Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Kapitel 3-7

Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

In Kapitel 3 offenbart Sich Gott dem Samuel, und er ist als Prophet von Dan bis Beerseba bekannt.

Eli, der dafür gerichtet wurde, daß er seine Söhne mehr liebte als Jehova, tröstet unsere Herzen nichtsdestoweniger durch seine Unterwürfigkeit. Wenn er in der Energie der Treue versagte, so war er doch im Herzen Jehova treu, und seine persönliche Frömmigkeit in seiner Ergebenheit der Herrlichkeit Gottes gegenüber ist um so deutlicher, wie er sie unter diesen Umständen erweist und seinen Tod in dem Ikabod seines Volkes findet.

Dies ist die traurige und ergreifende Geschichte der Auswirkung des gerechten Gerichts Gottes über einen Mann, dessen Herz sich für die Herrlichkeit Jehovas in Seinem Volk einsetzte, der jedoch nicht genügend Festigkeit besaß, um das Volk, ja nicht einmal seine eigenen Söhne, daran zu hindern, Jehova im priesterlichen Dienst zu verunehren!

Hier beginnt die Entfaltung der Mittel, die Gott in Seiner Unumschränktheit gebraucht, um mit Seinem Volk in Beziehung zu sein, wo die von Ihm aufgerichteten gewöhnlichen Beziehungen unterbrochen waren.

In Kapitel 4 entfalten die Feinde Gottes und Seines Volkes ihre Macht; die Philister stellten sich auf gegen Israel. In alles beherrschender Vorsehung läßt Gott alle diese Dinge zusammenwirken, um das vorgesehene Ergebnis herbeizuführen.

Wir werden wohl tun, hier einen Augenblick zu verweilen, denn die Philister sind von beachtenswerter Wichtigkeit, und zwar wegen ihres Anteils an dieser Geschichte, indem sie die Macht des Feindes darstellen. Es scheint mir, daß sie die innerhalb des Kreises des Volkes Gottes wirkende Macht des Feindes darstellen. Sie befanden sich auf dem Gebiet der Israeliten - innerhalb des Landes, und sogar diesseits des Jordans. Sie waren nicht von außen kommende Feinde wie die Ägypter oder Assyrer. Gewohnheitsmäßig Israel gegenüber feindselig gesinnt, denjenigen gegenüber, die durch Gottes Bestimmung das Land der Verheißung hätten besitzen sollen, waren die Philister um so gefährlicher, weil sie immer zur Stelle waren und das Land beanspruchten; sie stellen uns im Bild den von innen her handelnden Feind dar. Ich meine nicht das Fleisch, sondern den Feind innerhalb des Bereiches der bekennenden Kirche, der natürlich durch Werkzeuge handelt, der Unterdrücker des wahren Volkes Gottes, dem die Verheißungen gehören.

Verderbt in allen ihren Wegen, und verwegen in ihren Wegen mit Gott, weil sie Seine Majestät und Seine Heiligkeit vergessen hatten, sucht Israel Jehova mit sich in seinem untreuen Zustande zu verbinden 1, wie Er es in ihrem ursprünglichen Zustande gewesen war, anstatt vor Ihn zu treten, um zu lernen, warum Er Sein Volk verlassen hätte. Gott wird sie weder anerkennen noch ihnen beistehen. Im Gegenteil, die Bundeslade, das Zeichen und der Sitz Seiner Beziehungen mit dem Volk, ist genommen. Sein Thron steht nicht länger inmitten Seines Volkes; Seine Stiftshütte ist leer, die ganze geordnete Beziehung ist unterbrochen. Wo können sie Opfer darbringen? Jehova, ihrem Gott, nahen! Eli, der Priester, stirbt, und seine fromme Schwiegertochter, von diesen verhängnisvollen Geschehnissen überwältigt, spricht feierlich die Grabrede über das unglückselige Volk, und zwar in dem Namen, den sie dem gibt, der nicht mehr ihre Freude sein konnte. Die Frucht ihres Leibes trägt bloß dieses Gepräge des Unglücks ihres Volkes - in ihren Augen ist es nur Ikabod.

Welch ein Segen, durch Gnade das durch den Geist eingegebene Lied Hannas schon zu haben, um den Glauben und die Hoffnung des Volkes aufrechtzuerhalten! Alle äußere Verbindung ist abgebrochen; Gott hält aber Seine eigene Majestät aufrecht, und wenn das untreue Israel den Anbetern von Götzen nicht widerstehen konnte, so rechtfertigt der Gott, den Israel verlassen hatte, Seine Herrlichkeit und beweist sogar im Herzen ihres Tempels, daß jene Götzen bloß Eitelkeit sind.

Die Philister werden gezwungen, die Macht des Gottes Israels anzuerkennen, den Israel nicht verherrlichen konnte. Seine Gerichte stellten ihrem natürlichen Gewissen ein Mittel vor, das, während es bewies, daß die allmächtige Kraft Gottes sogar von unvernünftigen Geschöpfen gespürt wird und sie zwingt, wider ihre stärksten Instinkte zu handeln, auch offenbar machte, daß es tatsächlich Jehova, der allmächtige Gott war, der die Züchtigung, unter der sie litten, verhängt hatte.

Gott bewahrt Seine Majestät sogar inmitten Israels. Er befindet Sich nicht länger unter ihnen, indem Er die verheißenen Segnungen sichert. Seine Lade, die durch ihre Untreue der unwürdigen Behandlung der Philister und der Neugierigen ausgesetzt ist, wird (als ein Zeichen der Gegenwart Gottes) zur Gelegenheit des Gerichts über die Vermessenheit derer, die hineinzuschauen wagten, indem sie die göttliche Majestät Dessen vergaßen, der sie zu Seinem Thron gemacht hatte und Sein Zeugnis in ihr bewahrte.

Wie oft aber läßt Gott durch Seine Abwesenheit den Wert Dessen verspüren, dessen Anwesenheit nicht geschätzt wurde!

Immer noch der Anwesenheit und Herrlichkeit Jehovas beraubt, wehklagt Israel ihm nach. Laßt uns hier bemerken, daß Gott nicht unter den Philistern bleiben konnte. Untreue mochte Sein Volk ihren Feinden unterjochen, obwohl Gott gegenwärtig war. Aber (sozusagen) allein gelassen, richtete Seine Anwesenheit die falschen Götter. Eine Vereinigung war unmöglich; die Philister begehren Ihn nicht. Man kann sich nicht des Sieges über Einen Solchen rühmen, der, wenn Er erbeutet wird, zum Verderber des Siegers wird. Die Philister entledigen sich Seiner. Niemals können die Kinder Satans die Anwesenheit des wahren Gottes ertragen.

Übrigens ist das Herz Gottes Seinem Volke nicht entfremdet. Er findet den Weg zu dem Volke Seiner Wahl auf eine unumschränkte Weise zurück, was beweist, daß Er der Gott der ganzen Schöpfung ist. Wie wir gesehen haben, behauptet Er aber Seine Majestät. Über fünfzigtausend Mann sühnen ihre unheilvolle Verwegenheit 2.

Gott kehrt zurück, jedoch muß Er noch einen Weg für Sich gemäß Seinen Vorsätzen und Seinem Handeln öffnen, nachdem Er Seine Beziehungen mit dem Volke wieder aufnimmt. Also erscheint Samuel wieder auf dem Schauplatz, als Israel, nachdem die Lade zwanzig Jahre in Kirjath-Jearim geblieben war (Kap. 7), nach Jehova wehklagte. Die Lade ist nicht an ihren Ort zurückgebracht, noch ist die ursprüngliche Ordnung wiederhergestellt.

Durch sein Zeugnis beginnt Samuel das Gewissen des Volkes zu beeinflussen, das abzulegen, was sie dadurch schwächte, daß sie Gott verunehrten. Er sagt ihnen, daß, wenn sie mit ganzem Herzen zu Jehova umkehren, sie die fremden Götter aus ihrer Mitte hinwegtun müssen und Jehova allein dienen. Eine gemischte Anbetung war untragbar. Dann würde Jehova sie erretten. jetzt ist der Prophet Samuel der Punkt der Begegnung zwischen dem Volke und Gott. Jetzt erkennt Gott ihn allein an.

Die Lade wird noch nicht wieder an ihrem Platze gefunden, bis der von Gott erwählte König auf dem Throne gefestigt ist. Erst wenn der Sohn Davids in Frieden und in Macht in Jerusalem herrscht, wird sie völlig nach der Ordnung Gottes hingestellt 3.

Die Lade wird einmal befragt (1.Sam 14, 18. 19), ihre Anwesenheit ist aber ohne Wirkung und ohne Kraft. Sie ist da, aber in Verbindung mit denjenigen, in denen Glaube und Lauterkeit nicht mehr gefunden wurden, so daß kein Ergebnis zustande kam. Es bewies vielmehr, daß Gott anderswo war, oder wenigstens, daß Er anderswo wirkte.

Wir wollen aber die Geschichte weiter verfolgen. Nach, Samuels Aufruf wurden die fremden Götter hinweggetan. Das Volk versammelt sich um ihn, auf daß er für sie bete. Sie bringen kein Opfer dar; sie schöpften Wasser und gossen es aus vor Jehova als Zeichen ihrer Reue (siehe 2.Sam 14, 14); sie fasten und bekennen ihre Sünde. Samuel richtet sie dort.

Wenn sich aber Israel versammelt, und sei es zur Demütigung, so regt sich gleich der Feind im Widerstand; er wird kein Handeln dulden, welches das Volk Gottes in eine Stellung bringt, die Ihn als Gott anerkennt.

Die lsraeliten sind erschrocken, und sie nehmen zu Samuels Fürbitte Zuflucht. Samuel bringt ein Opfer dar 4, ein Zeichen völligen Ergebenseins dem Herrn und der Beziehung des Volkes zu Ihm, es geschah aber nicht vor der Lade. Er schrie zu Jehova, sein Gebet wurde erhört, und die Philister wurden vor Israel geschlagen. Und das war kein Ausnahmefall, obwohl sie nichts von ihrem furchtbaren Wesen verloren noch von ihrem Haß wider Israel. Samuel bringt den Segen Gottes auf das Volk hernieder, und die Hand Jehovas war alle Tage Samuels wider die Philister.

Die Städte Israels wurden wieder hergestellt. Es war Friede zwischen Israel und den Amoritern. Samuel richtete Israel zu Rama und errichtete dort einen Altar. Alles dieses ist eine Ausnahme - und eine besondere Stellung für Israel, in der sie völlig von Samuel abhängig waren, der, während er selbst als Patriarch lebte, als ob es keine Stiftshütte gäbe, durch seine eigene Beziehung zu Gott durch Glauben zur Stütze und zum Aufrechterhalten des Volkes wurde, das tatsächlich keine andere Stütze hatte.

Fußnoten

  • 1 Man beachte den Gegensatz zwischen diesem Fall und dem Achans, obgleich in letzterem Sünde vorlag. Die Sünde wurde in Einzelheiten bekannt und gerichtet, obgleich das Volk gezüchtigt wurde.
  • 2 Siehe Vermerk zu Kapitel 6, 19; lies: „siebenzig Mann“.
  • 3 Vergleiche die Ps 78,60.61; 132. Die Lade steht in Verbindung mit Zion, dem Sitz der königlichen Gnade. Nur Salomo konnte als der Mann des Friedens das Haus bauen.
  • 4 Das heißt ein Brandopfer. Das ist bemerkenswert. Es war kein Opfer für die Sünde, sondern ein Opfer, das die zwischen dem Volk und Gott bestehende Beziehung anerkannte. Wie wir anderswo gesehen haben, ist nur Christus das wahre Brandopfer.
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