Betrachtung über das Buch Josua (Synopsis)
Kapitel 13-24
Obwohl es noch einen bedeutenden Teil des Landes in Besitz zu nehmen gab, verteilt Josua das Ganze unter die Stämme Israels, nach dem Befehl des HERRN der erklärt, dass Er selbst seine Bewohner vor ihnen austreiben wird. Das Volk reagierte aber schwach auf diese Verheißung. Die Städte der Philister wurden wohl eingenommen, aber ihre Bewohner wurden nicht vertilgt; sie wurden verschont und erlangten bald ihre Kraft wieder. Hier können wir bemerken, dass überall, wo Treue ist, auch Ruhe ist. Die Wirkung des Werkes Josuas war, dass „das Land vom Krieg Ruhe hatte“, so war es auch mit Kaleb (Kap. 14, 15). Als die Städte der Leviten ihnen zugeteilt wurden, finden wir dasselbe wieder (Kap. 21, 43. 44). Im einzelnen ist es nicht so. Das ganze Ausmaß des Landes wird Israel gegeben, und jeder Stamm hat seinen Anteil; somit wurde ihnen das Teil, das jedem Stamme zufiel, mit vollem Recht von dem HERRN selbst gegeben. Ihre Grenzen wurden vermerkt, denn der Geist Gottes beachtet bei der Austeilung des geistlichen Erbteils alles und gibt einem jeden dem Sinn Gottes gemäß. In den Anordnungen Gottes gibt es nichts Unbestimmtes. Wir finden aber, dass nicht ein Stamm alle Feinde Gottes aus seinem Erbteil trieb, nicht einer verwirklichte den Besitz von allem, was Gott ihm gegeben hatte.
Juda und Joseph hatten ihre Lose in Besitz genommen. Wir wissen, dass sie immer die Hauptstämme inmitten Israels waren und erfüllten auf diese Weise die Vorsätze Gottes wegen des Königtums für Juda, und des Erstgeburtsrechts, das durch Gnade dem Joseph zufiel (Kap. 15–17; siehe 1. Chr 5, 2). Das Zelt Gottes wurde auch in Frieden aufgeschlagen (Kap. 18); sobald die Stämme aber ruhen, kommen sie nur recht langsam dazu, ihr Teil in Besitz zu nehmen – allzu oft ist das so in der Geschichte des Volkes Gottes. Nachdem sie Frieden gefunden haben, vernachlässigen sie die Verheißungen Gottes. Wie wir aber gesehen haben, unterließ es der Geist Gottes nicht, das Volk in allen Einzelheiten auf das hinzuweisen, was ihnen gehörte.
Die Zufluchtsstädte werden bestimmt (Kap. 20), d. h. da das Land dem HERRN gehört, werden Vorkehrungen getroffen, dass es nicht verunreinigt werden soll, wie auch dafür, dass jedermann in sein Erbteil zurückkehren kann, nachdem er zeitweilig geflohen war, weil er jemanden aus Versehen erschlagen hatte. Wir haben dessen Bedeutung schon gesehen. Nur können wir hier bemerken, dass wir nicht nur das sofortige geistige Anrecht auf alles vor Jericho gesehen haben – die Rechte des HERRN, wie sie im Fall des Königs von Ai und des Berges Ebal bewahrt wurden, was die Begründung des gegenwärtigen Besitzes betrifft –, sondern es waren auch Vorkehrungen für eine Wiederherstellung zum Genuss des Erbteils im einzelnen getroffen, da wo es zeitweilig verloren wurde, was sich im Vorbild auf das Volk in den letzten Tagen bezieht.
Das Ansiedeln der zweieinhalb Stämme auf der anderen Seite des Jordans rief Schwierigkeiten und Verdächtigungen hervor. Nichtsdestoweniger waren diese Stämme in ihren Herzen treu. Ihre Stellung hatte ihnen geschadet, da ihre Selbstsucht die Kraft ihres Glaubens etwas beeinträchtigt hatte; doch wurde bei ihnen Treue zu dem HERRN gefunden.
Zum Schluss stellt Josua das Volk, indem er sie warnt, unter einen Fluch oder unter einen Segen, je nach ihrem Gehorsam oder Ungehorsam; dann wiederholt er ihre Geschichte und sagt ihnen, dass ihre Väter Götzendiener gewesen waren, und dass die Völker um sie herum es noch immer waren.
Das Volk aber hatte noch nicht das Bewusstsein der Macht Gottes, der sie gesegnet hatte, verloren, und sie erklären, dass sie dem HERRN allein dienen werden. Auf diese Weise sind sie unter Verantwortung gestellt, und sie nehmen es auf sich zu gehorchen als die Bedingung, unter der sie das Land besitzen und die Frucht der Verheißung Gottes genießen. Es ist wahr, dass sie dort in friedlichem Besitz des Ganzen gelassen werden, aber unter der Bedingung des Gehorsams, und das, nachdem sie schon denen erlaubt hatten, im Land zu bleiben, die vollständig vernichtet werden sollten, und wo sie von Anfang an noch gar nicht verwirklicht hatten, was Gott ihnen gegeben hatte. Welch ein Bild von der Versammlung schon seit den Tagen der Apostel!
Es bleibt noch eines zu bemerken. Wenn Christus in Herrlichkeit wiederkommt, werden wir alle Dinge erben, während Satan gebunden sein wird. Die Versammlung sollte jetzt durch den Heiligen Geist die Kraft dieser Herrlichkeit erkennen. Es gibt aber Dinge, die zu Recht himmlisch genannt werden, die unser sind, und zwar als unser Wohnort, unser Stand, unsere Berufung; es gibt andere Dinge, die uns unterworfen sind, und die ein Bereich für die Ausübung der Kraft sind, die wir besitzen. So waren die Grenzen des Wohnbereichs Israels weniger ausgedehnt als die Grenzen des Gebiets, auf das sie ein Anrecht hatten. Der Jordan war die Grenze ihres Wohnsitzes, der Euphrat die ihres Besitztums. Die himmlischen Dinge sind unser; aber die Entfaltung der Macht Christi über die Schöpfung und die Befreiung dieser Schöpfung sind uns gewährt worden. Sie wird befreit werden, wenn Christus selbst diese Macht ausüben wird.
Somit waren die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters 1 die Befreiungen vom Joch des Feindes. Diese bezogen sich genaugenommen nicht auf uns, trotzdem waren sie unser.
Fußnoten
- 1 Zweifellos wurden sie so genannt, weil sie Beispiele jener Macht waren, die, wenn Christus erscheint, den Feind vollständig unterjochen wird.