Betrachtung über die Psalmen (Synopsis)
Psalm 23-24
Psalm 23 und Psalm 24 sind leicht zu verstehen. Wir finden darin das völlige Vertrauen auf den Hirten, Jehova, gegründet auf die Erfahrung von dem, was Er in allen Umständen ist; und ferner den Charakter derer, die mit Jakob teilhaben. Diese beiden Grundsätze haben wir in Psalm 16 und Psalm 17 mit Bezug auf Christum gefunden, und sie zeigen sich noch in manchen anderen Psalmen, nämlich erstens das Vertrauen auf die Treue Jehovas, und zweitens die praktische Gerechtigkeit, die diejenigen kennzeichnet, die in der Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches an der heiligen Stätte Jehovas stehen werden. Doch Jehova Selbst nimmt dort Seinen Platz als König der Herrlichkeit ein. Das zeigt uns die göttliche und daher in allem vollkommene Seite des Weges und seines herrlichen Endes – Herrlichkeit auf der Erde, sowohl was den Überrest als auch was Christum und Jehova betrifft – und gibt uns zugleich das kostbare Zeugnis, dass Er einerseits mit dem Überrest teilnahm auf dem Pfade, den Gott für diesen bestimmt hatte, und andererseits mit Jehova teilhatte, denn Er war wirklich Mensch, aber auch wirklich Jehova, der Schiedsmann, der Seine Hand auf beide legte (vgl. Hiob 9, 33).
Psalm 23
Betrachten wir jedoch diese Psalmen etwas näher. Der Trost, den Psalm 23 darreicht, besteht nicht in den Gaben Jehovas, sondern in Ihm Selbst. Er lagert uns auf grünen Auen, und zwar ist das die natürliche Frucht Seiner Gnade, und so wird es bis zum Ende sein, und Er führt uns zu stillen Wassern. Da ist liebliche Weide, und es gibt keine Dürre, die Seele kann in Sicherheit genießen und wird in Frieden zu göttlichen Erfrischungen geleitet. Das ist das Teil, das Seine Hirtensorge uns gibt; aber was Vertrauen hervorruft und die Sorge fortnimmt, das ist Er Selbst. Doch das Böse ist in die Weit gekommen, und wir müssen es fühlen – wir in uns selbst, Christus in allem, was Ihn umgab, so dass Er mit Schmerz und Betrübnis erfüllt sein konnte; bei uns geht es leider noch weiter. Der gute Hirte (und das ist Christus für uns) erquickt die Seele, stellt sie wieder her und leitet uns in Pfaden der Gerechtigkeit um Seines Namens willen. Die Segnung hängt ab von dem, was Er ist, nicht von dem, was wir empfangen haben. Ich habe ohne Zweifel Segen und finde denselben auf den grünen Auen, aber wenn ich in Leiden oder abgeirrt hin, so erquickt Er meine Seele, stellt sie wieder her. Aber nicht nur Kummer und Schmerz hat die Sünde im Gefolge gehabt, sondern auch den Tod; und nun kommt Er und leitet mich durch denselben und tröstet mich. Ferner gibt es Feinde auf meinem Wege; angesichts derselben bereitet Er mir einen Tisch, an dem ich mich sättige. Welch eine Ermunterung liegt hierin auch für den Christen! Weil wir berufen sind, von Jehova Selbst und nicht von unseren Umständen abhängig zu sein, kann die Seele sagen: „Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.“ Wenn ich all die Schmerzen und Schwierigkeiten des Weges gekostet habe, so steht Jehova Selbst als Segnung bestimmter vor meiner Seele. Darum kann ich für immer auf sie rechnen, denn Er verändert Sich nicht. Da ich in der Vergangenheit, in allen Wirkungen der Macht des Feindes, erfahren habe und nun weiß, was Er Selbst darin für mich gewesen ist, kann ich auch für die Zukunft und zu allen Zeiten darauf rechnen. Das Ende aller Wege des Herrn wird sein, dass wir für immer bei Ihm wohnen werden. – Die Segnung ist also am Ende weniger in die Augen fallend, aber weit tiefer und persönlicher als im Anfang; die Seele ruht, wie gesagt, in Jehova Selbst, den sie in allen Umständen kennen gelernt hat, und nicht in der Segnung, die Er ihr ganz selbstverständlich hat zuteil werden lassen.
Eine geübte Seele besitzt schließlich eine viel tiefere Segnung als eine Seele, die äußerlich gesegnet ist. Das Ergebnis für Israel (und noch mehr für uns) ist deshalb mehr als die grünen Auen, in die Jehova es ursprünglich gebracht hatte. Es besteht in dem tiefen Bewusstsein, das ein geprüftes Herz von der Treue Jehovas hat; und so wird die Ruhe, entsprechend der Glückseligkeit Seiner eigenen Natur, Seine Ruhe sein. Die grünen Weiden waren passend für Schafe, aber das gesalbte Haupt, der überfließende Becher und das Haus Jehovas in Ewigkeit entsprachen Dem, der dort wohnte. Das ist das Ergebnis des Vertrauens auf Jehova für den Überrest, wenn die grünen Auen, wenigstens für eine Zeit, verloren sind; jene Gläubigen werden dem Lamme folgen. Für uns ist Christus der Hirte. Wir leiden mit Ihm und haben noch bessere Segnungen. Die Fürsorge des Hirten offenbart sich inzwischen unter einer anderen Form.
Psalm 24
Psalm 24 zeigt uns, wie wir gesehen haben, die andere Seite des Zustandes des Überrestes, nämlich das in ihnen wirksame Gute, das die Gnade in ihnen hervorgebracht hat. Jehova war der Hirte auf dem ganzen Wege. Am Ende gehört Ihm die Erde und ihre Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen. Von dem Himmel wird hier nicht unmittelbar gesprochen, weder während des Weges noch am Ende desselben; doch hat Jehova eine besondere Stätte auf der Erde, einen Berg, der in hervorragender Weise Sein Berg genannt wird. Wer wird da hinaufsteigen? „Der unschuldiger Hände und reinen Herzens ist, der nicht zur Falschheit erhebt seine Seele und nicht schwört zum Truge.“ Solche werden Segen empfangen. Das ist das Geschlecht und das der Charakter derer, die Jakob suchen, denn in Jakob hat Gott Seinen Wohnsitz. Sie suchen Jakob als das gesegnete Volk Jehovas, doch wenn sie auf den heiligen Berg steigen und die heilige Stätte betreten, so wird ihre höchste Segnung darin bestehen, dass Jehova Selbst durch die geöffneten Tore eintritt, um da zu wohnen. Der siegreiche Herr, Jehova der Heerscharen, zieht ein. Es ist Christus Selbst, der den Platz Seiner Schafe einnahm, um vor ihnen herzugehen, und der den Platz Jehovas einnimmt, als Ihm von Rechtswegen zukommend, und der dann anerkannt wird, wenn die Fülle der Segnung erschienen und offenbart ist. Hiermit schließt die Schilderung der Stellung Christi in Verbindung mit dem Überrest, wovon zuerst in Psalm 16 in bestimmter Weise die Rede war.