Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Einleitung

Betrachtung über das erste Buch Mose (Synopsis)

Ich habe vor, in diesem Werk, von dem das 1. Buch Mose der Anfang ist, einen kurzen Überblick über die wichtigsten Gegenstände jedes Buches der Bibel wiederzugeben, um beim Studieren dieses kostbaren Buches, das Gott uns gegeben hat, zu helfen. Ich gebe gar nicht vor, den vollen Inhalt jedes Buches zu geben, sondern nur (wie Gott mir geben wird) eine Art Verzeichnis der Gegenstände, der Einteilungen der Bücher ihren Gegenständen gemäß, und (insofern ich dazu befähigt werde) die Absicht des Geistes Gottes in jedem Teil, und zwar in der Hoffnung, daß dies anderen beim Lesen des Buches Gottes helfen wird. In ihrem Gegenstand ist die Bibel ein Ganzes, die uns Gott, wie Er in der Fülle Seines Wesens hervortritt, darstellt, um uns alles kundzutun, was Er ist, und um diejenigen zu dem Genuss dieser Fülle, die bei Ihm ist, zurückzuführen, die, indem sie zu Teilhabern an Seiner Natur gemacht worden sind, fähig geworden sind, Seine Ratschlüsse und Ihn Selbst zu erfassen und zu lieben.

Bevor aber dieser Vorsatz völlig offenbart wurde, ist der Mensch als ein verantwortliches Wesen auf den Schauplatz gebracht worden, und seine Geschichte als solche, die uns in den verschiedenen Phasen, durch die er gegangen ist, gegeben wird, und zwar bis zum Kreuze, wo seine Feindschaft gegen Gott offenbar wurde, und wo für die volle Offenbarung dieses Vorsatzes und für die Erfüllung des Wohlgefallens Gottes an dem Menschen die Grundlage geschaffen wurde, und zwar wurde diese Grundlage durch das geschaffen, worin der ganze göttliche Charakter in Liebe und in Gerechtigkeit geoffenbart und verherrlicht wurde, wie auch Gott in jeder Hinsicht vollkommen verherrlicht wurde, indem Er den Menschen in die Herrlichkeit einführte. Die Schöpfung hat als ein Schauplatz für diese Kundmachung Gottes gedient, als eine Kundmachung wäre sie aber an sich ganz und gar unvollkommen gewesen, obwohl sie in einem gewissen Maße Seine Herrlichkeit verkündete.

Indem überdies die Sünde hereingebrochen war, neigte der Zustand der Schöpfung und das Wirken der Vorsehung, die ihre Ordnung und alle Einzelheiten hienieden regulierte, dazu, bei dem Zustande, in dem sich der Mensch befand, einen falschen Begriff von Gott zu geben. Wenn er nun diese Schöpfung und diese Regierung auf Gott bezog, so sah er eine Macht, die Ihm allein gehörte, während gleichzeitig Böses da war, das jeden Begriff, den er sich von jener mächtigen Güte machen konnte, umwarf. Der Verstand des Menschen verlor sich bei der Anstrengung, dies zu erklären; und Aberglaube und Philosophie vollendeten die Verwirrung, in der er sich befand. Einerseits verfälschte der Aberglaube noch mehr die falschen Begriffe, die sich der Mensch von Gott gemacht hatte, und andererseits tauchte ihn die Philosophie durch die Anstrengungen des natürlichen Verstandes des Menschen, die Schwierigkeit loszuwerden, in solch eine Finsternis und Ungewissheit, daß er schließlich jeden Begriff von Gott überhaupt verwarf, es sei denn, daß ihn die Not dazu trieb, einen zu suchen.

Diese Formen des Aberglaubens waren nichts anderes, als daß sich Satan des Begriffs von Gott im Herzen bemächtigt hatte, um unter diesem Namen seine Lüste zu befriedigen, und es dadurch zu erniedrigen, daß sie durch den Namen eines Gottes, der in Wahrheit ein Dämon war, geweiht wurden; die Philosophie aber war eine unnütze Anstrengung der Vernunft des Menschen, sich zum Begriff Gottes zu erheben - zu einer Höhe, die er zu erreichen unfähig war und die er infolgedessen preisgab, indem er sie zum Gegenstand des Stolzes machte, ohne sie auszukommen. Sogar das Gesetz Gottes, während es die Verantwortlichkeit des Menschen Gott gegenüber verkündete und somit Seine Autorität behauptete, offenbarte Ihn nur in dem Ausüben des Gerichts, indem es vom Menschen forderte, was er sein sollte, ohne jedoch das Wesen Gottes, außer in Gerechtigkeit, zu offenbaren und keineswegs in Beziehung zu dem Schauplatz des Elends und der Unwissenheit, die die Sünde über das Menschengeschlecht gebracht hatte. Es zeigte nicht, was Gott inmitten dieses Elends war, noch konnte es das tun, denn es war seine Aufgabe, vom Menschen eine Übereinstimmung mit einer bestimmten Verhaltungslinie zu fordern, von der Sich der Gesetzgeber zum Richter machte, und zwar am Ende der Laufbahn dessen, der ihr unterstand. Der Sohn Gottes ist Gott Selbst inmitten dieses ganzen Schauplatzes, der treue Zeuge von allem, was Er in Beziehung zu diesem ist. Mit einem Wort, es ist der Sohn Gottes, den Gott Selbst offenbart und der notwendigerweise zum Mittelpunkt all Seiner Ratschlüsse und aller Offenbarungen Seiner Herrlichkeit wird, wie auch zum Gegenstand aller Seiner Wege.

Wir werden drei große Gegenstände in der Bibel finden - die Schöpfung (jetzt unter der Wirkung des Sündenfalles) 1 das Gesetz, das dem Menschen, wie er jetzt ist, eine Satzung gab - dem Menschen inmitten dieser Schöpfung, um zu sehen, ob er dort gottgemäß leben und gesegnet werden kann; und den Sohn Gottes.

Die ersten zwei, nämlich die Schöpfung und das Gesetz, sind mit der Verantwortlichkeit des Geschöpfes verbunden. Wir werden alles, was mit diesen beiden verbunden ist, schuldig oder verdorben finden. Den Sohn werden wir im Gegensatz dazu - als die Kundmachung der Gnade und Liebe des Vaters, und der Liebe Gottes der Welt gegenüber, als diese Schuld in gesetzloser Sünde und in der Übertretung des Gesetzes schon da war, und als das ausdrückliche Ebenbild des Wesens Gottes, in dem der Vater gesehen wurde - in Liebe inmitten dieser gefallenen Schöpfung und den Widersprüchen eines widerspenstigen Volkes leiden sehen; und als Gott im Blick auf die Sünde vollkommen verherrlicht wurde, indem Er alle Ratschlüsse Gottes zustande brachte und durch Seine Macht und unter Seiner Autorität alle Dinge im Segen vereinigte, werden selbst die, welche Ihn mit Hass erfüllt verworfen hatten, gezwungen werden, Ihn als Herrn zur Herrlichkeit Gottes des Vaters anzuerkennen; und schließlich, wenn Er Sich alles unterworfen haben wird, wird Er als Sohn des Menschen Gott dem Vater das Reich Seiner Herrlichkeit übergeben, auf daß Gott alles in allem sei.

Neben alledem gibt es in den Ratschlüssen Gottes diejenigen, mit denen Sich Gott, den, wir in Jesu kennen, umgibt die zur Gleichheit Dessen, mit dem sie als Söhne verbunden sind, gebracht werden, indem Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern ist, die ewig bei Gott Seine Gunst und Segnung genießen werden, da es auf Ihn ankommt, mit wem und durch wen sie dies genießen. Da ist auch ein irdisches Volk, in dem Gott die Grundsätze Seiner Regierung hienieden und Seine unfehlbare Treue offenbart; letzterem zufolge wurde das Gesetz gegeben. Schließlich war im Vorsatze Gottes vor Grundlegung der Welt eine Kirche da (die jedoch bis zu dem gelegenen Augenblick verborgen war, wo ihre Erlösung vollbracht worden war und wo der Heilige Geist, der nun in ihr wohnte, ihr infolge der Erfüllung des Erlösungswerkes und der Verherrlichung Christi die Auswirkung ihrer Erlösung und den ganzen Umfang ihrer Segnung offenbaren konnte), in Christo auserwählt, Seine Braut, die Ihm ohne Flecken und ohne Runzeln dargestellt werden sollte, die auch sein Leib ist, die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt, die mit Ihm durch den Geist vereint ist, durch den alle Glieder getauft sind, die bald in Herrlichkeit geoffenbart werden wird, wenn Er die Hauptesstellung einnimmt.

Das Kreuz ist in jeder Hinsicht der Mittelpunkt von alledem. Dort endet die Geschichte des Menschen als eines Kindes Adams, und dort fängt sie wieder damit an, daß die Gnade durch Gerechtigkeit herrscht. Dort werden das Gute und das Böse völlig zur Entfaltung gebracht - Hass im Menschen und Liebe in Gott, die Sünde und die Gerechtigkeit Gottes gegen sie 2. Dort ist Gott sittlich vollkommen verherrlicht, und der Mensch ist in Sünde gerichtet und in Gerechtigkeit erlöst, die Herrschaft des Bösen ist vernichtet, und die Herrschaft des Menschen in Gerechtigkeit ist aufgerichtet, wie Gott es gewollt hatte; der Tod und der, der seine Macht besaß, sind beiseite gesetzt, und zwar durch eine Liebestat, die den Sohn Gottes als Menschen zum Haupte aller Dinge in Gerechtigkeit setzt. Durch das Kreuz steht alles sicher und unveränderlich als Ergebnis auf der Grundlage der Erlösung: was wird das Ende derer sein, die dies verachten?

Deshalb werden wir nicht nur die Schöpfung, das Gesetz und den Sohn Gottes finden, sondern auch die Handlungsweise Gottes, durch die Gott den Weg dazu vorbereitete und die Menschen dazu veranlasste, Seine Kundmachung zu erwarten; und die Entfaltung aller Grundsätze, nach denen Er mit dem Menschen Beziehungen aufnahm; und die Folgen der Übertretung des Gesetzes; und zuletzt, an ihrem Platze, die Offenbarung der Kirche auf Erden, und die Anweisungen, die Er ihr gegeben hat, zusammen mit dem Laufe der Ereignisse, die mit ihrem Dasein und ihrer Untreue auf Erden verbunden sind, und auch mit dem irdischen Volk Gottes und den Menschen selbst, die verantwortlich vor Gott und von Ihm mit Autorität auf Erden bekleidet sind: das ganze schließt mit der Herrlichkeit Jesu, dem Sohne des Menschen, ab, der die Segnung und die Vereinigung aller Dinge unter der Herrschaft Gottes vereint, und schließlich - Gott alles in allem. Die Geschichte Jesu; die der Kirche nach den Ratschlüssen Gottes gewährte Stellung in Herrlichkeit, das von den Zeitaltern her verborgene Geheimnis; ihr Teilhaber an den Leiden Jesu und ihre Vereinigung mit Ihm; und im allgemeinen das Zeugnis des Heiligen Geistes, der von droben gegeben ist, werden deutlich im Neuen Testament geoffenbart. Das, worüber wir vorher geredet haben, bildet den Lauf der Zeitalter; die Kirche bildet keinen Teil von ihnen.

Natürlich teilt das die Bibel in zwei Teile ein: in jenen, der von den ersten zwei Gegenständen redet, von der Schöpfung und von dem Menschen in seiner Beziehung zu Gott ohne Gesetz, und von Seinem Volk unter dem Gesetz; und in jenen, der von dem Sohne redet, der auf die Erde kommt, und von allem, was sich auf die Kirche und ihre Herrlichkeit bezieht - das ist ganz allgemein das Alte und Neue Testament. Wir werden jedoch sehen, daß sich im Alten Verheißung und Weissagung immer auf den Sohn, den ewigen Gegenstand der Ratschlüsse Gottes, bezogen, während im Neuen Weissagungen über die zukünftigen Verfahren Gottes mit der Erde sind, und insofern ist es mit dem Alten verbunden; weiterhin wurde die Verwerfung des Sohnes zum Anlass für die Gegenwart des Heiligen Geistes auf Erden, eine Tatsache, die den ganzen Zustand des Volkes Gottes veränderte und besondere Gegenstände einführte, die von dieser Anwesenheit abhingen. Denn dem historischen Teil des Neuen Testaments ist diese Besonderheit eigen, daß der Sohn zuerst der Welt, wie auch dem Volke unter dem Gesetz vorgestellt wurde, um sie aufs neue auf die Probe zu stellen. Die Bedeutung Seines Kommens war zuerst nicht das Vollbringen der Ratschlüsse Gottes, sondern um dem Menschen, der immer noch der alten Ordnung der Dinge unterstellt war, das treue Zeugnis des Wesens Gottes darzustellen, wenn das Herz des Menschen überhaupt fähig war, dies aufzunehmen, oder Denjenigen zu erkennen, der in Gnade in die gefallene Schöpfung zurückkehrte und es in der Gestalt und Natur dessen tat, durch den der Fall stattgefunden hatte, und auch den Juden, wenn sie willens gewesen wären, Ihn, den Herrn der Herrlichkeit, den Gegenstand aller Weissagungen und aller Verheißungen, aufzunehmen, und schließlich (da die Welt Ihn nicht erkannte und die Seinigen Ihn nicht aufnahmen), um das Opfer zu vollbringen, das die Grundlage einer neuen Welt vor Gott schaffen und die Erlösten in Freude vor das Angesicht des Vaters hinstellen konnte, die Erben von allem, was in Ihm, dem zweiten Adam, begründet wurde, um die Kirche zu Seinem Leibe und zu Seiner Braut zu machen.

Aus allem, was ich gesagt habe, ergibt sich auch, daß das Alte Testament zwei durchaus unterschiedliche Teile enthält, die oft, das ist wahr, in einem Buche und selbst in ein und derselben Schriftstelle vereint sind, die sich doch in ihrem Wesen unterscheiden, die Geschichte des Menschen, wie er war, und des Weges Gottes mit ihm (oder der historische Teil), ob vor oder unter dem Gesetz, und dann die Offenbarung der Gedanken und Absichten Gottes betreffs der Zukunft, welche immer mit Christo verbunden sind. Diese Offenbarung nimmt manchmal den Charakter einer positiven Weissagung an, manchmal aber die Gestalt eines typischen Ereignisses, welches das vorstellt, was Gott späterhin vollbringen wird. Als ein Beispiel für diese Weise, die Gedanken Gottes auszudrücken, kann ich das Opfern Isaaks anführen. Das ergreifende Beispiel des Gehorsams Abrahams enthält augenscheinlich eine historische Belehrung; jedermann erkennt aber leicht darin ein Vorbild eines Opfers, für das Sich Gott ein Lamm bereitet hatte, von welchem Isaak, der von seinem Vater Geliebte, bloß ein schwaches Bild darstellte, und wo die Auferstehung, nicht im Bilde, sondern in Kraft, die Quelle des Lebens und der Hoffnung für jeden Gläubigen ist.

Vielleicht greife ich aber zu sehr auf die Einzelheiten vor. Lasst uns zum allgemeinen Charakter der Bücher der Schrift voranschreiten.

Fußnoten

  • 1 Ich beschränke mich mehr auf die niedere Schöpfung, in die der Mensch hineingestellt wurde. Es gibt gefallene Engel, und die erschaffenen Himmel sind durch die Sünde verunreinigt. Die Engel waren aber eine ganz andere Schöpfung, und sie sind da, um mit Freuden die Schöpfung zu rühmen, wie wir sie betrachten und wie sie in 1. Mose 1 nach dem ersten Verse als ein Schauplatz gesehen wird, mit dem der Mensch es zu tun hat. Als verantwortlich und als Geschöpfe wurden sie jedoch nicht von Gott bewahrt; sie konnten fallen, und sie fielen tatsächlich. Sie waren aber eine Sonderschöpfung; deshalb haben wir sie nicht in dem Bericht über die Schöpfung in 1. Mose.
  • 2 Moralisch ist das von der größten Tiefe und Fülle. Wir haben den Menschen im absoluten Bösen; der Haß gegen Gott wird in der Güte kund, Satan in seiner ganzen Macht über alle Kinder Adams; den Menschen in Vollkommenheit, Christum in Liebe zu Seinem Vater und in vollkommenem Gehorsam; Gott in Gerechtigkeit gegen die Sünde und in Liebe für den Sünder; und alles dieses an dem Orte der Sünde, wo sich der Mensch befand. Deshalb ist alles darauf Begründete unveränderlich fest. In bezug auf den menschlichen Zustand an sich ist ein auferstandener Christus dessen Ergebnis, ein Mensch in einem neuen, ewigen Zustande, jenseits der Sünde, des Todes, der Macht Satans und des Gerichts.
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