Auf dass Er uns zu Gott führe
Leitung des Heiligen Geistes
Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt und wurde von dem Teufel versucht°. Und er aß in jenen Tagen nichts; und als sie vollendet waren, hungerte ihn. ... Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück (Lk 4,1–2.14)
Vielleicht fragen sich einige, was diese Verse, die wir jetzt gelesen haben, überhaupt mit den Themen zu tun haben, die in dieser Woche behandelt wurden. Doch der Herr hat es mir ins Herz gegeben, einige Ausführungen zu machen über die Leitung des Heiligen Geistes im praktischen Leben eines Gläubigen, obwohl ein entsprechendes Thema nicht für diese Abende vorgesehen war.
Vorigen Herbst besuchte mich ein Bruder aus Deutschland, ein Kaufmann, um einige Dinge mit mir zu besprechen. Dieser Bruder ist, soweit ich weiß, ein ernstes Kind Gottes und möchte seinen Weg mit dem Herrn gehen. Während unseres Gesprächs kamen wir auf die Abhängigkeit von dem Herrn und die Leitung des Heiligen Geistes im täglichen Leben, auch im Geschäftsleben, zu sprechen. Ich erzählte ihm von einigen Erfahrungen, die ich gemacht hatte – was ich im Allgemeinen ungern tue. Der Bruder war sehr erstaunt und meinte, er hätte nicht erwartet, dass es für einen Geschäftsmann so etwas gebe, er habe gedacht, das sei nur etwas für Fanatiker. Dann fügte er hinzu: Wenn es stimmt, dass man auch seine Geschäfte mit dem Herrn abwickeln kann und dass es auch da die Leitung des Geistes gibt, muss ich sagen, dass ich viel in meinem Leben versäumt habe. Daran habe ich nie gedacht.
Einige Monate später hielt ich mich in den Vereinigten Staaten auf und fuhr von dort aus zusammen mit einem jungen Bruder, der etwa zwanzig Jahre alt war, nach Kanada. Unterwegs unterhielten wir uns über dies und jenes. Schließlich äußerte er: Die Brüder schreiben niemals über das praktische Leben und wie man da mit dem Herrn seinen Weg gehen soll. Und in der vorigen Woche endlich sagte ein junger Bruder in Holland fast dasselbe: Die Brüder sprechen eigentlich nie über ihre praktischen Erfahrungen und über die praktische Verwirklichung der wunderbaren Wahrheit, dass der Heilige Geist in uns wohnt und der Herr Jesus unser Herr ist. Er fügte hinzu: Nun, nachdem ich etwas älter geworden bin, verstehe ich das. Viele Brüder haben die Erfahrungen zwar gemacht, aber sie schreiben nicht davon und sprechen nicht darüber, weil sie sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen wollen. Das ist tatsächlich eine große Gefahr, die dieser Bruder auch beim Lesen von Büchern solcher Brüder feststellte, die über ihre Erfahrungen schrieben. Häufig stellen sich die Verfasser in Wirklichkeit selbst in den Mittelpunkt.
Das ist der Grund, weshalb ich eigentlich ungern über die Leitung des Heiligen Geistes spreche, weil ich dabei auch einige persönliche Erfahrungen weitergeben muss. Deshalb habe ich diese Sache vor den Herrn gelegt, zumal so viele junge Geschwister hier anwesend sind. Gestern Abend kamen wir während eines Gesprächs ebenfalls auf dieses Thema, und ich zweifle nicht daran, dass es der Herr war, der es mir ins Herz gab, heute abend etwas darüber zu sagen. Vielleicht entsteht dann in den Herzen unserer jüngeren Geschwister der Wunsch, ihr ganzes Leben mit dem Herrn zu gehen. Damit will ich durchaus nicht sagen, dass ich selbst mein ganzes Leben mit Ihm gegangen wäre. Wir werden darüber sprechen, was die Leitung des Heiligen Geistes im praktischen Leben bedeutet und dass sie eine Wirklichkeit sein kann, aber das bedeutet keinesfalls, dass ich selbst immer danach gehandelt habe. Doch von den wenigen Augenblicken, in denen ich sie verwirklicht habe, möchte ich einige Erfahrungen weitergeben, damit auch Jüngere sehen, dass die Leitung des Geistes im praktischen Leben in allen Lagen verwirklicht werden kann, auch wenn wir Älteren das nur sehr wenig und in großer Schwachheit getan haben. Doch wir hoffen, dass, wenn der Herr nicht bald kommt, ihr Jüngeren sie mehr verwirklichen werdet und ihr so den Segen, der daraus erwächst, mehr genießt und dass der Name des Herrn Jesus dadurch in größerem Maß verherrlicht wird.
Das ist auch der Grund, weshalb ich die Verse aus Lukas4 vorgelesen habe. Sie sprechen von dem Herrn Jesus. Er ist das große Vorbild und das beste Beispiel, das wir für das praktische Leben hier auf der Erde haben. Er war der Mensch vom Himmel (1. Kor 15,47). Er hat hier so gelebt, wie ein Mensch leben sollte. Betrachten wir den Herrn Jesus, wie Er hier auf der Erde gelebt hat, und werden wir uns dann bewusst, dass Er unser Leben ist (Kol 3,4)! Das bedeutet für mich, dass ich hier auf der Erde genauso leben sollte, wie der Herr Jesus gelebt hat. Ist es möglich, dass sich sein Leben in mir anders offenbaren sollte als es sich in Ihm, in der Quelle, offenbart hat?
Natürlich müssen wir dabei berücksichtigen, dass der Herr nicht in genau denselben Umständen lebte wie wir. Als Er auf diese Erde kam, hatte Gott diese Welt als System noch nicht vollkommen verworfen. Gott war in Christo, „die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19). Das änderte sich erst bei dem Kreuz, als die Welt den Herrn Jesus völlig verwarf und Gott seine Beziehungen zu dieser Welt als dem von Satan beherrschten System abbrach. Von da an, als die Welt die ausgestreckte Hand Gottes nicht annahm, hat Gott keine Verbindung mehr zu ihr, außer dass Er sie richten wird. Gottes Wort sagt, dass die ganze Welt in dem Bösen liegt (1. Joh 5,19). Nach der Verwerfung des Herrn Jesus durch diese Welt ruft Gott nur noch den Einzelnen zur Buße (vgl. z. B. Offb 22,17).
Der zweite Unterschied zwischen dem Leben des Herrn Jesus auf der Erde und unserem Leben hier ist der, dass der Herr Jesus ans Kreuz gehen musste, um das wunderbare Werk zu vollbringen, das Gericht zu tragen, während Gott in seiner Gnade uns nicht ins Gericht bringen wird, weil sein Sohn unser Gericht getragen hat. Sein Weg auf der Erde endete am Kreuz, während unser Weg damit enden wird, dass wir zu dem Herrn gehen, sei es, dass Er kommt, um uns alle zu sich zu holen und uns in das Haus des Vaters einzuführen, oder sei es, dass Er für den Einzelnen von uns kommt und ihn ins Paradies bringt, oder, richtiger gesagt, wie in Lukas 16 steht, seine Engel sendet, um ihn zu holen und ins Paradies Gottes zu bringen. Trotzdem bleibt bestehen, dass das Leben des Herrn Jesus hier auf der Erde das große Beispiel für unser praktisches Leben ist.
Vielleicht wendet nun jemand ein: Ja, aber der Herr Jesus war doch vollkommen! Das ist unbedingt richtig. Oder jemand sagt: Der Herr Jesus kannte die Sünde nicht. Das ist tatsächlich so. Er hat keine einzige Sünde getan in seinem Leben, und Er konnte auch nicht sündigen. Er war Gott, der Sohn, und Er war wahrhaftiger Mensch. Ist es nicht daher umso bedeutungsvoller, wenn Gottes Wort uns sagt, dass der Herr Jesus als Mensch alles durch den Heiligen Geist tat? Wenn es schon bei Ihm so war, dass die Führung des Heiligen Geistes in seinem Leben vollkommen klar zu sehen ist, wieviel nötiger haben wir dann erst diese Führung, wir, die wir das Fleisch noch haben und nicht die Vollkommenheit und Weisheit des Herrn Jesus besitzen! Als die Jünger des Herrn Jesus in Johannes 11,8 fragen: „Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und wiederum gehst du dahin (Judäa)?“ antwortete der Herr: „Wenn jemand am Tag wandelt, stößt er nicht an.“ Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass Er damit meint: Wenn jemand seinen Weg mit dem Vater geht und nur nach seinem Willen fragt und handelt, braucht er sich nicht um die Folgen dieses Weges zu kümmern. Das ist dann die Sache Gottes. So ist es auch bei uns. Wenn wir auf dem Weg des Herrn gehen, übernimmt der Herr die Folgen dieses Weges. Sollte Er nicht dazu in der Lage sein? Er, der sogar als Mensch hier auf der Erde, sogar als gerade geborenes Kind, ja, sogar als Er am Kreuz hing, das Weltall durch das Wort seiner Macht trug (Hebr 1,3). Sollte Er nicht auch jetzt in der Lage sein, alle Folgen auf sich zu nehmen, die aus dem Gehorsam Ihm gegenüber hervorkommen, jetzt, wo Er zur Rechten des Vaters sitzt und wo Er sogar als Mensch in Matthäus 28,18 sagen konnte: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden ... ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“? In erster Linie ist zwar das 28. Kapitel des Matthäusevangeliums für den gläubigen Überrest geschrieben. Doch das heißt nicht, dass das dort Gesagte nicht auch für uns gilt, die wir noch viel inniger mit Ihm verbunden sind als der gläubige Überrest Israels der Zukunft es je sein wird.
Hier in Lukas 4 nun sehen wir, wie der Herr Jesus seinen Weg ging. Er war voll Heiligen Geistes, d. h. es gab in seinem Herzen und in seinem praktischen Leben keinen Platz, den nicht der Heilige Geist ausfüllte. Vielleicht denken wir jetzt wieder: Ja, der Herr Jesus war ja auch vollkommen. Nun, es gibt Beispiele in Gottes Wort dafür, dass auch von Gläubigen gesagt wird, dass sie voll Heiligen Geistes waren. In Apostelgeschichte 11,24 lesen wir von Barnabas, dass er ein guter Mann war, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und in Apostelgeschichte 6 forderten die Apostel die Gläubigen auf, Männer zu erwählen, die voll Heiligen Geistes waren. Wir finden dann sechs Männer, doch nur von einem sagt Gottes Wort ausdrücklich, nämlich von Stephanus, dass er ein Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes war. Gottes Wort sagt uns also, dass es Menschen gab, die voll Heiligen Geistes waren, und das bedeutet, dass es auch für uns möglich ist, voll Heiligen Geistes zu sein. Das heißt, es ist möglich, dass der Heilige Geist in unserem ganzen Leben völlig die Führung hat und dass wir Ihm alles zur Verfügung stellen, was in uns ist. In vollkommener Weise sehen wir das bei dem Herrn Jesus, aber wir sehen es auch bei Barnabas und Stephanus. Weiter lesen wir nicht in Gottes Wort, dass jemand voll Heiligen Geistes war. In dem Leben der beiden genannten Personen sehen wir, wie sich dieser Zustand auswirkte. Wir wissen von dem Dienst und dem Zeugnis des Stephanus; und von Barnabas lesen wir, dass die Apostel ihn – sein eigentlicher Name war Joseph – Barnabas nannten, d. h. Sohn des Trostes (Apg 4,36). Er übte einen ganz besonderen Dienst aus, als er den Apostel Paulus – zu der Zeit noch Saulus – bei den anderen Aposteln in Jerusalem einführte, und später auch in Antiochien. Allerdings will das nicht sagen, dass Barnabas immer voll Heiligen Geistes war.
Im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist gibt es noch einen ähnlichen Ausdruck, den wir z. B. in Epheser 5,18 finden: „Werdet mit dem Geist erfüllt.“ Nach menschlichen Begriffen scheint zwischen diesen beiden Ausdrücken „voll Heiligen Geistes“ und „erfüllt mit dem Geist“ kein Unterschied zu sein, denn wenn etwas gefüllt (oder erfüllt) ist, dann ist es voll. Doch Gottes Wort gebraucht niemals zwei verschiedene Ausdrücke, um genau dasselbe zu sagen. Wenn wir die Stellen lesen, wo von dem Erfülltsein mit Heiligem Geist die Rede ist, wird deutlich, dass das mit dem Dienst für den Herrn Jesus in Verbindung steht und nicht auf einen andauernden Zustand hindeutet – wenn auch von Johannes dem Täufer gesagt wird, dass er von Mutterschoß an mit dem Heiligen Geist erfüllt war (Lk 1,15). Wir lesen z. B. in Apostelgeschichte 2,4, dass die Jünger alle mit Heiligem Geist erfüllt wurden, als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Zwei Kapitel später (4,31) wurden sie erneut mit Heiligem Geist erfüllt; sie waren das also in der Zwischenzeit nicht. Das Erfülltsein steht in Verbindung mit einem besonderen Dienst. Das sehen wir auch, als Paulus und Barnabas auf ihrer Missionsreise in Zypern Elymas gegenüberstanden, der sich dem Evangelium wider setzte: „Saulus aber, der auch Paulus heißt, erfüllt mit Heiligem Geist, blickte unverwandt auf ihn hin und sprach ... Und jetzt siehe, die Hand des Herrn ist auf dir! und du wirst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht sehen“ (Apg 13,9.11). Daraufhin wurde Elymas blind.
Gottes Wort sagt, dass der Heilige Geist in jedem Gläubigen wohnt (Röm 8,11) und dass ein Gläubiger mit dem Heiligen Geist gesalbt und versiegelt ist (2. Kor 1,21f). In 1. Korinther 6,19 lesen wir: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Jeder Gläubige, der das volle Evangelium angenommen hat, hat den Heiligen Geist empfangen. Er wohnt in ihm. Aber daneben gebraucht Gottes Wort noch für Einzelne – nicht für jeden – diese beiden weiteren Ausdrücke: „Voll Heiligen Geistes“ und „erfüllt mit Heiligem Geist“. Das Erste gilt für einen längeren Zeitraum. Eigentlich ist es die normale Stellung eines Christen, dass das ganze praktische Leben unter der Führung des Heiligen Geistes steht. Das Zweite bezieht sich auf einen bestimmten Dienst, wobei dann die betreffende Person völlig ausgefüllt und beherrscht wird von dem Heiligen Geist.
Eigentlich sollte es doch bei jedem Gläubigen selbstverständlich so sein: Wenn Gott, der Heilige Geist, in mir wohnt (und Er wohnt in jedem Gläubigen), wie könnte es dann möglich sein, dass Er nur einen Teil meines Lebens beherrschen darf und ich über den übrigen Teil selbst bestimme? Wie kann ich selbst verfügen, regeln, ordnen, Pläne machen und dann Ihn, Gott, den Heiligen Geist, dazu gebrauchen, dass Er meine Pläne ausführt und mich in dem Erreichen meiner eigenen Ziele unterstützt? Jeder, der auch nur ein wenig darüber nachdenkt, wird antworten: Nein, das ist unmöglich. Wenn Gott, der Heilige Geist, in mir wohnt, darf es nur so sein, dass Er mein Leben bestimmt. „Das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch, diese aber sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt“ (Gal 5,17). Hier steht nicht: Damit ihr nichts Böses tut, sondern: „damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Der Heilige Geist allein hat die Befugnis zu bestimmen.
Dazu kommt ein Zweites. Wir lesen in Apostelgeschichte 2,36, dass Gott den Herrn Jesus, nachdem Er das Werk vollbracht hatte, sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat. Und in Römer 10,9 heißt es: ... dass, wenn du mit deinem Mund Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst.“ Wenn jemand nach außen hin kein Zeugnis davon ablegt, dass der Herr Jesus sein Herr ist, wird der Betreffende nicht errettet. Dabei unterstellt Gott natürlich, dass jemand ein wahrhaftiges Zeugnis ablegt. Denn wenn Gott etwas verlangt, reicht es nicht aus, dem in Heuchelei zu entsprechen. Gott verlangt nach Wahrheit im Innern. Nehmen wir einmal an, dass ein Mensch zu Gott gehen und zu Ihm sagen würde: Ich will den Herrn Jesus wohl als Heiland annehmen, aber nicht als Herrn, so würde Gott diesen Menschen nicht hören. Nur diejenigen, die den Herrn Jesus als ihren Herrn annehmen, werden errettet. Gott hat Ihn, der das wunderbare Werk am Kreuz vollbracht hat, auferweckt und Ihm einen Platz zu seiner Rechten gegeben und alles unter seine Füße gestellt (Eph 1, 18–20). Da gibt es keine Ausnahme. Nur wer mit dem Mund, d. h. nach außen hin, so dass andere es wahrnehmen können, Jesus als seinen Herrn bekennt und mit seinem Herzen glaubt, der wird errettet werden.
Zu Beginn des 1. Korintherbriefes steht, dass der Brief an die Versammlung Gottes in Korinth gerichtet ist, doch dann folgt: „ ... samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn.“ Nun, es ist klar, dass das auch in der Praxis verwirklicht werden muss. Wenn Er mein Herr ist, dann muss Er auch in meinem Leben Autorität haben. Dann habe ich in allem nur zu fragen, was sein Wille ist. Das gilt nicht nur von den großen Dingen in unserem Leben, sondern ebenso von den kleinen. Wir haben bereits an einem dieser Abende behandelt, was der Grundsatz der Sünde ist: die Sünde ist die Gesetzlosigkeit (1. Joh 3,4). Also alles, was wir tun, ohne nach dem Willen des Herrn Jesus zu fragen und ohne uns unter die Leitung des Heiligen Geistes zu stellen, ist Sünde, sowohl im Leben der Versammlung als auch im Leben jedes Einzelnen. Dazu im Folgenden noch einige Stellen aus Gottes Wort.
In Johannes 16,13 sagt der Herr Jesus von dem Heiligen Geist: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten.“ Der Ausdruck „Wahrheit“ bedeutet eigentlich, dass die Wahrheit aller Dinge klar wird, so dass man alle Dinge so sieht, wie sie wirklich sind. So sagt der Herr Jesus auch, dass das Wort Gottes die Wahrheit ist, und Er spricht auch von sich selbst als der Wahrheit (Joh 14,6). Wenn Er nun hier in Johannes 16 ankündigt, dass der Heilige Geist uns in die ganze Wahrheit leiten wird, bedeutet das, dass der Heilige Geist uns dazu führt, alle Dinge so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit sind. Nach allem, was wir gelesen haben, heißt das, dass Er als Gott uns auf einem Weg des Gehorsams, wie wir ihn als Geschöpfe und als Kinder Gottes zu gehen haben, leiten will. Das entspricht den Gedanken Gottes, das ist die Wirklichkeit, der entsprechend ein Kind Gottes – eigentlich gilt das für jeden Menschen, aber ein Unbekehrter tut das nicht – seinen Weg zu gehen hat. Wir selbst sehen diesen Weg nicht immer deutlich, aber Er will uns leiten.
Gottes Wort wiederholt nicht bei jeder Gelegenheit, wie die Wirklichkeit praktisch bei uns aussehen sollte. Gott gibt uns lediglich Beispiele dafür, die uns genügen sollten. In Apostelgeschichte 16 haben wir solch ein Beispiel, wie Menschen sich der Leitung des Heiligen Geistes unterstellt haben, aber auch wie wirklich und klar diese Leitung war. Paulus wollte mit seinen Begleitern weiterreisen. In Vers 6 lesen wir: „Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geist verhindert worden waren, das Wort in Asien zu reden.“ Ist das nicht eindeutig? Man kann also ganz klar den Willen des Heiligen Geistes erkennen, auch in solchen Dingen. Ich glaube nicht, dass ein Donnerschlag kam und eine laute Stimme vom Himmel sagte: Ihr sollt das Evangelium hier nicht verkündigen. Und doch heißt es hier, dass sie von dem Heiligen Geist verhindert wurden. Man kann also genau wissen, was der Heilige Geist will. In Vers 7 heißt es weiter: „Als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht.“ Der Heilige Geist macht seinen Willen deutlich erkennbar, so dass keine Unklarheit zu bestehen braucht.
Kennen wir das nicht aus eigener Erfahrung? Ich möchte in diesem Zusammenhang einige Beispiele nennen. Weil ich da eigentlich nur von den Erfahrungen erzählen kann, die ich selbst gemacht habe, muss ich jetzt von mir sprechen.
Vor achtzehn Jahren war ich das erstemal in Amerika. Meine Frau und ich waren auf dem Weg zu einer Stadt, in der es eine Versammlung gab, in der wir einige Brüder kannten. Doch unterwegs sagte der Herr zu mir: Du musst da- und dorthin gehen. Das war ein völlig anderer Ort. Ich war noch nie dort gewesen, kannte dort keinen einzigen Menschen, wusste weder einen Namen noch eine Adresse. Ich war gezwungen, einen Umweg von mehreren hundert Kilometern zu machen, um die Adresse irgendeines Bruders in diesem Ort zu bekommen. An einem Samstagabend nun kamen wir dort an und wurden herzlich aufgenommen. Wir blieben bis zum nächsten Donnerstag. Während dieser Zeit erzählte mir mein Gastgeber nichts von den Verhältnissen in der dortigen Versammlung. Wie gesagt, kannten wir weder die Geschwister noch ihre Verhältnisse. Der Gewohnheit nach war jeden Abend Versammlung, und der Herr gebrauchte mich, um das Wort zu verkündigen. Schließlich kamen mittwochs abends einige Brüder zu mir, um mit mir zu sprechen. Sie sagten, dass der Zustand in der Versammlung dort so traurig wäre und eine solche Zerrissenheit herrschte, dass sie beschlossen hätten, sich in dieser Woche zu trennen. Doch der Herr habe mich gesandt, und mein Dienst habe ihnen klar gemacht, dass eine Trennung nicht richtig wäre. Wir werden uns daher nicht trennen, sagten sie, sondern bleiben zusammen. So hatte der Herr mich dorthin geschickt, obwohl ich von allen diesen Dingen nichts wusste.
Ein anderes Beispiel: Ich war vor einigen Jahren zusammen mit Bruder Van der Ster auf einer Reise. Von Deutschland kommend, hielten wir uns in Belgien auf und waren freitags abends bei einem Bruder zu Gast. Am folgenden Samstag wollten wir nach Genf weiterfahren und dort über Sonntag bleiben. Abends, als wir bei diesem Bruder zusammensaßen, fiel ihm plötzlich ein, dass er einen Bruder aus einem Ort in Holland kurz in Brüssel auf der Straße gesehen hatte. In diesem Augenblick sagte der Herr zu mir – es war Freitagabend, 21 Uhr –: In diesem Ort in Holland musst du Sonntag sein. Kurze Zeit darauf fragte Bruder Van der Ster: Wann wollen wir morgen früh fahren? Ich erwiderte darauf, dass ich nicht mitgehen, sondern nach X in Holland fahren würde. Er fragte mich, ob mir das klargeworden sei, und ich bejahte das. Am nächsten Morgen fuhren wir dann zu diesem bestimmten Ort in Holland. Als wir dort ankamen und bei dem besagten Bruder klingelten, war niemand zu Hause. Ich dachte: Solltest du dich geirrt haben? Das kann doch nicht sein! Als ich zum Wagen zurückging, in dem meine Frau geblieben war, bog ein Auto um die Ecke, in dem der Bruder mit seiner Frau und seinem Sohn saß. Er stieg aus und fragte mich: Wer hat dich geschickt? Ich entgegnete in demselben Tonfall: Ich habe einen Telefonanruf von oben bekommen. Da fragte der Bruder: Was weißt du? Ich sagte: Ich weiß nichts. Darauf er: Du weißt nichts? Ich verneinte. Was ist denn? Nun berichtete er: Wir haben gestern Abend eine Brüderversammlung gehabt, und es gab solch einen Streit, dass die Brüder zueinander sagten: So können wir am Sonntag nicht zusammenkommen, um den Tod des Herrn zu verkündigen. Ich sagte zu meinem Sohn: Ruf sofort Bruder Heijkoop an, dass er kommt. Das war gestern Abend um 21 Uhr. Mein Sohn antwortete darauf: Das tue ich nicht, wenn der Herr Bruder Heijkoop hier haben will, wird Er ihn schicken. Das war genau der Zeitpunkt, als der Herr es mir in einem anderen Land, Hunderte von Kilometern entfernt, ins Herz gab: Dorthin musst du gehen!
So klar spricht der Heilige Geist. Wir sehen es in Gottes Wort, doch auch unsere Erfahrung lehrt uns, wie deutlich der Herr antwortete, wie Er führt, wenn wir uns Ihm zur Verfügung stellen. Auf diese Weise ermuntert Er uns, wirklich auf seine Stimme zu hören, und ich danke Ihm dafür.
Vor zwei Jahren ereignete sich folgendes in der Versammlung in Winschoten: Ein Lied wurde vorgeschlagen, ein Bruder sprach ein Gebet, und der Herr wirkte es in meinem Herzen, dass ich an einen bestimmten Abschnitt dachte. Ich fragte: Herr, willst Du mich gebrauchen? Ja, sagte der Herr. Ich fragte weiter: Über diesen Abschnitt? Ja, sagte der Herr wiederum. Soll ich ihn lesen? Da sagte der Herr: Nein. Das hatte ich vorher noch nie erlebt. Ich war verwirrt. Der Herr sagte ganz klar: Heute Nachmittag will ich dich gebrauchen, und zwar sollst du über diesen Abschnitt sprechen, aber vorläufig abwarten. Nachdem es vier bis fünf Minuten still geblieben war, stand ein Bruder auf und las einen anderen Abschnitt. Der Herr hatte ihm Freimütigkeit gegeben, diesen Abschnitt zu lesen und etwa eine Viertelstunde lang etwas darüber zu sagen. Nachdem er sich dann setzte, sagte der Herr zu mir: Jetzt ist der Zeitpunkt da für dich. Ich habe das den Geschwistern dann sogleich berichtet. Dieses Beispiel kann uns verdeutlichen, dass die Leitung des Heiligen Geistes auch in den Versammlungen eine Wirklichkeit ist. Daran braucht kein Zweifel zu bestehen. Der Herr macht ganz klar, was Er will.
Vor etwa fünfundzwanzig Jahren erzählte mir mein Bruder, dass ihn sein kleiner Junge von fünf oder sechs Jahren zweimal auf dem Weg zur Versammlung gebeten habe, ein bestimmtes Lied vorzuschlagen. Darauf sagte mein Bruder: Mein Junge, du weißt doch, dass ich das nicht tun kann. Wenn du das Lied gerne singen möchtest, musst du das dem Herrn sagen. Er hat die Leitung und nicht ich. In beiden Zusammenkünften wurde dann dieses Lied, das der Junge genannt hatte, als erstes Lied vorgeschlagen. Ist das Zufall? Ist es nicht vielmehr so, dass der Herr das Gebet eines kleinen Kindes erhört und dann dementsprechende Anweisungen gibt?
Vor einigen Jahren gewann ein Bruder in Holland mit seiner Frau die Überzeugung, dass der Herr sie nach Kolumbien senden wolle. Der Bruder fragte den Herrn: Was soll ich tun? Ich habe weder eine Gabe als Lehrer noch als Evangelist. Was sollen wir dann in Kolumbien? Beide sprachen mit niemandem darüber, doch der Herr sagte ihnen während eines halben Jahres immer wieder: Ihr müsst nach Kolumbien gehen. Eines Sonntag nachmittags, als der Bruder mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Versammlung war, bat er den Herrn: Wenn es wirklich dein Wille ist, dass ich nach Kolumbien gehe, dann gib mir in dieser Zusammenkunft ein Wort, das mir das ganz klar macht. An diesem Nachmittag sprach dort ein Bruder über Gehorsam. Dabei sagte er dann: Wenn der Herr dir sagt, dass du nach Kolumbien gehen sollst, dann musst du nach Kolumbien gehen. Von den Übungen dieses Bruders ahnte er nichts. Nun wusste der Bruder Bescheid und dankte dem Herrn dafür. Er meinte mir gegenüber später einmal: Der Bruder, der den Dienst tat, hätte genauso gut Afrika als Beispiel nehmen können, aber er nannte Kolumbien. Ist das Zufall oder Leitung des Heiligen Geistes, wenn der Herr eine solche Antwort gibt?
Vor allem den jungen Geschwistern möchte ich versichern, dass die Leitung des Heiligen Geistes eine Wirklichkeit ist und dass man sie erleben kann. Gott, der Heilige Geist, will und kann die Leitung haben in unseren Zusammenkünften. Damit will ich nicht sagen, dass wir, die Brüder, die einen Dienst tun, uns immer unter seine Leitung stellen. Wir haben uns deswegen oft zu verurteilen. Aber die Leitung des Heiligen Geistes ist eine Wirklichkeit. Ist das nicht eigentlich selbstverständlich? Wenn Gott, der Heilige Geist, in der Versammlung wohnt (vgl. Eph 2,22; 1. Kor 3,16), kann dann ein anderer die Leitung haben als Er? Nur einer hat in der Versammlung Autorität: der Herr Jesus, der das Haupt des Leibes ist und durch den Heiligen Geist seine Autorität inmitten der Versammlung ausübt. Wenn wir die Leitung des Heiligen Geistes in den Zusammenkünften nicht beachten, ist das in Wirklichkeit Auflehnung gegen die Autorität des Herrn. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das Vorschlagen eines Liedes, das Aussprechen eines Gebetes oder den Dienst am Wort handelt. Allein der Heilige Geist hat das Recht und die Freiheit, zu gebrauchen, wen Er will (1. Kor 12,11).
Und es ist der Herr als verherrlichter Mensch im Himmel, der der Versammlung die Gaben gibt (Eph 4,7–11). Also nicht der Heilige Geist, sondern der Herr Jesus gibt die Gaben. Doch aus 1. Korinther 12 ersehen wir, dass die Gaben nur durch die Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt werden können. Es heißt in Vers 1 wörtlich: „Was aber die geistlichen betrifft“. Das Wort „Gaben“ ist kursiv gedruckt, was besagt, dass es im griechischen Originaltext nicht steht. Das bedeutet, dass es bei den geistlichen Gaben darum geht, dass alles durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes gekennzeichnet ist und der Heilige Geist sich darin offenbaren kann, wie auch aus den folgenden Versen klar wird.
In Vers 3 heißt es dann, dass jemand sogar „Herr Jesus“ nur durch den Heiligen Geist sagen kann, d. h. durch die Kraft, die der Heilige Geist gibt. Das hat nichts mit der Bekehrung oder der neuen Geburt zu tun. Nicht nur jemand, der von neuem geboren ist, sondern auch ein Ungläubiger kann „Herr Jesus“ sagen. Doch wenn er das tut, ist es der Heilige Geist, der ihm die Kraft dazu gibt. Der Teufel würde das nie tun. Er weiß, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist, und das wissen auch seine Dämonen. Wir lesen in den Evangelien, dass sie Ihn den „Heiligen Gottes“ nennen und dass sie wissen, dass Er sie richten wird. Im 1000-jährigen Reich wird Er sie in den Abgrund einschließen, und am Ende werden sie in den Feuersee geworfen werden. Die Dämonen fragen in den Evangelien: „Bist du hierhergekommen, vor der Zeit uns zu quälen?“ (Neh. 8,29). Aber an keiner Stelle nennen sie Ihn Herrn. Niemals werden Satan oder seine Dämonen Ihn als Herrn anerkennen, und daher gibt Satan einem Menschen auch nicht die Kraft dazu, Ihn Herrn zu nennen. Der Heilige Geist aber sucht immer die Ehre des Herrn Jesus. Er wünscht, dass der Herr Jesus verherrlicht wird. Wir verherrlichen Ihn nicht, wenn wir nicht Herr Jesus sagen. Wie wir bereits gesehen haben, hat Gott den Herrn Jesus nach seiner Himmelfahrt zum Herrn und Christus gemacht (Apg 2,36). In allen Briefen finden wir niemals mehr den Namen Jesus ohne den Zusatz Herr, außer, wenn der entsprechende Schreiber zurückblickt auf das Leben des Herrn Jesus hier auf der Erde vor dem Kreuz. Es ist gut, dass wir uns das klarmachen. Wenn wir z. B. ein Buch lesen, in dem immer nur von Jesus gesprochen und nicht Herr Jesus gesagt wird, sollten wir sehr wachsam sein. Meistens können wir dann sicher sein, dass dämonische Einflüsse vorhanden sind, denn der Heilige Geist wird nicht einfach „Jesus“ sagen, es sei denn, wie gesagt, dass es sich um besondere Ausdrücke handelt, wie z. B. in 2. Korinther 4,11, wo von dem „Leben Jesu“ die Rede ist, womit das Leben des Herrn Jesus auf der Erde vor dem Kreuz gemeint ist.
In 1. Korinther 12 nun sehen wir, dass auch die Gaben nur durch die Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt werden können: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist“ (V. 4). Die Gaben gibt der Herr Jesus (Eph 4), aber gebraucht werden sie durch den Heiligen Geist. Das finden wir hier immer wieder: „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. Denn einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben (also nicht die Gabe der Weisheit, sondern das Wort der Weisheit), einem anderen aber das Wort der Erkenntnis (wieder: nicht die Gabe eines Lehrers) nach demselben Geiste; einem anderen aber Glauben in demselben Geiste, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geiste, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Prophezeiung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen. Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will“ (V. 7–11). Durch Gott, den Heiligen Geist, können die Gaben, die der verherrlichte Herr der Versammlung gegeben hat, ausgeübt werden. Allerdings ist es bei uns anders als bei den Menschen, die unter dem Einfluss von Dämonen stehen. Diese Menschen haben keine Macht über sich selbst, sie werden von den Dämonen beherrscht. Wir dagegen, die wir Kinder Gottes geworden sind, sollen feststehen in der Freiheit (Gal 5,1.13). Wir sind befreit aus der Macht Satans, befreit von der Macht der Sünde, befreit von der Welt, befreit, um einem anderen zu dienen, unserem Herrn. Nach Gottes Gedanken bedeutet Freiheit für einen Christen, dass es kein Hindernis mehr für ihn gibt, dem Herrn Jesus und dem Vater zu dienen. Gott setzt voraus – und ist das nicht auch für uns die einzig richtige Schlussfolgerung? –, dass jeder, der den Herrn Jesus als seinen Heiland kennt und Ihn liebt, nur den Wunsch hat, Ihm zu dienen, und dass jeder, der etwas von der Gnade des Vaters verstanden hat, dem Vater dienen möchte. Das neue Leben, das wir empfangen haben, hat keinen anderen Wunsch, als dem Vater und dem Sohn zu dienen. Der Herr Jesus sagt in Johannes 4,34 von sich: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.“ Wenn der Herr Jesus mein Leben geworden ist, ist es dann möglich, dass ich etwas anderes tun will als den Willen des Vaters und den Willen des Herrn Jesus, des Sohnes Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat? Und nicht nur das: Gott, der Heilige Geist, wohnt in mir und wünscht mich dahin zu leiten, dass ich in allem dem Vater und dem Sohn diene. Er will mir die Kraft geben, das zu tun. Er will mir die Kraft geben, die Gabe auszuüben, die der Herr Jesus mir verliehen hat. Der Herr hat jedem der Seinigen eine Gabe gegeben. Diese Gaben dürfen in Freiheit ausgeübt werden, das braucht nicht unter Zwang zu geschehen. Gott will uns nicht die Hände binden, nein, wir sind Kinder, und Er erwartet, dass wir Ihm mit Freuden dienen und mit Freuden die Gaben zu seiner Ehre gebrauchen.
Ist es nicht eine erstaunliche Tatsache, dass das Geschöpf, das diese Gaben empfangen hat, doch frei darüber verfügen kann? Und der Heilige Geist will uns die Kraft dazu geben, denn durch Ihn allein können die Gaben ausgeübt werden, damit wir sie im Gehorsam gegenüber dem Herrn gebrauchen können. Gott hat uns nicht zu Sklaven gemacht, sondern zu Kindern. In 1. Korinther 14 lesen wir über die Propheten, dass zwei oder drei reden und die anderen urteilen sollen. Dann folgt: „Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der erste. Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden. Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“ (V. 30–32). Das bedeutet: Ich habe eine Gabe von dem Herrn empfangen und kann diese Gabe nur ausüben in der Kraft des Heiligen Geistes. Wie könnte es auch möglich sein, dass eine geistliche Gabe durch fleischliche Kraft ausgeübt wird? Aber das Erstaunliche und Wunderbare ist, dass ich doch über die Kraft des Heiligen Geistes verfügen kann.
Wenn ich mich nicht unter seine Leitung stelle, kann ich auch dann schweigen, wenn er will, dass ich spreche. Ich kann sogar so töricht sein und den Namen des Herrn in der Weise verunehren, dass ich (wie ich einmal von einem Pfarrer las, der zeigen wollte, was er konnte) vor Kühen predige. Ich könnte das tun, auch wenn es eine Unehre für den Herrn wäre. Daran erkennen wir, in was für eine wunderbare Stellung uns der Herr gebracht hat: Wir können in dieser Weise über die Kraft des Heiligen Geistes verfügen. Wir können damit sogar unseren eigenen Willen tun. Doch wie schrecklich ist es in Wirklichkeit, wenn wir als Geschöpfe, das tun, und zwar als solche, die obendrein in dieser Weise begnadigt sind.
Ich komme jetzt wieder zurück auf die Leitung des Heiligen Geistes im praktischen Leben. In Galater 5,17 lesen wir: „Auf dass ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Gott, der Heilige Geist, wohnt in uns, und der Herr Jesus hat uns mit seinem Blut erkauft. Wenn ich mir bewusst werde, dass ich ein Eigentum des Herrn Jesus bin, des Schöpfers des Himmels und der Erde, und dass Er aus Liebe zu mir an das Kreuz ging, um dort mein Gericht zu tragen und zu sterben, kann es dann sein, dass mein Herz nicht anerkennt, dass Er ein Recht auf mein Leben hat und auf alles, was ich bin und habe? Er hat als Schöpfer wirklich das Recht, zu erwarten, dass das Geschöpf Ihn liebt mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft (5. Mo 6,5) und, wie der Herr Jesus in Markus 12,30 hinzufügt: mit seinem ganzen Verstand oder Gemüt.
Vor einigen Jahren sprach ich mit einem jungen Mann, dem Bruder eines Freundes von mir, anläßlich der Beerdigung von deren Vater. Dieser junge Mann, den ich bis dahin nicht gekannt hatte, sagte zu mir: Man braucht doch nicht so wie mein Bruder mit jedem über das Evangelium zu sprechen. Mein Bruder tut das, aber ich finde, es reicht doch, wenn man, z. B. mit seinen Nachbarn, über alltägliche Dinge spricht. Ich fragte ihn: Bist du gerettet für die Ewigkeit? Ja, antwortete er, ich weiß, dass meine Sünden vergeben sind. Darauf sagte ich: Du meinst also, dass es gut ist, den Herrn Jesus zu haben, soweit man Nutzen davon hat. Es genügt dir, dass du Ihn zu dem Zweck hast, nicht in die Hölle zu kommen. Aber im Übrigen lebst du lieber dein eigenes Leben und willst mit Ihm nichts zu tun haben. Du möchtest am liebsten vor allen verbergen, dass du mit Ihm verbunden bist. Du fragst nicht danach, was seine Gedanken sind. Darauf gab der junge Mann keine Antwort.
Ist das nicht eine schreckliche Gesinnung? Doch sieht es in meinem und in deinem Herzen praktischerweise nicht oft genauso aus? Wie oft ist das in dem Leben eines jeden von uns so gewesen. Gott gebe, dass es bei euch nicht so oft so war wie bei mir. Doch besonders ihr Jüngeren, bedenkt, was es heißt, wenn man die Rechte des Herrn im praktischen Leben nicht anerkennt! Und bedenken wir, Brüder, was es bedeutet, wenn man die Rechte des Heiligen Geistes, die Rechte des Herrn in der Versammlung, nicht anerkennt! Der Herr Jesus ist das Haupt der Versammlung. Er ist in unserer Mitte, und wir bekennen, dass wir zu seinem Namen hin versammelt sind als seine Gäste. Bin ich mir im Klaren, was es bedeutet, wenn ich ein Lied vorschlage, ohne dass der Heilige Geist mir im Namen des Herrn den Auftrag dazu gibt? Wenn ich aufstehe, um zu beten, ohne dass der Heilige Geist mich gebrauchen will? Oder wenn ich nicht auf seine Leitung achte und eigenmächtig einen Dienst tue? Wir nennen das dann oft noch Dienst, aber in Wirklichkeit ist es Unabhängigkeit vom Herrn und diene ich nicht, sondern bringe mich selbst, und das ist Herrschen. Was für eine Unehre, was für eine Schande ist das für den Herrn Jesus. Welch eine Undankbarkeit ist es zudem, und wie sehr missachten wir dann, wer Er ist: der Sohn Gottes, der in unserer Mitte ist und der uns eingeladen hat, in seiner Gegenwart zu sein. Welch eine Unehre ist es auch für Gott, den Heiligen Geist, der doch in unserer Mitte ist. Er ist da, um uns zu führen und zu leiten und um im Namen des Herrn Jesus das zu bewirken, was zur Ehre des Herrn Jesus und zum Nutzen aller ist, die anwesend sind. Wie oft vergessen wir das.
Ein Gläubiger, der zu einer Kirche geht, äußerte einmal meinem Schwager gegenüber: Ja, in der Kirche ist eigentlich alles falsch. Nur einer darf ein Lied vorschlagen, danken und predigen. Alle anderen haben zu schweigen. Mein Schwager entgegnete: Ja, das ist so. Aber bei uns ist das noch viel schlimmer. Da hat kein einziger das Recht, ein Lied vorzuschlagen, kein einziger darf den Mund auftun, um zu beten, und keiner darf ohne weiteres predigen. Der Gläubige hörte sich das erstaunt an und sagte: Ich dachte, bei Ihnen hat jeder das Recht, das zu tun. Nein, antwortete mein Schwager, da sind Sie ganz falsch informiert. Niemand von uns darf das. Dazu hat nur einer das Recht, Gott, der Heilige Geist, der in unserer Mitte ist. Der darf gebrauchen, wen Er will. Wir sind in der Gegenwart Gottes zusammen, und Er allein hat das Recht, jemanden zu gebrauchen.
Verstehen wir das? Denken wir darüber nach? Machen wir uns wirklich klar, dass der Herr Jesus persönlich in den Zusammenkünften anwesend ist? Dass der Heilige Geist in meinem Leib wohnt und in dem Leib jedes Gläubigen, der das Evangelium angenommen hat, ganz gleich, ob er jung oder alt ist, ein Bruder oder eine Schwester? Wir sind versammelt als die Gäste des Herrn, um Ihm das Lob und den Dank unserer Herzen zu bringen oder um etwas von Ihm zu empfangen oder unsere Nöte dem Vater vorzulegen. Da will Er gebrauchen, wen Er will und von dem Er weiß, dass er geeignet ist, als Mund der Versammlung zu dem Vater zu sprechen. Oder wenn wir an die Zusammenkünfte sonntags nachmittags denken, wo Er uns das geben will, was sein liebendes Herz an Unterweisung, an Trost und an Ermahnung für uns bereithält. Da wählt Er die aus, die Er dazu gebrauchen will. Ihnen gibt Er das, was Er in diesem Augenblick für nötig erachtet. Er ist weise, und Er weiß genau, was ich brauche und was jeder von uns braucht. Wenn wir als seine Gäste bei Ihm sind, dann möchte Er uns gebrauchen können. Ist das nicht eigentlich selbstverständlich?
Wenn Gott, der Heilige Geist, in meinem Leib wohnt, kann ich dann meine Hände gebrauchen, wozu ich selbst will? Kann ich meine Augen gebrauchen zu dem, was ich selbst will? „Ihr seid um einen Preis erkauft worden–, verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,20). Hat der Herr, der uns erkauft hat, nicht ein Recht auf alles, was wir sind, und zwar nicht nur in der Versammlung, sondern auch in unserem praktischen Leben? Wozu hat Er mir meine Fähigkeiten gegeben? wozu meinen menschlichen Verstand? wozu diese oder jene Begabung? Hat Er nicht alles für sich selbst und zu seinem Nutzen erschaffen, wie Kolosser 1,16 sagt? Diene ich Ihm nicht gerne, wenn ich mir bewusst werde, was Er für mich ist und was Er für mich getan hat? Er hat mich aus der Macht Satans befreit, aus der Macht der Sünde und des Todes, damit ich frei wäre, Ihm zu dienen. Er hat den Preis dafür bezahlt. Er will uns in die ewige Herrlichkeit bringen, dorthin, wo wir ewig bei Ihm im Vaterhaus sein werden, gleichförmig seinem Bild, wie wir an einem der vorigen Abende gesehen haben, und wo wir alles mit Ihm teilen werden. Wie unendlich groß und unendlich reich muss sein Teil sein, der der ewige Sohn des Vaters ist, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Und all das, was sein Teil ist, ist auch mein Teil geworden. Er hat dazu das Werk auf dem Kreuz vollbracht, ist dazu auf diese Erde gekommen, hat Hunger und Durst gelitten, ist geschmäht, verachtet, gebunden, angespieen und geschlagen worden. Kann man sich etwas vorstellen, das der Herr Jesus nicht für uns bezahlt hätte neben den Leiden, die schon mit der Tatsache verbunden waren, dass Er dreiunddreißig Jahre auf dieser Erde war, Er, der immer im Schoß des Vaters war und immer dort gewohnt hat, wo alles in Übereinstimmung mit seiner Herrlichkeit ist und wo Hunderte Millionen Engel auf einen Wink von Ihm warten, um seinen Willen auszuführen? Er musste hier in dieser Welt voller Hass leben. Und warum? Weil Er mich liebte und mich vom ewigen Verderben erretten wollte; weil Er mich darüber hinaus verstehen wollte, wenn ich, nachdem ich bekehrt wäre, Schwierigkeiten hätte. Als ich im Konzentrationslager war und Hunger hatte, konnte Er mich verstehen, denn Er hatte Hunger gelitten. Er konnte mich verstehen, als ich Durst hatte, konnte mich verstehen, als ich einsam war. Er versteht mich, wenn ich Schmerzen habe, denn Er hat alles kennengelernt, nur viel intensiver als ich es jemals kann. Wer hat je gelitten wie der Mann der Schmerzen? Wenn wir eine solche Liebe sehen, mit der Er alles bezahlt hat, um uns die Herrlichkeit zu geben, finden wir es dann nicht abscheulich, wenn wir die kurze Zeit hier auf der Erde unser Leben Ihm nicht ganz hingeben und nicht in allem, in den großen und kleinen Dingen, nach seinen Gedanken fragen?
Ihr lieben, jungen Geschwister, denkt über diese Dinge nach. Gott, der Heilige Geist, wohnt in euch, und der Herr Jesus, der Sohn Gottes, der euch geliebt hat, ist euer Herr. Fragt euch, ob ihr nicht Ihm dienen und seine Rechte anerkennen wollt und nur die eine Frage kennt: Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Unterwerft euch seiner Leitung und der Leitung des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist will euch gebrauchen, so dass alles, was ihr tut, zur Ehre des Herrn Jesus ist und sein Name dadurch verherrlicht wird. Dann sieht jeder, dass ihr nur diesen Wunsch habt, dem Herrn zu dienen, und auch den Ungläubigen wird deutlich, dass ihr Ihn als euren Herrn anerkennt. Daran sehen die Ungläubigen, was eigentlich auch ihre Pflicht ist: Ihm zu gehorchen. Die Folge für euch wird sein, dass ihr ein Leben der Gemeinschaft mit dem Herrn führt, wo ihr erfahrt, was es ist, mit dem Herrn und in Gehorsam Ihm gegenüber den Weg zu gehen, und wo ihr die Leitung des Heiligen Geistes kennenlernt. Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass die Erfahrungen, von denen ich erzählt habe, mein Herz glücklich gemacht haben? Jeder, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, weiß das. Wir dürfen dann erleben, dass der Herr Jesus alles besser weiß und alles besser tun kann als wir. Ich könnte noch von vielen Erfahrungen berichten, die ich mit dem Herrn im Geschäftsleben gemacht habe. Wenn man seine Geschäfte im Gehorsam dem Herrn gegenüber führt und Ihn in allen Dingen fragt, was man tun soll, wird man sehr bald einsehen, dass Er ein viel besserer Geschäftsmann ist als wir. Dabei spielt es keine Rolle, worum es sich handelt. Er weiß alles besser als wir, auch wenn wir es nicht immer gleich verstehen.
In geschäftlichen Dingen habe ich es erlebt, dass der Herr mir sagte, ich sollte etwas Bestimmtes tun, und begriff nicht, warum, weil ich es, menschlich gesprochen, unsinnig fand. Doch später sah ich, dass es das Allerklügste war. Es gab Dinge, die mir sehr vielversprechend erschienen, die mir der Herr jedoch nicht erlaubte, und manchmal, aber nicht immer, ließ Er mich später erkennen, dass sie sehr unvorteilhaft gewesen wären, wenn ich sie getan hätte. Er wusste das im voraus. Er kennt alle Dinge. Ich bin älter als viele von euch, und ich versichere euch, dass ich dem Herrn oft gedankt habe, dass Er mich daran gehindert hat, einen Weg zu gehen, von dem ich geglaubt hatte, er wäre vorteilhaft für mich. Es kommt darauf an, dass wir gehorsam sind und nicht auf unsere eigenen Gedanken und Urteile vertrauen. Dann und wann zeigt Er uns, wie weise und gut das ist, was Er tut. Wenn ich vor dem Richterstuhl Christi offenbar werde, werde ich erkennen, wie weise sein Weg und wie gut seine Führung für mich war. Ich werde erkennen, wie töricht ich war, wenn ich nicht darauf achtete und mich lieber von meinem eigenen Verstand oder meinen Gefühlen leiten ließ.
Ich spreche, wie gesagt, ungern über meine eigenen Erfahrungen. Doch heute Abend gab der Herr mir ins Herz, darüber zu sprechen, um euch etwas davon zu zeigen, was es für euch sein wird, wenn ihr euch ganz dem Herrn anvertraut und mit Ihm den Weg geht.
Ich möchte dazu noch ein Beispiel anführen: Vor einigen Jahren war meine Arbeit so sehr angewachsen, dass ich nicht mehr alles schaffen konnte. Viele rieten mir, mich nach einem Helfer umzusehen. Doch der Herr sagte: Warte auf mich. Und ich habe mich in keiner Weise um jemanden bemüht. Schließlich kam ein junger Bruder und bot mir an, mir zu helfen. Er blieb einige Jahre. Voriges Jahr nun gewann er die Überzeugung, dass der Herr ihn nun einen anderen Weg führen wollte. Er machte sich Gedanken, wie es mit meiner Arbeit werden würde, wenn ich wieder alles allein erledigen müsste. Dabei war von vornherein klar, dass das unmöglich war. Darauf sagte ich zu dem Bruder: Der Herr wird dafür sorgen. In seiner Gnade gab Er mir auch völlige Ruhe. Nicht, dass mein Glaube so stark ist und ich soviel Vertrauen habe, nein, Er gab mir die Gnade. Wenn Er das nicht täte, hätte ich gar kein Vertrauen. Wenn der Herr meinen Glauben nicht stärkte, bräche ich morgen, nein, heute Abend noch zusammen. Wir sind in jeder Beziehung völlig von dem Herrn abhängig. Nun, noch bevor der junge Bruder aufgehört hatte, kam ein anderer, und zwar jemand, an den ich in dieser Hinsicht nie gedacht hatte. Er hatte Chemie studiert, war damals an der Universität angestellt und arbeitete an einer Doktorarbeit. Er ließ alles im Stich und kam mit der Begründung: Der Herr hat mir gesagt, dass ich zu Ihnen kommen und diese Arbeit tun soll. Ich wendete ein, dass auch jemand, der nicht studiert habe, diese Arbeit sehr gut tun könnte. Darauf entgegnete er: Was macht das, wenn ich nur dem Herrn dienen kann.
So handelt der Herr. Ihm stehen alle Dinge zur Verfügung, und Er will in allem helfen, wenn wir uns Ihm übergeben. Dann werden wir nie beschämt oder enttäuscht werden. Es kann sein, dass wir manchmal denken, etwas sei nicht so gelaufen, wie es gut gewesen wäre. Spätestens am Richterstuhl Christi, wenn wir bei dem Herrn sind, wird Er uns alle Dinge in ihrem richtigen Licht zeigen. Dann werden wir sehen, wie groß seine Liebe zu uns war und wie weise der Weg war, den Er uns führte, und wie weise auch die Prüfungen und die Schwierigkeiten. Wir werden Ihm dann aus tiefstem Herzen danken für alles, was Er in unserem Leben geschehen ließ, auch für die Hindernisse. Fragen wir nicht manchmal voller Furcht, wie etwas weitergehen soll? Er lässt manches zu, damit wir in Abhängigkeit von Ihm unseren Weg gehen. Er möchte, dass wir nicht auf uns selbst vertrauen, sondern in allen Dingen fühlen, dass Er allein uns Kraft geben kann. Jeder von uns, der etwas davon aus Erfahrung weiß, weiß auch, dass es kein glücklicheres Leben gibt als in Abhängigkeit vom Herrn den Weg zu gehen; dass es nichts Schöneres gibt als das Bewusstsein, dass Er in Liebe auf uns hernieder sieht. Ich möchte es einmal so ausdrücken: Es gibt nichts Schöneres als das Wissen um das zustimmende Lächeln des Herrn. In Matthäus 25 sagt Er zu den Dienern, die zu Ihm kommen: „Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn“ (V. 21.23). Kann man sich etwas Herrlicheres ausdenken, als dass der Herr dies zu euch sagt, zu mir, zu jedem einzelnen von uns? Es kann sein, dass der Herr heute Abend kommt oder morgen oder vielleicht in zehn oder dreißig Jahren. Wenn Er dann sagen könnte: Du warst treu über das wenige, das ich dir anvertraut habe; gehe ein in die Freude deines Herrn, würden dann nicht alle Schwierigkeiten, die es geben kann, alle Leiden gering sein im Vergleich zu dieser Belohnung? Doch auch schon hier auf der Erde hören wir, wie seine Stimme uns das sagt, wenn wir wirklich unser Leben Ihm weihen, wenn auch für uns das zutrifft, was für Ihn galt: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34).
Vor zwei Jahren erzählte mir eine Schwester in der Schweiz, eine ältere Freundin habe zu ihr gesagt: Der Herr gibt uns niemals, was wir gerne möchten, sondern immer nur das, was wir nicht so gern haben. Ich war sehr erstaunt, dass gerade diese ältere Schwester das gesagt haben sollte. Ich kenne und schätze sie nämlich sehr als eine gottesfürchtige Schwester, und ich hoffe, dass die jüngere Schwester sie falsch verstanden hat. Ich antwortete darauf: Da muss deine Freundin einen ganz falschen Eindruck von dem Herrn haben. Wenn sie das wirklich gesagt hat, hat sie niemals Erfahrungen mit Ihm gemacht. Wenn ich tatsächlich den Willen des Herrn tun will, gibt Er mir alles, was ich wünsche. Wenn ich verlange, Ihm zu dienen, dem Sohn Gottes, der mich geliebt hat, dann will Er mein Leben mit Freude erfüllen und meinem Wunsch entsprechen. Sein Herz freut sich, wenn Er das sieht. Lesen wir nicht in Gottes Wort: „Dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört“ (1. Joh 5,14)? Es genügt uns, was Gottes Wort dazu sagt, und es ist Torheit, noch hinzuzufügen, was Menschen darüber wissen. Doch darf ich hinzufügen, dass ich praktisch erfahren habe, dass Gottes Wort wahr ist. Wenn wir auch vielleicht nicht sagen können, dass wir „Fülle von Freude“ erleben, weil wir vollkommene Freude erst in der Ewigkeit kennen werden, so erfahren wir doch, was wir in 1.Johannes 1,4 lesen: „Dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei.“ Gebe Gott, dass das während der kurzen Zeit, die ich noch hier bin, auf mich zutrifft! Gebe Gott, dass ihr, die jüngeren Brüder und Schwestern, das in reicherem Maß erfahrt als ich! Wie glücklich wird dann euer Leben sein, und wie wird dann der Name unseres Herrn verherrlicht werden!