Betrachtung über Markus (Synopsis)

Kapitel 3

Betrachtung über Markus (Synopsis)

Diese Frage wurde in der Synagoge hervorgerufen, anlässlich der Heilung des Menschen mit der verdorrten Hand. Der Herr richtet sie öffentlich an das Gewissen derer, die auf Ihn lauerten. Aber weder Herz noch Gewissen haben eine Antwort für Ihn, und so handelt Er in seinem Dienst gemäß der Güte und den Rechten Gottes und heilt den Menschen (V.1–5) 1. Die Pharisäer und ihre Feinde, die Herodianer – denn alle waren gegen Gott und in dieser Beziehung einig – beratschlagten miteinander, wie sie Ihn umbrächten (V. 6). Jesus begibt sich an den See 2, wohin Ihm wegen seiner Taten die Menge folgt, sodass Er, um nicht in ihrer Mitte zu stehen, genötigt ist, in ein Schiff zu steigen. Die bösen Geister, gezwungen, Ihn als den Sohn Gottes anzuerkennen, sind Ihm untertan; aber Er verbietet ihnen, Ihn kundzumachen (V. 7–12).

Predigen, Seelen nachgehen, Sich für alle aufopfern, Sich durch seine Taten als den Besitzer göttlicher Macht erweisen, während Er sich zugleich vor den Beobachtungen der Menschen verbarg, um außerhalb des Bereiches ihrer Beifallsbezeugungen den Dienst zu erfüllen, den Er übernommen hatte: das war sein Dienst, sein Leben als Mensch hienieden. Liebe und göttliche Macht wurden in dem Dienst enthüllt, den zu erfüllen jene Liebe Ihn trieb, und in dessen Erfüllung jene göttliche Macht ausgeübt wurde. Das aber konnte sich nicht in das Judentum einzwängen lassen, so völlig der Herr sich auch den Israel gegebenen Verordnungen Gottes unterwarf.

Doch wenn Gott sich in dieser Weise offenbart, zeigt sich auch sogleich der fleischliche Widerstand des Menschen 3. Hier endet daher die Beschreibung des Dienstes Christi, und es offenbart sich die Wirkung desselben. Diese Wirkung wird in dem unmittelbar Folgenden entwickelt, sowohl hinsichtlich der Bosheit des Menschen als auch der Ratschlüsse Gottes.

Inzwischen bestimmt der Herr zwölf seiner Jünger, um Ihn zu begleiten und, von Ihm ausgesandt, in seinem Namen zu predigen (V. 13–19). Er konnte nicht nur Wunder tun, sondern auch anderen die Macht dazu verleihen, und zwar mit unumschränkter Gewalt. Dann kehrt Er in das Haus zurück, wo sich wiederum die Menge versammelt (V. 20). Hier offenbaren sich die Gedanken des Menschen zugleich mit denjenigen Gottes. Seine Angehörigen suchen Ihn in der Meinung, dass Er außer sich sei. Die Schriftgelehrten, die als Gelehrte Einfluss besaßen, schreiben die Macht Jesu, die sie nicht zu leugnen vermochten, dem Satan zu (V. 22). Der Herr zeigt ihnen in seiner Antwort, dass im allgemeinen jede Sünde vergeben werden könne; aber seine Macht anerkennen und sie lieber dem Feind zuschreiben, als Den anerkennen, der sie ausübte, heiße nicht den Platz des unwissenden Unglaubens, sondern den von Widersachern einnehmen und wider den Heiligen Geist lästern – diese Sünde könne nie vergeben werden (V. 23–30). Der „Starke“ war da, aber Jesus war stärker als er; denn Er trieb die Dämonen aus. Würde Satan sein eigenes Haus niederzureißen suchen? Die Tatsache, dass die Macht Jesu sich in solcher Weise offenbarte, ließ die Schriftgelehrten ohne Entschuldigung. „Der Starke“ Gottes war gekommen; Israel verwarf Ihn, und seine Obersten lästerten gegen den Heiligen Geist und brachten sich dadurch unter hoffnungslose Verdammnis. Der Herr unterscheidet daher sogleich den Überrest, der sein Wort aufnahm, von jeder natürlichen Verbindung, die Er mit Israel hatte. Seine Mutter oder seine „Brüder“ sind die Jünger, die um Ihn her stehen, sowie alle die, die den Willen Gottes tun (V. 31–35). Hierdurch wird Israel zu jener Zeit tatsächlich beiseite gesetzt.

Fußnoten

  • 1 Man sieht hier klar und deutlich, wie das alte System, gegründet auf das, was der Mensch für Gott sein sollte, beiseite gesetzt wird für das, was Gott für den Menschen ist. Doch da das erstere von Gott eingesetzt war, so hätte nichts, außer den Worten und Werken Jesu, die Juden berechtigen können, es aufzugeben. Was sie jetzt zeigten, war offenbarer Widerstand und Hass gegenüber der völligen Offenbarung Dessen, der es eingerichtet hatte (vgl. Joh 15,22.24).
  • 2 den See von Tiberias.
  • 3 Das ist das Geheimnis der ganzen Geschichte Jesu, des Sohnes Davids. Da alle Verheißungen für die Juden in Ihm waren, der jedem Bedürfnis und allen Leiden bereitwillig entgegenkam, und da Er doch zugleich Gott war und Gott offenbart in Ihm, so konnte der Mensch es nicht ertragen. Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft wider Gott.
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