Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)
Kapitel 20-21
David wird jetzt aus der Gegenwart Sauls vertrieben und wird zu einem Wanderer auf Erden. Es ist nicht mehr völlige Unterwürfigkeit dem Saul gegenüber, während er das Gefäß der Kraft Gottes ist. Von Saul vertrieben, war David zur Quelle des Zeugnisses Gottes zurückgekehrt, und Saul hatte es wieder gewagt, sein Leben zu nehmen, sogar als er bei Samuel war. Er hatte völlig jeden Zwang abgeworfen und alles vergessen, was ihn an Gott hätte erinnern und seine Hand hätte zurückhalten sollen. Indern er seinen eigenen Ruhm suchte und sich seiner erworbenen Stellung bediente, übte die Anwesenheit Samuels keinen Halt mehr über sein Gewissen aus. Es heißt nicht einmal mehr: „Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes“; er schätzt den Propheten überhaupt nicht, er ist unwillkürlich unter einen Einfluß gekommen, den er verachtet hatte. Auf diese Weise wird David vor seiner Hinterlist geschützt. Er konnte jetzt nicht zu Saul zurückkehren. Das hätte bedeutet, sich mit der Verachtung des Zeugnisses Gottes zu vereinigen. Denn was kann man machen, wenn ein Mensch weissagt und trotzdem sich der Macht, die er nicht leugnen kann, widersetzt? David flieht. Der Zustand Sauls wird aber durch diesen Zustand der Dinge geprüft. Jonathan kann kaum dem Unwillen seines Vaters Glauben schenken. Bevor er ihn aber unter Beweis stellt, wird seine Ergebenheit dem David gegenüber sehr deutlich erwiesen. Sein Glaube und sein Herz erkennen das an, was der verblendete Saul nicht annehmen kann (Kap. 20, 13-17).
Sogar als David fortgetrieben wird, ist der Glaube Jonathans nicht erschüttert; sein Herz ist nicht dem entfremdet, den seine Seele liebte, als David, strahlend vor Jugend und in der Herrlichkeit seines Sieges über Goliath, dem Saul mit einer Bescheidenheit antwortete, die diesen Glanz noch erhöhte. Er liebt ihn, selbst als er entehrt und auf der Flucht ist. Er erkennt ihn als den Erwählten Gottes an, und er verbindet die Hoffnungen seines Hauses mit der Herrlichkeit seines Geliebten 1. Jonathan folgt aber David nicht nach, und er fällt mit Saul. Welcher Meinung wir in bezug auf die bildliche Bedeutung dieses Teils seiner Lebensgeschichte auch sein mögen, so sehen wir an ihm, daß alles, was mit dem fleischlichen System verbunden ist, das äußerlich mit den Interessen des Volkes und mit dem Namen Gottes zusammenhängt, in bezug auf diese Welt mit dem System fällt, das völlig zugrundegeht.
Durch Jonathan über die Gedanken Sauls unterrichtet, zieht David weg, und Jonathan kehrt in die Stadt zurück.
Der auserwählte König ist nun verworfen. Er begibt sich zum Priester, der ihm das geheiligte Brot gibt, und zwar nach der unumschränkten Gnade Gottes, der Sich über die mit der Segnung verbundenen Satzungen erhebt, wenn diese Segnung verworfen wird - wenn Er Selbst in Seinem Auserwählten und in der Kraft Seines Zeugnisses verworfen wird. Wenn das der Fall ist, setzt Er in Seiner unumschränkten Gnade den Glauben über die Satzungen. Da Gott Selbst und Sein Zeugnis verworfen wurden, galt das Schaubrot als gemein. Tatsächlich ordnete Gott alles neu an.
Es war genau der Fall des Herrn Jesu. Die Person des Verworfenen steht über allen fleischlichen Satzungen, die dort, wo Er ist, ihre Bedeutung verloren haben. Christus unterwarf Sich wohl allen Satzungen und Gewalten; aber die Verwerfung des Zeugnisses Gottes in Ihm ließ allmählich durchblicken, daß Er größer als die Satzungen war - Einer, der sie beiseite setzte und sie durch die Erweisung der wirksamen und ewigen Gnade Gottes ersetzte. Es war viel wichtiger, David Nahrung zu geben, als das, was alt geworden war, zu bewahren. Gott sorgte Sich mehr um ihn als um das Brot der Stiftshütte.
Dann nimmt David das Schwert Goliaths. Durch die Macht des Todes hat der Herr die ganze Kraft dessen vernichtet, der die Macht des Todes hatte. Der Tod ist die beste Waffe im Arsenal Gottes, wenn sie durch die Kraft des Lebens geführt wird.
David, dessen Sinn von der Feindseligkeit Sauls erfüllt ist, sucht Zuflucht unter den Philistern. Was hatte er da zu tun? Dieses Mal treibt ihn Gott von da heraus, ohne ihn zu züchtigen, gleichzeitig beweist Er ihm aber reichlich, daß er dort fehl am Platz war. Wir entgehen der Weisheit, die uns in die Mitte der Feinde Gottes treibt, durch die Schande der Torheit, die dazu führt, daß man uns wieder hinaustreibt.
Fußnoten
- 1 Siehe Kapitel 1. Sam 23,16.17. Das aber, was Jonathan dort vorschlug, konnte nicht sein, d. h. eine Verbindung zwischen dem alten System im Fleisch mit der Gnade und dem Vorsatz Gottes. Obwohl Jonathan David liebte, wandelte er mit dem Alten, was Gott im Begriff stand zu richten.