Die Erziehung in der Schule Gottes

Jeremia

In der traurigsten und ereignisreichsten Zeit der Geschichte Israels war Jeremia berufen zu dienen, und aus seiner Geschichte können wir viel lernen hinsichtlich des Charakters eines Gefäßes, das der Herr in einer solchen Zeit benutzt und der besonderen Art, in der Er es für die ihm zugedachte Sendung passend macht.

Jeremia war von den Priestern zu Anathoth im Lande Benjamin; er war durch Geburt und Gemeinschaft mit der Hierarchie jener Zeiten verbunden, und er wird berufen, gegen das, was ihm so nahe stand und so teuer war, zu zeugen. Gott wählt Sich Seine Werkzeuge selbst, und es ist offenbar, daß Er alles was sie betrifft, von vornherein ordnet, so daß das ganze Leben, selbst bis vor der Geburt, die Spuren Seiner Führung trägt. Das ist anziehend und wunderbar. Daher wird zu Jeremia gesagt: „Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoße hervorkamst, habe ich dich geheiligt: zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt.“ Es ist bemerkenswert, daß es „an die Nationen“ heißt, denn fast seine ganze Prophetie bezieht sich auf den Fall und die Gefangenschaft Israels und die Unterwerfung der umwohnenden Nationen, mit der sicheren Hoffnung auf eine strahlende Zukunft. Das große vorherrschende Gefühl in dem Werkzeug dieses großen Dienstes ist: „Ich bin jung“. – „Ach, Herr, Jehova! siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung!“ Das Gefühl der Machtlosigkeit an sich ist nichts wert, aber wenn man seine Schwachheit in der Gegenwart der sicheren Hilfe des Herrn fühlt, wird man völlig auf Ihn geworfen, und wenn man sich völlig auf Ihn stützt, dann hilft Er auch völlig. Daher ermutigt Jehova ihn: „Sage nicht: Ich bin jung; denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles was ich dir gebieten werde, sollst du reden. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht Jehova.“ Die erste große Lektion in der Schule Gottes lehrt mich – während ich das Gefühl habe, daß ich nur „ein Knabe“ bin –, daß ich, schwach hinsichtlich menschlicher Kraft, das sichere Vertrauen haben kann, hinzugehen wohin immer Gott mich sendet, und zu reden, was Er mir geboten hat zu reden.

Dann verleiht Jehova Jeremia eine Gabe. Er streckte Seine Hand aus und rührte seinen Mund an, „und Jehova sprach zu mir: siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.“ So bekommt er seinen Auftrag, der so wichtig für die Geschichte eines Knechtes ist, wie es die Gabe des Timotheus durch Händeauflegen der Ältestenschaft war; er bekommt ein Verständnis dafür, daß er nicht nur als ein Licht in die Welt gesandt ist, sondern die bestimmte Art seines Dienstes wird ihm mitgeteilt. So empfängt Jeremia im Bilde eine Offenbarung von Jehova in Beziehung zu der Art und der Linie seines Dienstes. Es ist anziehend, zu bemerken, auf welche besondere, deutliche Weise jeder Knecht für sein Werk befähigt und bevollmächtigt wird. Durch zwei Sinnbilder wird Jeremia mit einer göttlichen Grundlage für sein Werk versehen: durch den Mandelstab, der besagt, daß Jehova ausführen wird, was Er gesagt hat, „ich werde über mein Wort wachen, es auszuführen“; und durch den siedenden Topf, „dessen Vorderteil gegen Süden gerichtet ist“, der die Trübsale seines Zeugnisses gegen Israel und die Nachbar Nationen zeigt. Nun, da er im Herzen, in den Absichten befestigt ist durch diese Gesichte, fordert Jehova ihn auf (Verse 17–19), seine Lenden zu gürten und gutes Mutes zu sein, „damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache.“ So wird Jeremia für den Dienst bereit gemacht, und in Kapitel 2 werden ihm die Gedanken Jehovas geoffenbart. Das Herz Jehovas öffnet sich ihm hinsichtlich des Zustandes von Israel, und das ruft bei ihm dieselbe Wirkung hervor, wie es bei Israel der Fall sein sollte. „O, meine Erquickung im Kummer! Mein Herz ist siech in mir. siehe, die Stimme des Geschreis der Tochter meines Volkes kommt aus fernem Lande: Ist Jehova nicht in Zion, oder ist ihr König nicht darin?' Warum haben sie mich gereizt durch ihre geschnitzten Bilder, durch Nichtigkeiten der Fremde? Vorüber ist die Ernte, die Obstlese ist zu Ende, und wir sind nicht gerettet!' Ich bin geschlagen wegen der Zerschmetterung der Tochter meines Volkes; ich gehe trauernd einher, Entsetzen hat mich ergriffen. Ist kein Balsam in Gilead, oder kein Arzt daselbst? Denn warum ist der Tochter meines Volkes kein Verband angelegt worden? O, dass mein Haupt Wasser wäre, und mein Auge ein Tränenquell, so wollte ich Tag und Nacht beweinen die Erschlagenen der Tochter meines Volkes!'

Es ist einer der schönsten Züge im Charakter eines Knechtes, vom Wort Jehovas in der vollsten und tiefsten Weise beeinflußt zu werden, in der es auf die, die es betrifft, wirkt. Keine Erziehung ist für einen Knecht wertvoller, als wenn er persönlich in die Bedeutung und Kraft der Gedanken Gottes eintritt, die er mitteilen soll, und sie so fühlt, wie der Herr möchte, daß seine Hörer dadurch getroffen werden.

Dann, von Kapitel 10, 19 bis zum Ende, stellt er mehr das reumütige Volk dar. In den vorigen Kapiteln ist es mehr sein Kummer und seine Bestürzung über die Gerichte Jehovas; hier sehen wir mehr die Sprache und Erfahrung jemandes, der unter dem Gericht leidet.

Im Ende von Kapitel 11 wird er einer anderen Erfahrung unterworfen. Nun ist es nicht der Kummer des Herzens wegen des Zustandes von Israel, auch nicht das Gefühl, daß er sich unter dem Gericht Gottes befindet; hier ist es die Verfolgung: Ich war wie ein zahmes Lamm, das zum Schlachten geführt wird“, die so stark ist, daß er die Gerechtigkeit des Gerichtes über sie fühlt und ausruft: Laß mich deine Rache an ihnen sehen; denn dir habe ich meine Rechtssache anvertraut.“ Das war Verfolgung von der schwersten Art, weil sie von seinem eigenen Volke kam. „Darum, so spricht Jehova über die Männer von Anathoth (seinem eigenen Land, Kap. 1, 1), welche nach deinem Leben trachten und sprechen. Du sollst nicht weissagen im Namen Jehovas, damit du nicht durch unsere Hände sterbest, – darum, so spricht Jehova: Siehe, ich suche sie heim.“ Die Übung, durch die die Seele des Propheten in Verbindung mit dieser Verfolgung geht, ist auffallend und anziehend. Es ist  nicht die gewöhnliche Verfolgung seitens der äußeren, unheiligen Welt, sondern sein eigenes Volk will ihn nicht haben, ja bedroht ihn mit dem Tod. Das ist die schlimmste Art der Verfolgung, die auch die heutige Zeit kennzeichnet. Die hartnäckigste Verfolgung ist diejenige, die der treue Knecht Gottes von seiten der „Männer von Anathoth“ erduldet.

Die darauf folgenden Gedanken Jeremias finden wir in Kapitel 12,1–4. In den Versen 5–6 wird er ermahnt, nicht überrascht zu sein, denn er hat nichts anderes zu erwarten. Im Folgenden bis V. 11 erfährt er die Gefühle Jehovas hinsichtlich Seines Erbteils, aber auch Seine Gnade, wenn sie Buße tun.

Ich verweile bei diesem Teil der Erziehung des Propheten, weil in vielem Ähnlichkeit besteht zu dem, was ein Knecht des Herrn heute durchmachen muß. Kein Knecht ist geeignet für das Werk des Herrn, wenn er nicht durch Übungen geht, nicht nur hinsichtlich dessen, wie er die Dinge fühlt, sondern auch wie sie in den Gedanken des Herrn sind.

In Kap 13 wird ihm mittels eines leinenen Gürtels, den er umlegt und später in einer Felsenspalte am Euphrat verbirgt, mitgeteilt, wie Jehova über Sein Volk denkt; gleichwie der Gürtel verdorben war und zu gar nichts mehr taugte, so würde das Volk in seiner Verwerfung sein. Mit diesem einfachen Mittel wird der Knecht in den Gedanken Gottes über Sein Volk unterwiesen. Es ist interessant, daß der Knecht nicht einfach durch mündliche Anweisungen für das Werk passend gemacht wird. Wie klein die Gefühle Jeremias über den Gürtel vergleichsweise auch waren, als er ihn umlegte und als er verdorben war, so wurde ihm dadurch doch deutlich und handgreiflich ver Augen geführt, was Jehova für Sein Volk in dessen erstem und in dessen gefallenem Zustande fühlte. Sein Verständnis war im Verhältnis zu dem Jehovas sehr klein, aber das Wichtige für den Nutzen des Knechtes ist, daß er einen wahren, wirklichen Begriff, – wie klein dieser auch sein mag – von den Gefühlen Jehovas für Sein Volk unter den verschiedensten Umständen bekommt. Wie wohl belehrt ein Knecht im Worte auch sein mag, so muß er doch in Umstände geleitet werden, die ihn wirklich die Bedeutung der Wahrheit, die er verkündet, verstehen lehren. Das Gefängnis war notwendig für Paulus, damit er den Brief an die Epheser schreiben konnte, und Patmos für einen Johannes, damit er die Offenbarung empfangen konnte. Die Wahrheit, dieser Diamant, erfordert eine passende Fassung.

Mose war 40 Jahre in der Wüste, ehe er ausgesandt  wurde, um die Kinder Israel da hindurchzuführen.  Praktisch erleben wir alle, daß der Himmel sich uns am strahlendsten öffnet, wenn wir von der Erde abgeschlossen sind und unter der Macht der Menschen leiden; wenn wir von den Menschen verstoßen und hier alleine sind, können wir wahrhaft den Tag wertschätzen, wenn das Reich dieser Welt das Reich unseres Herrn und Seines Christus sein wird.

Die besondere Macht eines Mannes Gottes, eines wahren Dieners, ist, daß er nicht nur ein Kanal, ein bloßes Mittel ist, sondern daß er zumindest in gewissem Maße die Gefühle seines Herrn, zu denen ihm die Worte gegeben werden, übermitteln kann. Sicherlich gibt dies einem Evangelisten Kraft und Wirkung. Sein Herz ist von der Liebe Gottes zu den Sündern berührt; sein Verständnis davon mag klein sein, aber es ist echt, und je nach dem, wie es ihn spürbar bewegt, wird er zum Dienst befähigt.

Sodann gibt es noch etwas anderes. Wenn ein Knecht in irgendeinem Maße oder lieber entsprechend seinem Maße, in die Gedanken Gottes eintritt, mit den Worten, die Er ihm zu reden gibt, ist er nicht nur ein wahrer Vertreter, sondern fühlt göttlichen Kummer, wenn das Wort auf Ablehnung stößt, so daß er es in mitfühlender Weise zum Ausdruck bringt, aber auch tief den Eigensinn des menschlichen Herzens fühlt, wenn es abgelehnt wird. Daher sagt Jeremia: „Wenn ihr aber nicht höret, so wird meine Seele im Verborgenen weinen wegen eures Hochmuts; und tränen wird mein Auge und von Tränen rinnen, weil die Herde Jehovas gefangen weggeführt ist.“

Kapitel 14. „Das Wort Jehovas, welches zu Jeremia geschah betreffs der Dürre.“ Der, größte Gnadenbeweis für einen Knecht ist, wenn der Herr ihn mit Seinen Gedanken bezüglich gegenwärtiger und zukünftiger Ereignisse bekannt macht und ihn dergestalt passend macht, sowohl das Traurige und Furchtbare als auch das Freudige und Angenehme zu hören. Viele Knechte können arbeiten, wenn alles hoffnungsvoll und gedeihlich scheint, aber beim Auftauchen einer Wolke oder bei einem Rückschlag wie Markus in Pamphylien oder Demas den Mut sinken lassen. Einem wahren Knecht kann der Herr die kommenden Trübsale ankündigen, und er ist durch die Gnade vorbereitet, ihnen im Geiste Christi zu begegnen. So wurde Jeremia die Dürre vorhergesagt, und er beweist und zeigt durch die Art, wie er die Mitteilung aufnahm, daß er das in ihn gesetzte Vertrauen verdiente. Zuerst treten ihm falsche Propheten entgegen, die die Herzen des Volkes nähren und bedienen, und nicht geneigt sind, das ihnen wegen ihres Abweichens von Gott drohende Gericht zu erkennen. Nichts befriedigt und täuscht das abtrünnige Herz so sehr, als wenn Männer mit großer Anmaßung versichern: „Ihr werdet kein Schwert sehen, und Hunger wird euch nicht treffen, sondern ich werde euch einen sicheren Frieden geben an diesem Orte“. (Kap 14, 13)

Es ist sehr anziehend, die verschiedenartige Übung oder Erziehung zu sehen, der ein Knecht unterworfen wird, und zu bemerken, daß jede notwendig ist. Es ist nicht genug, daß Jeremia von der Dürre erfährt, er muß betreffs ihrer auch einem religiösen Widerstand von seiten der falschen Propheten begegnen; aber nachdem er die Gedanken Jehovas über sie kennt, bringt er selbst die Gefühle zum Ausdruck, die die Gottesfürchtigen zu der Zeit haben würden, und die wahres Bekenntnis und ernstliches Flehen hervorrufen.

In Kapitel 15 erfahren wir einige der tiefen Herzensübungen, die im Herzen des Knechtes stattfinden, der in der Zeit und unter den Umständen eines Jeremia lebt. Zuerst spricht Jehova zu ihm: „Wenn auch Mose und Samuel vor mir ständen, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volke wenden.“ Das Urteil muß vollzogen werden, und danach werden uns in V. 10 die Gefühle Jeremias gezeigt. Es ist gut, wenn man die Gefahr fühlt, wenn man nur nicht seinen Gefühlen nachgibt und sich von ihnen leiten läßt. Unser gepriesener Herr konnte sagen: „Die Fluten der Gottlosigkeit machen mir Angst.“ Zartgefühl ist kein Schaden, sondern ein Vorteil für einen Knecht, vorausgesetzt, daß er sich dadurch nicht beeinflussen läßt, denn wenn das geschieht, fällt er in Sorge um sich selbst und Feigheit. Wenn ein Knecht Christi die Einsamkeit seines Platzes fühlt, braucht er sich nur an Gott um Hilfe zu wenden, wie Jeremia in V. 15, und er wird ermuntert und ermutigt: „Darum spricht Jehova also: „Wenn du umkehrst, so will ich dich zurückbringen, daß du vor mir stehest; und wenn du das Köstliche vom Gemeinen ausscheidest, so sollst du wie mein Mund sein. Jene sollen zu dir umkehren, aber du sollst nicht zu ihnen umkehren. Und ich werde dich diesem Volk zu einer festen ehernen Mauer machen, und sie werden wider dich streiten, aber dich nicht überwältigen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten und dich zu befreien, spricht Jehova.“

In Kap 16 muß der Prophet alles häusliche Glück zurückweisen. „Du sollst dir kein Weib nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Orte.“ Er soll sich auch von gemeinsamen Freuden fernhalten. „Auch in ein Haus des Gastmahls sollst du nicht gehen, bei ihnen zu sitzen, um zu essen und zu trinken.“ Der wahre Knecht muß immer leiden. Jede Art eigener Bequemlichkeit und eigenes Glückes muß an dem Ort, wo der Name des Herrn entehrt wird, versagt bleiben. Wir können gar nicht zu abgesondert oder zu  entsagungsvoll sein. Wie verschiedenartig setzt sich die Erziehung eines Knechtes zusammen, in einer Zeit, wo das Volk Gottes von seiner wahren Stellung  abgewichen und praktisch seinem Zustand und dem darauf folgenden Gericht des Herrn gegenüber gleichgültig ist. In V.10 findet Jeremia seinen Trost und seine Zuflucht in Jehova: „Jehova, meine Stärke und mein Hort, und meine Zuflucht am Tage der Bedrängnis!“ In Kap 17, wo er die Gefangenschaft Judas und den Fluch Gottes wegen ihres Vertrauens auf Menschen ankündigt, begegnet er, während er sich für sich selbst zu Gott wendet (V. 14), dem bitteren Hohn der Spötter (V. 15+16), der ihn noch mehr sich zu Gott wenden läßt, wie die V. 17–18 zeigen. Diese ganze Übung ist nur dazu da, ihn auf eine besondere Sendung vorzubereiten. Wie wenig verstehen wir die Art, wie ein Knecht Gottes auf das Werk, zu dem Er ihn bestimmt, vorbereitet wird! Sicher kann niemand sich mit dem Herzen mit den Erfahrungen Jeremias beschäftigen, ohne durch die einem von Natur so furchtsamen und empfindlichen Menschen bewiesene Gnade getröstet und gestärkt zu werden. In Kap 18 wird er zum Hause des Töpfers hinabgesandt, um ein einfaches Bild von der Gegenwart und der Zukunft Israels zu bekommen: das mißratene Gefäß wird beiseitegesetzt, und ein anderes gemacht. Dann wird der Prophet gesandt, um vor dem Volke zu zeugen, aber dadurch wird ihre Feindschaft so erregt, daß sie Anschläge gegen ihn ersinnen, so daß er, betrübt durch ihre Bosheit, sie als Gottes Feinde betrachtet und schonungsloses Gericht auf sie herabruft.

Der Herr gebe, daß in dieser Zeit, wo Sein Volk so sehr dem in der Hand des Töpfers mißratenen Gefäß gleicht, jeder Seiner Knechte unter Seiner erziehenden Hand stehen möge, wie Jeremia, damit er den Dienst, zu dem Er ihn berufen hat, kraftvoll erfüllen kann.

Es ist ein Augenblick der Furcht und des Leidens, wenn der Prophet den Zusammenbruch alles dessen, was dem Namen des Herrn trägt, verkünden muß. Jeremia wird aufgefordert, das auf sehr klare, deutliche Weise zu tun; er soll einen irdenen Krug kaufen, und von den Ältesten des Volkes und der Priester nehmen und in das Tat des Sohnes Hinnoms hinausgehen, und dort die Worte ausrufen, die Er zu ihm reden würde. Und du sollst den Krug zerbrechen vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind, und zu ihnen sprechen: So spricht Jehova der Heerscharen: Also werde ich dieses Volk und diese Stadt zerschmettern, wie man ein Gefäß des Töpfers zerschmettert, welches nicht wiederhergestellt werden kann, Und man wird im Topheth begraben, aus Mangel an Raum zu begraben. Also werde ich diesem Orte tun, spricht Jehova.“

In dieser Tat des Propheten ist eine besondere Wirksamkeit. Niemand konnte die Bedeutung dieser furchtbaren Ankündigung mißverstehen. Die Einfachheit und Deutlichkeit der Ankündigung und der unbeliebte, abgesonderte Platz auf den sie den Propheten stellte, erwecken in hohem Maße unser Mitgefühl, da sie die Leiden des treuen Knechtes inmitten des Volkes Gottes darstellen, wo jede Geringschätzung ihn in doppelter Weise berührt: einmal deutet sie hinsichtlich seines Dienstes einen Mangel an, zum anderen betrifft sie ihn mehr dem Fleische nach, weil sie von seiten derer kommt, die ihm so nahe stehen. Wie oft hat sich ein Diener, der die Belastung seiner Geduld durch die Verkehrtheit der Hausgenossen des Glaubens nicht mehr ertragen konnte, einem mehr äußeren Dienst zugewandt und sich mehr mit evangelistischer Arbeit beschäftigt. Die großen Tugenden eines Mannes werden dort am schwersten geprüft und am klarsten gesehen, wo er am meisten zu Hause ist, oder anders gesagt, wo ein jeder mit der größten Freiheit unabhängig von ihm handeln kann. Der Mann, der den geringfügigen, aber beständigen Anforderungen, die in seinem häuslichen Leben, in dem Kreis, wo jeder am besten mit ihm bekannt ist, an sein Gemüt und seine Langmut gestellt werden, gewachsen ist, wird auch jeder anderen Anforderung genügen.

Kap 20. Jeremia erduldet nun Verfolgung von außen. Der Priester Paschchur, der Oberaufseher im Hause Jehovas, schlägt ihn und legt ihn in den Stock, und da war er der Verachtung des Volkes, das ihn als den Gesandten Gottes hätte anerkennen sollen, ausgesetzt.

Es ist nicht nur das körperliche Leiden, das den Knecht Gottes in der Verfolgung so trifft, es ist das Gefühl, daß das Unrecht über das Recht triumphiert, während er unverdiente Schmach empfängt. Nichts ist so quälend wie Ungerechtigkeit. Es gibt bis hinab zum kleinsten Kinde kaum jemand, der nicht durch ungerechte Strafe verwundet wird. „Sie haben mir Böses für Gutes vergolten“, war eines der tiefen Leiden unseres Herrn, und je höher und größer das Gute ist, desto mehr schmerzt das angetane Böse. Hinsichtlich Jeremias werden uns zwei Dinge berichtet: einmal, wie Jehova ihn rächen und Paschchur bestrafen wird. Wehe jedem, der den Mann Gottes verfolgt oder verletzt. „Wer dir flucht, sei verflucht.“ Jehova wird ihn nach seinen Werken belohnen, das wird klar als Absicht Gottes mitgeteilt. Andererseits hat Jeremia seine eigene, innere Not als der Mann, der zu dem schmerzlichen Dienst bestimmt war, dem, was geliebt und heilig gehalten wird, Elend und Gericht anzukündigen. Aber in der Geschichte der Erziehung dieses Knechtes durch Jehova müssen die Augenblicke der Schwachheit und des Versagens ebenso erwähnt werden wie die der Kraft und Stärke. Hier sehen wir die Schwachheit. Jeremia macht Jehova Vorwürfe, weil er wegen der Verkündigung der Wahrheit leiden mußte, statt als Prophet aufgenommen und geehrt zu werden. Das war zu viel für seinen Glauben: „Jehova, du hast mich beredet, und ich habe mich bereden lassen“, sagt er. Manchmal geht ein Knecht durch so eine Dunkelheit in seinem Herzen, und seine Not ist so groß, daß er sogar sagt: „Verflucht sei der Tag, an welchem ich geboren wurde.“ Es gibt kaum eine so große Demütigung wie das Gefühl der Wertlosigkeit der eigenen Existenz, und doch bereitet dieses Leiden den Knecht zu, einfältiger und vorbehaltloser für Jehova dazusein. Mitten darin kann er sagen: „Singet Jehova, preiset Jehova! denn er hat die Seele des Armen errettet aus der Hand der Übeltäter.“

Im 21. Kapitel sendet Zedekia zu Jeremia, um zu erforschen, welches die Gedanken Jehovas über den Krieg sind, den Nebukadnezar gegen ihn begonnen hat. Jeremia wird jetzt als Prophet Jehovas anerkannt; er ist gedemütigt worden und nun hocherhoben und kann die Art der Belagerung und die einzige Rettungsmöglichkeit verkünden. Welch ein großes, wunderbares Vorrecht für den wahren Knecht Gottes! Welche Wechselfälle muß er erleben! Einmal niedergeworfen und der Gegenstand von Schmach und Spott, dann wieder geehrt als der einzige, der die Gedanken Jehovas enthüllt.

In Kapitel 22 kommt noch etwas hinzu. Jeremia wird zum König von Juda gesandt. Es ist sehr ermutigend, zu sehen, wie Jehova einen Knecht, der in solch einer entscheidenden Stunde treu ist, erhöht und ihm Vertrauen schenkt. Alles steht im Begriff zusammenzubrechen, und diejenigen, die den bevorrechtigten Platz einnehmen, wollen sich wie in der heutigen Zeit an den Gedanken klammern, daß das Verderben noch nicht nahe. Jeremia wird sehr unbeliebt, weil er dabei beharrt, daß alles zerstört werden wird und daß es keine Rettung, nicht einmal für das nackte Leben gibt, außer sich dem Gericht und der Gefangenschaft zu beugen. Welch ein Weg der Belehrung war notwendig, um einen der Priester Israels, wie Jeremia es war, zu veranlassen, dem Volke die Hoffnungslosigkeit seines Verbleibens in Jerusalem klarzumachen, und daß ihnen ferner keine Sicherheit gewährt werden konnte, als sich dem König von Assyrien gefangenzugeben. Es ist dem Grundsatz nach das gleiche, auf dem der treue Knecht heute in bezug auf die Kirche zu bestehen hat, daß es nämlich keine Machtstellung der Kirche mehr gibt, wie das in den ersten Tagen der Kirche der Fall war; der Platz der Gefangenschaft wird vom treuen Überrest anerkannt. Aber der Knecht, der in Treue dies anderen ans Herz legt, muß es praktisch für sich selbst angenommen haben. Wie wenig kennen wir die Übungen, durch die der Knecht, der einst wie Simeon oder Stephanus voll Hoffnung bezüglich des Zeugnisses auf Erden war, gehen muß! Welch einen Berg Morija muß er erklimmen, ehe er den strahlenden Morgen ohne Wolken, den Tag Seiner Macht, sieht, wenn die Gefangenschaft gefangen geführt wird.

In Kapitel 23 wird Jeremia wegen der falschen Propheten belehrt, die das Volk mit der Versicherung täuschen, daß es Frieden haben werde. So sind auch die Lehrer von Laodicäa (Off 3,14–21), die die Seelen mit dem Gedanken in Sicherheit wiegen, daß ihnen nichts mangele. Das ist ein sicheres Zeichen, daß Christus nicht der Gegenstand ihres Strebens ist, denn wenn es so wäre, würden sie niemals denken, sie hätten genug. Je mehr Er das Herz befriedigt, desto mehr drängt es, Ihn besser zu erkennen und alles für Ihn aufzugeben. Darum heißt es immer: „um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf daß ich Christum gewinne.“

In Kapitel 24 werden Jeremia zwei Körbe Feigen gezeigt, und „in dem einen Korbe waren sehr gute Feigen, gleich den Frühfeigen; und in dem anderen Korbe waren sehr schlechte Feigen, die vor Schlechtigkeit nicht gegessen werden konnten.“ Sie sollen ihm zeigen, daß es in bezug auf Gott keine Neutralität gibt. Entweder sind die Feigen gut, ja, sehr gut, oder so schlecht, daß man sie nicht essen kann; und dadurch werden die zwei Klassen von Menschen dargestellt: jene, die in die Gefangenschaft gehen, stellen die erste Klasse dar, und die, welche im Lande Ägypten wohnen, die zweite.

In Kapitel 25 sagt Jeremia die 10 jährige Gefangenschaft vorher.

In Kapitel 26, 8 ergriffen die Priester und die Propheten und alles Volk ihn und sprachen: „Du mußt gewißlich sterben“; aber nachdem die Fürsten und alles Volk seine Verteidigung angehört haben, erklären sie: „Diesem Manne gebührt nicht die Todesstrafe; denn er hat im Namen Jehovas, unseres Gottes, zu uns geredet.“ (V. 16) Der Fall des Micha wird zu seinen Gunsten angeführt, und der Urijas gegen ihn. „Doch die Hand Achikams, des Sohnes Schaphans, war mit Jeremia, daß man ihn nicht in die Hand des Volkes gab, um ihn zu töten. Wie vollständig muß ein Mensch für den Herrn da sein, und wie vollständig getrennt von jeder irdischen Hoffnung, wenn er wie Stephanus den Herrn vor Seinem eigenen Volk bis zum Tode bekennen und festhalten muß! Das gibt dem Knecht eine große Entschiedenheit für den Herrn und gegen die Menschen in seinem Dienst.

Jeremia setzt seinen Dienst in Kapitel 27 fort. Er soll in sich selbst den Zustand darstellen, zu dem das Volk geführt werden wird. „So sprach Jehova zu mir: Mache dir Bande und Jochstäbe, und lege sie um deinen Hals.“ Nichts kennzeichnet den wahren und wirklich von Gott erzogenen Knecht besser, als die Fügsamkeit und Bereitschaft, mit der er von einem Dienst zum anderen übergehen kann. Ein gleichgültiger Knecht wird immer dadurch gekennzeichnet, daß er sein Nichtbeantworten eines Hilferufes damit entschuldigt, daß er nicht in seinem Bereich liege, oder daß er nicht zu seinem Werk gehöre. Und wirklich darf er seinen Dienst nicht aufdrängen, wenn er keine Kraft zum Dienen hat; aber es ist etwas ganz anderes, wenn ich den Dienst fliehe mit der Entschuldigung, er sei nicht meine Arbeit. Die einfache Frage heißt: Hat der Herr mich dazu gerufen oder nicht? Jeremia kann alles, was Jehova ihm gibt, auf sich nehmen. Der falsche Prophet Hananja versucht, seinen Worten zu widersprechen und sie ungültig zu machen, aber Jeremia spricht das Urteil Jehovas über ihn aus. „Und der Prophet Jeremia sprach zu dem Propheten Hananja: Höre doch, Hananja! Jehova hat dich nicht gesandt, sondern du hast dieses Volk auf eine Lüge vertrauen lassen. Darum, so spricht Jehova: Siehe, ich werfe dich vom Erdboden hinweg; dieses Jahr wirst du sterben; denn du hast Abfall geredet wider Jehova. Und der Prophet Hananja starb in demselben Jahre, im siebenten Monat.“

In Kapitel 28 muß Jeremia der falschen Prophezeiung Hananjas begegnen, der „im Hause Jehovas vor den Augen der Priester und alles Volkes sagt: So spricht Jehova der Heerscharen, der Gott Israel, und sagt: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel. Binnen zwei Jahren werde ich alle Geräte des Hauses Jehovas an diesen Ort zurückbringen, welche Nebukadnezar, der König von Babel, von diesem Orte weggenommen und nach Babel gebracht hat. Und Jekonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und alte Weggeführten von Juda, die nach Babel gekommen sind, werde ich an diesen Ort zurückbringen, spricht Jehova; denn ich werde das Joch des Königs von Babel zerbrechen.“

Es ist ein äußerst schwerer, beängstigender Augenblick, wenn ein falscher Lehrer, der die Gefühle des Volkes zu lenken weiß und mit großer Anmaßung ihren fleischlichen Hoffnungen Vorschub leistet, dem Knecht Jehovas widersteht, so daß dieser in eine höchst einsame Stellung gegen die, denen er in seinem Zeugnis dienen wollte, gedrängt wird.

In den Versen 6–9 redet Jeremia wie ein wahrer Prophet des Friedens. Aber als Hananja die Jochstäbe vorn Halse des Propheten nahm, sie zerbrach und vor dem ganzen Volke sagte: „So spricht Jehova: Ebenso werde ich binnen zwei Jahren das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babel, zerbrechen vom Halse aller Nationen,“ da ging Jeremia seines Weges. Es ist immer weise, den niedrigsten Platz einzunehmen, auch im Dienste des Herrn, und wie Jeremia hier, unter Stillschweigen sich zurückzuziehen.

Aber danach geschah das Wort Jehovas zu Jeremia: „Geh und sprich zu Hananja und sage: So spricht Jehova: Hölzerne Jochstäbe hast du zerbrochen, aber an ihrer Statt eiserne Jochstäbe gemacht.“ – „Höre doch, Hananja! Jehova hat dich nicht gesandt, sondern du hast dieses Volk auf eine Lüge vertrauen lassen. Darum, so spricht Jehova: Siehe, ich werfe dich vom Erdboden hinweg; dieses Jahr wirst du sterben; denn du hast Abfall geredet wider Jehova.“ So ist es, wenn wir uns in Selbsterniedrigung zurückziehen, von den Menschen verdrängt dann kann der Herr uns Seine Gedanken wissen lassen, und der Feind wird beschämt. „Und der Prophet Hananja starb im selben Jahre, im siebenten Monat.“

In Kap 29 finden wir „die Worte des Briefes, welchen der Prophet Jeremia von Jerusalem an die übriggebliebenen Ältesten der Weggeführten und an die Priester und an die Propheten und an das ganze Volk sandte, welches Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte, (nachdem der König Jekonja und die Königin, und die Kämmerer, die Fürsten von Juda und Jerusalem, und die Werkleute und die Schlosser aus Jerusalem weggezogen waren).“ Wir haben hier das Wort Jehovas an alle diejenigen, die Er von Jerusalem nach Babel in die Gefangenschaft geführt hatte, und in den Versen 24–32, was der Herr der Heerscharen sprach und was Er Schemaja, dem Necheiamiter, tun wollte, denn er hat Abfall geredet wider Jehova.“

In Kapitel 30 weist Jehova, der Gott Israels, Jeremia an, „alle Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein Buch“ zu schreiben. In Kapitel 32, als Jeremia von Zedekia im Gefängnishofe eingesperrt war, geschah das Wort Jehovas zu ihm also: „Siehe, Hanarnel, der Sohn Schallums, deines Oheims, wird zu dir kommen und sagen: Kaufe dir mein Feld, das zu Anathoth ist; denn du hast das Lösungsrecht um es zu kaufen.“

Während Jeremia sicher wußte, daß alles in die Hand des Königs von Babel übergehen würde, glaubte er – gleich Abraham – Gott, „Der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre; der wider Hoffnung auf Hoffnung geglaubt hat.“ (Röm 4,17+18) und daher in einer Zeit der größten Niederlage und Hoffnungslosigkeit auf den Herrn der Heerscharen, den Gott Israels, rechnen konnte. „Es werden wiederum Häuser und Felder und Weinberge in diesem Lande gekauft werden.“ (Jer 32,15).

In einem Gefängnis, durch die Gewalt der Menschen seiner Freiheit beraubt, im Bewußtsein eines drohenden und unausweichlichen Verfalls, wird Jeremia durch das Wort Gottes dahin geführt, zu sehen, daß in der Zukunft all das gegenwärtige Elend beendet und eine völlige, gesegnete Wiederherstellung aller Dinge stattfinden wird. Er sieht den gegenwärtigen Verfall als unvermeidlich, aber er ist berufen, im Glauben den Tag der Wiederherstellung zu sehen.

Bevor Jeremia sich nun zu einfältigem Glauben emporschwingen und sich in der ihm so vorgestellten Zukunft erfreuen kann, muß er diesbezüglich zu Jehova beten (32,17–25). Es ist sehr wichtig, zu bemerken, daß die bloße Mitteilung des Wortes, wie eindeutig es auch übermittelt oder empfangen wird, nicht genügt. Es ist erforderlich, daß der Knecht deswegen auf Gott wartet, wie Jeremia in V. 16–25. Dann geschah das Wort Jehovas zu Jeremia (V. 26): „Siehe, ich bin Jehova, der Gott alles Fleisches; sollte mir irgendein Ding unmöglich sein?“ Jehova eröffnet ihm Seine Absichten, selbst die gegenwärtige völlige Zerstörung Jerusalems, aber auch die zukünftige Wiederherstellung Seines Volkes. siehe, ich werde sie aus allen den Ländern sammeln, wohin ich sie vertrieben haben werde in meinem Zorn und in meinem Grimm und in großer Entrüstung; und ich werde sie an diesen Ort zurückbringen und sie in Sicherheit wohnen lassen. Und sie werden mein Volk, und ich werde ihr Gott sein.“ In Vers 41 lesen wir dann: Und ich werde mich über sie freuen, ihnen wohlzutun, und werde sie in diesem Lande pflanzen in Wahrheit mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele.“

Der Knecht muß unvermeidliche völlige Zerstörung ankündigen, wo Selbstvertrauen, Eigenwille und die Anmaßung, die von Gott gegebene Stellung durch menschliches Bemühen zu halten, herrscht. Dann tritt schonungsloses Gericht ein, aber andererseits wird es eine völlige Wiederherstellung aus den Trümmern geben.

Kapitel 34. Als der König von Babel und sein ganzes Heer gegen Jerusalem gestritten haben, wird Jeremia zu Zedekia gesandt, um ihm zu sagen, daß die Stadt in die Hände des Königs von Babel fallen würde, sein Leben aber verschont bleiben würde. Es ist bemerkenswert, daß der Knecht lernt, das Gericht durch Gnade zu mildern.

Es ist sehr ernst und zieht das schwerste Gericht nach sich, wenn wir gegen unsere Überzeugung sündigen. Und das ist es gerade, worauf Zedekia verfiel. Der König hatte einen Bund mit dem ganzen Volk geschlossen, um dem göttlichen Gebot, das Sabbathjahr zu halten, mehr Kraft zu geben, „damit ein jeder seinen Knecht und ein jeder seine Magd, den Hebräer und die Hebräerin, frei entließe, so daß niemand mehr einen Juden, seinen Bruder, zum Dienste anhielte.“ Zunächst war das ganze Volk einverstanden und gehorchte, indem es die Richtigkeit und Wahrheit der Maßnahme zugab, aber später bereute es das Opfer, das damit verbunden war und ergriff wieder Besitz von den Knechten, die freigelassen worden waren. So rechtfertigt ihre Handlungsweise die schwere Vergeltung, die Jeremia über sie ausspricht, und die im einzelnen am Ende dieses Kapitels beschrieben wird.

Kapitel 35. Jeremia sieht an der Treue der Rekabiter gegen das Gebot ihres Vaters, wie treu Kinder ihrem Vater nach dem Fleische sein können, und wie doch die Kinder Israel ihrem Gott nicht gehorcht haben. Treue gegen einen gerechten Anspruch bringt hier Segen mit sich, daher soll es Jonadab, dem Sohne Rekabs, nicht an einem Manne fehlen, der vor mir stehe, alle Tage.“

Kapitel 36. Jehova redet zu Jeremia und spricht: „Nimm dir eine Buchrolle und schreibe darauf alle die Worte, welche ich zu dir geredet habe ... Vielleicht wird das Haus Juda auf all das Böse hören, welches ich ihnen zu tun gedenke, damit sie umkehren, ein jeder von seinem bösen Wege.“

Es ist sehr anziehend, Gründe und Gelegenheit der Niederschrift der mündlichen Mitteilungen der Propheten zu untersuchen. Wir lesen in 5. Mo 32, daß der Grund, dieses Lied aufzuschreiben, es die Kinder Israel zu lehren und in ihren Mund zu legen, war, „daß dieses zum Zeugnis für mich wider die Kinder Israel sei, als Erinnerung an die geduldige und treue Fürsorge Gottes für Sein Volk. Bei Jeremia ist der Grund, das Volk wachzurütteln. Bei Lukas ist es, um die Gewißheit der Dinge zu zeigen, „auf daß du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennest, in welchen du unterrichtet worden bist.“ Bei Johannes: „Diese aber sind geschrieben, auf daß ihr glaubet, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf dass ihr glaubend Leben habet in seinem Namen.“ Und in seinem Brief: „auf daß ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes.“ Bei Paulus ist der Grund, Irrtümer zu berichtigen oder aufzudecken, oder auch um die Wahrheit mitzuteilen, wie an Ephesus, als er im Gefängnis war. Der König verbrennt dies Buch, als Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hat (Kapitel 36,22–26). Da sprach Jehova zu Jeremia: So spricht Jehova: Du hast diese Rolle verbrannt ... Darum spricht Jehova also über Jojakim, den König von Juda: Er wird niemanden haben, der auf dem Throne Davids sitze,“ usw. (Verse 30–32).

Kapitel 37. Zedekia, der Sohn Josias, folgt an die Stelle Konjas, des Sohnes Jojakims, den Nebukadnezar, der König von Babel, zum König gemacht hatte im Lande Juda. Aber weder er, noch seine Knechte, noch das Volk des Landes hörten auf die Worte Jehovas, welche er durch Jeremia, den Propheten, geredet hatte. „

Der König sendet zu Jeremia Männer, die ihm sagen sollten: „Bete doch für uns zu Jehova, unserem Gott!“ Das Heer Pharaos war aus Ägypten gekommen, und die Chaldäer, die Kunde von ihnen vernommen hatten, ließen ab von der Belagerung Jerusalems und zogen ab. „Und das Wort Jehovas geschah zu Jeremia, dem Propheten, also ... So spricht Jehova: Täuschet euch nicht selbst, daß ihr sprechet: Die Chaldäer werden gewißlich von uns wegziehen; denn sie werden nicht wegziehen. Denn wenn ihr auch das ganze Heer der Chaldäer schlüget, die wider euch streiten, ... so würden diese ein jeder in seinem Zelte aufstehen und diese Stadt mit Feuer verbrennen.“

Nun geschieht in V.11 etwas sehr Bemerkenswertes: als das Heer der Chaldäer aus Furcht vor dem Heere Pharaos abzog, ging Jeremia aus Jerusalem hinaus, um in das Land Benjamin unter das Volk zu gehen. Wegen seines Glaubens an das Wort Jehovas, das er verkündet hatte, fürchtete er sich, in der Stadt zu bleiben, aber er wird von den Fürsten des Volkes mißverstanden, die der Anklage des Befehlshabers der Wache mehr Glauben schenken, daß er zu den Chaldäern habe überlaufen wollen, in Zorn über ihn geraten, ihn schlagen und im Hause Jonathans des Schreibers gefangensetzen.

Wenn der Knecht seine eigene Sicherheit sucht, setzt er sich dem Feinde aus. Es ging Jeremia besser, da er an seinem Platz aushielt, als bei seinem Rückzug in die Sicherheit. Er blieb viele Tage im Kerker, aber dann „sandte der König Zedekia hin und ließ ihn holen. Und der König fragte ihn in seinem Hause insgeheim und sprach: Ist ein Wort da von seiten Jehovas?“ Wo es noch ein Gewissen gibt, dort kann es Verlangen nach dem Wort Jehovas geben, und wenn auch die Herzensbereitschaft zum Gehorsam fehlt, so ist doch deswegen im Herzen Unruhe. Danach, als Jeremia bittet, nicht in das Haus Jonathans zurückkehren zu müssen, um dort zu sterben, befahl Zedekia, daß man „Jeremia in den Gefängnishof versetzte; und man gab ihm täglich einen Laib Brot aus der Bäckerstraße, bis alles Brot in der Stadt aufgezehrt war. So blieb Jeremia im Gefängnishof.“

Kapitel 38. Diese Erleichterung sollte für Jeremia nicht lange dauern, denn die Fürsten hetzten den König gegen ihn auf, daß er getötet würde. Der König gab nach, und sie nahmen „Jeremia und warfen ihn in die Grube, ... und sie ließen Jeremia mit Stricken hinab; und in der Grube war kein Wasser, sondern Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm.“ Auf zweifache Weise erfährt Jeremia nun, wie eitel Menschenhilfe ist. Sein Fluchtversuch hatte ihn der Verleumdung seiner Feinde preisgegeben, und jetzt erlaubt der König, der soeben noch seinem Wort gelauscht und auf seine Bitte die Gefangenschaft gemildert hat, daß er auf das Wort der Fürsten in einen schrecklichen Kerker gesperrt wird. Aber Jehova tritt in der Person Ebedmelechs, des Äthiopiers, für ihn ein. Es ist sehr gesegnet und ermutigend, die unerwarteten Werkzeuge zu sehen, die der Herr für die Hilfe und Rettung Seiner Knechte in Prüfungen gebraucht. Nach menschlichem Ermessen hat Jeremia nur einen qualvollen, langsamen Tod zu gewärtigen, als Ebedmelech den König bittet, ihm die Erlaubnis zur Rettung des Propheten zu geben. Diese Leiden, die einen Israeliten, dessen Hoffnungen so sehr mit der Erde verbunden waren, so schmerzlich trafen, bereiteten Jeremia für den großen Dienst, der vor ihm lag, zu. Er unternimmt ihn wie ein von den Toten Auferstandener, oder zumindest wie jemand, der mit allem Menschlichen zu Ende gekommen ist. „Er blieb im Gefängnishof bis zu dem Tage, da Jerusalem eingenommen wurde.“

Kapitel 39. „Im 11. Jahre Zedekias, im 4. Monat, am 9. des Monats, wurde die Stadt erbrochen“ (V. 2). Nach Jahren der Geduld und persönlicher Leiden werden die Worte Jeremias erfüllt. Nebukadnezar nimmt sich seiner jetzt an; er „gebot... durch Nebusaradan, den Obersten der Leibwache, und sprach: Nimm ihn und richte deine Augen auf ihn und tue ihm nichts zuleide, sondern wie er zu dir reden wird, so tue mit ihm.“ (V. 11–12) So sandten Nebusaradan und die Fürsten hin und holten Jeremia aus dem Gefängnishofe und übergaben ihn Gedalja, daß er ihn ins Haus hinausführte. „Und so wohnte er inmitten des Volkes.“ (V. 13–14)

Kapitel 40. Jeremia ist von seinen Banden befreit und freigelassen. „Und Jeremia kam zu Gedalja, dem Sohne Achikams, nach Mizpa; und er wohnte bei ihm inmitten des Volkes, das im Lande übriggeblieben war.“ Er verbindet sich mit dem schwachen Überrest, der unter dem Statthalter des Königs von Babel geblieben war.

Kapitel 41. Jeremia tritt nun in eine neue, große Erfahrung ein. Er hatte sich mit dem im Lande verbliebenen Überrest vereinigt, aber infolge des Verrates Ismaels, der alle Juden, und die Chaldäer, die bei ihm waren erschlagen hatte, zog er mit dem ganzen Überrest, den man von Ismael zurückgebracht hatte, hin (V. 17), und sie machten Halt in der Herberge Kimhams, um fortzuziehen nach Ägypten, aus Furcht vor den Chaldäern. Dann kamen sie zu Jeremia (Kap 42,2) und sprachen: „Laß doch unser Flehen vor dich kommen, und bete für uns zu Jehova, deinem Gott, für diesen ganzen Oberrest; denn wenige sind wir übriggeblieben von den vielen, wie deine Augen uns sehen: damit Jehova, dein Gott, uns den Weg kundtue, auf welchem wir gehen, und die Sache, die wir tun sollen. Jeremia antwortet: „Siehe, ich will zu Jehova, eurem Gott, beten nach euren Worten; und es soll geschehen, jedes Wort, das Jehova euch antworten wird, werde ich euch kundtun.“ Nach 10 Tagen geschah das Wort Jehovas zu Jeremia, der dann zu ihnen sagte: „Wenn ihr in diesem Lande wohnen bleibet, so werde ich euch bauen und nicht abbrechen, und euch pflanzen und nicht ausreißen ... Fürchtet euch nicht vor dem König von Babel, ... denn ich bin mit euch, um euch ... zu retten und zu befreien ... Wenn ihr aber sprechet: ... Nein, sondern wir wollen in das Land Ägypten ziehen, wo wir keinen Krieg sehen und den Schall der Posaune nicht hören und nicht nach Brot hungern werden, ... so wird es geschehen, daß das Schwert, vor dem ihr euch fürchtet, euch dort, im Lande Ägypten erreichen wird, ... und ihr werdet dort sterben.“ (42,10–16) Die Gedanken Jehovas werden ihnen also durch Jeremia verkündet, aber das Ergebnis ist, daß sie sich weigern, sie anzunehmen, wie sie es sich vorgenommen hatten (V. 5–6). So wird bewiesen, daß sie sich um den Preis ihrer Seelen geirrt hatten (V. 20), als sie Jeremia baten, Jehova für sie zu befragen. Die „frechen Männer“ antworten: „Du redest Lügen!“ So gelangten sie in das Land Ägypten, denn sie gehorchten dem Wort Jehovas nicht (Kap 43). Da geschah das Wort Jehovas zu Jeremia: „Nimm große Steine in deine Hand und verbirg sie in den Mörtel am Ziegelofen, der bei dem Eingang des Hauses des Pharao in Tachpanes ist, vor den Augen der jüdischen Männer; und sprich zu ihnen: So spricht Jehova der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich sende hin und hole Nebukadnezar, den König von Babel, meinen Knecht, und setze seinen Thron über diese Steine, die ich verborgen habe; und er wird seinen Prachtteppich über ihnen ausbreiten.“

Der Versuch des Unglaubens, den Schwierigkeiten auf dem Wege des Gehorsams auszuweichen, zieht immer die gleiche Art von Schwierigkeiten in erschwerter Form nach sich. Da die Furcht vor Nebukadnezar sie veranlaßt hatte, der Stimme Jehovas nicht zu gehorchen und in das Land Ägypten zu gehen, so sollte Nebukadnezar sie dort erreichen und sich mit Ägypten schmücken, wie ein Schafhirte sein Oberkleid um sich wickelt.

Kapitel 44. Hier wird Jeremia über das Gericht unterwiesen, das auf den Überrest, der mit dem Herzen noch Ägypten anhängt, kommen würde.

Es ist nicht leicht, den Kummer und die Enttäuschung eines Knechtes wie Jeremia zu ermessen, der viele Jahre lang das Volk Gottes beobachtet und vor dem kommenden Gericht gewarnt hat und sich nun von Jerusalem entfernt und in Ägypten mit dem einst glücklichen Überrest verbunden sieht, dem er dort ein noch schwereres Urteil zu verkünden hat als selbst in Jerusalem. Es ist eine höchst schmerzliche Erfahrung, wenn ein Knecht Gottes den Zusammenbruch des Werkes erlebt, das er so eifrig aufzubauen versucht hat. In derselben Weise sah Stephanus die Auflösung Israels und Paulus die Auflösung der Kirche.

In Kapitel 45 sehen wir die Wirkung auf Baruk. Als er die Worte aus dem Munde Jeremias in ein Buch schrieb, sagte er: „Wehe mir! denn Jehova hat Kummer zu meinem Schmerze gefügt; ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht. Die Worte, die Jeremia sprach, offenbarten ihm nun die Gesinnung, in der er selbst wandeln soll. „So sollst du zu ihm sagen: So spricht Jehova: Siehe, was ich gebaut habe, breche ich ab; und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus, und zwar das ganze Land. Und du, du trachtest nach großen Dingen für dich? Trachte nicht danach! denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht Jehova; aber ich gebe dir deine Seele zur Beute an allen Orten, wohin du ziehen wirst.“

Danach schließt Jeremias Zeugnis mit Aufzeichnungen der Gerichte über Ägypten, die Philister, Moab, Ammon, Edom, Damaskus, Kedon, Hazor, Elam und Babel, – aber hernach soll Ägypten wieder bewohnt werden wie in den Tagen der Vorzeit, spricht Jehova, (45,26) und Er wird die Gefangenschaft Moabs wenden am Ende der Tage, (48,47) und Er wird am Ende der Tage die Gefangenschaft Elams wenden, spricht Jehova(49,39).

Kapitel 50 und 51 beinhalten das Wort, welches Jehova über Babel, das Land der Chaldäer, durch Jeremia geredet hat. So schrieb Jeremia all das Übel, das über Babel kommen würde, in ein Buch: „Und Jeremia sprach zu Seraja.: Wenn du nach Babel kommst, so sieh zu und lies alle diese Worte, und sprich. Jehova, du hast gegen diesen Ort geredet, daß du ihn ausrotten werdest, so daß kein Bewohner mehr darin sei, weder Mensch noch Vieh, sondern daß es zu ewigen Wüsteneien werden solle. Und es soll geschehen, wenn du dieses Buch zu Ende gelesen hast, so binde einen Stein daran und wirf es mitten in den Euphrat und sprich: Also wird Babel versinken und nicht wieder emporkommen wegen des Unglücks, welches ich über dasselbe bringe; und sie werden erliegen.“ (Kap 51, 60–64) „Bis hierher die Worte Jeremias.“ Ein sehr geeigneter Schluß für sein langes, treues Zeugnis.

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