Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 10-11

Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Die Geschichte der Welt nach der Flut

Die Kapitel 10 und 11 geben uns die Geschichte der Welt, wie sie nach der Flut bevölkert und aufgerichtet wird, und die Wege der Menschen in dieser neuen Welt; es ist die große Bühne der ganzen Entwicklung des Menschengeschlechts, wie es diese Welt nach der Flut bevölkerte, sowie die Grundsätze und Gerichte, auf die sie gegründet ist. Kapitel 10 gibt die Tatsachen, Kapitel 11 wie die Dinge im Gericht zustande kamen, denn die Kapitel 10 und 11 dürfen nicht in zeitlicher Folge betrachtet werden; denn die Aufteilung in Nationen und Sprachen war die Folge der in Babel angestrebten Einheit in menschlichem Hochmut; und schließlich sehen wir die Familie, die Jehova anerkennt, um in ihr die Nachkommen bis zum Gefäß der Verheißung nachzuweisen, und in Verbindung damit Gottes Ordnen der Welt. Die Nachkommenschaft Noahs wird uns nach Familien und Nationen angegeben (etwas Neues auf Erden), aus denen, vom Geschlecht Hams, die erste Macht hervorkommt, die aus der eigenen Kraft herrscht und ein Reich gründet, denn das, was nach dem Fleische ist, kommt zuerst. Damit sowohl die moralische Geschichte der Welt als auch die äußere Form, die sie einnahm, bekannt würden, haben wir also die weltweite Vereinigung der Menschen, um sich wider Gott zu erhöhen und sich unabhängig von Ihm einen Namen zu machen 1. Dieses Streben wurde von seiten, Gottes mit dem Namen Babel (Verwirrung) gestempelt, und es endet in Gericht und in der Zerstörung des ganzen Menschengeschlechts, das sich seitdem neidisch und feindlich gegenübersteht 2. Schließlich haben wir das Geschlechtsregister des Geschlechts, mit dessen Namen es Gott wohlgefiel, Sich zu nennen; denn Gott ist Jehova, der Gott Sems 3.

Die Geschichte der gegenwärtigen Welt mit ihren großen Grundsätzen und Hilfsquellen

Man wird die Wichtigkeit dieser Kapitel empfinden. Die vorhergehenden Kapitel gaben uns nach der Schöpfung die großen ursprünglichen Grundsätze des Verfalls des Menschen, die mit dem Gericht abschließen, in dem die alte Welt ihr Ende fand. Hier haben wir die Geschichte unserer gegenwärtigen Welt, wie sie im ersten Buch Mose gesehen wird (das die Wurzeln alles dessen bloßlegt, was zur Offenbarung der Gedanken Gottes und zur Entfaltung Seiner Regierung dienen sollte), und zwar in ihren großen Grundsätzen und ursprünglichen Hilfsquellen, die den Ergebnissen ihr Gepräge gaben, bis ein anderes Gericht von Gott Selbst alles, außer ihrer Verantwortlichkeit, auslöscht und einer anderen und besseren Welt Raum schafft.

Die Welt in Familien dargestellt

Das Ergebnis dieser Geschichte ist, daß die Welt in Familien dargestellt wird. Die Gestalt dieser Welt hat das Gedenken und die Erkenntnis dessen ausgelöscht, aber nicht dessen Kraft. Die Sache wurzelt im Gericht Gottes, und wenn die erworbene Macht dieser Welt schwach wird, wird es immer augenscheinlicher werden, wie sich das jetzt wirklich auswirkt. Der Urquellen waren drei, zuerst nach der Reihenfolge - Sem, Ham und Japhet - genannt, zuerst die Familie, in der der Bund auf Erden errichtet werden sollte und zu der Gott in Beziehung stehen sollte; dann der, der der Familie Gottes feindselig gegenüberstand; und zuletzt, obwohl er der älteste und stolzeste war, der Mann der Nationen - Japhet.

Japhet

Beim Bericht im einzelnen kommt Japhet zuerst. Die Inseln der Nationen im allgemeinen, d. h. die uns bekannten Länder und ein gut Teil Nordasiens, wurden von seinen Nachkommen bevölkert. Die großen moralischen Fragen aber, und die Macht des Guten und Bösen in der Welt, erhoben sich anderswo, und nun kam das Böse vor dem Guten, denn es war der Tag des Menschen.

Ham

Der Osten, wie wir ihn nennen, Palästina dem Euphrat entlang, Ägypten usw. waren in den Händen Hams. Dort wird Macht durch den Willen eines einzelnen zuerst in Nimrod aufgerichtet. Ein gewaltiger Jäger - Kraft und Tücke wirken zusammen, um den ungezähmten Menschen wie auch das Tier seinem Joch zu unterwerfen. Und Städte erheben sich, aber Babel war der Anfang seines Reiches; er zog aus, andere Städte zu bauen oder zu erobern. Dann kommen die wohlbekannten Ägypter, Mizraim. Ein anderer Zweig dieser Familie wird dadurch gekennzeichnet, daß er die Völker ausmacht, die im Besitz des von Gott für Sein Volk bestimmten Landes sind.

Sem

Sem kommt zuletzt, der Vater der Hebräer, der Bruder dessen, der ihn lange verachtet hatte, da er das Recht des ältesten Bruders besaß. Ein solches ist das allgemeine Ergebnis beim Bevölkern der Welt unter der Anordnung Gottes.

Der Mensch strebt nach einem Mittelpunkt für sich

Der Weg war so. Der Mensch strebte danach, einen Mittelpunkt für sich zu machen. Adam, der auf Erden lebte, wäre das, auch in seinen Beziehungen zu Gott, gewesen, wie Christus es späterhin sein wird und wie Er es auch immer im Vorsatze Gottes war, denn Adam war das Bild Dessen, der kommen sollte. Noah, dessen Einfluss gerecht gewesen wäre, nimmt (nach seiner Anbetung) keinen Platz in dieser ganzen Geschichte ein, außer daß er dadurch seine Stellung der Autorität verlor, daß er in Sünde fiel, indem er die Selbstbeherrschung verlor 4. Der Eigenwille kennzeichnete nun alles; was kann aber bei einer Vielfalt von Willen, die alle unvermögend sind, ein Mittelpunkt zu sein, getan werden? Ein allgemeiner Mittelpunkt und ein gemeinsames Interessengebiet - unabhängig von Gott und Ihn ausschließend - werden gesucht. Sie sollten die Erde füllen; aber zerstreut und in friedlicher Ruhe, ohne Bedeutung wie sie waren, wollten sie nicht. Sie mussten einen Namen bekommen und ein Mittelpunkt werden. Und Gott zerstreut das unter die Nationen, was die Erde familienweise in Frieden füllen sollte. Zungen und Nationen müssen zu Familien zusammengefügt werden, um Menschen auf Erden zu bezeichnen. Der gerichtete Ort wird zum Sitz des energischen Willen des einzelnen - der abtrünnigen Macht. Der Anfang des Reiches Nimrods war Babel. Zungen waren eine Beschränkung und ein eisernes Band um die Menschen.

Gottes Geschichte beginnt in Sem

In Sem beginnt die Geschichte Gottes. Es ist Jehova, der Gott Sems. Wir haben Daten und Epochen, denn schließlich regiert Gott, und die Welt muß dem folgen: der Mensch gehört Gott. Sicherlich wurde das Lebensalter anderer Menschen außer den hier genannten verkürzt; hier wissen wir, wann das geschah. Als nun die Erde aufgeteilt wurde, denn schließlich verfügte Gott über sie, verloren die Jahre des Menschen die Hälfte ihres früheren Alters, wie es sofort nach der Flut schon geschehen war. Von der uns bekannten Geschichte aber war das Volk Gottes immer der Mittelpunkt. Das zieht sich so bis zu Abraham hin. Auch hier wiederum hatte ein neues Element des Bösen - der Götzendienst - sich weltweit verbreitet, wenigstens in der Praxis Jos 24, 2, obwohl er bis dahin nicht zur Sprache gekommen war. Es ist der Mensch in der Welt; und in Sem haben wir das geheime vorsorgliche Ordnen der Dinge durch Gott. Und doch endete es in der Macht des Bösen, selbst in der Familie Sems.

Allgemeiner Götzendienst

Wir haben die Bosheit und Gewalttat des Menschen gesehen, seine Empörung wider Gott, und die Hinterlist Satans, um ihn in diesen Zustand zu versetzen, hier wird aber ein riesengroßer Schritt getan, ein erstaunlicher Zustand des Bösen erscheint auf dem Schauplatz. In den Gedanken des Menschen drängt sich Satan zur Machtstellung auf und bemächtigt sich des Begriffs von Gott im Sinne des Menschen, indem er sich zwischen Gott und ihn stellt, so daß Menschen Dämonen als Gott huldigen. Die Schrift sagt nicht, wann das begann, aber die angeführte Schriftstelle zeigt, daß dies sogar die Familie Sems verunreinigt hatte, und auch in dem Teil, den die Schrift selbst zu dem Geschlechtsregister Gottes auf Erden zählt zu der Zeit, bei der wir angekommen sind. Einzelne Personen mochten fromm sein, aber in jedem Sinne war das Band der Welt mit Gott verloren. Sogar in der Familie, die als Rasse mit Gott in Beziehung stand, hatten sie sich selbst aufgegeben und der Anbetung und der Macht Satans hingegeben. Was redet das alles über den Menschen! Was redet das über die Langmut Gottes!

Fußnoten

  • 1 Von dem Gedanken an einen Bau, der hoch genug wäre, der Flut zu entrinnen, ist in dieser Schriftstelle keine Spur zu finden. Es war der Hochmut des Menschen, der einen Mittelpunkt und einen Namen ohne Gott anstrebte und sich zusammenrottete. Das Emporkommen beherrschender Gewalt und Herrschaft, in der der individuelle Wille und die Energie die Oberhand gewannen, kam nach diesem. Dies sind zwei Phasen des menschlichen Strebens ohne Gott.
  • 2 Pfingsten war ein schönes Zeugnis; dort erhob Sich Gott über die Verwirrung und das Gericht, und sogar in dessen Auswirkung fand Er das Mittel, Sich dem Herzen des Menschen zu nähern, so daß die Gnade das Gericht überwand, selbst wo sie nicht in der Macht, welche die Welt erneuert, bestätigt wurde.
  • 3 In Kapitel 9 ist es überall einfach Elohim, Gott, bis wir zu Vers 26 kommen, wo es Jehova heißt, der Gott Sems.
  • 4 Dies ist eine auffallende Tatsache in dem Charakter der Geschichte des Menschen nach der Flut. Wir haben die vollständige deutliche Feststellung dessen, wozu er wurde.
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