Betrachtung über den Propheten Jeremia (Synopsis)
Kapitel 50-51
Babel bleibt noch übrig. Aber bei Jeremia werden alle Gerichte in Verbindung mit der Beiseitesetzung der unabhängigen Völker und der Errichtung des einen Reiches der Nationen (dem Hauptgegenstand dieser Weissagungen) betrachtet, darum ist der Prophet auch besonders mit dem geschichtlichen Schicksal dieses Reiches, wie es von Gott in seinen Tagen errichtet wurde, beschäftigt. Babel und das Land der Chaldäer bilden den Gegenstand seiner Weissagung sowie das Gericht dieses Reiches, um die Unterdrückung Israels durch Nebukadnezar, der dem Volke die Knochen zermalmt hatte, zu rächen (Kap. 50, 17). Immerhin wird die Befreiung Israels, zur Zeit der Zerstörung Babels, dem Volke als Pfand und Vorgeschmack seiner völligen und endgültigen Befreiung vorgestellt (Kap. 50, 4-20. 34; siehe auch Kap. 51, 19. 21); denn die Zerstörung Babels war das Gericht dessen, was Gott Selbst als das Reich der Nationen aufgerichtet hatte. Das ist der Grund, warum selbst geschichtlich das Gericht Babels von der Befreiung Israels und dem Umsturz des Götzendienstes durch einen Mann begleitet war, der erweckt wurde, um die gerechten Gerichte Gottes zu vollstrecken. Es ist mit den anderen Reichen durchaus nicht das gleiche gewesen, obwohl sie ohne Zweifel auch unter der Vorsehung Gottes entstanden. Bei ihnen handelte es sich nicht um die unmittelbare Errichtung des Reiches von seiten Gottes, indem Er den Menschen darin unter Verantwortlichkeit stellte. In dieser Stellung ist der Mensch völlig zuschanden geworden. Er hat in tyrannischer Weise über Gottes Volk geherrscht, zwangsweise den Götzendienst eingeführt und die Welt vermittels desselben verderbt. Betrachtet als im Besitz der Herrschaft der Welt stehend, die ihm anvertraut worden war, ist er gerichtet worden, und Babel ist gefallen. Es ist wichtig, diese Wahrheit hinsichtlich jenes ersten Reiches völlig zu verstehen. Dem Grundsatz nach hat dieses Gericht die Befreiung Israels zur Folge, was auch die weiteren Wege Gottes gewesen sein mögen. Bezüglich des Charakters dieses Gerichts vergleiche auch Kapitel 50, 28. 33. 34.
Kapitel 51 zeigt uns gleichfalls wichtige Grundsätze in Verbindung mit dieser Zerstörung Babels. Kapitel 51, 6 offenbart die trotz der Sünden des Volkes unveränderliche Treue Gottes gegen Israel. Es war die Zeit der Rache Jehovas. Wenn die Zeit, auf welche Gott hindeutete, gekommen sein würde - eine Zeit, die nur diejenigen erkennen konnten, deren geistliches Unterscheidungsvermögen sie in den Stand setzen würde, die Weissagung anzuwenden, deren Grundzüge klar genug in diesen zwei Kapiteln dargelegt sind (besonders was die Angriffe der Nationen betrifft) - dann sollten die, welche Ohren hatten, zu hören, Babel verlassen. Weiterhin war der Sturz Babels ein Urteil, welches über den Götzendienst ausgesprochen wurde. Jakobs Teil, Jehova, mochte Sein Volk züchtigen, aber Er war nicht gleich den Nichtigkeiten der Nationen. Nachdem Er es gezüchtigt hatte, wollte Er Seine Gerechtigkeit ans Licht bringen, im Gegensatz zu den Nationen, die Sein Volk bedrückten, und schließlich wollte Er es als Seine Kriegswaffe benutzen. Von Vers 24 an sehen wir, daß es das Babel jener Tage ist, um welches es sich handelt. Die vom 29. Verse an berichteten geschichtlichen Umstände beweisen dies ganz besonders.