Berufen in Sein wunderbares Licht
Wir kommen jetzt zu den Mitteln und Wegen für das Eintreten in diese Segnungen, zu dem Wechsel, der in der jetzigen Zeit herbeigeführt werden musste, damit wir fähig wurden, diese Vorrechte anzutreten. Um uns in die Stellung von Söhnen und Erben zu erheben, musste viel geschehen. Gottes Absicht war es, uns zu segnen, aber unser gefallener Zustand hinderte Ihn daran. Wir waren auf Irrwege geraten, wir waren weit von Gott entfernt. Wir waren ohne Christus in der Welt, hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt (Epheser 2,12). Wir waren alle wie Schafe, die weit vom Weg abgekommen waren, und Gott musste uns zurückrufen. Gott musste uns zu Sich rufen, wenn Er Seinen Plan verwirklichen wollte.
Wir mussten zu Gott gebracht werden (1. Petrus 3,18). Das ist der Kern der Berufung. Gott ruft uns aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht (1. Petrus 2,9). Er ruft uns aus der geistlichen und moralischen Finsternis, in der wir von Natur aus wandeln, um uns in das Licht Seiner Gegenwart zu bringen. Der Vater hat uns fähig gemacht zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis (Kolosser 1,12.13). Diese Berufung ist auch lebenspendend. Wir sind nicht nur aus der Finsternis in Sein wunderbares Licht berufen worden, sondern auch vom Tod zum Leben. Wie Lazarus, der aus dem Grab gerufen wurde, sind wir aus unserem geistlichen Todesschlaf geweckt worden. Das Wunder der Berufung besteht darin, dass die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören und zum Leben gebracht werden (Johannes 5,24.25). Das Teil, zu dem wir berufen sind, ist das ewige Leben (1. Timotheus 6,12).
In der Bibel können wir noch mehr von diesen Gegensätzen finden. Früher waren wir Sklaven der Sünde, aber jetzt sind wir zur christlichen Freiheit berufen worden (Galater 5,13). Wir waren unheilig (2. Timotheus 3,2), werden aber jetzt Heilige genannt (Römer 1,7; 1. Korinther 1,2). Wir lebten in Unreinigkeit, aber Gott hat uns in Heiligkeit berufen (1. Thessalonicher 4,7). Wir lebten in Feindschaft zu Gott und untereinander, jetzt aber sind wir zu dem Frieden des Christus berufen worden in einem Leib (Kolosser 3,15). Wir hatten kein Teil an Christus, jetzt aber sind wir in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes, Jesus Christus, unseres Herrn, berufen worden (1. Korinther 1,9). Wir konnten die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen (Römer 3,23), jetzt aber beruft uns Gott zu Seinem eigenen Reich und Seiner eigenen Herrlichkeit (1. Thessalonicher 2,12). Gott ist der Gott aller Gnade, der uns zu Seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus berufen hat (1. Petrus 5,10).
Allgemein gesprochen ist der positive Aspekt der Berufung der wichtigste: Also nicht der Zustand, aus dem wir berufen wurden, sondern die Segnung, zu der wir berufen worden sind. Die folgenden Schriftstellen zeigen uns das. Wir sind berufen, die Verheißung des Geistes zu empfangen (Apostelgeschichte 2,39), den Kampfpreis zu gewinnen (Philipper 3,14), die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus zu erlangen (2. Thessalonicher 2,14), die Verheißung des ewigen Erbes zu empfangen (Hebräer 9,15), Segen zu erben (1. Petrus 3,9).
Die Berufung Gottes befähigt uns, die Segnungen, die Er vor ewigen Zeiten für uns bereitgelegt hat, zu empfangen. Die Berufung geschieht zu einem bestimmten Zeitpunkt, während der Vorsatz Gottes ewig ist. Das Ziel der Berufung ist, den ewigen Vorsatz zu erfüllen (Epheser 3,11). Denn Gott hat uns errettet und uns mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade berufen, die Er uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben hat (2. Timotheus 1,9). Römer 8 sagt uns auch, dass wir nach Seinem Vorsatz berufen sind. So ist unsere Berufung nötig, um Gottes Zuvorbestimmung durchzuführen (Römer 8,28.30). Sie ist ein unerlässliches Bindeglied zwischen Gottes ewigem Vorsatz und der ewigen Herrlichkeit, zu der Er uns zuvorbestimmt hat. Niemand ist zu den himmlischen Segnungen berechtigt, die von Gott in Christus Jesus geschenkt werden, es sei denn, er ist von Gott berufen, sie zu erben.
Zu himmlischen Segnungen berufen
Diese Berufung ist eine Notwendigkeit, unabhängig von dem Fall des Menschen, denn sie beinhaltet das Erbe der besonderen himmlischen Segnungen, die das Teil Adams im Garten Eden weit übertreffen. Es ist die Berufung Gottes nach oben, die himmlische Berufung (Philipper 3,14; Hebräer 3,1). Adam war unschuldig und er hatte das Paradies auf Erden, aber er war nicht berufen, in die Gegenwart Gottes im Himmel einzutreten. Seine Berufung bezog sich auf die Erde; er war für den Himmel nicht passend gemacht worden. Der erste Mensch, Adam, trug nicht die Kennzeichen der neuen Schöpfung: wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit, die zu einer völligen Absonderung vom Bösen führen (Epheser 4,24). Adam war ein Geschöpf, das Gottes Bild trug, aber er war dem Verderben, das durch die Lust in die Welt kam, nicht entflohen. Er war kein Christ, er war kein Teilhaber der göttlichen Natur, die das Böse ablehnt und verwirft (2. Petrus 1,4). Obwohl er hier auf der Erde Gottes Bild trug, war er unfähig, in die himmlische Herrlichkeit einzutreten, um das Ebenbild des Sohnes Gottes im Himmel zu sein. Dies ist ausschließlich die Frucht einer „so großen Errettung“ (Hebräer 2,3), die uns mehr Segnungen verleiht als Adam bei dem Fall verlor.
Deshalb steht die Berufung auch im Zusammenhang mit der erlösenden und erneuernden Kraft, die nötig war, um uns für dieses himmlische Teil passend zu machen. Die Berufung ist nicht wahlfrei; sie ist lebendig und kraftvoll. Gottes Stimme ist lebenspendend, und bringt die neue Geburt zustande. Das Neue Testament spricht fast immer in dieser Art und Weise von der Berufung, und das umfasst sowohl die Berufung durch das Evangelium, als auch das Wirken Gottes in unseren Herzen, durch das wir Gottes Ruf gehorchen und Seinem Wort glauben. Diese beiden gehören zusammen. Unsere Berufung ist das Werk Gottes, das aus Seiner gnädigen Zuvorbestimmung resultiert (vergleiche Römer 8,28–30; 2. Thessalonicher 2,13.14; 2. Petrus 1,10). Eine bekannte Ausnahme von dieser Regel ist das Gleichnis von dem Hochzeitsfest in Matthäus 22, wo der äußere Charakter der Berufung betont wird. Die Berufung ist dort nicht mit einer früheren Zuvorbestimmung verbunden, sondern steht dort vielmehr im Gegensatz zu ihr („Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte“).
So ist also zuallererst die Berufung Gottes eigenes Werk. Es ist Gott, der uns beruft; das wird etwa fünfzehnmal im Neuen Testament erwähnt. Es ist Seine Berufung (Epheser 1,18). Aber Gottes Stimme kommt durch Seinen Sohn zu uns. Gott sandte Seinen Sohn, das Wort, das bei Gott war (Johannes 1,1). Das ist ein zweiter Aspekt der Berufung. Es ist eine Berufung Gottes in Christus Jesus (Philipper 3,14). Wir sind in dem Herrn berufen und in der Gnade Christi (1. Korinther 7,22; Galater 1,6). Christus war gekommen, Sünder zur Buße zu rufen (Lukas 5,32). Ein dritter Aspekt der Berufung ist das Mittel, durch das Gott Seiner Stimme Gehör verschafft. Gott ruft uns durch das Evangelium, das auf der Grundlage des vollbrachten Werkes Seines Sohnes gepredigt wird.