Der Segen Jakobs
Vergleich mit dem Segen Moses
Der Segen Jakobs hat ein bemerkenswertes Gegenstück in dem Segen Moses, wie er in 5. Mose 33 zu finden ist. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass in 1. Mose 49 die Verantwortung des Menschen betont wird, während in 5. Mose 33 der Schwerpunkt auf den Ratschlüssen Gottes liegt. 1. Mose 49 ist eine lange Geschichte von Schuld und Strafe, von Versagen und Wiederherstellung. 5. Mose 33 dagegen stellt eine Momentaufnahme des Volkes dar, wenn es in Übereinstimmung mit Gottes Gnadenratschlüssen im Besitz all der Segnungen des verheißenen Landes ist. Der Geist Gottes übergeht hier all die negativen Dinge, die Jakob in 1. Mose 49 von seinen Söhnen erwähnt.
Natürlich gibt es auch ein Unterschied in der Art und Weise wie sie angesprochen werden. Jakob betrachtet seine Söhne als Häupter und Vertreter der zwölf Stämme (1. Mo 49,28), während Mose über die Stämme selbst spricht.
Die Reihenfolge der Stämme ist in 5. Mose 33 auch etwas anders als in 1. Mo 49. Auf Ruben folgt unmittelbar Juda, der Rubens Stellung als Erstgeborener empfing. Simeon fehlt völlig, wahrscheinlich deshalb, weil sich dieser Stamm größtenteils in Juda aufgelöst hat. Es werden aber trotzdem zwölf Stämme erwähnt, weil Ephraim und Manasse beim Segen Josephs als einzelne Stämme gezählt werden. Im folgenden nun eine vergleichende Übersicht:
1.Mose 49 | 5.Mose 33 | |
1. | Ruben | Ruben |
2. | Simeon | Juda |
3. | Levi | Levi |
4. | Juda | Benjamin |
5. | Sebulon | Joseph (Ephraim u. Manasse) |
6. | Issachar | Sebulon |
7. | Dan | Issachar |
8. | Gad | Gad |
9. | Aser | Dan |
10. | Naphtali | Naphtali |
11. | Joseph | Aser |
12. | Benjamin |
Auf Juda folgt Levi, der infolge seines Gehorsams zu Gott nach der Sünde Israels mit dem goldenen Kalb einen reichen Segen empfing (vgl. 2. Mo 32,25-29). Zusammen mit Joseph nimmt er im Segen Moses den vornehmsten Platz ein. In 1. Mose 49 sind dies Juda und Joseph. Wir sehen das Volk in 5. Mose 33 im Besitz des Landes, in die Nähe Gottes versetzt und in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes leben. Hierfür ist der Levitendienst notwendig.
Danach folgen die beiden Söhne Rahels. Zuerst Benjamin und dann Joseph. Die Reihenfolge wird durch geistliche Kriterien bestimmt. So wie Levi den Dienst am Heiligtum besaß, so hatte Benjamin den Ort des Heiligtums. Jerusalem gehörte zu seinem Gebiet. Darum wird hier gesagt, dass er in Sicherheit bei dem HERRN wohnte und umgekehrt, dass der HERR auch bei ihm wohnte, zwischen seinen Schultern. Dies führt dann zum Höhepunkt des Segens, der Joseph zufiel. Er wird hier ebenso wie in 1. Mose 49 der „Abgesonderte“ unter seinen Brüdern genannt. Danach folgen erst die beiden letzten Söhne Leas und die vier Söhne der Mägde. Ihre Segnungen stehen im engsten Zusammenhang mit dem Besitz und dem Genuss ihres jeweiligen Erbteils im verheißenen Land.
Mose hatte diese Segnungen ausgesprochen, kurz bevor das Volk unter der Leitung Josuas ins Land Kanaan einzog. Doch abgesehen von der geschichtlichen Erfüllung dieser Segnungen, enthalten sie ebenso wie die Segnungen in 1. Mose 49 doch mehrheitlich eine klare geistliche und prophetische Bedeutung. Auch 5. Mose 33 enthält einige Hinweise auf das Friedensreich. Israel wird dann nicht nur zeitlich, sondern für immer im Besitz des Landes sein. Merkwürdig dabei ist, dass von der Rückkehr Judas (aus der Zerstreuung) die Rede ist. Levi besiegt seine Widersacher (V.11) — von denen es in der Endzeit genug geben wird — und Benjamin wohnt dann in Sicherheit im Land (V.12). Joseph herrscht sogar über die Nationen und seine Herrschaft wird sich bis an die Enden der Erde erstrecken. Sebulon und Issaschar werden die Völker zum Berg laden, d.i. der Berg des HERRN oder der Tempelberg, der am Ende der Tage als der erhabenste Berg feststehen wird (Jes 2,2-5). Eine letzte Anspielung auf das Friedensreich ist noch in dem Schlussvers des Segens Moses enthalten, der über die Huldigung spricht, die die Feinde Israels unter Zwang dem Volk Gottes darbringen werden (V. 29). Diese Ausdrucksweise („dir Gehorsam heucheln“) wird auch in den Psalmen erwähnt. Sie ist ein Hinweis auf die endgültige Unterwerfung der Nationen während der Regierung Christi.