Betrachtung über Römer (Synopsis)
Kapitel 16
Da er die römischen Christen niemals als eine Versammlung gekannt hatte, sendet Paulus viele persönliche Grüße. Dies war das Band, das bestand. Wir sehen, wie rührend sein Herz bei den Einzelheiten des Dienstes verweilt, die ihn mit denen verbanden, die ihn ausgeübt hatten. Er, der durch Gnade alle Ratschlüsse Gottes erforscht hatte, dem erlaubt wurde das zu sehen, was dem Menschen hienieden nicht kundgemacht werden konnte, erinnerte sich an alles, was diese bescheidenen Christen - diese ergebenen Weiber - für ihn und für den Herrn getan hatten. Das ist Liebe; es ist der rechte Beweis der Macht des Geistes Gottes; es ist das Band der Liebe.
Wir haben hier auch eine kostbare und vollkommene Regel für unseren Wandel, nämlich einfältig zum Bösen und weise zum Guten zu sein. Nur das Christentum allein konnte eine solche Regel gegeben haben, denn sie bereitet einen Wandel, der wirklich gut ist, und schenkt Weisheit, um darin zu wandeln. Als Christen dürfen wir dem Bösen gegenüber einfältig sein. Welche Errettung! Während sich der Mensch in der Welt notwendigerweise mit dem Bösen bekannt machen muss, um es in dieser Welt der Fallstricke und der Falschheit zu vermeiden, muss er seinen Sinn verderben und sich daran gewöhnen, an das Böse zu denken, um von ihm nicht in eine Falle gelockt zu werden. Bald aber wird eine völlige Errettung stattfinden, in kurzem wird Satan unter ihre Füße zertreten werden.
Wir sehen auch, dass der Apostel seine Briefe nicht selbst schrieb, sondern einen Bruder anstellte, es zu tun. Hier war es einer namens Tertius (V. 22). Tief besorgt um den Zustand der Galater, schrieb er den Brief an sie selbst; aber die Grüße am Ende dieses Briefes wie auch anderer Briefe waren eigenhändig geschrieben, um den Inhalt des Briefes zu bestätigen (1.Kor 16,21; 2.Thes 3,17 , in dem ihn der in 2.Thes 2,2 erwähnte geheuchelte Brief dazu veranlasste, diesen Beweis, den es immer gab, dass ein Brief wahrhaftig von ihm war, anzugeben). Wir sehen auch durch diesen kleinen Umstand, dass er seine Briefe für ernst und voller Autorität hielt; sie waren nicht bloß die Ergüsse eines geistlichen Herzens, und wenn er an sie schrieb, wusste er und wollte er, dass auch andere verstehen, dass sie es wert waren, betrachtet und als Autorität, als der Ausdruck und die Ausübung seines apostolischen Auftrages, bewahrt zu werden und dass sie als solche angenommen werden mussten; d. h. dass er die Autorität des Herrn hatte, mit der er durch die Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet war. Es waren Briefe vom Herrn durch seine Vermittlung, wie auch seine Worte es gewesen waren (1.Thes 2,13 und 1.Kor 14,37 ).
Wir haben noch in Bezug auf die drei Verse am Ende des Briefes zu bemerken, dass sie in etwa von allen übrigen getrennt sind, indem sie in Gestalt einer Lobeserhebung den Hinweis auf eine Wahrheit einführen, deren Mitteilung die Lehre des Apostels kennzeichnete. Er entwickelt sie hier nicht. Die Aufgabe, die der Heilige Geist in diesem Briefe vollbrachte, war die Darstellung der Seele als einzelne vor Gott, den göttlichen Gedanken entsprechend. Nichtsdestoweniger ist das unmittelbar mit der Stellung des Leibes verbunden, und die Lehre in Bezug auf den Leib, die Versammlung, kann nicht davon getrennt werden. Nun teilt uns der Apostel deutlich mit, dass das Geheimnis, die Versammlung, das Zusammenbringen aller Dinge unter Christo, vollständig unbekannt gewesen waren: Gott hatte diesbezüglich während der Zeiten, die durch das Wort die Zeitalter genannt werden, geschwiegen, denn die Versammlung bildete nicht einen Teil des Laufes der Ereignisse und der Wege Gottes auf Erden. Jetzt aber war das Geheimnis geoffenbart und den Nationen durch prophetische Schriften - nicht durch „die Schriften der Propheten“ - kundgemacht. Die an die Nationen gerichteten Briefe besaßen diesen Charakter; sie waren prophetische Schriften - ein frischer Beweis des Charakters der Briefe im Neuen Testament.
Der, welcher die Lehre dieses Briefes verstanden hat, wie der Schriften des Paulus im Allgemeinen, wird die Bedeutung dieses Anhangs leicht erfassen. Der Brief selbst erörtert mit göttlicher Vollkommenheit und Fülle, wie eine Seele in dieser Welt vor Gott stehen kann, und die Gnade und Gerechtigkeit Gottes, der dabei Seine Ratschlüsse in Bezug auf Israel aufrechterhält.