Betrachtung über Offenbarung (Synopsis)
Kapitel 8
Der Anteil, welchen Gott an den Heiligen nimmt, und der durch die wirksame Fürbitte des großen Hohenpriesters zu tätigem Ausdruck gebracht wird, führt aufs neue Gerichte über die Welt herbei. Für die Seelen, die sich unter dem Altar befanden, wurde keine Fürbitte getan; sie waren vollendet, indem sie gleich Christo verworfen und geschlachtet worden waren. Die Heiligen, um die es sich hier handelt, befinden sich auf der Erde und bedürfen noch dieser Fürbitte, damit der Ruf, den sie aus ihrer Schwachheit heraus ertönen lassen, gehört und beantwortet werde. Der Rauch des Räucherwerks steigt mit den Gebeten der Heiligen auf. Der große Mittler nimmt von dem Feuer des Altars, tut es in das Räucherfass und wirft es auf die Erde. Die Antwort auf die Fürbitte bilden Gerichte; die Zeichen der Macht Gottes - Stimmen, Donner und Blitze - geben sich kund (so wie es der Fall gewesen war, als der Thron aufgerichtet wurde), und es erfolgt ein Erdbeben, das heißt ein Umsturz der auf Erden bestehenden Ordnung der Dinge.
Nachdem so das Signal von oben her gegeben ist, folgen Gerichte, die einen besonderen Charakter tragen; sie kommen über die römische Erde, den dritten Teil der Erde (siehe Off 12,4). Zuerst Hagel und Feuer, d. h. ein Gericht, das vom Himmel her vollzogen wird, dann Blut auf Erden, d. h. Gewalttat, Vertilgung von Menschen. Die Folge davon ist die Vertilgung der Großen innerhalb der einstigen Grenzen des Römischen Reiches und die Vernichtung alles allgemeinen Wohlstandes. Weiterhin dient zur Ausführung des Gerichts Gottes eine große Macht, die in die Masse der Völker hineingeworfen wird. Es handelt sich hier immer noch, wie ich glaube, um die Bewohner der römischen Erde; denn innerhalb jenes Gebietes erfolgt die Vertilgung von Menschen und die Vernichtung alles dessen, was sie zu ihrem Unterhalt und geschäftlichen Verkehr nötig haben. Sodann fällt einer, von dem man hätte erwarten sollen, dass er aufgrund seiner regierenden Stellung in besonderer Weise Licht und Ordnung verbreiten werde, von seinem Platze und verdirbt die sittlichen Quellen, aus welchen die Beweggründe und Gefühle der Volksmassen fließen: das, was die Menschen leitet und beeinflusst, so dass sie dadurch gekennzeichnet werden. Diese Quellen werden bitter, und die Menschen sterben davon. Die letzte der hier beschriebenen vier Plagen trifft die regierenden Gewalten und bewirkt, dass sie aufhören, als solche, die von Gott eingesetzt sind, zu bestehen. Alles das vollzieht sich, wie gesagt, innerhalb der Grenzen der römischen Erde. Damit schließen die allgemeinen Gerichte ab, welche Umwälzungen, Unglück und Verwirrung auf der römischen Erde hervorrufen, wo die Macht des Bösen, wie sie den Heiligen entgegentritt, sich findet.
Ein dreifaches Wehe wird sodann ausgerufen, und zwar besonders über diejenigen, welche im Gegensatz zu der himmlischen Berufung ihren Wohnplatz auf Erden sehen, und die durch die Gerichte, von denen die Erde getroffen wird, sich weder aufwecken noch beunruhigen lassen, sondern ungeachtet all dieser Dinge sich an dieselbe als an ihre Heimat anklammern. Dem Ausdruck: „die auf der Erde wohnen“ oder „die die Erde bewohnen“ sind wir bisher noch nicht begegnet, außer in der Verheißung an Philadelphia und in dem Ruf, der von den Seelen unter dem Altar ausging, denn sowohl Philadelphia als auch diese Seelen standen im Gegensatz zu jenen Bewohnern der Erde. Nachdem Gott alle diese Dinge hat geschehen lassen, bilden die Letztgenannten eine besondere, deutlich hervortretende Klasse, von welcher als solcher gesprochen wird, wenn von den Vorgängen auf der Erde die Rede ist. Gegen diese hartnäckig ungläubige Klasse richten sich nunmehr die Gerichte Gottes, die Er über die Erde kommen lässt (Kap. 9), und von denen das erste die Juden, das zweite die Bewohner der römischen Erde trifft, während die Wirkung des letzten allgemein ist.