Betrachtung über Römer (Synopsis)
Kapitel 12
Der Apostel fährt mit seinen Unterweisungen fort, indem er - wie er es in allen seinen Briefen tut - die moralischen Folgen seiner Lehre aufgreift. Gleich am Anfang stellt er den Gläubigen auf den Boden der Barmherzigkeit Gottes, worüber er schon eingehend berichtet hatte. Der Grundsatz der rettenden Gnade war als die Grundlage der Errettung festgestellt worden. Die Grundlage aller christlichen Moral wird jetzt in diesem fundamentalen Grundsatz gelegt: unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen - ein vernünftiger Dienst, nicht der der Hände, nicht aus Zeremonien bestehend, die der Leib ausüben könnte - das ist ein einfacher, aber tiefreichender und allwirksamer Grundsatz. Dies galt dem Menschen persönlich. Hinsichtlich seiner äußeren Beziehungen sollte er dieser Welt nicht gleichförmig sein. Auch sollte das keine äußerliche, mechanische Nicht-Gleichförmigkeit sein, sondern das Ergebnis der Erneuerung des Sinnes, um den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes zu suchen und zu prüfen; auf diese Weise würde das Leben verwandelt.
Das ist mit dem Ende von Römer 6 verbunden. Es geht nicht um die, welche in himmlischen Örtern sitzen, um Nachahmer Gottes als geliebte Kinder, sondern um Menschen auf Erden, die durch die befreiende Macht der Erlösung und der Gnade befreit sind, die sich Gott bereit halten, um Seinen Willen zu tun. Die Ermahnung schließt sich dem Charakter dieses Briefes an, den wir gesehen haben.
Somit waren Ergebenheit und Gehorsam charakteristisch für den christlichen Wandel. Es war ein Leben, das dem Willen eines anderen, nämlich dem Willen Gottes unterordnet war, und deshalb war es durch Demut und Abhängigkeit geprägt. Es war aber eine absolute Ergebenheit des Herzens in Selbstaufopferung. Es bestand nämlich eine Gefahr, die der im Fleische wirkenden Macht entfließt, dass es sich einmischt und sich dieser Dinge bedient. Im Blick hierauf sollte ein jeder einen Geist der Weisheit und der Besonnenheit haben und sollte innerhalb der Grenzen der ihm von Gott verliehenen Gnadengabe wirken und sich dem Willen Gottes gemäß damit beschäftigen, wie auch jedes Glied seinen Platz im Leibe hat und die ihm von Gott zugeschriebene Funktion erfüllen muss. Unmerklich geht der Apostel zu all den Formen über, die die Pflicht beim Christen im Einklang mit den mannigfaltigen Stellungen einnimmt, in denen er steht, und zu der Gesinnung, in der er in allen seinen Beziehungen wandeln sollte.