlose empfunden haben, als Er unsere Sünden an Seinem Leib auf dem Holz zu tragen hatte! Diesen schweren Weg ist Er bis zu seinem bitteren Ende, dem Tod. gegangen, damit uns die Gnade Gottes geschenkt werden konnte. Als Er, den Tod vor Augen, am Ende der drei Stunden der Dunkelheit ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?'', befand Er sich auf dem Tiefpunkt der Armut, die Er, der Reiche, in Seiner Gnade auf sich nahm, um uns, die Armen, ewig und unendlich reich zu machen.
Schon dort am Kreuz sehen wir die ersten Strahlen der heilbringenden Gnade sich auf die verlorenen Menschen richten. Für die Juden, die soeben alles in ihren Kräften Stehende getan hatten, damit ihr Messias gekreuzigt würde, verwendet der Herr sich bei Seinem Vater mit den Worten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34), damit das schuldige Volk nach dem Gesetz nicht als „Mörder“, sondern als „Totschläger“ behandelt werden und von Gott, dem „Bluträcher“, die Gnade der Errettung empfangen kann (vgl. 4. Mo 35, 9-34).
Ein weiterer Strahl bringt schon am Kreuz einen Sünder zum lebendigen Glauben an Jesus. Einer der beiden Verbrecher, die rechts und links von Ihm ihre gerechte Strafe verbüßen, kommt in das Licht Gottes, erkennt die Größe des Herrn an und fleht um Gnade, deren Ausmaß er jedoch noch nicht erfassen kann. „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43) lautet die Antwort des leidenden Heilands, der im Begriff steht, auch für diesen Menschen zu sterben. Sehen wir nicht auch ein besonderes Merkmal der Gnade Gottes darin, daß der allererste Mensch, der an den Gekreuzigten glaubt, erst in den letzten Augenblicken seines Lebens, kurz vor seinem Tod gerettet wird?