Betrachtung über Matthäus (Synopsis)
Kapitel 4
Nachdem so Jesus in Gnade seine Stellung als Mensch auf der Erde eingenommen hat, beginnt Er seine irdische Laufbahn, indem Er von dem Geist in die Wüste geführt wird, um von dem Teufel versucht zu werden. Er, der gerechte und heilige Mensch, der Sohn Gottes, im Genuss der Vorrechte stehend, die einem solchen eigen sind, muss sich den Proben jener listigen Anläufe unterziehen, durch welche der erste Adam fiel. Sein geistlicher Zustand wird auf die Probe gestellt. Es ist hier nicht ein unschuldiger Mensch, der sich im Genuss aller natürlichen Segnungen Gottes befindet, und der inmitten dieser Segnungen, die ihn an den Geber derselben hätten erinnern sollen, auf die Probe gestellt wird. Christus, der Gott nahe war als sein geliebter Sohn, aber umgeben von Versuchungen – Er, der die Erkenntnis des Guten und Bösen hatte und, was die äußeren Umstände betraf, inmitten des Zustandes des gefallenen Menschen erschienen war – musste hinsichtlich seiner Treue in dieser Stellung, d. i. zur Erweisung seines vollkommenen Gehorsams, auf die äußerste Probe gestellt werden. Er durfte, um sich in dieser Stellung behaupten zu können, keinen anderen Willen haben als den seines Vaters und musste diesen Willen erfüllen oder sich ihm unterwerfen, was auch die Folgen für Ihn sein mochten. Er musste ihn erfüllen inmitten all der Schwierigkeiten, der Entbehrungen, der Vereinsamung und der Wüste, wo die Macht Satans war – alles Umstände, die Ihn hätten bewegen können, einen leichteren Pfad zu wählen als den, der allein zur Verherrlichung seines Vaters dienen würde. Er musste auf alle seiner Person gehörenden Rechte verzichten, es sei denn, dass Er sie von Gott empfing, indem Er sie Ihm mit vollkommenem Vertrauen überließ.
Der Feind tat sein Äußerstes, um Christus zu bewegen, von seinen Vorrechten („wenn du Gottes Sohn bist“) zu seiner Erleichterung Gebrauch zu machen, ohne ein Gebot Gottes dafür zu haben und mit Umgehung der Leiden, welche die Erfüllung des Willens Gottes begleiten mochten. Aber das hieß Ihn verleiten, seinen eigenen und nicht den Willen Gottes zu tun.
Jesus, in seiner Person und seinem Verhältnis zu Gott in dem Genuss der vollen Gunst Gottes als Sohn stehend und des Lichtes seines Angesichts sich erfreuend, begibt sich vierzig Tage lang in die Wüste, um mit dem Feind im Kampf zu liegen. Er entfernte sich nicht von dem Menschen und von allem Verkehr mit dem Menschen und den Dingen des Menschen, um (wie Moses und Elias) bei Gott zu sein. Er war schon völlig bei Gott, und Er wurde von den Menschen durch die Macht des Heiligen Geistes abgesondert, um in seinem Kampf mit dem Feind allein zu sein. Bei Mose sehen wir den Menschen außerhalb seines natürlichen Zustandes, um bei Gott zu sein; bei Jesus war dies der Fall, um bei dem Feind zu sein; bei Gott zu sein war seine natürliche Stellung.
Zunächst versucht der Feind Jesum dadurch, dass er Ihm vorschlägt, seine leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen und, anstatt auf Gott zu harren, nach seinem eigenen Willen und für Sich selbst die Macht anzuwenden, mit der Er ausgerüstet war. Wenn aber Israel in der Wüste von Gott mit Manna gespeist worden war, so wollte der Sohn Gottes, wie groß auch seine Macht sein mochte, demgemäß handeln, was Israel durch jenes Mittel hätte lernen sollen, nämlich, dass „der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht“ (V.4). Der Mensch, der gehorsame Jude, der Sohn Gottes, wartete auf dieses Wort und wollte nichts ohne dasselbe tun. Er war nicht gekommen, um seinen Willen zu tun, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte. Das ist der Grundsatz, der in den Psalmen den Geist Christi kennzeichnet. Keine Befreiung wird angenommen, als nur die Dazwischenkunft des HERRN zu der Ihm wohlgefälligen Zeit. Das ist vollkommenes Ausharren, um vollkommen und vollendet zu sein in dem ganzen Willen Gottes. In Christus konnte keine sündige Lust sein. Hungrig sein war keine Sünde, es war ein menschliches Bedürfnis; und was konnte es schaden, zu essen, wenn Er hungrig war? Doch Gott hatte seinen Willen in dieser Hinsicht nicht kundgetan, und diesen durch das Wort ausgedrückten Willen zu tun, war Christus gekommen. Satans Einflüsterung lautete: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl“. aber Christus hatte den Platz eines Dieners eingenommen, und das bedeutete nicht „befehlen“. Satan suchte den Herrn aus der Stellung eines vollkommenen Dienens und Gehorchens, von dem Platz eines Dieners wegzubringen.
Man beachte hier den Platz, den das geschriebene Wort einnimmt, und den Charakter des Gehorsams Christi. Dieser Charakter besteht nicht nur darin, dass der Wille Gottes für Ihn eine Richtschnur ist, sondern dass derselbe den einzigen Beweggrund zum Handeln bildet. Wir haben einen Willen, der oft durch das Wort im Zaum gehalten wird. Nicht so Christus. Der Wille seines Vaters war sein Beweggrund. Er handelte nicht nur in Übereinstimmung mit demselben, sondern weil es der Wille Gottes war. Wir sehen mit Freude, wenn ein Kind, das im Begriff steht, auf einen Gegenstand, den es gern hat, zuzulaufen, still steht und freudig den Willen seiner Eltern tut, sobald er ihm bekannt gegeben wird. Doch so gehorchte Christus nie; nie suchte Er seinen eigenen Willen zu tun und wurde auf diesem Weg durch den Willen seines Vaters aufgehalten. Und wir sind geheiligt zu dem Gehorsam Christi. Man beachte ferner, dass das geschriebene Wort es war, durch das Er lebte und überwand. Alles hing hier von dem Sieg Christi ab, wie einst alles von dem Fall Adams abhing. Doch für Christus genügte eine, natürlich richtig angewandte Stelle; Er suchte nach keiner anderen. Das ist Gehorsam. Sie genügte auch für Satan; er fand keine Erwiderung. Seine listigen Anschläge waren somit vereitelt.
Die erste Bedingung des Sieges ist ein einfältiger und unbedingter Gehorsam, indem man von den Worten lebt, die aus dem Mund Gottes hervorgehen. Die zweite ist ein völliges Vertrauen auf dem Pfad des Gehorsams.
Dann führt der Feind Jesum auf die Zinne des Tempels, um Ihn zu bewegen, die dem Messias gemachten Verheißungen auf sich anzuwenden, ohne in den Wegen Gottes zu bleiben. Sicherlich kann der treue Mensch, solange er auf den Wegen Gottes wandelt, auf die Hilfe Gottes rechnen; allein der Feind wollte, dass der Sohn des Menschen Gott auf die Probe stelle (anstatt auf Ihn zu rechnen, während Er auf seinen Wegen wandelte), um zu sehen, ob man sich wirklich auf Ihn verlassen könne. Das aber würde nicht Gehorsam, sondern Mangel an Vertrauen auf Gott oder Stolz, ein Sichverlassen auf seine Vorrechte gewesen sein, anstatt im Gehorsam auf Gott zu rechnen 1. Indem der Herr seinen Platz mit Israel in dem Zustand, worin es sich ohne König im Land befand, einnimmt und die dem Volk im 5. Buche Mose zu seiner Leitung auf dem göttlichen Pfad gegebenen Vorschriften anführt, benutzt Er zu seiner Leitung jenen Teil des Wortes, der die göttliche Unterweisung über diesen Gegenstand enthält: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“, eine Stelle, die oft angeführt wird, als ob sie verbiete, in dem Vertrauen auf Gott zu weit zu gehen, während sie doch nur sagen will, dass man nicht Misstrauen hegen und nicht Gott versuchen soll, ob Er auch treu ist. Israel versuchte Gott, indem es sagte: Ist Gott wirklich unter uns? Und dazu wollte Satan den Herrn verleiten.
Nachdem es dem Feind misslungen ist, dieses gehorsame Herz selbst dadurch zu täuschen, dass er sich hinter der Anwendung des Wortes Gottes verbirgt, zeigt er sich jetzt in seinem wahren Charakter. Er versucht den Herrn, Sich all die Leiden, die seiner warteten, zu ersparen, indem er Ihm das Erbe des Sohnes des Menschen auf der Erde zeigt, das, was Ihm gehören sollte, wenn Er es durch all die schmerzlichen, aber für die Herrlichkeit des Vaters nötigen und Ihm vom Vater vorgezeichneten Wege erlangt haben würde. Alles sollte sofort sein Eigentum sein, wenn Er Satan dadurch anerkennen würde, dass Er ihn, den Gott dieser Erde, anbetete. Das hatten tatsächlich die Könige der Erde, selbst nur für einen Teil dieser Dinge, getan, ja, wie oft sogar nur für einen ganz wertlosen Schein! Er aber sollte das Ganze haben. Aber wenn Jesus die irdische Herrlichkeit (wie jede andere) erben sollte, so war das Ziel seines Herzens Gott selbst, Sein Vater, um Ihn zu verherrlichen. Wie wertvoll auch die Gabe sein mochte, so schätzte sie sein Herz doch nur als die Gabe des Gebers. Außerdem befand Er sich in der Stellung eines geprüften Menschen und eines treuen Israeliten; und wie groß auch die Geduldsprobe sein mochte, in welche die Sünde des Volkes Ihn gebracht hatte, so wollte Er doch niemand dienen als seinem Gott allein.
Doch wenn der Teufel die Versuchung, die Sünde, bis zum Äußersten treibt und sich als der Widersacher (Satan) zeigt, so hat der Gläubige das Recht, ihn zurückzuweisen. Wenn er als ein Versucher kommt, so soll er ihm antworten durch die Treue des Wortes Gottes, das nach dem Willen Gottes der vollkommene Führer des Menschen ist. Es ist nicht nötig, dass der Gläubige alles durchschaue. Das Wort ist das Wort Dessen, der dies tut, und wenn wir ihm folgen, so wandeln wir entsprechend einer Weisheit, die alles kennt, und auf einem Pfad, der durch diese Weisheit geordnet ist und der deshalb ein völliges Vertrauen auf Gott in sich schließt. Die zwei ersten Versuchungen waren listige Anschläge des Teufels, die dritte offene Feindschaft gegen Gott. Wenn Satan als der offenbare Widersacher Gottes auftritt, so hat der Gläubige ein Recht, nichts mit ihm zu schaffen zu haben. „Widersteht dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“ Er weiß dann, dass er Christus begegnet ist, nicht dem Fleisch. O möchten die Gläubigen stets widerstehen, wenn Satan sie durch die Welt versuchen will, indem sie daran denken, dass sie Satans Besitztum in dem gefallenen Menschen ist!
Das Bewahrungsmittel des Gläubigen in sittlicher Hinsicht (d. h. betreffs seines Herzenszustandes) ist ein einfältiges Auge. Suche ich nur die Verherrlichung Gottes, so wird das, was nur meine eigene Erhebung oder meine leibliche oder geistige Befriedigung zum Beweggrunde hat, keine Gewalt über mich haben und wird sich im Licht des Wortes Gottes, welches das einfältige Auge leitet, als den Gedanken Gottes entgegengesetzt erweisen. Das ist nicht etwa Hochmut, der die Versuchung auf Grund der eigenen Güte abweist, sondern es ist Gehorsam, der in Demut Gott seinen Platz gibt und folglich auch seinem Wort. „Durch das Wort deiner Lippen habe ich mich bewahrt vor den Wegen des Gewalttätigen“, d. h. vor dem, der seinen eigenen Willen tut und diesen zu seinem Führer macht (Ps 17,4). Wenn das Herz nur Gott sucht, so wird die feinste Schlinge entdeckt; denn der Feind reizt uns nie an, Gott allein zu suchen. Jedoch setzt dies ein reines Herz voraus, und dass wir uns in keiner Weise selbst suchen. Das ist uns in Jesus gezeigt worden.
Unsere Schutzwaffe gegen die Versuchung ist das Wort Gottes, angewandt mittels der Unterscheidungskraft eines vollkommen reinen Herzens, das in der Gegenwart Gottes 2 lebt und die Gedanken Gottes in seinem Wort kennen lernt und deshalb fähig ist, es auf die gerade vorliegenden Umstände anzuwenden. Es ist das Wort Gottes, welches die Seele vor den Ränken des Feindes bewahrt; und in diesem Geist des einfältigen und demütigen Gehorsams liegt deshalb die Kraft. Wo er vorhanden ist, vermag Satan nichts; Gott ist da, und folglich ist der Feind besiegt.
Es scheint mir, dass die drei Versuchungen an den Herrn herantraten in den drei Charakteren als Mensch, als Messias und als Sohn des Menschen:
- Er hatte keine sündlichen Begierden wie der gefallene Mensch; aber Er hatte Hunger, und der Versucher wollte Ihn überreden, dieses Bedürfnis ohne Gott zu befriedigen.
- Die Verheißungen in den Psalmen gehörten Ihm, da sie dem Messias gegeben waren.
- Alle Reiche der Welt waren sein als Sohn des Menschen.
Stets antwortet Jesus als ein treuer Israelit, der Gott persönlich verantwortlich ist, indem Er Gebrauch macht von dem 5. Buche Mose, das von diesem Gegenstand handelt, nämlich von dem Gehorsam Israels im Blick auf den Besitz des Landes, und von den Vorrechten, die dem Volk gehörten in Verbindung mit diesem Gehorsam, und zwar abgesehen von der Organisation, die Israel zu einer Körperschaft vor Gott machte 3. Satan verlässt Jesum, und die Engel kommen, um ihren Dienst zu Gunsten des Messias, des durch Gehorsam siegreichen Sohnes des Menschen auszuüben. Das, weswegen Er nach dem Willen Satans Gott versuchen sollte, wird Ihm jetzt in vollem Maß zuteil. Die Engel sind auch für uns dienstbare Geister.
Doch wie außerordentlich anziehend ist es zu sehen, wie der hochgelobte Herr, der Sohn Gottes, vom Himmel herniederkommt und als das fleischgewordene Wort seinen Platz unter den armen Gottesfürchtigen auf der Erde einnimmt; und wie Er an diesem Platz von dem Vater als sein Sohn anerkannt wird, indem der Himmel sich öffnet, und zwar sich Ihm als Mensch öffnet, und der Heilige Geist herniederkommt und auf Ihm, dem Menschen, wiewohl ohne Maß, bleibt, und wie es sich auf diese Weise zeigt, was unser Platz ist, obwohl wir noch nicht darin waren! Wie sich ferner die ganze Dreieinheit, wie bereits gesagt, zum ersten Male völlig offenbart, als Er so mit dem Menschen vereinigt war; und endlich, wie Er, weil wir Sklaven Satans waren, in diesem Charakter und in dieser Verbindung hinging, um Satan für uns entgegenzutreten, den Starken zu binden und auch dem Menschen diesen Platz zu geben! Nur musste für uns die Versöhnung geschehen, um uns dahin zu bringen, wo Er ist.
Nachdem Johannes ins Gefängnis geworfen ist, begibt sich der Herr nach Galiläa, und dieser Wechsel der die Ausübung des Dienstes Jesu außerhalb Jerusalems und Judäas verlegte, war hinsichtlich der Juden von großer Bedeutung. Das jüdische Volk, soweit es in Jerusalem als Mittelpunkt versammelt war und sich des Besitzes der Verheißungen, der Opfer und des Tempels sowie des Vorrechtes, der königliche Stamm zu sein, rühmte, verliert die Gegenwart des Messias, des Sohnes Davids. Jesus begibt sich, zur Offenbarung seiner Person und zur Bezeugung der Dazwischenkunft Gottes in Israel, zu den Armen und Verachteten der Herde; denn der Überrest und die Armen der Herde werden schon im 3. und 4. Kapitel deutlich von den Obersten des Volkes unterschieden. Er wird so in der Tat der wahre Weinstock, anstatt ein Zweig von dem zu sein, was anderswo gepflanzt worden war (nämlich von Israel nach dem Fleisch), obwohl dieses Ergebnis noch nicht völlig offenbart wurde. Der Augenblick entspricht dem 4. Kapitel des Evangeliums Johannes (Joh 4).
Die Bemerkung mag hier Platz finden, dass in dem Evangelium Johannes die Juden stets von der Volksmenge unterschieden werden. Die Sprache oder vielmehr die Aussprache beider war ganz verschieden; man sprach in Galiläa nicht chaldäisch.
Die Offenbarung des Sohnes Davids in Galiläa war zugleich die Erfüllung einer Prophezeiung Jesajas, deren Bedeutung folgende ist: Obwohl die römische Unterjochung viel schrecklicher war als die Einfälle der Assyrer, wenn sie gegen das Land Israel heraufzogen, so war doch jetzt etwas da, was alles veränderte, nämlich die Gegenwart des Messias, des wahren Lichtes, in dem Land.
Der Geist Gottes übergeht hier die ganze Geschichte Jesu bis zum Beginn seines Dienstes nach dem Tod Johannes' des Täufers. Er gibt Jesu seine eigentliche Stellung in der Mitte Israels als Emmanuel, der Sohn Davids, der Geliebte Gottes, anerkannt als Sohn Gottes, als der Treue in Israel, obwohl allen Versuchungen des Teufels ausgesetzt. Danach haben wir sogleich seine durch Jesaja angekündigte prophetische Stellung und das als nahe bevorstehend verkündigte Reich 4. Sodann sammelt der Herr diejenigen um sich, welche bestimmt waren, Ihm in seinem Dienst und in seinen Versuchungen zu folgen und, auf seine Berufung hin, ihr Teil und ihr Los mit dem Seinigen zu verknüpfen, indem sie alles andere verließen.
Der Starke war gebunden, so dass Jesus ihn seines Hausrats berauben und das Reich mit den Beweisen jener Macht verkündigen konnte, die imstande war, es aufzurichten.
Fußnoten
- 1 Wir bedürfen Vertrauen, um Mut zum Gehorsam zu haben; doch wird wahres Vertrauen auf dem Pfad des Gehorsams gefunden. Satan konnte zwar das Wort arglistig anwenden, aber nicht Christum, den Herrn, von demselben ablenken. Der Herr benutzt es wieder als die richtige göttliche Waffe, und Satan weiß wieder nichts zu antworten; hätte er den Gehorsam nicht gelten lassen, so würde er sich als Satan gezeigt haben. Was die Stellung betrifft, in der der Herr sich befand in Bezug auf die israelitische Haushaltung, so ist es beachtenswert, dass Er stets Stellen aus dem 5. Buche Mose anführt.
- 2 Man darf keinen anderen Beweggrund zum Handeln haben als den Willen Gottes, der für den Menschen stets im Wort Gottes zu finden ist; ist dies der Fall, so wird, wenn Satan uns zu verleiten sucht (wie er es immer tut), aus einem anderen Beweggrund zu handeln, dieser Beweggrund als ein solcher erkannt, der dem im Herzen wohnenden Wort und dem dasselbe leitenden Beweggrund entgegen ist, und er wird deshalb als solcher verurteilt. Es steht geschrieben: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht wider dich sündige“ (Ps 119,11). Um dieser Ursache willen ist es oft so wichtig, wenn wir in Ungewissheit sind, uns zu fragen, durch welchen Beweggrund wir beeinflusst werden.
- 3 Eine sorgfältige Untersuchung der fünf Bücher Mose wird zeigen, dass, obgleich notwendige geschichtliche Tatsachen mitgeteilt werden, doch der Inhalt des 2., 3. und 4. Buches Mose wesentlich vorbildlich ist. Die Stiftshütte wurde nach dem auf dem Berg gezeigten Muster, dem Muster der himmlischen Dinge, gemacht: und nicht nur die zeremoniellen Satzungen, sondern auch die geschichtlichen Tatsachen sind, wie der Apostel bestimmt erklärt, den Kindern Israel als Vorbilder widerfahren und zu unserer Ermahnung niedergeschrieben worden (1. Kor 10,11). Das 5. Buch Mose gibt dem Volk Anweisungen für sein Verhalten im Land: aber die Gegenstände in den drei genannten Büchern sind, selbst wenn es sich um geschichtliche Tatsachen handelt, vorbildlich. Ich weiß nicht; ob ein Opfer dargebracht worden ist, nachdem sie eingesetzt waren, es seien denn vielleicht die amtlichen Opfer (vgl. Apg 7,42).
- 4 Es ist hier beachtenswert, dass Jesus, wie bereits bemerkt, die Juden und Jerusalem und auch seinen sozusagen natürlichen Platz, der Ihm seinen Namen gab - Nazareth - verlässt und seinen prophetischen Platz einnimmt. Dass Johannes ins Gefängnis geworfen wurde, war ein Zeichen seiner eigenen Verwerfung. Johannes war hierin der Vorläufer des Herrn, wie er es auch in seiner Mission gewesen war (siehe Mt 17,12). Das Zeugnis Jesu ist dasselbe wie dasjenige Johannes' des Täufers.