Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)
Kapitel 18
Der Nachkomme der Verheißung, der Erbe der Welt und der gegenwärtige Gegenstand der Hoffnung
Kapitel 18 enthält wieder eine neue Entfaltung der Wege Gottes, hier besonders in Verbindung mit dem Samen, schon allgemein als ein Teil des Vorsatzes Gottes, daß es Abrahams Same nach Gnade und Verheißung und nicht nach dem Fleische sein sollte, als das Fleisch keine Hoffnung mehr hatte, was jetzt aber dem Abraham als etwas Gegenwärtiges besonders geoffenbart wurde. Hier ist dieser Same der Verheißung der wichtigste Gegenstand, der in Aussicht steht, und der gegenwärtige unmittelbare Gegenstand der Hoffnung. Das ist so bis zum Ende von Kapitel 21. Ich verstehe es aber so, daß er (d. h. der Same, der aber eigentlich Jehova ist, der Erste und der Letzte) hier als der Erbe der Welt und als der Richter gesehen wird, während die persönliche Beziehung Abrahams mit Gott durch Verheißung in der Gnade besteht, wo er nicht gesehen wird; insofern hat er die Grundlage des Glaubens und bildlich eine christliche Stellung. Da Gott Selbst (und nicht nur Seine Gaben) erkannt wird, erhebt sich deshalb Abraham höher als in Kapitel 15, und anstatt um Gaben für sich selbst zu bitten, verwendet er sich für andere. Alles dieses ist die Wirkung davon, daß die Gabe des Erben erkannt wird. Nach Kapitel 22 kommen die eigentlichen Sinnbilder der noch nicht geoffenbarten Kirche hervor, weil der Same erweckt worden ist, wir bekommen hier jedenfalls große individuelle Grundsätze.
Abrahams Besucher; Der Tadel des Unglaubens
Abraham ist an die göttliche Gegenwart gewöhnt, und sie wird von ihm schnell gespürt; und obwohl er nichts bezüglich der göttlichen Herrlichkeit sagt, bis der Herr geruht, Sich zu offenbaren, so handelt er doch von Anfang an mit instinktiver Ehrfurcht, die von Dem, der kam, völlig angenommen wurde. In Vers 3 wendet sich Abraham an Einen, redet aber in seiner Gastfreundlichkeit zu allen, und darauf antworten sie alle und fragen nach Sarai; in Vers 10 ist es aber wieder persönlich die wirksame Verheißung des Herrn. In der Rüge, die Sarais Unglauben erteilt wird, offenbart Jehova Sich Selbst. Gott richtet das Fleisch und seinen Unglauben, indem Er Verheißungen gibt. Abraham begleitet die Drei auf dem Weg; zwei gehen weiter, und Abraham wird mit Jehova allein gelassen. In dieser Hinsicht ist es ein lieblicher Schauplatz heiligen Bewusstseins und doch des ehrerbietigen Harrens auf das Wohlgefallen Gottes. Die unmittelbare Verheißung der Ankunft des Samens wird gegeben. Abraham genießt den trautesten Umgang mit Jehova, der ihm als Seinem Freund Seine Ratschlüsse offenbart. Das Ergebnis dieser Offenbarung ist Fürbitte (vgl. Jes 6). Gericht trifft die Welt; und während Abraham auf dem Gipfel des Berges mit Gott über das Gericht redet, das die Welt unten, wo er nicht war, treffen sollte, wird Lot, der sich dort niedergelassen hatte, wie durchs Feuer gerettet. Gerechtigkeit, die mit der Welt geht, nimmt die Stellung des Richters ein und ist gleichzeitig unnütz und unerträglich. Abraham entrinnt jeglichem Gericht und sieht es von oben her. Lot wird vom Gericht errettet, das auf die Welt fällt, in der er sich befindet. Der Ort, wo Abraham sich Gottes erfreute, ist für Lot ein Ort der Unfruchtbarkeit und der Angst: schließlich wird er gezwungen, dort Zuflucht zu suchen, denn er fürchtet sich, anderswo zu sein.
Umgang und Fürbitte; Die Langmut und Vollkommenheit des Gerichts bei Gott
Im allgemeinen trägt hier Abraham den Charakter des Umgangs mit Gott, den der Glaube - nicht das Schauen - gibt; zweifellos nicht durch einen innewohnenden Heiligen Geist, wie es dem gegenwärtigen Vorrecht der Heiligen entspricht (das wurde auf die Zeit der volleren Segnung aufbewahrt, wenn das Haupt der Kirche verherrlicht sein würde), sondern nach dem allgemeinen Charakter der Segnung. Das Kommen des verheißenen Samens wird angekündigt, aber er wird nicht in die Welt eingeführt, d. h. nicht in geoffenbarter Herrlichkeit. Unterdessen erkennt Abraham dies und glaubt es. Wie wir gesehen haben, verfährt dann Gott mit Ihm wie mit einem Freund, und Er sagt ihm nicht das, was ihn selbst, sondern die Welt betrifft (mit einem Freund rede ich über das, was ich auf dem Herzen habe, nicht nur darüber, was ich mit ihm vorhabe); und dann, als er diese Mitteilungen von Gott empfangen hat, steht er fürbittend vor Gott - ein Fremdling am Ort der Verheißung, erhaben beim Umgang mit Ihm. Jetzt ist das um so mehr die Stellung der Heiligen durch den Heiligen Geist: die volle Mitteilung des Sinnes und der Wege Gottes in dem Wort, und das Kommen des Herrn, um sie aufzunehmen, so daß dies der Schauplatz ist, in dem sie durch den Glauben leben, und darauf gegründet kommt die Fürbitte. Abraham hatte schon für sich die Verheißung des Erben; hier ist er das Gefäß der göttlichen Erkenntnis dessen, was auch die Welt betrifft. Das versetzt ihn in die Stelle der vollen Gnade und somit auch der Fürbitte. Sein Glaube verbindet ihn mit dem Sinn und dem Charakter Gottes. Zu alledem bringt es die Langmut und die Vollkommenheit des Gerichts bei Gott an den Tag.