Betrachtung über Römer (Synopsis)
Kapitel 5
Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott. Beachtet auch hier den Unterschied zwischen dem Glauben Abrahams und dem unsrigen. Er glaubte, dass Gott das, was Er verheißen hatte, auszuführen vermag. Wir sind dazu berufen zu glauben, dass Er es ausgeführt hat. Der Glaube an das Wort Gottes, Gott glauben, und durch diesen Glauben Seine Kraft in der Auferstehung zu ergreifen, ist der Glaube, dass uns dies aus der ganzen Auswirkung unserer Sünden herausgehoben hat 1.
Der Glaube ruht in der Kraft Gottes, da sie diese Rettung für uns bewirkt und uns in ihr gerechtfertigt hat. Christus ist um unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden 2.
Der Apostel hatte die großen Grundsätze festgelegt. Jetzt kommt er zu dem Ursprung und der Anwendung von allem (d. h. deren Anwendung auf den Zustand der Seele in ihren Empfindungen). Er stellt uns die Wirkung dieser Wahrheiten vor Augen, wenn sie aus Glauben durch die Kraft des Heiligen Geistes empfangen werden. Das Werk ist getan; der Gläubige hat teil daran und ist gerechtfertigt. Da wir nun gerechtfertigt worden sind, so haben wir Frieden mit Gott, wir stehen in der göttlichen Gunst und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. Wir glauben an einen Gott, der Sich in Kraft ins Mittel gelegt hat, um Den aus den Toten zu erwecken, der unsere Übertretungen getragen hatte; und der nun, da Er auferweckt worden ist, der ewige Zeuge davon ist, dass unsere Sünden hinweg getan worden sind, und dass der allein wahre Gott Derjenige ist, der dies in Liebe getan hat. So habe ich Frieden mit Ihm; alle meine Sünden sind ausgestrichen - zunichte gemacht - durch das Werk Christi; mein von jeder Bürde befreites Herz erkennt den Heiland-Gott. Als gegenwärtige Tatsache stehe ich in jener Gnade oder Gunst, Gottes gepriesene gegenwärtige Gunst, die besser als Leben ist, ruht auf mir. Indem ich durch Christum vor Seinem Angesicht stehe, genieße ich schon jetzt Seine Gunst in gegenwärtiger Gnade. Alle Früchte des alten Menschen sind durch den Tod Christi vor Gott getilgt. Zwischen mir und Gott kann es wegen meiner Sünden keine Frage mehr geben. Er hat nichts mir zuzurechnen, alles ist im Tode und in der Auferstehung Christi erledigt worden. Was die gegenwärtige Zeit betrifft, so bin ich vor Seinem Angesicht in den Genuss der göttlichen Gunst gestellt. Gnade ist die Wesensart meiner gegenwärtigen Beziehung mit Gott. Und weiterhin rühme ich mich in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes, da alle meine Sünden den Erfordernissen der Herrlichkeit Gottes gemäß hinweg getan worden sind und Christus aus den Toten auferstanden ist und dieser ganzen Herrlichkeit Genüge getan hat. Es ist eine volle, wohlbegründete Hoffnung, darin zu sein, und kein Zukurzkommen. Alles steht mit Gott Selbst in Verbindung mit und gemäß Seinen Vollkommenheiten, es ist Gottes Gunst, unsere Hoffnung aber ist die Herrlichkeit Gottes. Alles steht mit Seiner Kraft in der Auferstehung in Verbindung - der Friede mit Gott ist schon gemacht, es ist die gegenwärtige Gunst Gottes und die Hoffnung der Herrlichkeit.
Man beachte hier, dass sich Rechtfertigung von Frieden unterscheidet. „Da wir nun gerechtfertigt worden sind, so haben wir Frieden.“ Rechtfertigung ist mein wahrer Zustand vor Gott aufgrund des Werkes Christi, Seines Todes und Seiner Auferstehung. Da der Glaube auf diese Weise Gott kennt, steht er in Frieden mit Gott; das ist aber ein Ergebnis wie gegenwärtig der Genuss der Gnade, in welcher wir stehen. Der Glaube glaubt an den Gott, der dies getan hat und der - indem Er Seine Kraft in Liebe und in Gerechtigkeit ausübte - Denjenigen aus den Toten auferweckte, der meine Sünden getragen und sie vollständig abgeschafft und dadurch Gott vollkommen verherrlicht hat. Auf dieser Grundlage haben wir auch „durch Ihn“ den Zugang zu der vollen Gnade Gottes, in welcher wir stehen. Und was ist das Ergebnis? Es ist Herrlichkeit: wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. Gott ist es, welcher die Wurzel und der Vollbringer von allem ist. Es ist das Evangelium Gottes, die Kraft Gottes in der Errettung, die Gerechtigkeit Gottes, und es ist die Herrlichkeit Gottes, in die wir in Hoffnung eingeführt worden sind. Solcherart ist die Wirksamkeit dieser Gnade in Bezug auf uns: Frieden, Gnade oder Gunst, Herrlichkeit. Man möchte sagen: dies ist alles, was wir haben können: es ist für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesorgt.
Nichtsdestoweniger ist da noch mehr zunächst praktische Erfahrung. Wir gehen tatsächlich durch Trübsal, wir rühmen uns ihrer aber, weil sie Herzensübung erzeugt, uns von der Welt trennt, den Willen beugt, das natürliche Wirken des Herzens, es von den Dingen reinigt, die unsere Hoffnung trüben, indem es mit gegenwärtigen Dingen erfüllt wird, damit wir uns in allen Dingen mehr auf Gott beziehen, die ja schließlich ganz und gar von Ihm geleitet werden, dessen treue Gnade uns alles dieses geschenkt hat. Wir lernen besser, dass der Schauplatz, den wir durchwandern, vergeht und sich verändert, und dass er bloß ein Übungsplatz ist und nicht die eigentliche Sphäre des Lebens. So wird die auf das Werk Christi gegründete Hoffnung klarer, nicht mehr so vermengt mit den Dingen des Menschen hienieden; wir unterscheiden klarer das Unsichtbare und Ewige, und die Verbindung der Seele ist vollständiger und ungeteilter mit dem, was uns bevorsteht. Erfahrung, die die Natur entmutigen könnte, bewirkt Hoffnung, denn - es komme was kommen mag - wir haben den Schlüssel zu allem, weil die Liebe Gottes, die uns die Hoffnung gegeben hat und die durch diese Seelenübungen klarer geworden ist, in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist, welcher der in uns wohnende Gott der Liebe ist.
Nichtsdestoweniger ist der Geist, während Er diese innere Grundlage der Freude gibt, sorgfältig, sie auf Gott zu beziehen, und auf das, was Er außerhalb von uns getan hat (wegen des Beweises dieser Dinge, die wir haben), auf dass die Seele auf dem, was in Ihm ist, auferbaut werde, und nicht auf dem, was in uns ist. Diese Liebe wohnt fürwahr in uns; sie erklärt alles in holdseliger Weise; aber die Liebe, die durch die Anwesenheit des Heiligen Geistes vorhandene Liebe, ist die Liebe Gottes, welche sich nämlich darin erwiesen hat, dass, als wir noch kraftlos waren, Christus zur bestimmten Zeit für Gottlose starb. Die bestimmte Zeit war, als der Mensch sich als gottlos erwiesen hatte, und auch kraftlos, um sich aus diesem Zustande zu befreien, obwohl ihm Gott unter dem Gesetz den Weg wies. Der Mensch kann ergeben sein, wenn er ein angemessenes Motiv hat; Gott hat die Ihm Selbst besonders eigene 3 Liebe darin entfaltet, dass, als in uns für Ihn kein Beweggrund vorhanden war, als wir nichts als Sünder waren, Christus für uns starb! Der Ursprung lag in Ihm, war Er Selbst. Welche Freude zu wissen, dass wir alle diese Dinge in Ihm und von Ihm haben!
Da Gott uns nun nach der Regung Seines eigenen Herzens mit Sich versöhnt hat, als wir Feinde waren, wird Er um so mehr, da wir nun gerechtfertigt sind, bis zum Schluss vorangehen, und wir werden durch Christum vom Zorn errettet werden. So fügt er betreffs des Mittels hinzu: „Wenn wir ... mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes durch das, was sozusagen Seine Schwäche war, werden wir vielmehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“ - durch die mächtige Lebenskraft, in der Er ewig lebt. Somit macht die Liebe Gottes Frieden in Bezug auf das, was wir waren, und gibt uns Sicherheit in Bezug auf die Zukunft, und macht uns dabei glücklich in der Gegenwart. Und es ist das, was Gott ist, was alle diese Segnungen für uns sichert. Er ist Liebe, voller Rücksichtnahme auf uns, voller Weisheit.
Nachdem aber unser Zustand - Friede, Gnade und Herrlichkeit -, das, was vollständig zu sein schien und vollständige Errettung ist, festgelegt war, ist hier noch ein „nicht allein“. „Nicht allein“ rühmen wir uns der Trübsale, sondern wir rühmen uns Gottes. Wir rühmen uns in Ihm. Dies ist der zweite Teil der gesegneten Erfahrung des Christen, der Freude, die unserer Erkenntnis der Liebe Gottes in Christo und unserer Versöhnung durch Ihn entfließt. Der erste Teil war, dass er sich der Trübsal ihrer Auswirkung wegen rühmte, da er die göttliche Liebe kannte. Der zweite Teil ist die Liebe Gottes Selbst im Menschen. Wenn wir diese kennen, rühmen wir uns nicht nur unserer Errettung und sogar der Trübsal, sondern, indem wir solch einen Heiland-Gott kennen (einen Gott, der Jesum aus den Toten auferweckt und uns in Seiner Liebe errettet hat), rühmen wir uns Seiner. Eine höhere Freude als diese können wir nicht haben.
Damit schließt dieser Abschnitt dieses Briefes, in dem die durch Christum gewirkte Versöhnung die Abschaffung unserer Sünden und die Liebe Gottes Selbst völlig erfüllt und kundgemacht worden sind: Friede, Gnade, die wir besitzen, und erhoffte Herrlichkeit, und das durch die reine Liebe Gottes, die darin erkannt wird, dass Christus für Sünder starb. Sie ist ausschließlich aus Gott und deshalb göttlich vollkommen. Es war keine Sache der Erfahrung, wenn dem auch viel Freude entfloß, sondern Gottes eigenes Tun aus Sich Selbst heraus, und so offenbarte Er Sich in dem, was Er ist. Bis hierher war die Rede von Sünden und persönlicher Schuld, jetzt von der Sünde und dem Zustande des Menschengeschlechts. Die reine Gnade Gottes uns gegenüber, beginnend mit uns als Sündern, wird wunderbar ans Licht gebracht, und führt dann weiter zu unserer Freude in Ihm, der uns ein Solcher gewesen ist und ist.
So ist nun die Grundlage und der Ursprung der Errettung angegeben worden, wie auch die Zuversicht und der Genuss, die daraus entfließen, die sich alle auf Gott gründen, der es mit denen zu tun hatte, die nichts als völlig kraftlose Sünder waren, und dass durch den Tod Christi die Frage unserer Sünden erledigt worden ist - das, wofür ein jeder nach dem, was er getan hatte, hätte gerichtet werden müssen. Ohne Gesetz oder unter Gesetz, alle waren schuldig; ein Sühnungsmittel oder Gnadenstuhl wurde in dem kostbaren Blut Christi dargestellt, für die Schuldigen wurde Frieden gestiftet, und Gott wurde in Liebe geoffenbart. Dies hat uns aber höher heraufgeführt. Wir haben es mit Gott zu tun, und mit dem Menschen, wie er gegenwärtig ist. Es ist eine Frage des sündigen Menschen; hier hatte der Jude keinen Vorteil, er hatte nichts, um sich dessen rühmen zu können. Er konnte nicht sagen: die Sünde ist durch uns und durch das Gesetz geworden. Es geht um den Menschen, die Sünde und um die Gnade. Der Apostel greift diese grundlegende und wesentliche Frage auf - nicht Sünden und Schuld, die später gerichtet werden sollen, wenn sie nicht bereut werden - sondern den gegenwärtigen Zustand des Menschen.
Der Mensch hatte gar nichts, dessen er sich rühmen könnte. Wir haben den Gott der Gnade vor Augen, der in Bezug auf die Sünde gehandelt hat, als nichts anderes da war, außer dass das Gesetz die Sache durch die Übertretung noch schlimmer gemacht hatte. Nun kam die Sünde durch einen Menschen, und durch die Sünde der Tod. Dies bringt uns zum Zustande des Geschlechts, nicht nur zu den Handlungen der einzelnen. Dieser Zustand bedeutete ein Ausgeschlossensein von Gott und eine böse Natur. Darin waren alle gleich, obwohl ein jeder sicherlich seine persönlichen Sünden und Schuld hinzugefügt hatte. Die Sünde war durch einen gekommen und durch die Sünde der Tod. Somit war der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt hatten. Denn Sünde war in der Welt ehe das Gesetz kam, und das Gesetz fügte nicht viel zum Vorteil des Zustandes des Menschen hinzu: es rechnete ihm entschieden seine Sünde dadurch zu 4, dass es sie ihm zu erkennen gab und sie ihm verbot.
Nichtsdestoweniger, obwohl nach der Regierung Gottes, in Anbetracht einer vorgeschriebenen und bekannten Satzung, Sünden nicht zugerechnet wurden, herrschte doch der Tod - ein beständiger Beweis der Sünde (übrigens machte es die Geschichte des ersten Buches Mose selbst für den Juden unbestreitbar) - über solche, die keinen Bund gebrochen hatten, der sich auf ein bekanntes Gebot gründete, wie Adam es getan hatte 5; wie auch die Juden, nachdem das Gesetz gegeben war. Zwischen Adam und Mose, als noch kein Gesetz in Frage kam, starben Menschen genauso wie vor und nach dieser Zwischenzeit - die Sünde herrschte.
Wir müssen bemerken, dass zwischen dem Ende von Vers 12 bis zu Vers 17 eine Einschaltung ist: nur der Gedanke wird ausgelegt wie in ähnlichen Fällen. In dieser eingefügten Stelle erörtert der Apostel den Gedanken, nachdem er Adam als ein Bild des Zukünftigen, des Christus, dargestellt hat, dass der Charakter der Gnadengabe nicht geringer als das Böse sein kann. Wenn sich die Sünde des einen ersten Menschen in ihren Auswirkungen nicht auf den, der sie beging, beschränkte, sondern sich auf alle, die als das Menschengeschlecht mit ihm verbunden waren, ausdehnte, so wird die Gnade um so mehr durch den Einen, Jesus Christus, nicht in Ihm enden, sondern die Vielen unter Ihm auch umschließen. Und in Bezug auf die Sache wie auch auf die Person - und hier steht das Gesetz im Blickfeld - brachte eine einzige Übertretung den Tod, die Gnade aber tat eine Menge Übertretungen hinweg. Somit konnte sie dem genügen, was das Gesetz notwendig gemacht hatte. Was die Auswirkung betrifft, hat der Tod geherrscht; durch die Gnade aber wird nicht nur Leben herrschen, sondern wir werden nach der Überschwänglichkeit der Gnade im Leben herrschen durch den Einen - durch Jesum Christum.
In Vers 18 wird die allgemeine Erörterung auf eine sehr abstrakte Weise wieder aufgenommen. Er sagt: „Wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit (oder Handlung der Gerechtigkeit) gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“ Eine Übertretung bezog sich in ihrer Auswirkung sozusagen auf alle; so war es auch mit der einen Handlung der Gerechtigkeit. Dies ist der Spielraum der Handlung an sich. Nun die Anwendung: Gleichwie durch des (nur) einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des (nur) Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten versetzt. Es ist immer noch der Gedanke, dass die Handlung des einzelnen in ihren Auswirkungen sich nicht auf seine Person beschränkt. Sie beeinflusst viele andere, indem sie sie unter die Folgen jener Handlung bringt. Es heißt „alle“, wenn von dem Spielraum der Handlung 6 die Rede ist; „die Vielen“, wenn es um die eindeutige Auswirkung in Bezug auf die Menschen geht, d. h. auf die Vielen, die mit dem, der die Handlung vollbrachte, verbunden waren.
Das also war außerhalb des Gesetzes, obwohl das Gesetz das Böse noch schlimmer machen mochte. Es ging um die Auswirkung der Handlungen Adams und Christi, und nicht um das Verhalten einzelner, worauf sich das Gesetz offensichtlich bezog. Durch den Ungehorsam eines Menschen geschah es, dass die Vielen (alle Menschen) zu Sündern gemacht wurden, nicht durch ihre eigenen Sünden. Sünden hat ein jeder seine eigenen, - hier geht es um einen allen gemeinsamen Zustand der Sünde. Was nützte dann das Gesetz? Es kam sozusagen, ausnahmsweise und nebenbei in Bezug auf die Haupttatsache, „auf dass die Übertretung überströmend würde“, nicht die Sünde. Die Sünde war schon da; das Gesetz machte jede ihrer Regungen zu einer echten Übertretung. Aber nicht nur dort, wo die Übertretung, sondern wo die Sünde überströmend wurde - war die Gnade noch überströmender, denn unter Gesetz und auch ohne Gesetz war sie überströmend, auf dass, gleichwie die Sünde geherrscht hat im Tode, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesum Christum, unseren Herrn. Wenn die Gerechtigkeit dort geherrscht hätte, wo die Sünde herrscht, würde es der ganzen Welt zur Verdammnis gereicht haben. Es ist die Gnade, die herrscht - die unumschränkte Liebe Gottes. Wenn die Gerechtigkeit es mit dem Bösen zu tun hat, ist sie auf demselben Niveau mit ihm, und zwar durch die Tatsache, dass sie die Gerechtigkeit ist; Gott aber steht darüber, und Er handelt, und kann handeln, und hat gemäß Seiner eigenen Natur das Recht zu handeln; denn Er ist Liebe. Ist es nun so, dass Er Ungerechtigkeit und Sünde gutheißt? Nein; in Seiner Liebe bringt Er die Vollendung der göttlichen Gerechtigkeit durch Jesum Christum zustande. Er hat in Ihm jene göttliche Gerechtigkeit vollbracht, indem Er Ihn zu Seiner Rechten erhöht hat. Dies ist aber wegen eines für uns vollbrachten Werkes geschehen, in dem Er Gott verherrlicht hat. Weithin ist Er unsere Gerechtigkeit, wir aber sind die Gerechtigkeit Gottes in Ihm. Es ist die Gerechtigkeit aus Glauben, denn wir haben sie durch Glauben an Ihn. Es ist die Liebe, die - indem sie den Charakter der Gnade annimmt, wo es um die Sünde geht - herrscht und über den Tod hinaus und jenseits des Todes ewiges Leben gibt - ein Leben, das von droben kommt und wieder dorthin hinaufsteigt, und zwar in göttlicher Gerechtigkeit, und in Verbindung mit dieser Gerechtigkeit wird sie durch das Werk Jesu Christi erhöht und entfaltet, in dem wir dieses Leben haben, als Er das vollbrachte, was die göttliche Gerechtigkeit ans Licht brachte, mit dem Ziel, dass wir ihr entsprechend ewiges Leben und Herrlichkeit besitzen sollten. Wenn Gnade herrscht, so ist es Gott, der herrscht. Dass die Gerechtigkeit bewahrt wird ist ein Erfordernis Seiner Natur. Sie wird aber mehr als bewahrt nach dem Maße des Anspruchs Gottes auf den Menschen als solchen. Sicherlich war Christus als Mensch vollkommen, Er hat aber das, was Gott Selbst ist, verherrlicht, und da Er durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, hat Gott Seine Gerechtigkeit dadurch verherrlicht, dass Er Ihn zu Seiner Rechten gesetzt hat, wie Er Seine Liebe dadurch verherrlichte, dass Er Ihn gab. Nun ist es Gerechtigkeit in der durch Gnade gegebenen Errettung an die, welche keine besaßen; sie wurde in Jesu gegeben, der durch Sein Werk die volle Grundlage dafür legte, indem Er Gott sogar in Bezug auf die Sünde verherrlichte, und zwar an dem Ort, wo in dieser Hinsicht alles, was Gott ist, kundgemacht wurde.
Die Erfüllung des Gesetzes wäre die Gerechtigkeit des Menschen gewesen; der Mensch hätte sich ihrer rühmen können. Christus hat Gott verherrlicht - ein schwerwiegender Punkt in Verbindung mit der Gerechtigkeit, die Er jedenfalls mit der Herrlichkeit verband. Die Gnade aber verleiht dem Sünder Gerechtigkeit durch Zurechnung, sie hält ihn demgemäß für gerecht und führt ihn in die Herrlichkeit ein, die Christus durch Sein Werk verdient hat - in die Herrlichkeit, in der Er als Sohn war, ehe die Welt begann.
Fußnoten
- 1 Natürlich bedeutet das nicht, dass der Leib schon erneuert ist.
- 2 Ich verwerfe vollständig die Deutung „weil wir gerechtfertigt worden sind“. Das ist nicht die Bedeutung des griechischen Textes, und den Glauben aus unserer Rechtfertigung auszuschließen widerspricht dem Anfang von Kapitel 5.
- 3 Dieses Wort ist im Original sehr betont: Seine eigene Liebe, Vers 8.
- 4 Das Wort „zurechnen“ in dieser Schriftstelle (Kap. 5,13) ist nicht dasselbe wie wenn Gerechtigkeit zugerechnet wird, oder Glauben zur Gerechtigkeit. Es bedeutet, eine Tat (oder Summe) auf das Konto eines anderen zu rechnen, die Person aber nicht so oder so zu achten.
- 5 Dies ist ein Zitat aus Hosea 6,7 seinem wahren Sinne gemäß, worin Israel beschuldigt wird, dasselbe wie Adam getan zu haben. „Sie aber haben den Bund übertreten wie Adam.“
- 6 Dieselbe Unterscheidung, mit demselben Unterschied in der Präposition wird in Verbindung mit der Gerechtigkeit Gottes gefunden, wenn der Apostel von der Wirksamkeit des Blutes spricht, nur weist er darauf hin, wer die Vielen sind, weil eher der Gegenstand des Glaubens als die Wirksamkeit des Werkes dargestellt wird, obwohl dies vorausgesetzt wird (Röm 3,22): „Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesum Christum gegen alle, und auf alle, die da glauben“; gegen alle und auf alle Gläubigen. So hieß es hier durch eine Übertretung „gegen alle“, die Vielen aber, welche mit Christo verbunden Sind, werden durch Seinen Gehorsam in die Stellung von Gerechten gesetzt.