Betrachtung über das Buch der Richter (Synopsis)
Kapitel 9-12
Nach dem Tod Gideons sehen wir die Ergebnisse dieser Entfernung von Gott in den inneren Kämpfen, die zwischen den Kindern Israel stattfanden. Sie sind dem Haus Gideons gegenüber undankbar, und ein Krieg bricht unter ihnen aus durch den Führer, den sie einsetzen, der, anstatt mit den Feinden Gottes zu kämpfen, nur die Herrschaft über das Volk anstrebt, das jetzt in Frieden weilt (Ri 9).
Der Niederlage der Männer Sichems und Abimelechs folgte ein zeitweiliger Friede, nach dem das Volk wieder seiner götzendienerischen Ungerechtigkeit verfällt, und der HERR verkauft sie in die Hände der Nationen, deren Göttern sie dienen. Schmerzlich von ihren Feinden bedrängt, schreien die Kinder Israel zu dem HERRN, der ihnen ihr vorheriges Verhalten vorwirft, und schickt sie zu den Göttern zurück, denen sie gehuldigt hatten. Dann tut das Volk die fremden Götter aus seiner Mitte hinweg. Die Seele des HERRN wird ungeduldig über die Mühsal Israels (Ri 10).
Israel hatte keinen Führer; da nahmen sie Zuflucht zum Anführer eines Haufens „loser und übermütiger Männer“ und versprachen, ihm zu gehorchen, wenn er sich an ihre Spitze stellt. Jephtha willigt ein. Obwohl das eine Rettung war, so sehen wir in alledem, wie tief Israel gefallen war. Jephtha selbst leidet grausam unter der Unbesonnenheit seines Gelübdes, und darüber hinaus, als der Hochmut der Männer Ephraims sie dazu trieb, sich darüber zu beschweren, dass man ihnen die gebührende Hochachtung nicht entgegengebracht hatte, wurden bei Jephtha die Ruhe und Weisheit nicht gefunden wie bei einem, der den HERRN so gut kannte wie Gideon. Welch ein Unterschied zwischen diesen Tagen und denen Josuas! Gott mehrt seine Rettungen; das hat aber keine Wirkung auf den Unglauben des Volkes, und ihr Zustand wird fortwährend schlimmer und schlimmer (Ri 11 und 12).