Betrachtung über Markus (Synopsis)
Kapitel 13
In diesem Kapitel behandelt der Herr den Dienst der Apostel in den Umständen, in denen sie sich bald befinden würden, weit mehr als die Entwicklung der Haushaltungen und der Wege Gottes betreffs des Reiches – ein Gesichtspunkt, unter dem Matthäus, wie bereits angedeutet, diesen Gegenstand ausführlicher erörtert (V. 1–4).
Man wird bemerken, dass die Frage der Jünger den Gegenstand, der sie beschäftigt, nur in ganz allgemeiner Weise ins Auge fasst. Sie fragen, wann das Gericht über den Tempel und alle diese Dinge hereinbrechen werde; und die Verse 9 – 13 beziehen sich, obwohl sie einige Umstände enthalten, die sich auch in Mt 24 vorfinden, vielmehr auf das in Mt 10 Gesagte. Es handelt sich um den Dienst, den die Jünger in der Mitte Israels und im Zeugnis gegen die sie verfolgenden Gewalten vollbringen sollten, indem das Evangelium allen Nationen gepredigt würde, ehe das Ende käme. Die Jünger sollten als Prediger den Platz ausfüllen, den Jesus in der Mitte des Volkes eingenommen hatte; nur sollte sich ihr Zeugnis viel weiter erstrecken, und zwar angesichts aller möglichen Leiden und der peinlichsten Verfolgungen. Zu einer bestimmten Zeit jedoch sollte dieser Dienst ein Ende nehmen. Das wohlbekannte Zeichen „des Gräuels der Verwüstung“ würde diesen Augenblick bestimmen, und dann sollten sie fliehen (V. 14 u. f.). Es würden Tage einer Drangsal ohnegleichen sein, verbunden mit Zeichen und Wundern, die, wenn möglich, selbst die Auserwählten verführen würden. Doch sie waren vorher gewarnt worden. – Nach jener Zeit sollte alles erschüttert werden und der Sohn des Menschen kommen. Die Macht würde an die Stelle des Zeugnisses treten und der Sohn des Menschen seine Auserwählten (von Israel) aus allen Erdteilen versammeln.
Der Herr verbindet, wie mir scheint, in diesem Evangelium, mehr als in irgendeinem anderen, das damals nahe bevorstehende Gericht Jerusalems mit dem zukünftigen, und richtet namentlich auf letzteres die Gedanken, weil Er sich mehr mit dem Verhalten der Seinigen während dieser Ereignisse beschäftigt. Israel, das ganze System, in dessen Mitte der Herr erschienen war, sollte einstweilen beiseite gesetzt werden, um die Versammlung und das Reich in seinem himmlischen Charakter und danach das 1000-jährige Reich einzuführen – d. h. die Versammlung in ihrer Herrlichkeit und das Reich errichtet in Macht – wenn das gesetzliche System und Israel unter dem ersten Bund endgültig beseitigt sein würden. In diesen beiden Zeitabschnitten würde die allgemeine Lage der Jünger dieselbe sein, nur dass in dem letzteren die Ereignisse endgültig und wichtiger sein würden; und von ihnen redet der Herr besonders. Trotzdem machten die nahe bevorstehenden Umstände, die Israel und sein Zeugnis für die Gegenwart beiseite setzen sollten, es notwendig, eine Warnung an die Jünger zu richten betreffs der Gefahr, der sie unmittelbar ausgesetzt sein würden; und eine solche Warnung empfangen sie hier.
Die Anstrengungen der Juden, um am Ende, Gott zum Trotz, das jüdische System wiederherzustellen, werden nur zum offenen Abfall und endgültigen Gericht führen. Dies wird die Zeit jener beispiellosen Drangsal sein, von der der Herr redet. Doch seit der ersten Zerstörung Jerusalems durch Titus bis zur Ankunft des Herrn werden die Juden als beiseite gesetzt und unter diesem Gericht stehend betrachtet, welchen Grad diese auch erreichen würde.
Die Jünger werden zur Wachsamkeit ermahnt, weil sie weder den Tag noch die Stunde des Eintreffens dieser Dinge wissen (V. 28–37). Das Verhalten der Jünger in dieser Hinsicht steht hier besonders vor den Augen des Herrn. Dieser große Tag und die Stunde der Ankunft desselben sind weder den Engeln noch dem Sohn, als Prophet betrachtet, bekannt; denn Jesus soll zur Rechten Gottes sitzen, bis Seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind, und die Zeit, wann Er wieder aufstehen wird, ist nicht offenbart. Dies hat der Vater, sagt Jesus, Seiner eigenen Macht vorbehalten. In Apg 3 sehen wir, wie Petrus den Juden die Wiederkunft Jesus vorstellt; allein sie haben sein Zeugnis verworfen, und es erwartet sie jetzt die gänzliche Erfüllung alles dessen, was vorhergesagt worden ist. Mittlerweile sind die Diener zurückgelassen, um während der Abwesenheit des Herrn zu dienen. Vornehmlich schärft Jesus dem Türhüter ein zu wachen (V. 34); denn sie wussten nicht, um welche Stunde der Herr kommen würde. Dies bezieht sich auf die Jünger in ihrer Verbindung mit Israel, obwohl es zugleich ein allgemeiner Grundsatz und eine an alle gerichtete Ermahnung des Herrn ist.